Umgang mit Förderschulkollegen an der Schule

  • Kind 1 (ohne Förderbedarf): hat 2x Note 5 in Hauptfächern, kann diese nicht ausgleichen = wird nicht versetzt

    Kind 2 (mit Förderbedarf): wird in derselben Klasse wie Kind 100, aber lernzieldifferent beschult, inhaltliche Defizite ähnlich groß (oder noch größer) wie bei Kind 1 = wird versetzt

    Es gibt bei uns an der Realschule je nachdem, ob ein Kind auf Haupt--oder Realschulniveau geschult bereits Unterschiede in der Versetzungsordnung, wie Benotung. Das ist den SuS durchaus bewusst und gehört dazu. Neidisch ist deshalb niemand auf die SuS im G- Niveau. Den von dir imaginierten Konflikt, weil für ein zieldifferent beschultes Kind noch einmal eine andere Versetzungsordnung gilt habe ich in der Realität noch nie erlebt. Unreflektierte Kommentare, dass XY es angeblich leichter habe lassen sich recht schnell stoppen, wenn man die SuS darauf hinweist, welches gesundheitliche Päckchen mit Nachteilsausgleichen einhergeht.


    Vielleicht solltest du wenn es um konkrete Schulsiuationen geht weniger theoretisch argumentieren und mehr bei dem bleiben, was du tatsächlich in deinem Schulalltag erlebst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • "lernzieldifferent" bedeutet übrigens, dass die Lernziele ANDERS sind.


    Du kannst die Leistungen des Kindes nicht an denen Anforderungen messen, die du an die zielgleich beschulten Kinder stellst, das geht an sämtlichen Schulformen nicht, da das Kind ja einen Unterstützungsbedarf hat.

    Darum steht ja unter dem Zeugnis ein entsprechender Satz. Wir kennzeichnen auch Klassenarbeiten oder Tests entsprechend.

  • Was für ein imaginärer Konflikt soll das bitte sein, den es spezifisch am Gymnasium geben soll, nicht aber an anderen Schularten, die ebenfalls SuS lernzieldifferent beschulen und an denen das einfach auf dem Zeugnis entsprechend ausgewiesen wird, was eben auch bedeutet, dass die Versetzungsordnung für lernzielgleich beschulte SuS z.B. der Realschulen nicht greift?

    Gymnasien sind keine Gesamtschulen. Und selbst dort werden die Hauptfächer leistungsdifferenziert unterrichtet.

    Warum sollte eigentlich überhaupt irgendein Schüler das Gymnasium verlassen müssen? Wir können dort ja einfach dreißig-fach differenzieren.

  • "lernzieldifferent" bedeutet übrigens, dass die Lernziele ANDERS sind.


    Du kannst die Leistungen des Kindes nicht an denen Anforderungen messen, die du an die zielgleich beschulten Kinder stellst, das geht an sämtlichen Schulformen nicht, da das Kind ja einen Unterstützungsbedarf hat.

    Wenn das Kind einen Unterstützungsbedarf hat und die Lernziele der Schulform mit der passenden Unterstützung erreichen kann, dann gerne. Übrigens haben die meisten Schüler einen irgendwie gearteten Unterstützungsbedarf. Deshalb gibt es Schulunterricht. Zu erwarten, dass Schüler, die die Lernziele der jeweiligen Schulform nicht erreichen können, mit eigenen Lernzielen mitbeschult werden sollen, ist unsinnig. Schüler, die mit der möglichen Unterstützung die Lernziele nicht erreichen, verbleiben nicht auf dem Gymnasium. Warum sollten Kinder mit Behinderung da eine Sonderbehandlung erfahren?

  • einen irgendwie gearteten Unterstützungsbedarf

    „Sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf“ ist in meinem Bundesland die Bezeichnung für einen festgestellten Bedarf in einer oder mehreren sonderpädagogische. Schwerpunkten, bei zieldifferenter Beschulung liegt dieser im Lernen oder der Geistigen Entwicklung vor.

    Die Feststellung ist ein längerer Prozess unter Beteiligung mehrerer Lehrkräfte, häufig unter Berücksichtigung weiterer ärztlicher Diagnosen und/oder Berichten von Therapeut:innen.


    Warum sollten Kinder mit Behinderung da eine Sonderbehandlung erfahren?

    Weil es Kinder mit Behinderung sind.

  • „Leistungsdifferenzierung“ ist aber nicht „lernzieldifferent“

    und CDL schreibt nicht von einer Gesamtschule, sondern von einer Realschule.

    In unserem Schulsystem haben alle Schüler einer Schulform die gleichen Lernziele. An Gesamtschulen haben die A-/B-/C-Kurse bzw. die E-/G-Kurse unterschiedliche Lernziele und zielen auf unterschiedliche Schulabschlüsse ab. Natürlich heißt das auch, dass die Kurse, die nicht A-/E-Kurse sind, weniger anspruchsvoll sind.


    Ich habe nicht behauptet, dass CDL von einer Gesamtschule spricht. Im Gegenteil habe ich daraug hingewiesen, dass Gymnasien (und auch Haupt- und Realschulen) keine Gesamtschulen sind.


    Was ist eigentlich so schlimm daran, Kinder, die an Regelschulen nicht mitbeschult werden können, weil sie die Abschlüsse dort nicht erreichen können, an Förderschulen in kleinen Gruppen mit spezialisiertem und hinreichend ausgebildetem Personal zu beschulen? Ich verstehe wirklich nicht, warum das ein Problem sein soll.

    Dass Kinder nicht nur, weil sie eine Behinderung haben auf der Förderschule beschult werden sollten, fodert hier soweit ich das über licke niemand. Wer das Abschlussziel einer Regelschule (mit Unterstützung) erreichen kann, soll gerne auch so beschult werden. Vollkommen egal, ob das Kind autistisch ist, im Rollstuhl sitzt, blind ist oder was auch immer.

  • Das würde ich so nicht bestätigen. Bei den Förderschwerpunkten Hören, Sehen, kmE und eben Autismus sind sie sehr wohl dabei. Da gibt es dann auch in bestimmten Fächern (z.B. Englisch bei Hörgeschädigten) oft handfeste Probleme.

    Deswegen schrieb ich 'die meisten' und das sind nicht die SuS mit Sinnesbehinderungen. Und mit denen hat das Gymnasium auch keine nennenswerten Probleme, die man "abschieben" müsste, wie der Kollege schrieb. Aber natürlich kann das Gymnasium im Zweifel leichter nach unten durchreichen bzw. macht es einfach wesentlich selbstbewusster.

  • Grundsätzlich ist es kein Widerspruch, dass ein lernzieldifferentes Kind versetzt wird, ein Regelkind aber nicht, weil beide ja eben in unterschiedlichen Bildungsgängen unterwegs sind und "nur" halt im gleichen Setting beschult werden.


    in der Praxis hatte ich leider überhaupt keine Ahnung, welche Lernziele ein GE oder LE Kind in Englisch Klasse 6 oder Erdkunde Klasse 8 hat usw. Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Lehrplan und Ziele werden "individuell" festgelegt. Da kein Sonderpädagoge zur Verfügung stand, habe ich - völlig unprofessionell - die Kinder mit irgendwas beschäftigt und aus den bearbeiteten Themen und Materialien im Nachgang ein paar Lernziele abgleitet, als es um die Zeugnisformulierungen ging. Für mich besteht das Problem bei fehlendem Lehrplan mit klaren Zielen darin, dass die Kinder komplett willkürlich mitversetzt werden. Gäbe es eine ebenso klare Zielperspektive wie im Regelsystem, könnte man die Versetzungen gemessen am Lehrplan des Bildungsgangs plausibel rechtfertigen. Das planlose Durchschieben, was zumindest bei uns an der Schule der Regelfall war, ist dagegen völlig absurd.

  • Grundsätzlich ist es kein Widerspruch, dass ein lernzieldifferentes Kind versetzt wird, ein Regelkind aber nicht, weil beide ja eben in unterschiedlichen Bildungsgängen unterwegs sind und "nur" halt im gleichen Setting beschult werden.


    in der Praxis hatte ich leider überhaupt keine Ahnung, welche Lernziele ein GE oder LE Kind in Englisch Klasse 6 oder Erdkunde Klasse 8 hat usw. Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Lehrplan und Ziele werden "individuell" festgelegt. Da kein Sonderpädagoge zur Verfügung stand, habe ich - völlig unprofessionell - die Kinder mit irgendwas beschäftigt und aus den bearbeiteten Themen und Materialien im Nachgang ein paar Lernziele abgleitet, als es um die Zeugnisformulierungen ging. Für mich besteht das Problem bei fehlendem Lehrplan mit klaren Zielen darin, dass die Kinder komplett willkürlich mitversetzt werden. Gäbe es eine ebenso klare Zielperspektive wie im Regelsystem, könnte man die Versetzungen gemessen am Lehrplan des Bildungsgangs plausibel rechtfertigen. Das planlose Durchschieben, was zumindest bei uns an der Schule der Regelfall war, ist dagegen völlig absurd.

    Zieldifferent sonderpädagogisch geförderte Kindef werden NICHT versetzt.

    Die Lernziele werden im Förderplan festgeschrieben.

    Allerdings, da gebe ich dir vollkommen Recht, ist das mit den vorhandenen Ressourcen nicht sinnvoll umsetzbar. Aber weder am Gymnasium noch an sonst irgendeiner Schulform.

  • Grundsätzlich ist es kein Widerspruch, dass ein lernzieldifferentes Kind versetzt wird, ein Regelkind aber nicht, weil beide ja eben in unterschiedlichen Bildungsgängen unterwegs sind und "nur" halt im gleichen Setting beschult werden.

    Wir bieten aber keine unterschiedlichen Bildungsgänge an. Wenn gewünscht ist, dass in einem Klassenraum mehrere Bildungsgänge vom selben Lehrer angeboten werden, dann können wir auch gleich noch Schüler mit Abschlussziel Haupt- oder Realschulabschluss am Gymnasien zusammen mit den Gymnasiasten beschulen. Das wäre dann eine noch schlechtere Version der Gesamtschule.


    Es ist nett, dass Kollegen offenbar zuviel Zeit haben. Ich persönlich bin schon damit ausgelastet, Unterricht für Schüler anzubieten, die das Abitur machen wollen.

    Davon sitzen pro Lerngruppe 30 im Kurs, für deren individuelle Förderung schon keine Zeit ist. Wo die Zeit herkommen soll, zeitgleich noch weitere Abschlüsse anzubieten, wüsste ich gerne.

    Wenn also jemand eine magische Zeitmaschine hat, die es ermöglicht, in den ca. 45 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit, mehrere Abschlüsse gleichzeitig anzubieten, ein halbes Förderschullehramtsstudium nachzuholen und dabei die Regelschüler nicht zu vernachlässigen, kann er/sie ja gerne davon berichten.

    Zitat

    in der Praxis hatte ich leider überhaupt keine Ahnung, welche Lernziele ein GE oder LE Kind in Englisch Klasse 6 oder Erdkunde Klasse 8 hat usw. Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Lehrplan und Ziele werden "individuell" festgelegt. Da kein Sonderpädagoge zur Verfügung stand, habe ich - völlig unprofessionell - die Kinder mit irgendwas beschäftigt und aus den bearbeiteten Themen und Materialien im Nachgang ein paar Lernziele abgleitet, als es um die Zeugnisformulierungen ging. Für mich besteht das Problem bei fehlendem Lehrplan mit klaren Zielen darin, dass die Kinder komplett willkürlich mitversetzt werden. Gäbe es eine ebenso klare Zielperspektive wie im Regelsystem, könnte man die Versetzungen gemessen am Lehrplan des Bildungsgangs plausibel rechtfertigen. Das planlose Durchschieben, was zumindest bei uns an der Schule der Regelfall war, ist dagegen völlig absurd.

    Traurig ist, dass Förderschullehrer/Förderpädagogen offenbar so wenig von sich selbst halten, dass sie der Ansicht sind, jeder, der etwas vollkommen anderes studiert hat, könne ihre Arbeit einfach so mitmachen. Wozu gibt es den Studiengang überhaupt, wenn die 4+ Semester dediziertes Studium (Anteil Förderpädagogik im Studium), diagnostische Übungen und das Referendariat gar nicht nötig sind, weil das jeder Gymnasiallehrer einfach mitmachen kann.

  • Zieldifferent sonderpädagogisch geförderte Kindef werden NICHT versetzt.

    Die Lernziele werden im Förderplan festgeschrieben.

    Allerdings, da gebe ich dir vollkommen Recht, ist das mit den vorhandenen Ressourcen nicht sinnvoll umsetzbar. Aber weder am Gymnasium noch an sonst irgendeiner Schulform.

    Und woher soll ich wissen, was ich in so einen Förderplan reinschreiben soll? Ich hab keine Ahnung, was so ein Kind leisten kann oder sollte. Also sucht man sich ein paar Textbausteine, fügt in schwammiger Formulierung ein paar Unterrichtsgegenstände mit ein und nennt das Ganze Förderplan.


    Dafür, sich mit jedem Kind hinzusetzen, zu schauen, was es leisten kann, und daraus Ziele zu definieren, steht keine Zeit zur Verfügung.



    Schmidt

    Ich halte natürlich auch nichts davon. Aber die Versetzungsgeschichte kann man argumentativ schon verständlich machen, auch gegenüber Mitschülern.

  • Und woher soll ich wissen, was ich in so einen Förderplan reinschreiben soll? Ich hab keine Ahnung, was so ein Kind leisten kann oder sollte. Also sucht man sich ein paar Textbausteine, fügt in schwammiger Formulierung ein paar Unterrichtsgegenstände mit ein und nennt das Ganze Förderplan.

    Das kann jetzt zum Glück ChatGPT.

  • Traurig ist, dass Förderschullehrer/Förderpädagogen offenbar so wenig von sich selbst halten, dass sie der Ansicht sind, jeder, der etwas vollkommen anderes studiert hat, könne ihre Arbeit einfach so mitmachen. Wozu gibt es den Studiengang überhaupt, wenn die 4+ Semester dediziertes Studium (Anteil Förderpädagogik im Studium), diagnostische Übungen und das Referendariat gar nicht nötig sind, weil das jeder Gymnasiallehrer einfach mitmachen kann.

    Achso, die Förderschulkollegen denken das, da hab ich irgendwie was verpasst. Ich dachte immer, die Oberschulen lassen uns auflaufen mit der Aussage, dass sie alles alleine hinkriegen, indem sie die lernbehinderten SuS einfach mitlaufen lassen und Beratung für überflüssig halten und Unterstützung in Form von Material etc. für unnötigen Aufwand.


    Mit Gymnasien hatte ich in meinem Berufsleben zweimal zu tun: beide Male ging es um Verhaltensauffälligkeiten im Kontext von Hochbegabung bzw. psychischer Erkrankung.


    Ich finde deine Bewältigungsstrategie "ich muss das nicht machen, weil ich es sinnlos finde" zwar total legitim, das funktioniert aber nur, weil es dich nicht betrifft. Mich betrifft es, weil ich Inklusionsstunden zugewiesen kriege, ob ich, die Regelschulen oder irgendwer das gut finden. Mein Arbeitgeber hat das so beschlossen.

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