Umgang mit Förderschulkollegen an der Schule

  • Quittengelee Danke für die Tipps, sobald wir das Kindergartenproblem gelöst haben, müssen wir da tatsächlich schon ran. Klingt verrückt, weil unser Kind gerade erst drei geworden ist. Aber in ungefähr einem Jahr müssen wir uns schon mit dem Thema Schule befassen, da die Anmeldungen ja schon im Winter 25 laufen… blöder Stichtag sei dank. Beziehungsweise wir müssen uns um eine Rückstellung bemühen

    - ich möchte nicht, dass er als nonverbaler Autist auch noch immer der jüngste ist, wo er eh schon einen deutlichen Entwicklungsrückstand hat. Und ja, wir werden alle Möglichkeiten prüfen, die die erweiterte Umgebung liefert. Ob eine normale Grundschule überhaupt in Frage kommt, müssen wir abwarten, der normale Kindergarten ist auf jeden Fall überfordert.

  • Tja, warum nehmt ihr die dann auf?

    In Hessen entscheidet über die Schulform nach der 4. Klasse allein der Elternwille. Die Grundschule gibt eine Empfehlung, dann wird eine Beratung angeboten, wenn der Elternwunsch davon abweicht. Aber sonst haben wir als aufnehmende Schule keine Wahl, wenn die Kinder aus unserem Einzugsbereich kommen.

  • Ich weiß nicht, aus welchem Bundesland du bist, aber zumindest für NRW kann ich mir das nicht vorstellen, da die Gymnasien nach der Erprobungsstufe alles aussortieren, was nicht ansatzweise in deren Schema passt und Schüler mit Förderbedarf (abseits von KM o.ä.) sind auch eher eine Seltenheit.

    Erst- und Anschlussförderung gibt es auch am Gymnasium. Und diese Schüler kann man nicht einfach nach Klasse 6 abschieben, wie du suggerierst.

  • Da hilft nur eines: Zeiterfassung der Arbeitszeit für alle. So ist das wie mit den verschiedenen Fächern in den Kollegien: jeder denkt, er habe die meiste Arbeit….


    Wie hieß noch gleich dieser Spruch? Arbeit ist der bestverteilte Gegenstand … jeder glaubt er habe genug davon.

    Und wie handhabt man dann Beratungszeit, die einfach nicht abgerufen wird? Die allerwenigsten melden sich mal von sich aus und wir rennen den Regelschulen ganz schön hinterher. Irgendwann wird es einem auch zu doof, wenn Mama es nicht schafft, den Nachteilsausgleich formlos zu beantragen, damit mal etwas passiert.

  • Eine Abstellkammer als Förderraum zur Verfügung stellen, ein Schlüssel dazu wäre ganz verrückt! Festlegen, wer differenziertes Material erstellt und dass welches erstellt werden muss. Überhaupt Aufgabenverteilung vornehmen für die Abminderungsstunden, die die Kolleg*innen durchaus bekommen und ein Förderheft bestellen, von dem Geld, das durchaus da ist. Zumindest schon mal alle Fachkolleg*innen informieren, welches Kind überhaupt Förderbedarf hat und welche Schule dafür zuständig ist, wäre professionell. Aber all das geht natürlich nur, wenn jemand will.

    Das sehe ich auch immer wieder an den jeweiligen Schulen, was auch einfach den Stellenwert der ganzen Sache zeigt. Irgendein Popelraum wird zugebilligt, wo man dann auch höchstens zwei Kinder mal differenzieren könnte. Da passen dann höchstens noch die Akten rein, aber für eigenes Diff-Material fehlt auch der Platz.

    Den Knaller habe ich vor Urzeiten in meinem Ref gesehen, wo eine Kollegin so einen Chipschlüssel für die Inklusionsschule bekommen hat. Natürlich kam sie nur an ihrem Beratungstag damit rein. Bei einem Termin außer der Reihe stand sie wie ein Bettler vor der Tür. Dass sich da unsere Landesregierung wundert, warum sich niemand auf die Stellen beworben hat, die direkt an die Grundschule angebunden sind und nicht an das regionale BFZ, wunderte mich dann. Das war so absehbar.


    Dann ärgert es mich auch unserer Schule, wie mit dem BFZ umgegangen wird. Das interne Systen (an Unterricht und Firlefanz) hat praktisch immer Vorrang. Da bedient man sich schamlos an unserem Stundentopf oder unserer Zeit:

    "Ach, deinen zweiten Beratungstag (bei halber Stelle in der Beratung!!!) habe ich vergessen zu stecken. Ist ja nicht so schlimm, oder?" [Äh, doch!!!]

    "Na, Klassendinge gehen halt vor." [was 25% meiner Beratungstage in einem Halbjahr wegfraß.]

    "In der letzten Woche bist du voll bei den Projekttagen eingeplant. Da läuft in der Beratung doch eh nichts mehr." [Äh ja doch, sondern sogar sehr wichtige Termine! Der Schulleiter einer 1500-Nasen-Schule richtet sich garantiert nicht nach unseren Projekttagen!]

    "Wir hätten da gerne Planbarkeit für, also mach mal einen Termin dafür fest." [An mir liegt es nicht, dass mir einfach kein Termin rückgemeldet wird. Auf der anderen Seite sieht man mich doch auch nur als Verfügungsmasse, die mal in die Lücke geschoben wird. Das BFZ ist ja zu deren Diensten ...]


    Dann haben wir ja auch noch mit der Mediothek zu tun, die Technik für die Schüler bereitstellt. Die haben diese irrige Annahme, dass ich DEREN Zeug inventarisiere (mit mies haftenden Stickern beklebe) und dann wieder auf Zuruf abhole oder das veranlasse - mit dem ganzen bürokratischen Aufwand inklusive. Sie überlegen sich irgendwelche wohlklingenden Konzepte, ohne zu überlegen, wie das denn in die Realität umgesetzt werden soll. Darüber macht man sich einen Kopf, wenn es so weit ist - egal wie absehbar und offensichtlich es ist, dass LEIHgeräte irgendwann mal auch zurückgegeben werden müssen. Taucht irgendwo eine Lücke auf, wird seltsamerweise stets "Förderschullehrer" dafür eingesetzt.


    Das war mal mein kleiner Rant dazu. Ansonsten habe ich auch einige gute Begegnungen und ich bin in der Regel willkommen.

  • Und wie handhabt man dann Beratungszeit, die einfach nicht abgerufen wird? Die allerwenigsten melden sich mal von sich aus und wir rennen den Regelschulen ganz schön hinterher. Irgendwann wird es einem auch zu doof, wenn Mama es nicht schafft, den Nachteilsausgleich formlos zu beantragen, damit mal etwas passiert.

    Ich weiß gar nicht, was Beratungszeit für Förderschullehrer ist. Auch normale Lehrer haben Zeit für Elterngespräche o.ä. einkalkuliert, wenn weniger anfällt müssen wir die andere Arbeit entsprechend selbstständig verteilen.


    Was das Hinterherlaufen betrifft: die einzige Förderschullehrerin, mit der ich mal zu tun hatte, meinte immer, wenn sie mich in den zwei Stunden ihrer Abordnung sah, mal eben gerade jetzt eine Stunde mit mir reden zu müssen. Dass ich direkt auf den Weg in die nächste Klasse war, war ihr nie klar. Und mir hat nie jemand mitgeteilt, was denn nun ihre Aufgaben sind. Und auch nicht, was meine Aufgaben sind. Bei ihrer Ansage, ich stimme mal eben diese 100 Seiten Text lesen und den Nachteilsausgleich für mein Fach verfassen, habe ich mir mit gedacht: solange ich dafür keine Dienstanweisung der Schulleitung bekomme, garantiert nicht! Das kann ich nämlich werde fachlich noch zeitlich leisten. Und dann war die Frau nach ein paar Wochen nach weg und ward nie wieder gesehen.


    Soll heißen: solange beiden Seiten gar nicht klar ist, was sie miteinander anstellen sollen, kann das nicht klappen. Die Systeme scheinen nicht aufeinander abgestimmt zu sein, die Arbeitskraft verpufft, ohne dass die Schüler was davon haben. Ich hoffe sehr, dass das an anderen Schulen besser läuft, vor allem dort wo es mehr als einen Schüler mit Förderbedarf gibt.


    Ich kann den Frust auf beiden Seiten gut verstehen. Aber ich verstehe es nicht als meine Aufgabe, auf eigene Kosten ein kaputtes System zu reparieren.

  • Ich weiß gar nicht, was Beratungszeit für Förderschullehrer ist. Auch normale Lehrer haben Zeit für Elterngespräche o.ä. einkalkuliert, wenn weniger anfällt müssen wir die andere Arbeit entsprechend selbstständig verteilen.

    Ich habe die Hälfte meiner Stelle in der Beratung und das umfasst letztlich sehr vieles: Hausbesuche bei den Schülern, Kontakte zu Hörgeräteakustikern/Kliniken/..., Hospitationen, Beratungsgespräche, Fortbildungen konzipieren und durchführen, Sensibilisierungsstunden halten, Vorschläge für den Nachteilsausgleich machen, Gutachten schreiben u.v.m. Wir sind quasi das verbindende Glied zwischen allen Stellen.

  • Erst- und Anschlussförderung gibt es auch am Gymnasium. Und diese Schüler kann man nicht einfach nach Klasse 6 abschieben, wie du suggerierst.

    Wer sind "diese Schüler"? Die meisten Jugendlichen mit Förderbedarf landen definitiv nicht am Gymnasium. Das Gymnasium hat sicher seine eigenen Probleme, Inklusion gehört nicht dazu.

  • DerGermanist hat einen Punkt aufgezeigt, der bedingt durch Inklusion derzeit unklar ist: Schüler ohne Förderbedarf, die zu viele Defizite aufweisen, müssen die Jahrgangsstufe wiederholen oder auf eine andere Schulform wechseln. Wenn das Gymnasium lernzieldiffernt beschulen soll, besteht ein Konflikt, wenn ein Schüler ohne Förderbedarf das Schuljahr nicht schafft, ein Schüler mit Förderbedarf im Zweifelsfall jedoch versetzt wird.

    Bei uns gibt es derzeit keinen solchen Fall, aber das hängt natürlich vom Einzugsgebiet und die Auslegung von Inklusion mancher Eltern ab.

  • Ich habe die Hälfte meiner Stelle in der Beratung und das umfasst letztlich sehr vieles: Hausbesuche bei den Schülern, Kontakte zu Hörgeräteakustikern/Kliniken/..., Hospitationen, Beratungsgespräche, Fortbildungen konzipieren und durchführen, Sensibilisierungsstunden halten, Vorschläge für den Nachteilsausgleich machen, Gutachten schreiben u.v.m. Wir sind quasi das verbindende Glied zwischen allen Stellen.

    Ich würde gerne mal bei dir hospitieren. Es klingt unheimlich vielseitig und informiert, was du tust.

  • DerGermanist hat einen Punkt aufgezeigt, der bedingt durch Inklusion derzeit unklar ist: Schüler ohne Förderbedarf, die zu viele Defizite aufweisen, müssen die Jahrgangsstufe wiederholen oder auf eine andere Schulform wechseln. Wenn das Gymnasium lernzieldiffernt beschulen soll, besteht ein Konflikt, wenn ein Schüler ohne Förderbedarf das Schuljahr nicht schafft, ein Schüler mit Förderbedarf im Zweifelsfall jedoch versetzt wird.

    Bei uns gibt es derzeit keinen solchen Fall, aber das hängt natürlich vom Einzugsgebiet und die Auslegung von Inklusion mancher Eltern ab.

    Wo ist der Konflikt? Der Förderbedarf - (und ob lernzieldifferent oder nicht) steht auf dem Zeugnis. Außerdem betrifft das doch in erster Linie Ober-/Haupt-/ Mittelschulen.

  • Wer sind "diese Schüler"? Die meisten Jugendlichen mit Förderbedarf landen definitiv nicht am Gymnasium. Das Gymnasium hat sicher seine eigenen Probleme, Inklusion gehört nicht dazu.

    Das würde ich so nicht bestätigen. Bei den Förderschwerpunkten Hören, Sehen, kmE und eben Autismus sind sie sehr wohl dabei. Da gibt es dann auch in bestimmten Fächern (z.B. Englisch bei Hörgeschädigten) oft handfeste Probleme.

  • Ich sehe den Konflikt auch nicht.

    An allen anderen Schulformen müssen Schüler auch wiederholen, Förderschüler werden zieldifferent unterrichtet.

    Warum sollte das am Gymnasium anders sein?


    Das würde ich so nicht bestätigen. Bei den Förderschwerpunkten Hören, Sehen, kmE und eben Autismus sind sie sehr wohl dabei. Da gibt es dann auch in bestimmten Fächern (z.B. Englisch bei Hörgeschädigten) oft handfeste Probleme.

    Diese Aussage finde ich zu pauschal.

    Denn die SuS, die nicht Förderbedarf Lernen oder GE haben, werden doch grundsätzlich zielgleich beschult. Wenn das Material dann entsprechend angepasst wird, sollte doch auch entsprechend transparent sein, warum der/die eine SchülerIn versetzt wird und die/der andere nicht? Ich bin ja nicht Gymnasium, sondern nur Grundschule, und ich übertrage das einfach mal. Und in großen Klassen, bei denen viele besondere Kinder sind, nehme ich oft auch an mir selbst wahr, dass ich die Differenzierung (trotz toller Unterstützung durch das Förderzentrum, das auch selbst Material differenziert!!) Phasenweise einfach auch zeitlich nicht hinbekomme und bei den Zeugnissen dann schwammig dastehe, weil mir die Leistungsbewertung dann schwer fällt. Aber wessen Schuld ist das? Eigentlich nicht die des SYstems der Inklusion an sich. Es liegt dann eher daran, dass ich selbst nicht gründlich genug gearbeitet habe, und das mag wiederum an mangelnden Ressourcen liegen und damit sicher auch wieder am System.

    Oder worin bestehen die handfesten Probleme?

  • DerGermanist hat einen Punkt aufgezeigt, der bedingt durch Inklusion derzeit unklar ist: Schüler ohne Förderbedarf, die zu viele Defizite aufweisen, müssen die Jahrgangsstufe wiederholen oder auf eine andere Schulform wechseln. Wenn das Gymnasium lernzieldiffernt beschulen soll, besteht ein Konflikt, wenn ein Schüler ohne Förderbedarf das Schuljahr nicht schafft, ein Schüler mit Förderbedarf im Zweifelsfall jedoch versetzt wird.

    Bei uns gibt es derzeit keinen solchen Fall, aber das hängt natürlich vom Einzugsgebiet und die Auslegung von Inklusion mancher Eltern ab.

    Was für ein imaginärer Konflikt soll das bitte sein, den es spezifisch am Gymnasium geben soll, nicht aber an anderen Schularten, die ebenfalls SuS lernzieldifferent beschulen und an denen das einfach auf dem Zeugnis entsprechend ausgewiesen wird, was eben auch bedeutet, dass die Versetzungsordnung für lernzielgleich beschulte SuS z.B. der Realschulen nicht greift?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Der Beitrag nennt zwar explizit das Gymnasium, gilt aber auch für andere Schulformen.

    Nochmal: Welcher Konflikt soll das sein, den du dir da imaginierst?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kind 1 (ohne Förderbedarf): hat 2x Note 5 in Hauptfächern, kann diese nicht ausgleichen = wird nicht versetzt

    Kind 2 (mit Förderbedarf): wird in derselben Klasse wie Kind 1, aber lernzieldifferent beschult, inhaltliche Defizite ähnlich groß (oder noch größer) wie bei Kind 1 = wird versetzt

  • Kind 1 (ohne Förderbedarf): hat 2x Note 5 in Hauptfächern, kann diese nicht ausgleichen = wird nicht versetzt

    Kind 2 (mit Förderbedarf): wird in derselben Klasse wie Kind 100, aber lernzieldifferent beschult, inhaltliche Defizite ähnlich groß (oder noch größer) wie bei Kind 1 = wird versetzt

    lernzieldifferente Kinder werden nicht versetzt, sie nehmen am Unterricht der Klasse xy teil. Jeder der da neidisch auf das zieldifferente Förderkind ist, sollte mal tief in sich gehen und beispielsweise über die zukünftigen Folgen nachdenken. Ein zieldifferentes Kind wird zumindest im ersten Bildungsweg keinen Regelschulabschluss machen können. Und damit meine ich nicht nur Abitur.

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