Danke, Eugenia. Genauso erlebe ich es auch. Das Problem sind nicht Lehrkräfte, die kein Interesse haben. Das Problem ist das System.
Wenn man großes Glück hat, hat man jüngere Klassenstufen unterrichtet und findet nach etwas abendlicher/wochenendlicher Suche ein Arbeitsblatt, das einigermaßen passt. Wenn man Pech hat, erstellt man es selbst - und das kostet so viel Zeit, das schaffe ich persönlich on Top einfach nicht mehr. Eine Kollegin hat für ihre beiden lernzieldifferenziert unterrichteten Kinder privat im Geschäft Arbeitshefte auf deren Level gekauft. Die hatte immerhin "Glück", das die Kinder auch emotional mehrere Jahre zurück sind und Hefte der 1./2. Klasse nicht albern fanden. Bei anderen LE-Schüler:innen ist das nicht so einfach.
Eine Sonderpädagogin von der übergeordneten Stelle meinte, die Kollegin, die ein fast blindes Kind unterrichtete, solle doch eine Braille-Schreibmaschine kaufen (zur Not privat, wenn die Schule kein Geld hat), jedes Arbeitsblatt übersetzen und sich individuell mit dem Kind auf den Flur setzen, wenn der Schulhelfer nicht da ist und den Rest der Klasse "selbstständig arbeiten lassen". Die hätten sich bestenfalls nicht schwer verletzt, so unbeaufsichtigt.
Und auch, wenn wir an der Grundschule "nur" 26 - 28 Kinder haben - die LE-/GE-Kinder sind ja nicht die einzigen.
Wir haben sogar eine Sonderpädagogin an der Schule. Sie hat eine Klassenleitung, ist Fachlehrerin in einem Mangelfach für mehrere Klassen und muss einen Quereinsteiger betreuen, weil es keine anderen Lehrkräfte in der benötigten Klassenstufe mehr gibt, die die Erfahrung und die Geduld für diese Betreuung aufbringen. Ich glaube, sie hat 2 bis 3 Stunden für Beratung und Testung übrig. Jeder wurschtelt so vor sich hin.