• Wer von euch hat am Bildungsprotesttag teilgenommen? 45

    Das Ergebnis ist nur für Teilnehmer sichtbar.

    Moin. Wer von euch hat am Bildungsprotesttag (Bildungswende jetzt) teilgenommen? Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht davon, dass es doch recht wenige Demonstranten waren, dafür, dass sich doch so viele Menschen darüber aufregen, wie es derzeit läuft. Da würde mich einfach mal interessieren, wer von euch auf die Straße gegangen ist. Oder warum ihr nicht hingegangen seid.

    Liebe Grüße!

  • Ich wusste einerseits tatsächlich gar nichts von dem Protesttag oder der Initiative. Andererseits kann ich mich nach einem Blick auf deren Ziele aber auch nur teilweise damit identifizieren. Teilweise sind Ziele schon Teil der Bildungspläne meines Bundeslandes, Probleme ergeben sich dann vor allem durch die Haltungen von Lehrkräften dazu und die reale Umsetzung im Schulalltag. Teilweise halte ich Ziele für falsch oder auch deutlich zu kurz gegriffen in ihren Forderungen.


    Welche der Ziele sprechen dich denn besonders positiv an und warum? Welche kannst du in der Form nicht (komplett) teilen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Ich wusste auch nichts davon.


    Ich finde auf der Seite der Initiative auch keine explizit aufgeführten Ziele. Oder doch, in einer pdf-Datei steht was.


    Zitat

    • die Schule und Kita ZUKUNFTSFÄHIG und INKLUSIV machen & mit multiprofessionellen Teams unterstützen

    • eine AUSBILDUNGSOFFENSIVE für Lehrer*innen und Erzieher*innen

    • 100 Mrd. € SONDERVERMÖGEN Bildung & ausreichende Finanzierung (10% des BIP)

    • einen echten BILDUNGSGIPFEL auf Augenhöhe

    Sind das die Ziele?

  • Ich habe auch erst an dem Morgen davon erfahren. War dann zu spät, da zu weit für mich.


    Dafür, dass ich auf Instagram einigen "Bildungsinfluencern" folge, habe ich mich doch sehr gewundert. Außerdem bin ich im Verband. Auch da hörte ich nichts.


    Gab denn viel Werbung dazu? Wie konnte ich das übersehen?

  • Ich fürchte, dass letztendlich wohl tatsächlich zu wenig im Vorfeld auf die Aktion aufmerksam gemacht wurde. Der Mann einer Kollegin hat die Proteste hier vor Ort mit organisiert, sodass sie dafür immer wieder Werbung gemacht hat. Letztendlich sind die Ziele mit Sicherheit noch nicht perfekt formuliert und das ganze noch ausbaufähig, aber ich finde es vor allem gut, dass etwas passiert. Zumindest geht es mir und meinen Kolleginnen so, dass wir derzeit ziemlich am Limit arbeiten, den Personalmangel mehr als deutlich spüren und das Gefühl haben, den Ansprüchen der Fachanforderungen oder Lehrplänen schon lange nicht mehr gerecht werden zu können. Hier muss dringend überarbeitet und neu gedacht werden.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt Telegram-Kanäle von Schule-muss-anders. Der Kanal ist hochfrequentiert, es kommen ständig Nachrichten und Umfragen. Du wirst dadurch super informiert und weißt immer vorher Bescheid.


  • Wer ist der Betreiber dieses Kanals?


    +EDIT: Hab nochmal drüber nachgedacht. Es kann ja nicht sein, dass ich mich einem solchen Kanal anschließen muss, um informiert zu werden. Ich bin reichlich hier unterwegs, bei Facebook, Twitter/X und Instagram - natürlich auch in anderen Zusammenhängen, aber ich habe viel Bildungscontent abonniert. Außerdem lese ich täglich Nachrichten: Tagesschau und WDR.

    Ganz ehrlich: Ich habe nichts davon mitbekommen.

  • Danke für den Tipp, Conni!

    Ich wollte mit meiner Frage keineswegs irgendwen angreifen, dass er oder sie nicht dabei war. Mich interessiert wirklich lediglich, ob die geringe Beteiligung eher an mangelnder Sichtbarkeit lag oder andere Hintergründe hat. Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn sich eine Teilnahme nicht einrichten lässt, daher gibt es ja auch das als Antwortmöglichkeit. Das ist ganz wertfrei gemeint.

  • +EDIT: Hab nochmal drüber nachgedacht. Es kann ja nicht sein, dass ich mich einem solchen Kanal anschließen muss, um informiert zu werden. Ich bin reichlich hier unterwegs, bei Facebook, Twitter/X und Instagram - natürlich auch in anderen Zusammenhängen, aber ich habe viel Bildungscontent abonniert. Außerdem lese ich täglich Nachrichten: Tagesschau und WDR.

    Ganz ehrlich: Ich habe nichts davon mitbekommen.

    Wie gesagt, ich habe auch lediglich durch meine Kollegin davon erfahren.

    Die GEW hat auch im Vorwege etwas über das Bündnis "Bildungswende JETZT" auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Und gestern wurde nun ja in verschiedenen Medien davon berichtet. Vielleicht ist die Beteiligung damit dann ja nächstes Mal größer.

  • Ich finde gut, dass sich sehr viele Verbände und Vertretungen zusammengeschlossen haben.

    Dafür war die Beteiligung dann aber wirklich mau.


    Auch ich habe überlegt, ob es publik genug war.


    Mir hat gefallen, dass es in NDS endlich mal dezentraler organisiert war und nicht alle nach Hannover anreisen mussten. Da hätte ich mit mehr Teilnahme an den Teilstandorten gerechnet.


    Ist es nicht schlimm genug, dass man sich diese 2-3 Stunden Zeit nehmen kann?

    Oder ist es den Leuten egal?

    • Offizieller Beitrag

    Danke, das mache ich! Ich hab wenig Lust, noch einem weiteren Medium (Telegram) zu folgen, daher ist das eine gute Option.

    Das kann ich gut verstehen. Ich habe Freunde, die nur bei Telegram sind, daher hatte ich das schon vorher. (Neben den anderen Messengern. Irgendwann wird es halt unübersichtlich.)

  • Ich will keine 100 Mrd, die für IPads ausgegeben werden, die dann im Keller alt werden. Ich will keine multiprofessionellen Teams, die Professionen, die jetzt schon durchs Schulhaus latschen reichen mir. M.E. ist das eine gut meinende Elterninitiave, die am Ende auch nicht weiß, wo die strukturellen Probleme sind.

  • Zur Mobilisierung:

    Meine SL hat den Aufruf zur Demo, der ihr montagabends vom Gesamtelternbeirat geschickt wurde, am nächsten Morgen an das Kollegium weitergeleitet.

    Mein Verband (BLV) beteiligte sich meines Wissens nach nicht an der Aktion.

  • Kurz zum Inhalt:


    Wie bei bei den meisten sozialen Bewegungen/Verbänden/Gewerkschaften zeigt sich in den Forderungen ein ganz falsches Bild unserer Gesellschaft, das man fast schon als Verweigerung der Realität bezeichnen könnte.

    Die tatsächlich vorgefundenen Verhältnisse werden kritisiert - aber nicht als Ergebnis eines tatsächlichen politischen Interesses, sondern als Abweichung eines Ideals, das ihrer Meinung nach doch das politische Interesse sein sollte.

    Ausgerechnet die Urheber der kritisierten Verhältnisse werden zum Adressat der Forderungen - als ob es es keinen politischen Willen gegeben hätte, der für diese Verhältnisse gesorgt hätte. Als ob Regierungen gar nicht wüssten, wie die Lage ist und man sie deshalb darauf aufmerksam machen müsste.
    Es dominiert ein Bild der Politik als "Kümmerer" und "Problemlöser", der nur aufgezeigt werden müsste, wo der Schuh drückt. Als wären die kritisierten Umstände ein Unfall, Versehen, oder gar Ignoranz. Man weigert sich anzuerkennen, dass es ein politisches Interesse an den kritisierten Verhältnissen gab und gibt.

    Andere Forderungen werden sogar so formuliert, dass sie dem Urheber der Verhältnisse erklären wollen, weshalb es doch in seinem Interesse sei, die Forderungen umzusetzen. Als wäre dieser schlicht zu inkompetent zu erkennen und zu tun was in seinem Interesse wäre. Diese naive Vorstellung äußert sich gerne in Sätzen wie "Die haben doch gar keine Ahnung!".


    Forderungen, die sich tatsächlich mit dem Interesse des Adressaten decken, werden auch umgesetzt werden - aber dafür braucht es die Forderungen nicht.
    (Bei der Bildungswende wäre das z.B. die bzgl. der "Ausbildungsoffensive" geforderten "neue[n] Wege ins Lehramt" - an denen ja bereits gearbeitet wird.)


    Aus den Forderungen:
    "[...] Freiräume für die intellektuelle, emotionale und soziale Entwicklung der Schüler:innen zu schaffen und die Bildungsqualität zu erhöhen

    • alternative Leistungsbewertungen ermöglichen, statt zu viele Vergleichsarbeiten durchzuführen"

    Falls eine Regierung davon überzeugt ist, dass solche Freiräume produktivere Arbeitnehmer hervorbringen, werden sie auch eingeführt (nachdem die vermeintlichen Kosten dem vermeintlichen Nutzen gegenübergestellt wurden).

    Über den Sinn und Unsinn von Noten wird ja hinsichtlich der Pädagogik gerne gestritten. Der Formulierung "zu viele Vergleichsarbeiten" kann man entnehmen, dass die Verfasser schon wissen, dass die Selektion der SuS für den Arbeitsmarkt die Priorität der Schulen ist und diese nicht zur Debatte steht. "Aber müssen es denn gleich so "viele" sein?" Der Denkfehler hier ist zu glauben, dass das Prinzip des maximalen Profits Spielräume lasse die sich "menschlicher" gestalten ließen.

  • Ich habe es im Vorfeld mitbekommen, werde aber ganz sicher nicht für eine Initiative auf die Straße gehen, die nach noch mehr Inklusion, Multiprofessionalität und Individualisierung verlangt. Jede derartige Bestrebung läuft der dringend notwendigen Entlastung im Schulalltag diametral entgegen.


    Beim Thema Ausbildungsoffensive bleibt nebulös, was damit gemeint ist und wie die denn wohl aussehen soll. Schöne Werbecampagnen haben wir ja zu Genüge. Und die Forderung nach einem Sondervermögen in genannter Höhe erscheint mir albern, da völlig unrealistisch und überzogen.



    Ich würde mitlaufen für eine Entschlackung des Schulalltags, Rausschmiss von überflüssigen Aktivitäten, ehrliche Bestandsaufnahme, was das System mit dem aktuellen Personal noch leisten kann, kurzum: Verbesserung der Rahmenbedingungen, um die Attraktivität des Berufs zu steigern und in der Folge in ein paar Jahren/Jahrzehnten auch hoffentlich die aktuellen personellen Missstände beheben zu können. Alles weitere kann man DANN, mit ausreichend Personal dafür, diskutieren.

  • Ich habe es im Vorfeld mitbekommen, werde aber ganz sicher nicht für eine Initiative auf die Straße gehen, die nach noch mehr Inklusion, Multiprofessionalität und Individualisierung verlangt. Jede derartige Bestrebung läuft der dringend notwendigen Entlastung im Schulalltag diametral entgegen.

    Das sehe ich auch so - wobei die Urheber der Forderungen sich das sicher so vorstellen, dass dafür so viele Deputatsstunden zur Verfügung gestellt, Klassenteiler heruntergesetzt werden, usw., dass es keine Belastung wäre. (Also schon im Sinne Deiner und auch meiner ersehnten "Verbesserung der Rahmenbedingungen").

    Beim Thema Ausbildungsoffensive bleibt nebulös, was damit gemeint ist und wie die denn wohl aussehen soll. Schöne Werbecampagnen haben wir ja zu Genüge. Und die Forderung nach einem Sondervermögen in genannter Höhe erscheint mir albern, da völlig unrealistisch und überzogen.

    Die Formulierung "Sondervermögen", in Anlehnung an die Bundeswehr, fand ich rhetorisch recht originell. Ich verstehe das so, dass damit implizit gesagt wird, dass man doch lieber in Schulen als Waffen investieren solle auch in Schulen und nicht nur in Waffen investieren sollte (bzw. etwas forsch "wenn so viel Geld für Panzer da ist, muss doch auch bisschen was für Schulen da sein!"). Denke bei einigen im Publikum wird das gut ankommen.

  • Das wurde nicht nur implizit gesagt, sondern stand auch auf einem Spruchband, wie in der Berichterstattung zu sehen war. Und spätestens da bin ich dann definitiv überhaupt gar nicht mehr an Bord.

  • Semi-Off-Topic:


    Das wurde nicht nur implizit gesagt, sondern stand auch auf einem Spruchband, wie in der Berichterstattung zu sehen war. Und spätestens da bin ich dann definitiv überhaupt gar nicht mehr an Bord.

    Hat jetzt vielleicht nicht mehr so viel mit dem Thema zu tun, aber interessiert mich einfach persönlich: Warum genau? (Wg. des "auch" statt "anstatt"?)

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