Stundenplanung: Vertretungsreserven statt Unterricht

  • Liebe Kollegen,


    derzeit wird ein neues Vertretungskonzept bei uns an der Schule (Gesamt, Sek I/II) erprobt. Unter den Kollegen stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck dieser Maßnahme.


    Wir haben ganz normale, nicht in die Arbeitszeit eingerechnete, festgelegte Zeiten, in denen wir zur Vertretung herangezogen werden - wie vorher auch schon.

    Neu sind hingegen im Stundenplan festgelegte Stunden, in denen wir ebenfalls zur Vertretung herangezogen werden und die immer - ob sie stattfinden oder nicht - in unserem Arbeitszeitkonto berücksichtigt werden. Diese Stunden ersetzen Teile unser Unterrichtsverpflichtung, es ist also keine Mehrarbeit.


    Bis dahin klingt alles grundsätzlich normal, aber uns macht die Anzahl der Stunden stutzig. An einem Wochentag werden beispielsweise etwa 30-40 Unterrichtsstunden abgerechnet (teilweise betrifft das 5 Kollegen parallel), die im Zweifel gar nicht stattfinden.

    Bei mir macht das 4 Stunden in der Woche aus, ein anderer Kollege hat 7 dieser Stunden.


    Wir fragen uns nun, ob es sich dabei um eine Entlastungsmaßnahme handelt (zwar weniger Unterricht, aber demgegenüber steht nicht planbarer Vertretungseinsatz) oder wird hier eine Statistik beschönigt (wir schöpfen unser Kurskontingent nicht aus, sieht vor der Behörde nett aus, LK werden trotzdem „eingesetzt“)? Oder hat unsere Planung es einfach nicht geschafft, uns entsprechend unserer Fächer einzusetzen? Sind wir zu viele LK? Vielleicht kennt sich da ja jemand aus. :)


    Vor dem Hintergrund des Lehrermangels und nun vollerer Kurse sowohl in Sek I/II hätte man diese Kollegen doch auch im doppelten Einsatz oder weiteren eigenständigen Kursen planen können?


    (Das Ergebnis dieser Maßnahme und Grund meiner Überlegungen ist, dass ich jetzt einen mehrstündigen Kurs mit 20% Überbelegung unterrichte und nicht in der Lage bin, jedem einen Arbeitsplatz zu stellen - was für eine individuelle Bewertung Voraussetzung wäre. Die SL ist auf meine begründeten Hinweise dazu vor Zuteilung nicht eingegangen. Letztes Jahr gab es schlicht einen Kurs mehr für den Jahrgang und damit den Räumen entsprechende Schülerzahlen, was mit der Masse an abgerechneten Stunden und den entsprechenden LK theoretisch möglich wäre.)


    Danke vorab für eure Antworten! Seht das bitte auch gar nicht so sehr als Beschwerde über die Umstände, mich interessiert eher der mögliche Hintergrund dieser Entscheidung, den wir gerade noch nicht blicken.

  • LiLaLauneLehrkraft

    Hat den Titel des Themas von „Stundenplanung: Viele Vertretungsreserven?!“ zu „Stundenplanung: Vertretungsreserven statt Unterricht“ geändert.
  • Verstehe ich das richtig: Eure Schule kann es sich leisten, bei einzelnen Kollegen 4-7 feste Deputatsstunden statt für den Einsatz in den Klassen für Vertretungsreserven zu verbraten? Wir sind froh, wenn wir mit dem zur Verfügung stehendem Kollegium den Unterricht abdecken können und gehören damit noch zu einer der besser versorgten Schulen in der Umgebung.


    Wenn dem wirklich so ist, klingt das durchaus nach einer einerseits entlastenden Maßnahme (in Vertretungsstunden fallen i.d.R. wenig Vor-/Nachbereitung und insbesondere keine Korrekturen an, noch dazu werden sie nicht immer abgerufen) und könnte dem Schutz des Kollegiums vor Abordnungen dienen.

  • Fast jeder bei uns hat solche Stunden im Plan. Manche nur zwei, viele 3-4 und einzelne Kollegen noch mehr.


    Als entlastend empfinde ich die Stunden nicht, da man häufig Doppelstunden vertritt und sich 90 Minuten ohne Material und Planung echt ziehen. Oder man macht eben eine schöne Doku an…

  • Fast jeder bei uns hat solche Stunden im Plan. Manche nur zwei, viele 3-4 und einzelne Kollegen noch mehr.


    Als entlastend empfinde ich die Stunden nicht, da man häufig Doppelstunden vertritt und sich 90 Minuten ohne Material und Planung echt ziehen. Oder man macht eben eine schöne Doku an…

    Die Entlastung besteht darin, dass ihr eben nicht ständig Vertretungen habt in diesen Stunden, die dennoch mit der Gießkanne ausgeschüttet wurden über dem Kollegium als reguläre Deputatsstunden. Ganz offensichtlich habt ihr einen massiven Personalüberhang. Ich würde auch vermuten, dass das ein kleiner Trick ist zur Entlastung und zum Schutz vor Abordnungen, das solltet ihr aber einfach bei einer DB oder GLK kurz klären können, warum das derart gehandhabt wird bei euch dieses Jahr.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Welches Bundesland?


    Arbeitszeitkonten gibt es meines Wissens nicht. Für mich hört sich das System ehrlich gesagt sehr komisch an. So komisch, dass ich stark daran zweifle, ob das mit rechten Dingen zugeht und ob es nicht Ärger geben würde, wenn es auffliegt.

    • Offizieller Beitrag

    Schutz vor Abordnungen,


    könnte dem Schutz des Kollegiums vor Abordnungen dienen.

    Hm, eher nicht, oder?


    Für die Abordnungen ist doch nicht entscheidend, wie die Kollegen im Stundenplan stehen.

    Entscheidend ist die Zahl "Soll-Stunden" zu "Ist-Stunden" in der Statistik (in NRW in SchiPS).

    Wenn da die IST-Stunden größer sind, als die Soll-Stunden können Abordnungen drohen.

  • Das klingt doch traumhaft: 3-4 Stunden pro Woche mehr bezahlt bekommen, egal ob tatsächlich Vertretung stattfindet oder nicht. Wir haben pro Person fast jede Woche 2 Stunden Vertretung, welche aber nicht extra vergütet wird.

  • Hm, eher nicht, oder?


    Für die Abordnungen ist doch nicht entscheidend, wie die Kollegen im Stundenplan stehen.

    Entscheidend ist die Zahl "Soll-Stunden" zu "Ist-Stunden" in der Statistik (in NRW in SchiPS).

    Wenn da die IST-Stunden größer sind, als die Soll-Stunden können Abordnungen drohen.

    Das könnte aber ein Versuch sein, die zusätzlich verfügbaren Stunden einzuarbeiten und damit eventuell die eine oder andere Stunde etwas länger (bis jemand genau genug hinschaut) behalten zu dürfen. Vielleicht sind die Stunden auch einfach nur jetzt gerade da, also wird eben so lange Entlastung gewährt, wie das eben noch möglich ist (so lief das an meiner Refschule, als die durch eine kurzfristig geplatzte Versetzung plötzlich mehr als ein Vollzeitdeputat über Vollversorgung lagen).

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  • Die Vertretungsreserven reduzieren deine Mehrarbeit und machen den Vertretungseinsatz für dich planbarer.


    Das seltsame und unnormale System ist nicht das, wo die Vertretungssituation gleich mit bedacht wird, sondern jenes wo alle Stunden voll als Regelunterricht verplant sind und jede Vertretung zu spontaner Mehrarbeit führt.

    • Offizieller Beitrag

    allerdings bringt es nicht, wenn dadurch mehr SuS pro Lerngruppe sind. Offensichtlich haben die KuK vorher nicht Däumchen gedrückt.
    Ist vielleicht der Schulleitung eine besonders hohe Zahl an Schwangerschaften / Elternzeiten / planbaren Ausfällen, die dadurch schnell aufgefangen werden, ohne dass man es vorher offiziell sagt (weil dann die "Vertretungsstunden" ein normaler Kurs werden)

  • Wahrscheinlich spricht man korrekterweise eher von „Soll“ und „Ist“ Stunden statt Arbeitszeitkonto, das würde ja alles erfassen und sammeln. Ich würde jetzt ungerne sagen um welches Bundesland es sich handelt, es lesen ja doch einige mit.


    Ich würde viel lieber wieder als Klassenleitung arbeiten (auch das fällt der Sparmaßnahme zum Opfer), als für Vertretungen verheizt zu werden. Es scheint wirklich einen Personalüberhang zu geben.

    Um planbare Ausfälle geht es eher nicht, denke ich. Insgesamt war wohl erstmal das Ziel weniger Unterrichtsstunden mit größeren Gruppen zu schaffen, um irgendwas vor der Behörde zu rechtfertigen.

    • Offizieller Beitrag

    Egal welches BL (um belastbare, hilfreiche Antworten zu haben, ist es fast das einzige, was man hier braucht. Vertretungsregelungen sind AUCH eine Ländersache), ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Behörde jetzt eine Party macht, wenn sie sieht "große Gruppen" aber dafür "viele Freistunden".
    Weil ganz ernsthaft: es wird genauso umgekehrt sein: es ist kein Schutz vor möglichen Abordnungen, sondern der Nachweis, dass ihr zu wenig zu tun habt. Wenn man alle zusätzliche Stunden nimmt, lassen sich ein paar Kolleg*innen abordnen.

  • Wahrscheinlich spricht man korrekterweise eher von „Soll“ und „Ist“ Stunden statt Arbeitszeitkonto, das würde ja alles erfassen und sammeln. Ich würde jetzt ungerne sagen um welches Bundesland es sich handelt, es lesen ja doch einige mit.


    Ich würde viel lieber wieder als Klassenleitung arbeiten (auch das fällt der Sparmaßnahme zum Opfer), als für Vertretungen verheizt zu werden. Es scheint wirklich einen Personalüberhang zu geben.

    Um planbare Ausfälle geht es eher nicht, denke ich. Insgesamt war wohl erstmal das Ziel weniger Unterrichtsstunden mit größeren Gruppen zu schaffen, um irgendwas vor der Behörde zu rechtfertigen.

    Was genau soll diese Planung mit der Frage zu tun haben, wer KL wird? Was hält dich davon ab nachzufragen, warum es diese Regelung gibt bei euch?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zitat

    Verstehe ich das richtig: Eure Schule kann es sich leisten, bei einzelnen Kollegen 4-7 feste Deputatsstunden statt für den Einsatz in den Klassen für Vertretungsreserven zu verbraten?

    Kann sie offenbar nicht, da die Kurse so überbelegt sind, dass die SuS nicht mehr arbeiten können. Von der Mehrarbeit in diesen Kursen mal ganz abgesehen.


    Gibt es inzwischen den "Kuriositäten-Thread?" da würde das Verfahren gut reinpassen. Ein Schulleiter denkt sich irgendwas aus und erzählt niemandem, warum er was tut.

  • Spannend finde ich, warum die wohl vorhandenen Std. nicht als Doppelbesetzungen z.B. in großen Klassen zur individuellen Unterstützung von einzelnen eingesetzt werden und nur bei Bedarf eben als Vertretung spontan rausgezogen werden.

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