Aus erneutem Anlass (Lesen, nicht ich selbst) möchte ich gerade meinen Frust abladen.
Den Satz habe ich so oft im Bezug auf meine Fächer (Korrektur) gehört, im Bezug auf belastete Kolleg*innen, aber auch - und es ärgert mich noch mehr - im Bezug auf andere Berufe, die eben hart oder unangenehm sein können.
Pflegeleute hätten eben lieber einen Bürojob ergriffen, die Englischlehrerin hätte lieber Sport gewählt, der Bauarbeiter und der Bäcker hätten lieber Einzelhandel lernen sollen.
Abgesehen davon, dass es oft ziemlich arrogante Sätze von Menschen, die glauben, dass man deren Situation beneidet (Nein, lieber Chemie/Bio-Kollege, ich beneide nicht deinen Alltag fast ohne Korrekturen, ich stelle nur die Ungerechtigkeit der Belastungsverteilungen fest und/oder klage darüber, dass meine Arbeitszeit auf der selben Art und Weise kalkuliert wird), ich bin sicher, der 50jährige rückengeschädtigte Bäcker mag seinen Job, die 60jährige ausgelaugte Krankenschwester auch. Sie wollen nur eine menschlichere Ausgestaltung des Berufs.
Und: die Jobs braucht man in der Gesellschaft.
SELBST wenn jetzt alle Chemie und Sport studieren würden: den Deutsch- und Englischlehrer braucht man trotzdem.
Selbst wenn wir alle im Büro arbeiten würden, die Innenstädte aussterben lassen und bei Amazon bestellen: das Brot macht sich nicht von alleine und Straßen und Häuser müssen auch hergezaubert werden.
WAS denken also Menschen, wenn sie zu /über einem solchen Menschen "Augen auf bei der Berufswahl!" sagen? Was denkt ihr, wenn ihr es sagt? (also falls ihr es sagt)