Ich wollte mit meinem Beitrag auch zum Ausdruck bringen, dass die Inklusion von lernzieldifferenten Kindern in einer ansonsten lernzielgleichen Klassen schon nicht bei einer Gruppengröße von 8-10 Schülern klappt. Das liegt dann aber nicht an der Klassengröße (die ist ja klein), der fehlenden Differenzierung (machen wir) oder dem fehlenden Personal (wir haben sogar in manchen Klassen Unterstützungspersonal).
Es liegt einzig und allein an den sozial-emotionalen Folgen für die behinderten Kinder. In einer Klassengruppe, in der alle Kinder der Gruppe so mehrere Beeinträchtigungen haben, fällt man nicht mehr auf. Man ist nicht mehr besonders. Aber man ist auch nicht mehr ständig das Schlusslicht. Man muss nicht mehr etwas hinterher rennen, was alle anderen schaffen, aber man selbst nicht! Man muss sich nicht mehr verstecken oder anpassen. Man darf einfach sein.
Es gibt übrigens einen Blog im Internet von einem Mädchen mit Down-Syndrom, welches eine inklusive Waldorf-Schule besucht. Ich lese diesen Blog schon seit Jahren. Je älter das Mädchen wird, desto öfter liest man, wie unglückliches sie oft ist. Sie fühlt sich nicht akzeptiert, nicht gesehen, eben einfach anders als alle anderen. Sie wird zu Geburtstagen eingeladen, hat Freundinnen in der Klasse und merkt doch jeden Tag, dass bei ihr viele Dinge doch anders sind. Oft weint sie abends im Bett heimlich oder wird vor lauter Frust über sich selbst extrem wütend. Die Schule hat ein tolles Konzept für die besonderen Kinder, aber es reicht scheinbar nicht aus.
Dann brachte die Mama sie in einen Jugendtreff für geistig behinderte Jugendliche und das Mädchen blühte auf und man sah ihr an, wie sie sich plötzlich gänzlich unbefangen verhielt, einfach genau so wie sie war. Alle anderen waren genau so wie sie und ihre Mutter fühlte, wie die Last der Anpassung von ihr abfiel.