Klassenfahrt mit Kajakfahrt auf dem Meer - ohne Sportlehrer die SuS partizipieren lassen?

  • Am Montag gehts ja schon los. Als Sportlehrer kennt dein Kollege die VV Schwimmunterricht und weitere einschlägige Bestimmungen die Kajaktour betreffend. Er ist ja nicht krank und da er sehr kurzfristig abgesagt hat, sollte alles fertig sein. Er soll dir die vorbereiteten Unterlagen übergeben: Kopien der Bronzeabzeichen der Schüler, Kopien der Zertifikate der Guides, Beschreibung und Einschätzung der geplanten Strecke und des Badestrands. Dazu kannst du ihn ja über die Schulleitung auffordern. Hat er nicht? Tja... Schade, liebe Schüler, euer Sportlehrer hat die Kanutour nicht ausreichend vorbereitet, aber es wird trotzdem eine schöne Fahrt.


    Hab es gut in Frankreich! Und verschaff dir Respekt an deiner Schule!

  • Die Kajakfahrt ist ohnehin schon bezahlt ... wir würden sie ansonsten höchstens absagen müssen.

    Mir geht es gerade nicht besonders gut mental.

    Bezeichnend ist, dass der absagende Kollege Vollzeitkraft ist, während die Kollegin und ich Teilzeitkräfte sind (einer der besten Dinge, die ich im letzten Schuljahr noch umgesetzt hatte, war meine Teilzeit, ich bin auf 75 % gegangen).

    Inwiefern ist der Aspekt Teilzeit bzw. Vollzeit bezeichnend?


    Ich sehe angesichts dessen, was in diesem Thread geschrieben wurde nicht, wie ihr die Kajaktour rechtssicher durchführen können sollt, möchte aber noch einmal darauf hinweisen, dass du dich in der Frage von deiner Gewerkschaft beraten lassen solltest, um eben eine rechtssicher Auskunft zu erhalten, mit der du eine fundierte Entscheidung treffen kannst. Persönlich würde ich so eine Tour im offenen Meer und ohne anwesende Lehrkraft mit Rettungsschwimmer auf gar keinen Fall durchführen, egal was die SL sich so vorstellen mag. Wenn die die Tour für verantwortbar hält möge sie nach Frankreich reisen, um dann auch tatsächlich die Verantwortung zu tragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Inwiefern ist der Aspekt Teilzeit bzw. Vollzeit bezeichnend?

    In RLP hätten die beiden jetzt eingesetzten Teilzeitkräfte nicht aufgefordert werden dürfen, auf Klassenfahrt zu fahren, während es für den vollzeitarbeitenden Kollegen, der kurzfristig abgesagt hat, Dienstpflicht gewesen wäre. Er hat familiäre Gründe angeführt, er würde seinen Sohn zu sehr vermissen. Aber alle drei haben kleine Kinder und er ist der einzige Sportlehrer und als einziger rettungsfähig. In Haubsis Kollegium passieren ja auch sonst merkwürdige Dinge, da kommt man halt ins Grübeln. Verstehe ich, auch wenn man im Einzelfall nicht wissen kann, was los ist.

  • Du hast eine Fürsorge- und Verkehrssicherungspflicht. Nur weil man volljährig ist, bedeutet dies nicht, dass man keine Dummheiten macht. Und für dich heißt es, dass diese Dummheiten dir Schwierigkeiten bereiten, wenn du die obigen Pflichten verletzt.

    Und wie soll man diese Fürsorgepflicht in der Realität durchsetzen können? Als Beispiel nehme ich einfach mal das Alkoholverbot auf Klassenfahrten. Mit Ausnahme von Weinbau- und Brauereibesichtigungen inkl. Kostprobe der dortigen Erzeugnisse ist der Alkoholkonsum auf Klassenfahrten in NRW verboten. Nur wie soll ich das bei volljährigen Schülern durchsetzen und kontrollieren, wo sie doch in jedem Laden Alkohol problemlos bekommen.

    Ich habe irgendwie immer das Gefühl, daß die Wandererlasse und generell alle Regeln für Klasse 1-10 gemacht werden und das Schulministerium die älteren Schüler gar nicht mehr im Blick hat.

  • In RLP hätten die beiden jetzt eingesetzten Teilzeitkräfte nicht aufgefordert werden dürfen, auf Klassenfahrt zu fahren, während es für den vollzeitarbeitenden Kollegen, der kurzfristig abgesagt hat, Dienstpflicht gewesen wäre. Er hat familiäre Gründe angeführt, er würde seinen Sohn zu sehr vermissen. Aber alle drei haben kleine Kinder und er ist der einzige Sportlehrer und als einziger rettungsfähig. In Haubsis Kollegium passieren ja auch sonst merkwürdige Dinge, da kommt man halt ins Grübeln. Verstehe ich, auch wenn man im Einzelfall nicht wissen kann, was los ist.

    Vielleicht sind nicht die Dinge, die passieren, merkwürdig, sondern die Wahrnehmung. Ich habe keine Ahnung, warum der Kollege abgesprungen ist, aber dagegen schon einige Threads der TE verfolgt.

  • Vielleicht sind nicht die Dinge, die passieren, merkwürdig, sondern die Wahrnehmung. Ich habe keine Ahnung, warum der Kollege abgesprungen ist, aber dagegen schon einige Threads der TE verfolgt.

    Klar - und ich bin jetzt wieder die böse Quereinsteigerin, die sich über "normale Lehrkräfte" aufregt. Und ja, das tue ich. Und das zu Recht. Wobei mir in diesem Fall viele auch aus dem Kollegium gesagt haben, dass der abspringende Kollege das schon öfter gemacht hätte so kurzfristig. Ich wusste das halt nicht, sonst hätte ich mich nicht auf die Klassenfahrt mit ihm eingelassen. Hätte sich ein Schüler so verhalten, wir hätten nur mit dem Kopf geschüttelt.


    Ich lerne langsam erst dazu und das Verhalten so einiger Kollegen und der Schulleitung führt dazu, dass viele fähige Kollegen jetzt schon um die Versetzung baten. Schade eigentlich, dass man so gar keine Lust mehr hat, sich zu engagieren.

  • Never ever führe ich mit denen aufs Meer!

    Werde ich auch nicht machen. Und auch in Zukunft keine Klassenfahrt mehr. Meinem Kind geht es übrigens, nachdem es am Freitag auch krank war, immer noch nicht gut. Es bringt jetzt aber auch nichts, sich endlich über x und y aufzuregen. Ich werde das Beste daraus machen, bleibt mir ja auch nichts anderes übrig. Ein gutes Gefühl habe ich indes nicht mehr bei der ganzen Sache. Als wir eben über abends weggehen sprachen in unserer Videokonferenz, meinten die anderen Lehrer, dass wir einfach sagen sollten, dass die SuS weder alleine schwimmen gehen dürften noch Sonstiges. Und das wir für ihr Abendprogramm ohne uns keine Gewähr übernehmen. Fakt ist, so scheint mir, dass die anderen beiden Lehrer nicht wirklich wissen, was erlaubt ist und was nicht. Und da wir am Montag fahren, kann ich jetzt auch nicht mehr die Gewerkschaft um Rat fragen. Nach dem hin und her unseres Schulleiters bei der Kajakfahrt scheint der auch nicht wirklich rechtlich informiert zu sein....

  • Klar - und ich bin jetzt wieder die böse Quereinsteigerin, die sich über "normale Lehrkräfte" aufregt. Und ja, das tue ich. Und das zu Recht. Wobei mir in diesem Fall viele auch aus dem Kollegium gesagt haben, dass der abspringende Kollege das schon öfter gemacht hätte so kurzfristig. Ich wusste das halt nicht, sonst hätte ich mich nicht auf die Klassenfahrt mit ihm eingelassen. Hätte sich ein Schüler so verhalten, wir hätten nur mit dem Kopf geschüttelt.


    Ich lerne langsam erst dazu und das Verhalten so einiger Kollegen und der Schulleitung führt dazu, dass viele fähige Kollegen jetzt schon um die Versetzung baten. Schade eigentlich, dass man so gar keine Lust mehr hat, sich zu engagieren.

    An meiner Refschule war es genauso wie bei dir an der Schule. Ich hatte sogar schon den Gedanken, dass es dieselbe sein könnte. Hab damals oft innerlich den Kopf geschüttelt.

  • An meiner Refschule war es genauso wie bei dir an der Schule. Ich hatte sogar schon den Gedanken, dass es dieselbe sein könnte. Hab damals oft innerlich den Kopf geschüttelt.

    Ja, ist halt nur blöd, dass diese Schule die wohnortnächste Schule ist und ich mich erstmal für 3 Jahre da festlegen musste. Ich bin jetzt im 2. Jahr. Aber dann bin ich da weg. Ich bin eben nur langsam müde, weil ich glaube, dass es vielleicht überall so ähnlich laufen könnte. An meiner Ausbildungsschule war auch viel Chaos, daher dachte ich, vielleicht sind alle Schulen so und ich muss mich damit abfinden. Wenn ich hier oft Anderes höre, wundere ich mich immer nur.

  • Haubsi1975 , du machst selbst ständig das Fass mit der Quereinsteigerin auf, die alles viel besser kann als die grundständig studierten Kollegen, vielleicht fällt das auch deinen Mitmenschen im Lehrerzimmer auf. Du könntest theoretisch auch mal probehalber einen Hinweis aufgreifen und sagen okay, das versuche ich mal. Denn selbst wenn der Sportkollege alles falsch gemacht haben sollte und auch wenn es daran liegt, dass er Lehramt studiert hat, musst du mit der Situation umgehen, wie sie ist.


    Und die Meinung geigen kannst du auch nur ihm persönlich, dafür sind wir doch keine Adressaten.

  • Haubsi1975 , du machst selbst ständig das Fass mit der Quereinsteigerin auf, die alles viel besser kann als die grundständig studierte Kollegen, vielleicht fällt das auch deinen Mitmenschen im Lehrerzimmer auf. Du könntest theoretisch auch mal probehalber einen Hinweis augreifen und sagen okay, das versuche ich. Denn selbst wenn der Sportkollege alles falsch gemacht haben sollte und auch wenn es daran liegt, dass er Lehramt studiert hat, musst du mit der Situation umgehen, wie sie ist. Und die Meinung geigen kannst du auch nur ihm persönlich, dafür sind wir doch keine Adressaten.

    Du, ich kann gar nicht alles viel besser als die studierten Lehramtskollegen - das schrieb ich doch schon mehrfach. Ich beobachte nur, dass ich die grundsätzliche Arbeitshaltung jetzt schon einiger Kollegen so von "draußen" nicht kenne. Nicht in der Anzahl und der Ausprägung - das ist alles. Ich habe dem nicht mitfahrenden Kollegen gesagt, dass ich den Zeitpunkt mehr als ungünstig fand und mich da im Stich gelassen fühle. Er hat dann gesagt, dass es ihm leid tut. So - und alles Weitere versuche ich dann jetzt noch mit einem anderen erfahrenen Kollegen zu klären, ich hoffe, der weiß Rat. Euch vielen Dank und eine schöne Woche - ich werde berichten, wie es gelaufen ist.

  • Haubsi1975 , du machst selbst ständig das Fass mit der Quereinsteigerin auf, die alles viel besser kann als die grundständig studierten Kollegen, vielleicht fällt das auch deinen Mitmenschen im Lehrerzimmer auf. Du könntest theoretisch auch mal probehalber einen Hinweis aufgreifen und sagen okay, das versuche ich mal. Denn selbst wenn der Sportkollege alles falsch gemacht haben sollte und auch wenn es daran liegt, dass er Lehramt studiert hat, musst du mit der Situation umgehen, wie sie ist.


    Und die Meinung geigen kannst du auch nur ihm persönlich, dafür sind wir doch keine Adressaten.

    Viele meiner Kollegen sind ja Quereinsteiger und schütteln meist mit mir den Kopf - so, jetzt bin ich aber mal packen!

  • Es ist auch meine Erfahrung, dass viele Kollegen oft einschließlich der erweiterten SL unglaublich lässig mit Vorgaben umgehen, sie überhaupt nicht kennen. Kommt mir so vor, als hätten Sportlehrer öfter mal einen besonderen Hang zu unangebrachter Coolness. Jeder strickt sich seine Sonderauffassung zurecht (machen wir schon immer soundso, ist noch nie was passiert, wenn man es so genau nehmen würde, könnte man ja gar nix machen etc.) Vielleicht, weil Lehrer oft einzeln vor sich hinwurschteln und im Alltag viel Freiheit haben. Aber ist mir egal. Harte Vorgaben (Noten, Sicherheit) werden eingehalten, oder ich bin raus.


    Versuche dich nicht aufzuregen. Die andren müssen dir nicht zustimmen. Du musst sie nicht beschwichtigen, sollen sie sich aufregen. Bleib selbst ruhig und klar. An dieser Schule kannst du sowieso nicht bleiben, aber du wirst auch feststellen, dass dein Ansehen im Rückblick gestiegen sein wird. Lege deinen Standpunkt knapp und deutlich dar, beziehe dich auf die Vorgaben, sag, wie du mit der Lage umzugehen gedenkst (am besten schriftlich) und bleib dabei. Wenn dein Chef dich nachweisbar (schriftlich oder vor zuverlässigen Zeugen) zu etwas anderem anweist, machst du das. Du kannst auch fragen: Ist das eine Anweisung? Eventuell nochmal: Ist das eine Empfehlung oder eine Anweisung? (Er wird nicht ja sagen. Deine Kollegin wird dir auch eher nicht in den Rücken fallen, sofern du sie nicht in den Konflikt hineintreibst. Du sagst nein und sie sagt nichts. Allenfalls hintenrum (ich hätte ja), steh einfach drüber.


    Und ja, es gibt Schulen mit unangenehmer Kungelei, an denen wird man nicht froh, und es gibt andere, an denen es ziemlich fair zugeht. Weiß man natürlich erst, wenn man dort ist, ganz genau. Man hört aber im Vorfeld auch einiges, zum Beispiel auf schulübergreifenden Fortbildungen am Abend. Versuch es einfach.

  • Ah, noch etwas: Schüler müssen am Strand beaufsichtigt werden, auch wenn sie nicht schwimmen, sondern sich nur dort aufhalten (VV Schwimmunterricht). Irgendwelche Unterschriften können einen natürlich nicht von Vorschriften entbinden. Eigentlich sollte dein Schulleiter hier den Korinthenkacker geben, nicht du. Ich habe mich in unangenehmen Situationen immer gefragt, ob es Folgen für MEINE Kinder haben könnte, wenn ich mich jetzt wegdrücke. Dann war mir gleich wieder klar, wo es lang geht. Dein Sportkollege wird natürlich sauer sein. So what, schert ihn ja auch nicht, dass du sauer bist.


    Viel Glück!

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