Klassenfahrt: Recht auf Einzelzimmer?

  • darf den vielen Lehrkräften, die hier im Forum durchaus auch positiv von solchen Fahrten und deren Wirkung auf ihre Klassen anekdotisch berichten,

    Statt "anekdotisch" würde ich den Begriff "empirisch" verwenden - bei den zahlreichen Klassenfahrten, die ich nun im Verlauf meines Lehrerdaseins absolviert und organisiert habe

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • generellen Contra-Haltung gegen Klassenfahrten

    Die vermag ich nicht zu erkennen. Ich sehe nur nicht, dass der Nutzen von Klassenfahrten den Aufwand rechtfertigt. Und, ach ja, ich möchte nicht fahren. Ansonsten, fahrt, wenn ihr Spaß habt. Nichts dagegen, kein Contra. Macht und lasst mich in Ruhe.


    darf den vielen Lehrkräften, die hier im Forum durchaus auch positiv von solchen Fahrten und deren Wirkung auf ihre Klassen anekdotisch berichten, durchaus auch mal Glauben geschenkt werden.

    Oh, ich glaube denen durchaus, dass das ihre Wahrnehmung ist. Ich kann aber nicht ausschließen, dass diese ein wenig biased ist. Wenn man eine Klassenfahrt durchführt, damit die jungen Menschen als Gruppe zusammenwachsen (oder so etwas), nimmt man vielleicht die gemeinsame Abendgestaltung eher wahr als das Mobbing bei der Zimmerverteilung.


    Und was wird denn da berichtet? Sind das denn wirklich objektivierbare Kriterien, die da angelegt werden? Oder kommt man in guter Stimmung aus der Woche zurück und hat das Gefühl, dass „die sich jetzt echt besser verstehen“.


    Welche es auch immer Effekte sind, die man da wahrzunehmen meint. Woher weiß man, dass die in der Fahrt begründet liegen? Hätte ein ähnlicher Effekt nicht auch ohne Fahrt, einfach durch die Zeit, in der die jungen Menschen eine Gruppe bilden, eintreten können? Oder gar ein besserer?


    Oder hätte man den gleichen oder einen ähnlichen Effekt auch mit einer anderen, weniger aufwändigen Maßnahme erreichen können Oder einen besseren? Sollte man z. B., wenn Teambuilding ein Thema ist, nicht vielleicht eine gezielte Teambuilding-Maßnahme durchlaufen? Usw.


    Wie dem auch sei, verstehe ich nicht, worin das Interesse der einzelnen Lehrkraft an den Fahrten liegt, dass sie bereit ist, dafür Geld zu geben.


    Wer Klassenfahrten für so klasse hält, dass man mehr davon braucht, muss die politischen Entscheidungsgremien überzeugen und nicht Kolleginnen nötigen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Mit den 11. Klassen geht es jedes Jahr für drei Wochen nach Australien. Dafür geht eine Schulwoche und zwei Wochen Pfingstferien drauf. Jede Lehrkraft muss 3.000€ aus eigener Tasche bezahlen.

    Das ist, mit Verlaub, deutlich oberhalb meiner Glaubwürdigkeitsgrenze. Niemand, wirklich niemand, auch nicht die Schulleiterin, die dinstlich dazu verpflichtet wäre, steht auf und bemerkt, dass ein solcher Beschluss rechtswidrig wäre?


    Ich hab ihr dann empfohlen, sich diese Dienstanweisung schriftlich geben zu lassen. Zack, war sie raus aus der Nummer.

    Eben. Ein solcher Beschluss ist völlig sinnlos, weil man ihn nicht durchsetzen kann. Allein schon, sich mit so etwas in einer Konferenz zu beschäftigen, ist Zeitverschwendung. So etwas auch noch zu beschließen, ist nicht kongruent zu mindestens durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten.


    Falls die Geschichte einen realen Ursprung hat, hoffe ich doch sehr, dass sich möglichst viele ein Beispiel an deiner Freundin nehmen.

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    (Sarah Bosetti)

  • An meiner Refschule ist jede Klasse jedes Jahr gefahren und mit Austausch und Sportfahrten es gab eigentlich keine Woche, in der nicht zwei Lehrer deswegen weg waren

    Schlecht organisiert, würde ich sagen. Unsere Klassen sind sicher 2 x in 4 Jahren für eine Woche weg, manche noch ein 3. Mal. Die Fahrten finden während zwei immer gleichen Schienen mit allen Klassen eines Jahrgangs zugleich statt. Für alle Klassen, die gerade nicht weg sind, findet während dieser beiden Wochen ein Sonderprogramm statt. Das Problem, dass es zu wenig Lehrpersonen für deren "Bespassung" gäbe, existiert nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Es bleiben immer Lehrpersonen übrig, die *nicht* sinnvoll beschäftigt sind. Im Idealfall haben die sowieso ausreichend Überstunden, die sie abbummel können, aber ein paar bleiben immer übrig, auf die auch das nicht zutrifft. Dafür bräuchten wir mal eine Lösung.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ein Teil des Problems (und der Lösung) liegt aber auch wahrscheinlich in dem Punkt: Ihr habt in der Schweiz Überstunden, die ihr irgendwo ansammeln durftet. Und wenn man von ein paar Ausnahmen (Berlin, Teilzeit in einigen BL) absieht: wir haben keine Überstunden, sondern, es ist einfach "abgegolten".
    Und wenn meine Stunden ausfallen, weil eine (Teil-)Klasse weg ist, habe ich nicht nur Druck mit dem Lehrstoff (weil wir eben auch da den Unterschied haben, dass wir nicht so frei in unserer inhaltlichen Gestaltung sind, wie ihr), sondern im Falle einer ganzen Klasse habe ich sogar Minus-Stunden, die aber natürlich mit Vertretung der weggefahrenen Kolleg*innen aufgefangen werden können (nicht automatisch zur selben Zeit).

  • Der Nachbarkanton zählt Minusstunden, dass ich irgendwas abbummeln kann, habe ich dem Kanton Baselland und meiner Schulleitung zu verdanken. Die Schienen, in denen die Fahrten stattfinden, müssen einfach vernünftig organisiert sein. Es funktioniert auch bei uns nicht super toll aber sicher besser als dass alle zwei Wochen der reguläre Schulbetrieb gestört wird.

  • Ach, ich vergass. Der einzig wirkliche Störenfried bei uns ist der Chor. Aber den hat die neue Schulleitung ordentlich zurecht gestutzt. Und die neue Chefin ist ausgerechnet Musikerin. Es bleibt die Chorlagerwoche im Januar, aber da ist jeder drauf eingestellt und es ist dann eben so. So wirklich nervig ist da nur der Unterricht in profilgemischten Klassen, wenn die Hälfte halt M und nicht da ist. Weiss ich nicht, ob wir dafür jemals eine Lösung finden.

    • Offizieller Beitrag

    Auf jeden Fall!
    Einiges ist hausgemacht (ja, alle Wandertage könnten an EINEM Tag sein, dann wären keine Schienen betroffen, die zb wie Reli oder zweite Fremdsprache mehrere Klassen betreffen, oder es gäbe Kollegenausfall), einiges durch Vorgaben (Berufsorientierung, mehrtägige Praktika und "Potenzialanalyse", also diese Pflichttermine, wo man kaum Einfluss hat).
    Aber ja, generell ist der Kern unserer Arbeit (Unterricht!) Beiwerk zu den anderen Aktivitäten. Dass man bei den anderen Aktivitäten auch viel lernt und wichtige Kompetenzen erwirbt, will ich nicht anzweifeln, trotzdem braucht man keinen Französisch- oder Geschichtslehrplan, wenn er regelmäßig dem Mathe-Wettbewerb, Nachhaltigkeitspreis, Medienscout-Ausbildung, Minimarathon, etc zum Opfer fallen darf, ohne dass man sich beschweren "darf".

  • ja, alle Wandertage könnten an EINEM Tag sein

    Du liebe Güte... Macht ihr das etwa nicht so? Natürlich gehen bei uns am Klassentag *alle* Klassen zugleich raus. Diese tageweisen "Totalausfälle" sind unterdessen auch endlich gleichmässig über alle Wochentage verteilt. Wir hatten auch schon Zeiten, da waren Klassen-, Sport- und Waldtag z. B. immer ein Dienstag. Da hilft nur sich bei der Schulleitung zu beschweren, dass mir bei entsprechendem Stundenplan dann z. B. in einer Klasse dreimal hintereinander eine Doppellektion ausfällt. Bei uns hilft Beschweren in der Regel auch.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, natürlich machen wir es nicht so. Wäre zu einfach und effizient.
    Ich war dieses Jahr noch nicht von Wandertagen betroffen, aber alle Klassen einer Stufe hatten einen kulturelle Tagesausflug zum selben Ort, der aber nur eine Klasse auf einmal haben kann. Also 4 verschiedene Tage mit je 2 Lehrkräfte den ganzen Tag.

  • Du liebe Güte... Macht ihr das etwa nicht so? Natürlich gehen bei uns am Klassentag *alle* Klassen zugleich raus.

    "Wandertage" kamen mir nie in den Sinn. Einen Klassenausflug habe ich nur mit der SL abgesprochen und den KuK mitgeteilt, die direkt betroffen waren. Klassenausflüge habe ich immer als "Lerngang" organisiert - mit einem zum Unterrichtsthema passenden Ziel. Dabei ist man jedoch immer auch auf Öffnungszeiten und Termine anderer Schulen angewiesen, die den Besuch blockieren können.

    "Klassentag" - wenn man das so nennen möchte - war immer der "Tag der Waldpflege". Da zieht die ganze Schule von Vorschulklasse bis Klasse 10 im Herbst gemeinsam los, um mit dem Forstamt die Wacholderheide von Wildwuchs zu befreien. Wobei der "Wildwuchs" zuvor von den Forstarbeitern abgesägt und von den Schülern zu mehreren Haufen zusammengetragen wird. Die Feuer sind kilometerweit zu sehen, die Schüler bekommen vom Förster Fanta und Rote Würste, die dann am Feuer gegrillt werden. Ein Highlight im Schuljahr!

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  • Macht ihr das etwa nicht so?

    Kannte ich aus meiner Schulzeit und von meiner Mutter auch nur so, bei meinen Kindern und auch bei mir an der Schule gibt es das nicht mehr, jeder macht, wann und wie er will. Schon alleine der Hinweis darauf, dass man wenigstens auf die Schwimmtage achten sollte und die für die Klassen mit 3. Klässlern ausklammert, kam nicht gut an.

  • Nein, natürlich machen wir es nicht so. Wäre zu einfach und effizient.
    Ich war dieses Jahr noch nicht von Wandertagen betroffen, aber alle Klassen einer Stufe hatten einen kulturelle Tagesausflug zum selben Ort, der aber nur eine Klasse auf einmal haben kann. Also 4 verschiedene Tage mit je 2 Lehrkräfte den ganzen Tag.


    Ja, das meine ich mit "schlechte Organisation". Es ist einfach schade, dass Klassenfahrten und ausserschulische Lernaktivitäten deswegen gleich immer so allgemein infrage gestellt werden. Wie erwähnt, wir hatten auch schon echt anstrengende Zeiten, aber grad jetzt mit der neuen Schulleitung wird auch sichtbar, wie viel effizienter man das alles organisieren kann. Mir ist bei der Semesterplanung im August schon aufgefallen ... oh ... die erste Freistellungsschiene für die selbständigen Arbeiten der FMS ist dieses Schuljahr aber geschickt gelegt. In der gleichen Woche findet nämlich der Präsentationstag der Maturarbeiten statt und bis anhin musste man dann immer schauen, wie man den Unterricht der FMS-Klassen "wegorganisiert", wenn man als Lehrperson zugleich eben an einer solchen Präsentation sein musste. Dann ist mir aufgefallen ... oh ... die 2. Klassen FMS haben ja gar keine Berufsfeldpraktika mehr, wo sind die denn hin? Nein sowas, die haben in der 1. Klasse schon stattgefunden und zwar während der Schiene in der die mündlichen Abschlussprüfungen stattfinden. Geschickt!

  • u liebe Güte... Macht ihr das etwa nicht so?

    Mein persönliches Erleben hierzu:

    Man startet in der Halbjahresplanung mit der theoretischen Vorgabe, dass 20 Dopoekstunden zur Verfügung stehen.

    In der Praxis bin ich dann dazu überhegangen nur noch von 15 aus zu gehen. Meine schlimmste Erfahrung in einem Halbjahr war, dass nur 9 von ursprünglich 20 Doppelstunden statt gefunden haben.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Oh Gott... Nein, also ich weiss im August, wie viele Lektionen ich bis Semesterende habe und das ist dann auch so.

  • Oh Gott... Nein, also ich weiss im August, wie viele Lektionen ich bis Semesterende habe und das ist dann auch so.

    Spätestens bei krankheitsbedingten Ausfällen ist das dann nicht mehr so. Da rede ich noch nicht von der Praxis, in der gerne auch kurzfristig mal ein Klassenprojekt, mal ein Teamtraining, mal ein unaufschiebbares Gespräch, mal eine Fortbildung, mal hitzefrei usw. dazwischenkommen.

  • Du liebe Güte... Macht ihr das etwa nicht so? Natürlich gehen bei uns am Klassentag *alle* Klassen zugleich raus. Diese tageweisen "Totalausfälle" sind unterdessen auch endlich gleichmässig über alle Wochentage verteilt. Wir hatten auch schon Zeiten, da waren Klassen-, Sport- und Waldtag z. B. immer ein Dienstag. Da hilft nur sich bei der Schulleitung zu beschweren, dass mir bei entsprechendem Stundenplan dann z. B. in einer Klasse dreimal hintereinander eine Doppellektion ausfällt. Bei uns hilft Beschweren in der Regel auch.

    Das ist bei uns auch so.

    In der ersten oder zweiten Woche gehen alle Klassen am gleichen Tag irgendwo hin.

    Und ja, sie gegen zum Großteil tatsächlich. Der erste Wandertag soll zum wandern oder bewegen genutzt werden.


    Die umliegenden Schulen sprechen sich meist ab, damit an einem Tag nur eine Schule geht.

  • Spätestens bei krankheitsbedingten Ausfällen ist das dann nicht mehr so. Da rede ich noch nicht von der Praxis, in der gerne auch kurzfristig mal ein Klassenprojekt, mal ein Teamtraining, mal ein unaufschiebbares Gespräch, mal eine Fortbildung, mal hitzefrei usw. dazwischenkommen.

    Welche Ausfälle? Meine eigenen Lektionen sind ja nur von meinen eigenen Ausfällen betroffenen und ich bin im Schnitt sowas wie 2 Tage pro Schuljahr krank. Ich hatte in 12 Jahren ein einziges richtig verschissenes Schuljahr mit 3 Wochen Ausfall aufgrund einer OP, einer Woche Ausfall wegen Covid und weiteren 6 Wochen Ausfall aufgrund eines Unfalls. Die 3 bzw 6 Wochen hatte ich aber jeweils eine Stellvertretung.


    Klassenprojekte, Teamsitzungen etc passieren bei uns nicht kurzfristig bzw tangieren den Unterricht nicht. Hitzefrei gibt es nicht und Fachfortbildungen habe ich während der Ferien. Aber da habe ich noch von jedem deutschen Referenten gehört, dass in Deutschland während der Ferien keiner kommen würde.

  • Klassenprojekte, Teamsitzungen etc passieren bei uns nicht kurzfristig bzw tangieren den Unterricht nicht. Hitzefrei gibt es nicht und Fachfortbildungen habe ich während der Ferien. Aber da habe ich noch von jedem deutschen Referenten gehört, dass in Deutschland während der Ferien keiner kommen würde.

    Das wird aber ein wenig schwierig, wenn die Referenten nur noch während der Ferien arbeiten und den Rest des Jahres Urlaub machen.

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