Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Oder es sind diejenigen, die wissen, wovon sie schreiben und sprechen. Mir ist das Gejammere vom teuren Zimmer in Laufreichweite zur Uni schon vor 25 Jahren auf den Sack gegangen. Ich bin 6 Jahre lang 10 km ein Weg mit dem Velo zur Uni gefahren weil ich in Leimen für die Wohnung nur halb so viel bezahlt habe wie in Heidelberg. Was andere Leute mit Jammern zugebracht haben, habe ich in meinem Leben immer schon einfach gemacht. Das lernt man insbesondere wenn einem daheim keiner den Arsch hinterher trägt.

    Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und habe es auch geschafft.

    Ich arbeite aber an einer Schule, wo ich Kontakt zu jungen Menschen haben, deren Eltern ihnen ganz bestimmte Dinge (stabile Verhältnisse, Aufmerksamkeit, Verlässlichkeit, Zuneigung, Wertschätzung, Regeln ...) nicht mitgeben können, die mir meine Eltern mitgegeben haben und ohne die vieles sehr schwer ist.

    Offensichtlich ist dir das nicht bewusst, da du so pauschal urteilst.

  • Offensichtlich ist dir das nicht bewusst, da du so pauschal urteilst.

    Erzähl mich nichts vom Leben. Ich bin mir recht sicher, dass kaum irgendjemand in diesem Forum eine räudigere Familiengeschichte hat als ich. Meine Mutter war alleinerziehend mit 3 Kindern, eins davon schwerer Alkoholiker der zwei Ehefrauen ins Krankenhaus geschlagen hat, zwischendurch hat noch ein ebenfalls schwer alkoholkranker und heroinabhängiger Cousin bei uns gehaust. Meine Mutter hat 30 Jahre lang an bis zu 13 verschiedenen Orten pro Woche geputzt und noch Mietzuschuss bekommen, weil's nicht gelangt hat. Zuletzt hat sie Grundsicherung bezogen.


    Wer den Arsch nicht hochbekommt, ist irgendwann einfach mal selber schuld.

  • Erzähl mich nichts vom Leben. Ich bin mir recht sicher, dass kaum irgendjemand in diesem Forum eine räudigere Familiengeschichte hat als ich. Meine Mutter war alleinerziehend mit 3 Kindern, eins davon schwerer Alkoholiker der zwei Ehefrauen ins Krankenhaus geschlagen hat, zwischendurch hat noch ein ebenfalls schwer alkoholkranker und heroinabhängiger Cousin bei uns gehaust. Meine Mutter hat 30 Jahre lang an bis zu 13 verschiedenen Orten pro Woche geputzt und noch Mietzuschuss bekommen, weil's nicht gelangt hat. Zuletzt hat sie Grundsicherung bezogen.


    Wer den Arsch nicht hochbekommt, ist irgendwann einfach mal selber schuld.

    "Ich habe es ja auch geschafft." Wie schön für dich!

    Trotzdem steht es dir nicht zu, andere so pauschal zu verurteilen.

  • Ich habe absolut kein Mitleid mit Leuten, die ihr Leben lang immer nur rumjammern, was der Staat nicht mal für sie tun müsste. Der deutsche Staat hat eine ganze Menge für mich getan, sonst hätte ich es nicht "geschafft". Es war vor 25 Jahren schon problemlos möglich, sich in den Zug zu setzen (ich habe immer selbst gearbeitet, meine Mutter hat längst nicht alles zahlen können, was ich so wollte), nach Heidelberg zu fahren, aufs Studentensekretariat zu gehen und sich fürs Studium anzumelden. Dort lagen die Anträge fürs BaföG aus, so einen habe ich mitgenommen, alle geforderten Unterlagen besorgt, ausgefüllt und abgegeben. Man hat mir völlig problemlos fast den Höchstsatz zugesprochen, damals wurde noch die Halbwaisenrente meines verstorbenen Vaters wieder abgezogen, später dann nicht mehr. Dann bin ich zur Zentralmensa gegangen, da hingen Wohnungsanzeigen (es gab kein Internet!!) und hab halt angefangen zu telefonieren bis ich was hatte.


    Am ersten Tag an der Uni habe ich niemanden im Semester gekannt. Ich habe nichts über die Uni und das Studieren gewusst, ich war die erste in der Verwandtschaft, die überhaupt ein Abitur gemacht hat. Ich bin halt von hier nach da nach dort gegangen und habe mir alle relevanten Informationen zusammengefragt, das war nie ein Problem. Musst das Maul halt selber schon aufbekommen, gell. Man hat damals irgendwas um die 100 DM Studentenwerksbeitrag bezahlt, dafür ein Semesterticket bekommen und konnte ohne weitere Kosten den Unisport nutzen. Das letzte Mensa-Essen, an das ich mich erinnere (ich habe die Uni Heidelberg 2011 verlassen) hat an der Ausgabe D 2.05 € gekostet, vom Land Baden-Württemberg zu Tode subventioniert.


    Das BaföG war damals noch nicht gedeckelt, aber man hat mir 25 % Erlass gewährt als ich vom ersten schweizer Gehalt dann alles zurückbezahlt habe. Der deutsche Staat hat mir mein Studium finanziert, ich hätte das anders niemals machen können. Einen solchen Service kannst du andernorts in Europa erst mal suchen gehen. In der Schweiz zahlst du pro Semester 850 CHF Studiengebühren und bekommst dafür ... nichts. Jeden weiteren Hasenpfurz, den du von der Uni willst, zahlste noch mal extra. Lasst mich zufrieden mit "der Staat kümmert sich nicht ausreichend". Es hat einfach nicht jeder ein Recht auf Erfolg im Leben und wer zu bräsig ist, der hat halt in der Tat Pech gehabt.

  • Deine Familiengeschichte ist nicht schön, aber es gibt ganz sicher Menschen hier mit ähnlichen Erfahrungen, "schlimmeren" Erfahrungen, anderen Erfahrungen und ich finde es nicht schön, hier ein Ranking aufzumachen.

  • Deine Familiengeschichte ist nicht schön, aber es gibt ganz sicher Menschen hier mit ähnlichen Erfahrungen, "schlimmeren" Erfahrungen, anderen Erfahrungen und ich finde es nicht schön, hier ein Ranking aufzumachen.

    Ich glaube nicht, dass Menschen mit ähnlichen Erfahrungen hier gerade mitschreiben. Dazu bin ich zu lange in diesem Forum schon angemeldet und habe ein zu gutes Gedächtnis für sowas.


    Wenn du was vom Staat willst, geh und frag einfach danach. In kaum einem anderen Land wie Deutschland wird dir dermassen viel hinterhergeschmissen, wenn du nur danach fragen gehst. Das wirst aber bitte selber auf die Kette bekommen.

  • Antimon: Ich sage nicht, dass der deutsche Staat nicht ausreichend subventioniert.

    Allerdings kritisiere ich, dass Kinder aus schwierigen Verhältnissen nicht genügend Unterstützung erfahren. Und das sage ich, weil ich an meiner Schule erlebe, wie es diesen Kindern ergeht.

    Viele Kinder wissen und/oder verstehen überhaupt nicht, was für sie ginge. Und es gibt viel zu wenig Fachpersonal, das sie auf den richtigen Weg bringen könnte.

  • Ich arbeite selbst an einer Schule mit schwierigem Einzugsgebiet. Was kritisierst du denn den deutschen Staat? Hilf *du* diesen Kindern doch, dafür bezahlt dich der deutsche Staat. Ich habe es meiner letzten Klassenlehrperson der Grundschule zu verdanken, dass ich überhaupt ans Gymnasium gegangen bin. Die Frau hat einen ganz wunderbaren Job erledigt. Und als Lehrperson habe ich selbst schon so einige Hebel in Bewegung gesetzt für Schüler*innen, deren Eltern mit den Behörden komplett überfordert waren. Mach das doch einfach. Vom Rumjammern und Rumkritisieren passiert nichts.

  • Ich arbeite selbst an einer Schule mit schwierigem Einzugsgebiet. Was kritisierst du denn den deutschen Staat? Hilf *du* diesen Kindern doch, dafür bezahlt dich der deutsche Staat. Ich habe es meiner letzten Klassenlehrperson der Grundschule zu verdanken, dass ich überhaupt ans Gymnasium gegangen bin. Die Frau hat einen ganz wunderbaren Job erledigt. Und als Lehrperson habe ich selbst schon so einige Hebel in Bewegung gesetzt für Schüler*innen, deren Eltern mit den Behörden komplett überfordert waren. Mach das doch einfach. Vom Rumjammern und Rumkritisieren passiert nichts.

    Du befindest dich, mit Verlaub, auf einem sehr hohen Ross.

  • Ne, ich hab's nur nicht so mit Rumjammern was nicht alles wie sein müsste. Ich nutze die mir zur Verfügung stehenden Mittel und das sind einige. Du schreibst:


    Viele Kinder wissen und/oder verstehen überhaupt nicht, was für sie ginge.

    Mein Gott, dann verrat's ihnen doch einfach.

  • Ich glaube nicht, dass Menschen mit ähnlichen Erfahrungen hier gerade mitschreiben. Dazu bin ich zu lange in diesem Forum schon angemeldet und habe ein zu gutes Gedächtnis für sowas.

    Vielleicht hast du auch manche blockiert :pirat:

    Ich hab' im Studium von 600 Mark Bafög gelebt, 230 gingen für die Zimmermiete drauf. Das Kindergeld haben meine Eltern gebraucht, um die Geschwister satt zu bekommen. Gegessen wurde in der Mensa ("Der Student geht so lange zur Mensa, bis er bricht"). An den Wochenenden hab' ich gekellnert, um etwas dazu zu verdienen. Außerdem gab es kostenloses Essen und Getränke. Gekellnert wurde Samstag und Sonntag von morgens 9 Uhr bis nachts um 2 Uhr - da saß die "Crew" noch zusammen, hat die restlichen Spaghetti vervespert, geputzt und aufgeräumt. Nach dem Umzug in ein anderes Studentenwohnheim gab es eine Küche. Mein Gulasch war berühmt. Ich hab' für mich behalten, wie ich es gekocht habe:
    Eine Dose Ravioli vom Aldi und Wurstreste von der Fleischtheke im Supermarkt, die dort als Hundefutter billig verkauft wurden. Mihiammmi....:mahlzeit:
    In den Semesterferien habe ich immer in der Industrie gejobbt, um das nächste Semester zu finanzieren. Während des Semesters fotografierte ich ab und zu für die Tageszeitung. Da gab es 25 Mark für ein veröffentlichtes Foto. Abends beim Konzert. Anschließend im Fotolabor den Film entwickelt, Abzüge gemacht und nachts um 2 in den Briefkasten der Redaktion geworfen, damit der Redakteur um 8 den Artikel dazu schreiben konnte. Redaktionsschluss war um 11 Uhr vormittags.

    Meine Bafög-Schulden beliefen sich nach dem Studium auf 12.000 Mark (für meine Tätigkeit als studentisches Mitglied im Senat der Hochschule erhielt ich 2 Semester verlängerte Förderung - als Schulden). Als allein verdienender Familienvater hab' ich nach dem Referendariat - um die 25% Nachlass bei Sofortzahlung zu erhalten - 9000 Mark aus meinen Einnahmen, die ich durch EDV-Abendkurse hatte, auf einen Schlag abbezahlt. Da lebte die Familie eben mit Möbeln, die aus Haushaltsauflösungen stammten und die ich abgelaugt, abgeschliffen und "aufgemöbelt" habe.

    Erzähl' mir was von "hard times" ... Ich hab' das Studium trotzdem genossen.



    Guess who. HP5 auf 36 DIN gepuscht, warm entwickelt - daher das Korn. Dafür konnte ich ohne Blitz fotografieren ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth ()

  • Die Armut in deiner Familie Antimon ist das eine, der Alkoholismus und die Gewalt das andere.

    Natürlich besteht eine Korrelation zwischen Armut und Gewalt.

    Dennoch glaube ich, dass gerade Gewalt und Alkoholismus auch bei einigen Teilnehmern hier vorkamen. Oder eben andre unschöne Erfahrungen.

  • Die Armut in deiner Familie Antimon ist das eine, der Alkoholismus und die Gewalt das andere.

    Natürlich besteht eine Korrelation zwischen Armut und Gewalt.

    Dennoch glaube ich, dass gerade Gewalt und Alkoholismus auch bei einigen Teilnehmern hier vorkamen. Oder eben andre unschöne Erfahrungen.

    Das bestreite ich überhaupt nicht. Ich bin mir aber recht sicher, dass von denen, die es betrifft, niemand hier im Thread grade grosse Sprüche klopft. Das war eigentlich der Punkt, den ich zu Beginn der Diskussion gemacht habe:


    Oder es sind diejenigen, die wissen, wovon sie schreiben und sprechen. Mir ist das Gejammere vom teuren Zimmer in Laufreichweite zur Uni schon vor 25 Jahren auf den Sack gegangen. Ich bin 6 Jahre lang 10 km ein Weg mit dem Velo zur Uni gefahren weil ich in Leimen für die Wohnung nur halb so viel bezahlt habe wie in Heidelberg. Was andere Leute mit Jammern zugebracht haben, habe ich in meinem Leben immer schon einfach gemacht. Das lernt man insbesondere wenn einem daheim keiner den Arsch hinterher trägt.

    Yummi wird auch immer mal wieder gerne als arrogant und keineahnunghabend kritisiert, bei dem wiederum bin ich mir recht sicher, dass er besser mitschwätzen kann, als andere. Der ist Migrantenkind und es ist ihm sicher nichts in den Poppes geschoben worden. Wir zwei sind uns in einem Punkt einig: Jammer nicht rum, mach einfach.

  • Ne, ich hab's nur nicht so mit Rumjammern was nicht alles wie sein müsste. Ich nutze die mir zur Verfügung stehenden Mittel und das sind einige. Du schreibst:


    Mein Gott, dann verrat's ihnen doch einfach.

    Irgendwie hast du an deinem Gymnasium in der Schweiz so gar keine Ahnung, wie die realen Zustände an sehr vielen deutschen Schulen ist. Sonst würdest so etwas nicht schreiben.

  • Ich lach mich kaputt. Da sowohl mein Klarname als auch der Name meiner Schule hier bekannt sind, kneife ich es mir jetzt, Fallbeispiele aufzuzählen. Eine Frage nur: Wie häufig hattet ihr an eurer Schule schon mit Mord zu tun?


    Deutschland ist eines der reichsten Industrieländer der Welt, du tust ein bisschen so als würdest du in Kalkutta unterrichten.

  • P.s.: ich bin echt froh, dass bei Banken immer mehr Stellen abgebaut werden. Soviel unnötiges Personal, dass überteuerte Produkte verkauft. Hier sehe einen positiven Trend hin zu etwas mehr Selbstverantwortung.

    Richtig. Ist ja dein eigenes Geld.
    BTW: Hab' gerade den Film "Goldjungs" angesehen, den man in der ARD-Mediathek anschauen kann.
    Da geht es um die Hybris der Selbstüberschätzung - und Gier.

    https://www.ardmediathek.de/vi…1LTkyZjMtMjE3ZTdhNTM0NTEy

    Und um das Ende der Herstatt-Bank 1974 - nach einer wahren Begebenheit.

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  • Der BaföG-Höchstsatz liegt seit dem letzten Wintersemester bei 992 €. Das ist so viel wie ich mit damals 1/2 BAT2a im 1. Jahr im Doktorat verdient habe (es waren exakt 998 € netto, ich habe die Lohnabrechnungen noch). Die Politik in Deutschland hat offenbar mitbekommen, dass die 35 qm in Leimen keine 280 € mehr kosten. Wenn Studierende kein BaföG bekommen hat das einen Grund: Die Eltern verdienen ausreichend um sie unterstützen zu können.

  • Wie ich bereits schrieb, ich habe ein entsetzlich gutes Gedächtnis für solche Dinge: 774 DM waren es. Davon habe ich knapp 500 DM Miete bezahlt, Schäfergasse 24 in 69124 Heidelberg-Kirchheim. Frag mich nicht, warum ich mir so einen Blödsinn merke. Ich habe nur ein dreiviertel Jahr dort gewohnt weil der Rest leider nur für Cornflakes vom Aldi gereicht hat. Dann 1 1/2 Jahre WG, In der Neckarhelle 125/1, 69118 Heidelberg-Ziegelhausen. War lustig, v. a. wenn wir Neckarhochwasser hatten, dann fuhr nämlich der Bus nicht mehr und man kam nicht an die Uni. Fische auf der Wiese direkt vor der Haustür. Ich bin einfach nicht WG-tauglich (war meine beste Freundin und wir haben uns fast umgebracht), drum der Umzug nach Leimen, das waren 280 € warm für 35 qm (und in der Zwischenzeit war das BaföG schon deutlich mehr geworden, ich hatte zuletzt 684 € pro Monat). Warum ich nun im Wählerverzeichnis der Stadt Heidelberg eingetragen bin, ist noch mal ne andere Geschichte. Ich hör jetzt auf damit.


    Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen will: Ich hatte eine wirklich sehr gute Zeit an der Uni und ich bin sehr dankbar dafür, dass mir der deutsche Staat das möglich gemacht hat. Niemand kann etwas für die Verhältnisse, in die er oder sie geboren wird, es liegt mir völlig fern, Lebensgeschichten zu "werten". Im Gegenteil, ich nehme jedes Problem meiner Jugendlichen ernst, das eigene Empfinden bemisst sich immer an dem, was man eben so im Leben erlebt hat. Was ich nur überhaupt nicht abkann ist Rumnölen was nicht alles warum nicht geht. Probleme sind da um gelöst zu werden. Ich helfe jederzeit und gerne, aber wer sein Problem schon gar nicht erst lösen will, geht mir bitte aus der Sonne.

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