Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Darum geht's doch. Die renovierte Touriregion mit Fachwerkhäuschen fühlt sich doch aber angeblich so abgehängt und von Ausländern überrannt.


    Mal ne Frage an die Protestwähler: gegen was genau richtet sich eigentlich der Protest? Bitte mal drei konkrete Verschlechterungen in eurem Leben nennen seit der Ampelregierung. Würde mich wirklich interessieren, selbst wenn man nicht die AfD unterstützt, muss es ja irgendwas geben, was Protestwahlen rechtfertigen würde.

    Dass Rechte alles abgehängte Trottel seien, ist allerdings ein linker Erklärungsansatz, ebenso der angebliche "Protest". Geh besser davon aus, dass AfD-Wähler gefestigte Überzeugungen haben, wenn du ernst genommen werden möchtest.

  • Ich habe durchaus Verständnis, dass das für heute ältere Generationen eine massive Transformation und Zäsur war und nachhängt. Warum junge Leute in so großer Zahl die AfD wählen, erklärt es für mich allerdings nicht unbedingt. Gerade in den letzten Jahren stehen die ostdeutschen Bundesländer in Sachen Wirtschaftsentwicklung im Bundeslandvergleich gar nicht so schlecht da, es herrscht Fachkräftemangel, etc.


    Ich wollte auch nicht mit "Westverhältnissen" relativieren, sondern lediglich anmerken, dass abgehängte Region = AfD (Protest)Wahl in meiner Wahrnehmung nicht ganz schlüssig ist, sondern noch andere Faktoren reinspielen müssen (aber das schreibst du ja auch).

    Nicht so einfach aber das was ich beobachte:


    Junge Menschen / Erstwähler sind oftmals durch ihre Eltern etc beeinflusst.

    Ich arbeite ab und an mit der Bundeszentrale für polit. Bildung zusammen. Das letzte Projekt hat einigen dort einen großen Schrecken eingejagt weil ihnen nicht bewusst war wie radikalisiert hier mittlerweile einige Jugendliche sind weil schlechte Bildung (durch Reduzierung der Stunden im Bereich Gesellschaftswissenschaften /Politik z.B.) und gefühlte Perspektivlosigkeit (schlechte wirtschaftliche Lage die sich vor allem durch Stellenabbau im Osten zeigt / ländlicher Raum der dazu beiträgt das man sich entwurzelt fühlt wenn man die heimatliche Gegend in eine Großstadt verlassen muss wenn man nichts anderes findet etc.) ihr übriges tun.

    Hinzu kommt dann der elterliche Einfluss auf die Erstwähler und fehlende freiteitmöglichkeiten auf dem Land sowie ein massiv gutes Verständnis für Social Media Verwendung der AfD. Das trifft dann auf die oben genannten Dinge.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Dass Rechte alles abgehängte Trottel seien, ist allerdings ein linker Erklärungsansatz, ebenso der angebliche "Protest". Geh besser davon aus, dass AfD-Wähler gefestigte Überzeugungen haben, wenn du ernst genommen werden möchtest.

    Das ist kein linker Erklärungsansazt, ausser für dich sind alle die nicht AfD wählen links, sondern das denken alle Menschen in diesem Lande, die in einem demokratischen Land leben wollen.

    Die AfD ist in Teilen Verfassungsfeindlich eingestuft. Einige ihrer Mitglieder sind Nazis.

    Das will die Mehrheit nicht. Auch im Osten nicht. Es waren ca. 30% die AfD gewählt haben, 70 % haben das nicht gemacht.


    Die Menschen sind sauer auf die momentane Politik? Verständlich. Dann wählt man eine andere Partei, gründet eine eigene oder engagiert sich auf kommunaler Ebene.

    Aber eine nachweislich demokratiefeindliche Partei zu wählen, macht man nur, wenn einem alles egal ist oder ein abgehängter Trottel ist.

  • Vorausschauendes Denken und Handeln ist kein Käse.

    Ja, wenn dem so wäre. Ergibt aber halt keinen Sinn in der Gesamtschau. Es ist nicht die "Angst vor Überfremdung", die den Zulauf zur AfD im Wesentlichen ausmacht. Es ist die gesamte Propaganda, die zieht.


    Das Rumreiten auf Gendersternchen, dass der arme junge Mann nichts mehr wert sei, dass das traditionelle Rollenbild und Familienidyll abgewertet wird, wenn Homosexuelle Kinder adoptieren und öffentlich als solche erkennbar durch die Straßen laufen, dass gutaussehende junge Araber die jungen Frauen wegschnappen könnten, (an die man sich selbst nicht rantraut), dass "die Grünen" alles verbieten, was Spaß macht und natürlich total männlich ist,- Saufen und Diesel fahren, Nationalstolz wieder cool sein soll und noch ein bisschen "Deutschland First" und Europa ist doof. Für die Älteren kommt dann noch etwas Angstmache hinzu, dass das Häuschen auf dem Land eventuell irgendwann eine neue Heizung brauchen wird, wofür Robert Habeck persönlich verantwortlich ist und dass der kleine Mann von denen da oben nicht mehr gesehen wird, worin sich das konkret äußert, bleibt natürlich offen.


    Guck dir die Wahlkreise an, wo wird denn noch CDU gewählt, wo bekommen Linke und Grüne oder Freie Wähler Direktmandate? In den Unistädten natürlich, den einzigen Orten, wo du syrisch oder pakistanisch aussehenden Menschen überhaupt begegnest.


    Ach und vergessen: noch ein paar soziale Themen von links abgraben, die Rentnerin mit den Pfandflaschen und das kostenlose Schulessen für arme Kinder. Dass man mit Bildung und Teilhabe bereits kostenlos essen kann wird da natürlich verschwiegen und dass die AfD Reiche nicht besteuern will ebenso. Es macht alles in allem keinen Sinn, "Protest zu wählen", wenn man bloß wie ein trotziges Kind aufstampft und Faschisten in den Landtag holt.

  • Und das ist alles Folge der jetzigen Regierung?


    Zu den Stechbeiteln, du erzählst seit Jahren, was für gewalttätige Schüler du hast, das kann eigentlich nicht neu sein. Damals haben sie einer Kollegin die Reifen zerstochen (oder Radmuttern gelockert) und mit Nagelpistolen rumgeschossen oder sowas. Deutsche Staatsbürgerschaft vorausgesetzt?

  • So sehe ich das auch. Ich kenne eine Person, von der ich weiß, dass sie AfD wählt und diese schickt zynische Trollmemes herum. Schlecht geht es ihr nicht, Jahreswagen in der Garage.

  • Nenn es, wie du willst, es bleibt Blödsinn. Und deinen Vorschlag, eine eigene Partei zu gründen, hat die AfD ja bereits umgesetzt.

  • Nenn es, wie du willst, es bleibt Blödsinn. Und deinen Vorschlag, eine eigene Partei zu gründen, hat die AfD ja bereits umgesetzt.

    Vielleicht gründest du eine nicht-demokratiefeindliche.

    Dann kannst du (edit: dich) auch selbst wählen.

  • Meine Großeltern mütterlicherseits haben bis zu ihrem Tod (mein Opa ist 2017 gestorben) in einem Haus gelebt, in dem es nur fließend Kaltwasser gab. An der Spüle gab es einen kleinen Durchlauferhitzer, der für Spülwasser gereicht hat von der Menge her. Am Waschbecken gab es prinzipiell nur eiskaltes Wasser. Zum Baden oder Duschen musste erst der Ofen im Bad mit Holz und Briketts angeheizt werden, damit Wasser heiß werden konnte. Geheizt wurde ebenfalls mit Kohleöfen, die im Wohnzimmer und Schlafzimmer standen. Einmal im Jahr sind wir dann hin und haben meinem Opa die Ofenrohre gerußelt, sprich durchgeputzt. Das Haus hat mein Opa nach dem zweiten Weltkrieg mit eigenen Händen aufgebaut und als Malermeister auch kontinuierlich in Schuss gehalten. Darauf war er stolz und der fehlende Warmwasserzugang kein Manko für ihn. Meine Oma hat er in dem Haus bis zu ihrem Tod gepflegt, er selbst hat dort bis 5 Jahre vor seinem Tod gelebt. Ab dann hat er einen Rollstuhl gebraucht und ist in ein Pflegeheim gezogen.


    Gelebt haben meine Großeltern im Großraum Karlsruhe. Eine rechtsradikale Partei zu wählen wäre ihnen ebensowenig in den Sinn gekommen, wie eine Partei von Putin- Getreuen. Als gläubige Katholiken fühlten sie sich nur wohl damit ihr Kreuz bei der CDU zu machen.

    Mein Großvater hat als er 2015 die Bilder von Flüchtlingen gesehen hat geweint, weil er nicht fassen konnte, dass es solche Flüchtlingsströme zu seinen Lebzeiten noch einmal in Europa geben würde. Nachdem er selbst Flucht erlebt hat, war er ein großer Befürworter davon, dass Deutschland möglichst viele Flüchtlinge aufnehmen sollte. Ich weiß genau, dass wenn er noch leben würde, er angesichts des Kriegs in der Ukraine sehr froh darüber wäre, wie Deutschland damit umgeht und dass es den Flüchtlingen aus der Ukraine gegenüber die Grenzen geöffnet hat.


    Einfache Lebensumstände sind keine Rechtfertigung für mangelnde Empathie gegenüber Flüchtlingen und/ oder die Wahl von Rechtsradikalen, die diese Menschen einfach pauschal als Verbrecher oder Sozialschmarotzer abstempeln und die Grenzen verrammeln wollen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nenn es, wie du willst, es bleibt Blödsinn. Und deinen Vorschlag, eine eigene Partei zu gründen, hat die AfD ja bereits umgesetzt.

    Was ist Blödsinn? Du sagst hier anderen, dass sie Argumente liefern sollen, um Ernst genommen zu werden, willst du nicht selbst mal mit gutem Beispiel vorangehen?


    Als die AfD gegründet wurde, war sie nicht rechtsradikal. Im Gegensatz zum BSW, der deswegen jetzt anders vorgeht, hat sie jeden trotzigen Hanswurst aufgenommen und gemäßigtere Politiker*innen an der Spitze alle abgesägt.


    Man kann nur hoffen, dass sie sich selbst zerfleischen.

  • Mit Verlaub problematisch und zumindest in einigen Teilen ein Grund den ich von Menschen gehört habe die hier AfD wählen:


    Einige derjenigen Die AfD wählen fühlen sich ausgebeutet, verarscht und nicht in ernst genommen in ihren Sorgen (und seien sie auch noch so unbegründet):


    - als die Wiedervereinigung kam erfolgte ein „großer Ausverkauf“. Viele Ostfirmen, Ländereien und Gebäude wurden für nen Appel und nen Ei von Westdeutschen aufgekauft (z. B Potsdamer Villen die für 1-8 ostmark/Quadratmeter kurz vor der Währungsunion verkauft wurden um schnelles Geld in die Gemeindekassen zu bekommen und wodurch viele Bewohner dann ihr Wohnrecht verloren haben —> das ursprüngliche Stadthaus meiner Vorfahren z.B. war zu ddr Zeiten enteignet worden und ein Rückkauf war nicht möglich, mittlerweile haben wir den Besitz der 100 Jahre unser war für ne riesenstange Geld Anfang der 2000 wieder zurück kaufen können) + (Land- und Pachtflächen in ruralen Regionen wurden ebenfalls schnell und billig verkauft).


    - hinzu kommt eine hohe Abwanderung (ca 2 mio. aus Ost nach West) und damit verbunden der Verlust eines nicht geringen Anteils an qualifizierten Kräften und wichtiger Personen (frauen) für die Gründung von neuen Familien


    - zusätzlich existiert eine durch die DDR Erfahrungen gewachsene Vorsicht gegenüber der tonangebenden Obrigkeit


    - und dann noch das angeblich alles falsch und schlecht war was subjektiv als gut empfunden wurde (frühe Kinderbetreuung etc.) und der Umstand das gerade am Anfang „Wessis“ kamen die einem erklärt haben das man ja dumm ist und es falsch macht (ging z.B. an Schulen teilweise so)


    - hinzu kommt dann das diejenigen die anfänglich AfD unterstützt haben recht schnell sofort als Nazis angefeindet worden (ohne das sie es anfänglich waren) —> das führte bei einem teil dazu sich in eine filterblase zu begeben die zu einer stärkeren radikalisierung führte (hab das bei einigen die ich kenne, auch Akademiker, gesehen. Anfeindungen von linksradikalen und teilweise sogar tätliche Angriffe haben auf lange Sicht jedweden geistigen Austausch mit diesen Personen zerstört weil sie ihre Sorgen nicht verstanden fühlten).


    - auch wenn die Ängste zu großen Teilen, vor allem hinsichtlich der Ausländer, unbegründet sind ist das subjektive Empfinden auch in den kleineren Städten entfremdend (z.B. Frauen mit Burka / Parks in denen hauptsächlich Familien orientalischer oder afrikanischer Herkunft sind <— was an sich ja durchaus kulturell bedingt ist das man sich dort gemeinsam Trifft) + die Berichterstattung zeichnet durchaus ein Bild von Messerattacken und Vergewaltigungen (Bild) die gefühlt zunehmen und die Clankriminalität in Berlin z.B. ist auch immer wieder ein Punkt „den man im Osten merkt/von hört“.


    Keine dieser Punkte ist meine Meinung und wäre für mich auch niemals ein Grund (weder einzeln noch in der Kombi) die AfD oder Wagenknecht zu wählen….für nicht wenige reicht das aber

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Und deinen Vorschlag, eine eigene Partei zu gründen, hat die AfD ja bereits umgesetzt.

    ich meinte eine richtige Partei und nicht so ein verkorkster brauner Scheisshaufen.

    Meinetwegen so wie die AfD am Anfang war, wenn das die Menschen glücklich macht.

    Nicht das ich glaube, dass deren Programm irgendetwas besser gemacht hätte, so einen neolieberalen Mist haben wir schon bei der FDP, aber zumindest nicht so demokratiefeindlich...

  • Ich finde es traurig Kapa , dass das so vielen Menschen ausreichend erscheint, um Rechtsradikale zu wählen. Danke aber für die ruhige und sachliche Darstellung auch der historischen Fakten zur Wiedervereinigung. Ich hoffe sehr, dass bei euch in Brandenburg infolge der anstehehenden Wahl die demokratischen Parteien gemeinsam eine Regierungskoalition zustande bekommen, auch wenn die AfD mutmaßlich die meisten Stimmen holen wird. SPD und CDU sind glücklicherweise ja ebenfalls recht stark bei euch.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ich meinte eine richtige Partei und nicht so ein verkorkster brauner Scheisshaufen.

    Meinetwegen so wie die AfD am Anfang war, wenn das die Menschen glücklich macht.

    Nicht das ich glaube, dass deren Programm irgendetwas besser gemacht hätte, so einen neolieberalen Mist haben wir schon bei der FDP, aber zumindest nicht so demokratiefeindlich...

    Libkon-Pseudorechte gibt es doch schon genug, die dümpeln alle unter Sonstige. Sog. "Scheisshaufen" gibt es auch schon einige, leider nicht unter Sonstige. So ist das in der Demokratie, da muss man den Anderen leider auch mal aushalten. Mir gelingt das besser, wenn ich merke, dass der Andere eine politische Überzeugung hat, selbst wenn es die falsche ist.

  • Libkon-Pseudorechte gibt es doch schon genug, die dümpeln alle unter Sonstige. Sog. "Scheisshaufen" gibt es auch schon einige, leider nicht unter Sonstige. So ist das in der Demokratie, da muss man den Anderen leider auch mal aushalten. Mir gelingt das besser, wenn ich merke, dass der Andere eine politische Überzeugung hat, selbst wenn es die falsche ist.

    Voll unlogisch, warum soll die Demokratie aushalten, dass die Demokratie abgeschafft werden soll? Da ist halt schon der Denkfehler. Merken manche einfach nicht...

  • So ist das in der Demokratie, da muss man den Anderen leider auch mal aushalten. Mir gelingt das besser, wenn ich merke, dass der Andere eine politische Überzeugung hat, selbst wenn es die falsche ist.

    Das ist korrekt, aber nur solange sie sich an die Regeln halten, die wir in der Demokratie als Mehrheit definiert haben und sie sich an die Grundrechte halten. Tun sie das nicht, muss man sie nicht aushalten.

  • Nur dass du darin keinen Grund findest, um AFD zu wählen.


    Ich übrigens auch nicht, wo du es schreibst: gab es bei uns auch nicht, war mir aber gar nicht mehr bewusst.

    Eben, ich nicht. Meine Mutter war aber durchaus in die Richtung geneigt. Nachvollziehen kann ich es daher allemal. Und ich weiss, dass nicht alle dumm und Nazis sind, die solche Parteien gut finden.

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