Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • In der Tat, ich bin dafür, dass ukrainische, syrische, afghanische Kinder AUCH Unterricht in ihrer Muttersprache haben sollten.

    Hessen erprobt Türkisch im Schulversuch, finde ich gut!

    Ohne Zweifel.
    Ich bin auch dafür, ihnen schnellstmöglich Schulabschlüsse und eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Auch - und besonders im handwerklichen Bereich. Irgendwann ist Friede. Und dann werden Fachleute für den Wiederaufbau benötigt - mit guten Sprachkenntnissen in ihrer Herkunftssprache. Die Entwicklungshilfe beginnt heute und hier.

    Das bedeutet nicht, die Migranten auf diesen Bereich zu fixieren. Auch wenn hier wieder der "Anekdotenvorwurf" kommt:
    In Klasse 7 kam ein Schüler aus Syrien in meinen Unterricht - ohne Sprachkenntnisse. Über Förderunterricht und Schulbeleiter hat er den Hauptschulabschluss geschafft. Vor knapp einem halben Jahr hat mir sein Schulbegleiter - der noch immer Kontakt zu ihm hat - mitgeteilt, dass er nach Abschluss der 2-jährigen Berufsfachschule und dem beruflichen Abitur nun Wirtschaftswissenschaften studiert.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Dort fällt mir sehr auf, dass in der Gastro sehr viele junge Leute 16+ wohl in Saisonjobs arbeiten

    Ist im Baltikum auch so. Vor allem in Litauen wurde ich praktisch nur von jungen Leuten bedient.



    In meiner Zeit war es absolut üblich, dass man einen Ferienjob/Nebenjob hatte

    Kann ich absolut nicht bestätigen und wir sind +/- gleich alt. Ich hatte immer irgendwelche Nebenjobs, ein paar andere aus meiner Klasse auch, viele halt auch nicht. Etwa ähnlich ist es heute mit "meinen" Jugendlichen an der Schule. Hängt sicher auch vom Einzugsgebiet ab, wie weit verbreitet das ist.

  • Ich bin gerade in Tschechien unterwegs. Dort fällt mir sehr auf, dass in der Gastro sehr viele junge Leute 16+ wohl in Saisonjobs arbeiten. Die machen einen sehr höflichen und kompetenten Eindruck. Im Vergleich sehe ich das bei uns viel weniger.

    In meiner Zeit war es absolut üblich, dass man einen Ferienjob/Nebenjob hatte. Schaue ich heute meine Schüler oder Bekannte an, ist das Jobben nicht so verbreitet. "Chillen" ist da eher angesagt oder neuerdings verbringt man seine Freizeit lieber damit, mit dem Moped rumzurasen, was natürlich von den Eltern finanziert wurde. Sehe ich das nur so oder täuscht mein Eindruck?

    An meiner Schule haben mehr als die Hälfte der Oberstufenschülys einen Job.

    Einige fehlen sogar oft im Unterricht, weil sie arbeiten.

  • Nachtrag: Bin gerade an der Nordsee, wo auch sehr viele Schülys jobben. Ist also nicht nur außerhalb Deutschlands so.

  • War es nicht so, dass Deutsch in Deutschland Landes- und Literatursprache ist? Ist das neuerdings Arabisch oder Ukrainisch? Klär mich auf, wenn ich was verpasst habe.

  • Finde ich nicht wichtig, die sprechen sie zu Hause.

    Zuhause lernen viele Kinder aber nur äußerst begrenzte sprachliche Register, was sich auf den gesamten Sprachlernprozess massiv auswirkt. Eine frühzeitige Förderung gerade auch in der Erstsprache, um vielfältige Ausdrucksweisen und sprachliche Register zu erlernen, ist nicht nur für den allgemeinen Spracherwerb in allen Sprachen erwiesenermaßen hilfreich, sondern erleichtert auch den Bildungsspracherwerb gerade auch für Kinder aus bildungsfernen Familien. Das ist damit ein ganz zentraler Baustein, wenn es darum geht etwas mehr Bildungsgerechtigkeit herkunftsunabhängig zu schaffen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • War es nicht so, dass Deutsch in Deutschland Landes- und Literatursprache ist? Ist das neuerdings Arabisch oder Ukrainisch? Klär mich auf, wenn ich was verpasst habe.

    Ich hab's gar nicht böse gemeint.

    Ich weiß von Studium nur, dass man beide Sprachen gut können sollte, sonst kann man beide nur halb.

  • Zuhause lernen viele Kinder aber nur äußerst begrenzte sprachliche Register, was sich auf den gesamten Sprachlernprozess massiv auswirkt. Eine frühzeitige Förderung gerade auch in der Erstsprache, um vielfältige Ausdrucksweisen und sprachliche Register zu erlernen, ist nicht nur für den allgemeinen Spracherwerb in allen Sprachen erwiesenermaßen hilfreich, sondern erleichtert auch den Bildungsspracherwerb gerade auch für Kinder aus bildungsfernen Familien. Das ist damit ein ganz zentraler Baustein, wenn es darum geht etwas mehr Bildungsgerechtigkeit herkunftsunabhängig zu schaffen.

    Da hast du ganz sicher recht. So, jetzt sind wir eben doch wieder bei den Kosten: Ich schrieb vor ein paar Seiten mal, es sei egal, was Unterbringung und Versorgung kostet, hier glaube ich aber nicht, dass der Staat auch noch für qualifizierten Unterricht in der jeweiligen Muttersprache aufkommen muss. Ich denke, das kann man fakultativ einrichten, wenn es an einer Schule zufällig jemanden gibt, der dafür qualifiziert ist. Aber Lehrpersonen für den Türkischunterricht ausbilden? Ne, finde ich nicht, dass der Staat das leisten muss. Für den Zugang zum Bildungswesen ist primär das Erlernen der Landessprache wichtig. Wir können noch drüber diskutieren, ob es im Falle von anerkannten Kriegsflüchtlingen sinnvoll ist, wenn man davon ausgeht, dass die eben ins Heimatland zurückkehren. Dem würde ich wahrscheinlich zustimmen. Aber hier wurde grade eben auch sowas wie Türkisch genannt. Ne. Da geht's um Kinder, die dauerhaft in Deutschland leben, die sollen Deutsch lernen und dann eben die reguläre 1./2. Fremdsprache, je nach Schulart. Wer da Türkisch lernen will, kann das doch auf eigene Kosten an der VHS oder sonst wo. So machen es übrigens unsere Tamilen, die meisten dieser Jugendlichen gehen privat sonntags in die Tamilschule.

  • Denkt bitte auch daran, dass Sprachauswahl im mehrsprachigen Kontext sich auch nach verschiedenen Kategorien richtet:

    - Konvention (Welche Sprache ist in diesem Rahmen üblich?)

    - Können (Welche Sprache kann ich besser?)

    - Emotion (Zu welcher Sprache fühle ich mich emotional stärker verbunden?)


    Besonders der Teil der Emotion wird bereits in den ersten Lebensjahren ausgebildet und prägt dann meist den Sprachgebrauch des restlichen Lebens.


    ---


    Wegen des zuvor genannten Punktes des Wiederaufbaus muss auch bedacht werden, Anreize zu schaffen, dass sich Menschen in diesem Zusammenhang auch tatsächlich engagieren wollen.

  • Ich weiß von Studium nur, dass man beide Sprachen gut können sollte, sonst kann man beide nur halb.

    Du meinst hoffentlich nicht das Konzept der "doppelten Halbsprachigkeit"?

    https://www.uni-potsdam.de/fil…elte_Halbsprachigkeit.pdf

    https://deutsches-schulportal.…rachigkeit-gibt-es-nicht/

    Dass Kompetenzen in L1 und L2 sich gegenseitig beeinflussen und auf gleichen Voraussetzungen aufbauen, ist natürlich evident.

  • Da hast du ganz sicher recht. So, jetzt sind wir eben doch wieder bei den Kosten: Ich schrieb vor ein paar Seiten mal, es sei egal, was Unterbringung und Versorgung kostet, hier glaube ich aber nicht, dass der Staat auch noch für qualifizierten Unterricht in der jeweiligen Muttersprache aufkommen muss. Ich denke, das kann man fakultativ einrichten, wenn es an einer Schule zufällig jemanden gibt, der dafür qualifiziert ist. Aber Lehrpersonen für den Türkischunterricht ausbilden? Ne, finde ich nicht, dass der Staat das leisten muss. Für den Zugang zum Bildungswesen ist primär das Erlernen der Landessprache wichtig. Wir können noch drüber diskutieren, ob es im Falle von anerkannten Kriegsflüchtlingen sinnvoll ist, wenn man davon ausgeht, dass die eben ins Heimatland zurückkehren. Dem würde ich wahrscheinlich zustimmen. Aber hier wurde grade eben auch sowas wie Türkisch genannt. Ne. Da geht's um Kinder, die dauerhaft in Deutschland leben, die sollen Deutsch lernen und dann eben die reguläre 1./2. Fremdsprache, je nach Schulart. Wer da Türkisch lernen will, kann das doch auf eigene Kosten an der VHS oder sonst wo. So machen es übrigens unsere Tamilen, die meisten dieser Jugendlichen gehen privat sonntags in die Tamilschule.

    Das geht für mich ein wenig an meinem Argument vorbei, auch wenn der Kostenpunkt - wie an so vielen Stellen im Bildungssystem- natürlich eine gewichtige Rolle spielt.


    Es geht zumindest mir an der Stelle nicht darum, dass irgendwelche Kinder mit anderer Erstsprache als der Landessprache in einem privaten Bedürfnis unterstützt werden diese Erstsprache zu erlernen (so verständlich ich das auch finde), sondern diesen Kindern, wie auch allen anderen Kindern, einen besseren Zugang zur Bildungssprache zu ermöglichen.

    Frühzeitige und kompetente Erstsprachenförderung ist dabei nur ein Baustein. Das umfasst dann für mich mit die frühzeitige und kompetente Förderung in der Landessprache, beispielsweise durch verpflichtende, kostenfreie Kindergartenbesuche ab dem dritten Lebensjahr, durch kompetente Sprachdiagnostik und Sprachförderung bereits im Kindergarten.

    Die Spracharmut nimmt unter allen meiner SuS zu und zwar ganz unabhängig von der Erstsprache. Es fehlen vielen Kindern nicht nur diverse sprachliche Register, sondern auch z.B. ganz basale Ausdruckswege für eigene Gefühle, weil vielen dafür der adäquate Wortschatz fehlt. Das ist an vielen Stellen dann ein Mitauslöser für gewalttätige Konfliktlösugsstrategien, weil schlicht passende Worte und eine gemeinsame Sprache, um auch über schwierige Emotionen gewaltfrei sprechen zu können fehlen, auch unter „rein Biodeutschen“.


    Geld für frühzeitige Sprachförderung in die Hand zu nehmen als Gesellschaft ist damit rein wirtschaftlich gesehen in Zeiten des Fachkräftemangels ein erheblicher Standortvorteil, der sich langfristig rechnet, aber auch- neben diversen Gerechtigkeitsfragen und Grundrechtsfragen, zu deren Lösung das zumindest beiträgt- ein Beitrag zu einem friedlicheren sozialen Miteinander.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofillpanne

  • Es braucht nicht mehr Geld für Sprachförderung, die vorhandenen Ressourcen müssen nur besser genutzt werden als es aktuell der Fall ist - und das scheitert oft an bürokratischen Hindernissen.

  • Es braucht nicht mehr Geld für Sprachförderung, die vorhandenen Ressourcen müssen nur besser genutzt werden als es aktuell der Fall ist - und das scheitert oft an bürokratischen Hindernissen.

    Diese These kannst Du sicherlich mit Fakten untermauern, also dass es nicht mehr Geld benötigen würde für Sprachförderung.


    Welche vorhandenen Ressourcen sollten denn deines Erachtens besser genutzt werden? Die im Regelfall nur in unzureichender Zahl vorhandenen Erzieher: innen? Oder möchtest du andere Fördermaßnahmen streichen zugunsten der Sprachförderung (welche?)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das umfasst dann für mich mit die frühzeitige und kompetente Förderung in der Landessprache, beispielsweise durch verpflichtende, kostenfreie Kindergartenbesuche ab dem dritten Lebensjahr, durch kompetente Sprachdiagnostik und Sprachförderung bereits im Kindergarten.

    Dann verstehe ich dich wahrscheinlich wirklich nicht richtig. Die Tochter meines "Schwagers" spricht als Erstsprache Ukrainisch. Ich kann dir logischerweise nicht sagen, wie gut sie das gelernt hat. Im Kindergarten hat sie einfach Deutsch gelernt und das spricht sie jetzt so gut, dass es in der Schule keinerlei Probleme damit gibt. Sie wurde ein Jahr zurückgestellt, aber das hatte andere Gründe. Wie erwähnt, ich gebe dir Recht, es wäre wohl sinnvoll weiter Ukrainisch zu lernen, wenn man davon ausginge, dass eine Rückkehr in die Ukraine geplant ist. Ist hier nicht der Fall.

  • Es geht zumindest mir an der Stelle nicht darum, dass irgendwelche Kinder mit anderer Erstsprache als der Landessprache in einem privaten Bedürfnis unterstützt werden diese Erstsprache zu erlernen (so verständlich ich das auch finde), sondern diesen Kindern, wie auch allen anderen Kindern, einen besseren Zugang zur Bildungssprache zu ermöglichen.

    Frühzeitige und kompetente Erstsprachenförderung ist dabei nur ein Baustein. Das umfasst dann für mich mit die frühzeitige und kompetente Förderung in der Landessprache, beispielsweise durch verpflichtende, kostenfreie Kindergartenbesuche ab dem dritten Lebensjahr, durch kompetente Sprachdiagnostik und Sprachförderung bereits im Kindergarten.

    Natürlich wäre es optimal, wenn es in den Kitas Fachkräfte gäbe, die die Sprache von Flüchtlingskindern und Deutsch auf C2-Niveau beherrschen, eine pädagogische Ausbildung haben und gezielt Sprachförderung machen können. Nur, wie realistisch ist das zu Beginn einer Fluchtbewegung? Was passiert mit diesen Fachkräften, wenn aufgrund anderer Krisen oder Kriege in der Welt andere Sprachen nachgefragt sind?


    Ich wäre unbedingt dafür, entsprechende Qualifikationen bei den geflüchteten Erwachsenen zu erfragen und dann Angebote zu machen, eben in einer Kita oder später auch in der Schule unterstützend tätig zu werden, gleichzeitig diese Kräfte ggf. weiter zu qualifizieren. Mir ist nicht bekannt, dass das gemacht wird.


    Anders sieht es mit einer Sprache wie Türkisch aus, die seit Jahrzehnten von zahlreichen Menschen in Deutschland gesprochen wird. Ich sehe da nicht, warum ein Französisch-Angebot sinnvoller sein sollte als ein Türkisch-Angebot.

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