Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Allerdings bin ich auch der Auffassung, dass man sich nicht darauf beschränken darf, was wirtschaftlich nützlich ist, sondern muss auch im Auge behalten, was menschlich geraten ist. Dazu gehört auch, Menschen nicht nach Verwertbarkeit zu beurteilen.


    Fromme Wünsche oder Forderungen dieser Art verkennen, dass Gewinnmaximierung keinen Spielraum für "menschliches" lässt.

    • Offizieller Beitrag

    Lempira, kann es sein, dass du da gerade Äpfel mit Birnen vergleichst?

    Das eine ist Rente, das andere Bürgergeld (was auch andere bekommen).


    Aber ohne mich jetzt näher mit der Materie beschäftigen zu wollen - was meinst du, wie viel Rente der Flüchtling dann demnächst bekommt, wenn er jetzt nur vom Bürgergeld lebt. Da dürfte sich der Dachdecker (auch wenn 1000 € ohne die Grundsicherung natürlich zu wenig sind) nicht schlechter stellen.

  • @Lempira Das ist doch genau meine Rechnung. Das Problem dabei ist, dass sich die Situation des Dachdeckers null ändert, wenn der von dir erwähnte Migrant kein Bürgergeld mehr bezieht bzw. gar nicht mehr da ist. Das ist doch das Perfide an der ganzen Sache, der Dachdecker ist auf die völlig falsche Person wütend.


    Würde meine Mutter noch leben, ich bin mir fast sicher, sie würde mit exakt dieser Argumentation die AfD wählen. Und ich habe mir Zeit ihres Lebens den Mund damit fusslig geredet ihr genau das gleiche zu erklären, was ich hier gerade schreibe. Nein, Mama, der Türke von nebenan kann nichts für deine verschissene Situation. Der steht überhaupt nicht in Konkurrenz zu deiner Arbeit und der frisst dir auch nicht die Wurst vom Brot. Dass du an 13 verschiedenen Einsatzorten putzen gegangen bist liegt daran, dass du im spiessigen Bayern der Nachkriegszeit 3 uneheliche Kinder bekommen hast, deren Väter keinen Unterhalt bezahlt haben. Dass du zu wenig in die Rentenversicherung einbezahlst hast liegt daran, dass dich im spiessigen Bayern ein paar gutbetuchte Snobs schwarz arbeiten haben lassen und dir die Caritas und die Gemeinde weniger als den seit 2015 gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn bezahlt haben. Übrigens bin ich deine Tochter und habe mit einer Vollzeitstelle zuletzt netto ein fünfstelliges Monatsgehalt rausbekommen. Davon schiebe ich dir jeden Monat so viel rüber, dass du problemlos klar kommst, also hör auf über den Türken von nebenan rumzuschimpfen, der geht dich überhaupt nichts an. Und wenn das Sozialamt mal wieder meint, dir mit Busse zu drohen weil du vergessen hast denen mitzuteilen, dass du im gleichen Haus für die gleiche Miete vom 2. in den 3. Stock umgezogen bist, dann rufe ich die an und mache die dermassen zur Sau, dass sie nicht mehr ruhig schlafen können. Das sind die eigentlichen Knallköpfe, die dich drangsalieren, genauso wie sie vermutlich auch den Türken von nebenan sinnlos drangsalieren. Geh mal bei dem vorbei und trink nen Kaffee mit ihm, wahrscheinlich ist er nett und dann könnt ihr gemeinsam rumschimpfen.

  • @Lempira Das ist doch genau meine Rechnung. Das Problem dabei ist, dass sich die Situation des Dachdeckers null ändert, wenn der von dir erwähnte Migrant kein Bürgergeld mehr bezieht bzw. gar nicht mehr da ist. Das ist doch das Perfide an der ganzen Sache, der Dachdecker ist auf die völlig falsche Person wütend.

    So ist es!

    Viele wollen einfach nicht wahrhaben, dass der erwirtschaftete Reichtum nicht denen zugute kommt, die sich dafür krumm machen müssen.

    Oder wie neulich jmd. sinngemäß zu mir sagte: "Ja schon, aber an die Politiker komme ich ja nicht ran - an den Flüchtling schon, auch wenn's dann eigentlich den falschen trifft."

  • Das stimmt nicht, Deutschland hat seit mindestens 10 Jahren einen positiven Migrationssaldo. Die Bevölkerung wächst. Es sei denn, du meinst mit "Bevölkerung" exklusiv nur diejenigen, die in Deutschland geboren werden. Das wäre aber schon sehr ironisch.

    Ich meine das nicht ironisch, sondern rein sachlich. Ohne Flüchtlinge wäre die Bevölkerungsentwicklung negativ. Die Zuwanderung aus der Ukraine kann nicht als Bevölkerungswachstum gelten, da diese (hoffentlich durch ein baldiges Ende des Angriffskrieges) nur temporär ist. Zeitweilige Beherbergung von Kriegsflüchtlingen ist keine Migration.
    https://de.statista.com/statis…evoelkerung-deutschlands/

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • So ist es!


    Viele wollen einfach nicht wahrhaben, dass der erwirtschaftete Reichtum nicht denen zugute kommt, die sich dafür krumm machen müssen.

    Und aus tiefster Dankbarkeit sollen diese Menschen, die sich von der Politik vernachlässigt fühlen, die Parteien weiter wählen, welche diese vermeintliche Ungerechtigkeit ermöglicht haben und weiter ermöglichen werden?

    Der Unmut darüber wird sich an der Wahlurne entladen. So oder so.

  • "Knapp die Hälfte der Ukraine-Flüchtlinge will bleiben":

    Wenn schon zitieren, dann richtig:
    "sagten 44 Prozent der Befragten, zumindest noch einige Jahre oder vielleicht auch für immer bleiben zu wollen"

    Man sollte nicht nur die Überschrift lesen.

    BTW: Die Ukraine ist (bzw. war) ein hochindustrialisiertes Land mit gutem Ausbildungssystem (BTW2: wie auch Syrien).
    Falls sich diese Fachkräfte, Ärzte, Pfleger ... usw. in Deutschland dauerhaft ins Arbeitsleben integrieren, kann dies nur von Vorteil sein.

    BTW3: Vor Kurzem habe ich mit großer Freude und Genugtuung in der Zeitung gelesen, dass Noureddin, ein ehemaliger Schüler (syrisches Flüchtlingskind), der (nicht nur) bei mir Deutsch gelernt und den Hauptschulabschluss abgelegt hatte, nun das berufliche Abitur bestanden hat und ein Maschinenbaustudium beginnt. Er ist kein Einzelfall.

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    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth ()

  • Es gibt aber kein "ohne Migration". Im Übrigen ist genau das der Denkfehler der Linken: Wir brauchen Migranten, die unseren Alten den Arsch abwischen weil wir selber zu wenig Kinder produzieren. Das klappt irgendwie nur unter der Annahme, dass irgendwo anders genügend Kinder produziert werden. Das ist aber nur in den Ländern der Fall, die weit entfernt von unserem sattgefressenem europäischen Wohlstand sind, aka Afrika. Sobald der Wohlstand steigt, sinkt auch die Geburtenrate. Muss ich die Rechnung zu Ende führen damit klar wird, was das bedeutet? Noch mal: Es gibt genügend deutsche Pflegefachpersonen, die euren Alten den Arsch abwischen könnten. Sie tun es aber lieber für mehr Geld bei uns in der Schweiz und dort arbeiten sie in immer grösserem Umfang für Migranten, die aus dem gleichen Grund ausgewandert sind, wie sie selbst. Es ist genau diese linke Argumentation pro Migration, die in höchstem Masse asozial ist.

  • Und aus tiefster Dankbarkeit sollen diese Menschen, die sich von der Politik vernachlässigt fühlen, die Parteien weiter wählen, welche diese vermeintliche Ungerechtigkeit ermöglicht haben und weiter ermöglichen werden?

    Aus einer gefühlten Vernachlässigung heraus sollen die Menschen Populisten wählen, die - siehe Meloni - die Benachteiligten noch schlechter stellen werden, Ungerechtigkeiten schüren und alles darauf ansetzen, Unruhe zu verbreiten und die Gesellschaft zu verrohen?

  • Aus einer gefühlten Vernachlässigung heraus sollen die Menschen Populisten wählen, die - siehe Meloni - die Benachteiligten noch schlechter stellen werden, Ungerechtigkeiten schüren und alles darauf ansetzen, Unruhe zu verbreiten und die Gesellschaft zu verrohen?

    Auch wenn es wahrscheinlich schwer vorzustellen ist, aus Sicht der "Menschen[, die] Populisten wählen" ist das fett Hervorgehobene bereits der Fall, wird als Ergebnis der regierenden Parteien empfunden, und die Wahl der Populisten als eine Möglichkeit gesehen, diese vermeintlichen Missstände zu beheben.

  • Ich kann gar nicht erkennen, wo die regierenden Parteien, es sind unterschiedliche in verschiedenen BL, zur Verfolgung von Menschen mit Migrationshintergrund aufrufen,

    wohl aber, wie andere durch ständiges Wiederholen von Behauptungen wie "Masseneinwanderung" oder Kriminalisierung von Zugewanderten die Wahrnehmung beeinflussen, die Diskussionen bestimmen wollen und ein Klima der Unzufriedenheit schüren.

  • Und aus tiefster Dankbarkeit sollen diese Menschen, die sich von der Politik vernachlässigt fühlen, die Parteien weiter wählen, welche diese vermeintliche Ungerechtigkeit ermöglicht haben und weiter ermöglichen werden?

    Sollen sie nicht, aber falls sie's trotzdem tun, ändert es auch nichts.

    Der Unmut darüber wird sich an der Wahlurne entladen. So oder so.

    Ja, mit dem selben Ergebnis wie immer.

  • Doch, ich verstehe das eben schon, wie so viele Leute dazu kommen, die AfD zu wählen. Der Zustand, so wie er jetzt ist, ist offensichtlich schlecht und er ist hauptsächlich von der CDU und der SPD verursacht. Die konstruktivsten Vorschläge in Bezug auf bestehende Beschäftigungsverbote für Flüchtlinge und Asylbewerber kommen übrigens von den Grünen und der FDP. CDU und AfD quaken irgendeinen populistischen Mist von "gemeinnütziger Arbeit für umme".

  • Die konstruktivsten Vorschläge in Bezug auf bestehende Beschäftigungsverbote für Flüchtlinge und Asylbewerber kommen übrigens von den Grünen und der FDP. CDU und AfD quaken irgendeinen populistischen Mist von "gemeinnütziger Arbeit für umme".

    Abgesehen von vordergründigen Argumenten des Wahlkampfs der Parteien ist es für eine Regierung und Wirtschaft eine wichtige Frage: welches Modell rentiert sich mehr?
    Zwangsarbeiter bekommen zwar keinen Lohn, aber sind nicht motiviert. Freie Arbeiter sind motiviert, aber eben nur für Lohn. Was ist produktiver?

    Man kennt das vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht bzgl. der Bauernbefreiung oder ehemaligen Sklaven, die nun mittellos mit ihrer Freiheit klarkommen müssen... Kleiner Exkurs dazu bzw. "fun" fact:
    In den USA gibt es immer noch Sklaverei, da sie nach dem Civil War nicht gänzlich abgeschafft wurde, sondern diese ausdrücklich erlaubt für Gefangene (13th Amendment).

    Im Land mit den meisten Gefangenen der Welt (absolut und relativ), Stichwort "school-to-prison pipeline", arbeiten ca. 800 000 (!) Menschen für 0,23-1,15 $ pro Stunde (Zum Vergleich: Mindestlohn wäre 7,25 $).
    Ein paar Bundesstaaten bezahlen gar nichts für die Arbeit und in anderen wird das Verdiente wieder abgenommen für Steuern, Unterkunft und Verpflegung (wirklich!), Gerichtskosten usw.

  • Ein seltsamer Vergleich von Sklaverei und Arbeit in Gefängnissen, der an der Sache vorbeigeht. Im Übrigen verkennst du bei deiner Suggestion, man verdiene ja ordentlich an den Gefangenen, vollkommen, dass die Inhaftierungskosten pro Gefangenem und Tag in den USA im hohen dreistelligen Bereich liegen, was gerade nicht durch die einfachen Tätigkeiten erwirtschaftet werden kann. Es wird auch verkannt, dass es bei Arbeitsangeboten im Gefängnis - insbesondere in Deutschland - oft darum geht, die Häftlinge nach Entlassung aus der Haft erfolgreich in den Arbeitsmarkt überführen zu können und damit präventiv gegen mögliche Rückfälle zu wirken.

  • Abgesehen von vordergründigen Argumenten des Wahlkampfs der Parteien ist es für eine Regierung und Wirtschaft eine wichtige Frage: welches Modell rentiert sich mehr?
    Zwangsarbeiter bekommen zwar keinen Lohn, aber sind nicht motiviert. Freie Arbeiter sind motiviert, aber eben nur für Lohn. Was ist produktiver?

    Man kennt das vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht bzgl. der Bauernbefreiung oder ehemaligen Sklaven, die nun mittellos mit ihrer Freiheit klarkommen müssen... Kleiner Exkurs dazu bzw. "fun" fact:
    In den USA gibt es immer noch Sklaverei, da sie nach dem Civil War nicht gänzlich abgeschafft wurde, sondern diese ausdrücklich erlaubt für Gefangene (13th Amendment).

    Im Land mit den meisten Gefangenen der Welt (absolut und relativ), Stichwort "school-to-prison pipeline", arbeiten ca. 800 000 (!) Menschen für 0,23-1,15 $ pro Stunde (Zum Vergleich: Mindestlohn wäre 7,25 $).
    Ein paar Bundesstaaten bezahlen gar nichts für die Arbeit und in anderen wird das Verdiente wieder abgenommen für Steuern, Unterkunft und Verpflegung (wirklich!), Gerichtskosten usw.

    Ich will die Gefängnispolitik der Vereinigten Staaten wirklich nicht gutheißen, aber einige der Punkte, die du aufgezählt hast, sind so oder so ähnlich in Deutschland auch der Fall. So gilt für Strafgefangene in Deutschland Arbeitspflicht (§ 41 StVollzG, Art. 12 Abs. 3 GG, auch Art. 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention, der Sklaverei und Zwangsarbeit verbietet, Strafgefangene aber ausdrücklich davon ausnimmt). Außerdem müssen Strafgefangene Unterkunft und Verpflegung auch in Deutschland zahlen, das nennt sich Haftkostenbeitrag (§ 50 StVollzG). Ich habe gerade mal die aktuellen Beiträge gesucht, bei einer Einzelunterbringung liegt der Haftkostenbeitrag bei 204,85 € im Monat, dazu kommt die Verpflegung von 56 € im Monat für Frühstück und je 107 € im Monat für Mittag- und Abendessen. 475 € im Monat also, da bleibt von dem Stundenlohn, den Gefangene erhalten, nicht viel übrig.

  • Viele in ihrem Nationalismus Enttäuschte sind dann der Meinung, sie (bzw. "wir") wären doch besser dran, wenn der Haushalt doch weniger Geld in Ausländer, Bankenrettungen, Abwrack-Prämien, Stuttgart 21, Ukraine-Krieg, Solaranlagen investieren würde - und statt dessen mehr in andere Dinge wie marode Schulen, Kitaplätze, ÖPNV, BGE, Schulmilch, usw.

    Das ist natürlich immer wieder diese Milchmädchenrechnung. Die Frage ist natürlich immer, welche anderen Kosten uns entstehen, wenn wir es nicht machen. Nehmen wir einfach mal die Bankenrettung oder der Rettungsschirm für Griechenland damals. Die Mrd. hätten wir wunderbar in Krankenhäuser, Kitas und Schulen investieren können. Ich unterlasse mal einfach den Hinweis, dass das eine Bundesmittel sind die sicherlich nicht in Landesaufgaben oder kommunale Aufgaben geflossen wären. Aber selbst wenn. Wir haben Griechenland und die Banken nicht gerettet, weil wir die so toll finden oder weil angeblich die Politiker alle bestochen wurden. Eine Pleite Griechenlands hätte wahrscheinlich massive wirtschaftliche Auswirkungen auch auf uns gehabt. Gleiches gilt für die Bankenrettung. Statt 100 Mrd in die Bankenrettung hätten wir vielleicht 200 Mrd. verloren, weil unsere Wirtschaft einbricht. Die Abwrackprämie war eine Rettung für die Autoindustrie. Wäre es billiger gewesen, wenn VW und co vielleicht 10.000 Leute rauswerfen?

    Da gibt es natürlich genug Beispiele. Man kann sicherlich auch diskutieren, ob es wirklich ein Problem gewesen wäre wenn Banken pleite gehen oder wenn Griechenland pleite ist. Es kann gut sein, dass sich die Politiker an der einen oder anderen Stelle versehen. Aber es ist halt keineswegs so, dass wir das Geld frei ausgeben. Wir geben da Geld aus, weil wir glauben, dass alles andere noch teurer geworden wäre.

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