Ansonsten sieht man hier mal wieder schön, wie viele in diesem Forum und evtl. auch in diesem Berufsfeld politisch so ticken. Ich hoffe mal sehr, dass ihr im Sinne des Beutelsbacher Konsens eure persönliche Meinung im schulischen Kontext entsprechend handhabt, ansonsten fände ich das höchst bedenklich und unprofessionell.
Ich lege diesen Konsens in meinen Klassen offen: Was in der Gesellschaft strittig ist, muss auch im Unterricht strittig diskutiert werden (können). Ich darf keine/meine Meinung als "die einzig richtige" darstellen. Ich "nerve" die Schüler eher mittles meiner sokratischen Methode.
Ich sag mal so, dass wir diesen Beutelsbacher Konsens kennen. Das sieht bei der SL im Zweifel ja noch anders aus. Das passt mehr zu dem, was ich in dem anderen Thread zur AfD geschrieben habe, was bei Corona so von der politischen Mitte ausging. Auch die kann verdammt autoritär sein, nicht nur die Ränder. Genau das brandete nämlich auch bei mir in der Klasse auf. Ein geimpfter Schüler wollte sich nicht testen, weil er das auch laut Vorschrift nicht musste. Ich hatte ihnen mal mitgeteilt, dass es Wunsch der SL ist, sich trotzdem zu testen, es sei aber nicht verpflichtend. Diese ganze Testerei bei symptomlosen Kindern war aufgrund der wenigen Positivfunde im Promillebereich bereits umstritten. Kostenlos sind die Tests ja nicht. Im Schulamt waren wir schon als "Testfresser" bekannt.
Dann war ich einmal krank und mein Stufenleiter beaufsichtigte die Testung in meiner 10. Klasse. Besagter Schüler wollte sich nicht testen lassen. Darauf instrumentalisierte mein Stufenleiter den Rest der Klasse und fragte, warum man sich denn testen lassen solle. Weil sie alle keinen Ärger mit ihm wollten, gaben sie die gewünschten Antworten. Der Schüler blieb dabei, dass er sich nicht testen will. Er hat dann den einen Schüler angebrüllt, wie unsozial er sei. Ich bekam dann eine Mail, dass ich doch eine Klassenkonferenz einberufen solle, um das "unsoziale" Verhalten offiziell abzumahnen und die SV-Note um eine ganz Note herabzusetzen. Er kenne ja schließlich keinen Grund, warum man sich nicht testen lassen solle. Nachdem ich mir die Version meiner Klasse angehört hatte, habe ihm geantwortet, dass erst einmal kein Regelvorstoß vorläge und er diese Situation auch nicht so einseitig darstellen dürfe. Diese und jene Punkte würden ja auch öffentlich diskutiert. Das bekannte Zitat aus dem Beutelsbacher Konsens habe ich hinzugefügt. Da bekam ich so eine nette Mail zurück, dass er sich daran ja nicht halten müsse, weil das ja sinnvoll und pädagogisch richtig wäre, was er tut. Aha, da hat jemand den Sinn dieses Konsenses (Weil wir die Guten sind und die richtige Meinung haben, dürfen wir alles!) aber mal überhaupt nicht verstanden.
Mein SL hat das dann zum Glück (in meinem Sinne) geklärt: es gilt die offizielle Vorschrift, aber er wünscht sich eine tägliche Testung. Wäre mein Stufenleiter mein SL, hätte das ja mal ganz anders ausgesehen.