Ist die AfD eine demokratische Partei?

  • Nein. Die Kritik an mangelnder Differenziertheit ist ein Totschlagargument (insbesondere dass es nicht "die" Europäer" und "die Muslime" gebe - einmal abgesehen davon, dass es darum gar nicht ging) und sorgt letztlich dafür, dass man Missstände nicht benennen darf.
    Der Islam ist in meinen Augen keinesfalls nur eine Religion - es ist eine Kulturgemeinschaft mit klaren Normen und Werten. Ich empfehle einmal die Lektüre der Weltgeschichte aus muslimischer Sicht - das war für mich sehr erhellend.

    Das Christentum ist auch nicht nur eine Religion, was man u.a. daran erkennen kann, dass z.B. in vielen Teilen Europas "Ungläubige" Traditionen und Bräuche pflegen, die uns das Christentum gebracht hat. Im Prinzip kann man doch über die Christenheit insgesamt nur sagen, dass sie sich auf einer anderen Entwicklungsstufe befindet als die Umma.

    Und deshalb möchte ich auf Differenziertheit bestehen. Diese sehe ich keineswegs als Totschlagargument. Wenn wir nämlich nicht ausreichend differenzieren, dann passiert das, was RosaLaune passiert ist, immer und immer wieder.

  • Das geht in der Schule schon los, dass Lehrkräfte Gummibärchen zur Belohnung ihrer SchülerInnen mitbringen und die muslimischen Kinder dann oft lange Gesichter machen, weil sie Haribo und Co. nicht essen dürfen. Das ist mir genau einmal passiert, weil ich schlichtweg nicht daran gedacht hatte. Beim nächsten Mal gab es dann für die muslimischen SchülerInnen eine andere Marke, die halal war. Die gibt es in jedem größeren Supermarkt zu kaufen - ist also auch kein Mehraufwand.

    Warum nicht Gummiteilchen ohne Gelatine für alle? Die gibt es doch. So würde ich es handhaben.

  • Das geht in der Schule schon los, dass Lehrkräfte Gummibärchen zur Belohnung ihrer SchülerInnen mitbringen und die muslimischen Kinder dann oft lange Gesichter machen, weil sie Haribo und Co. nicht essen dürfen. Das ist mir genau einmal passiert, weil ich schlichtweg nicht daran gedacht hatte. Beim nächsten Mal gab es dann für die muslimischen SchülerInnen eine andere Marke, die halal war. Die gibt es in jedem größeren Supermarkt zu kaufen - ist also auch kein Mehraufwand.

    Ich hatte stets eine gemischte Dose mit Schoki, Gummibärchen, Bonbons, Brause etc. dabei und man durfte sich etwas aussuchen. Nicht alle mögen Gummibärchen und es gibt dann nicht für die einen eine (Achtung Wortspiel) Extrawurst, sondern für jeden das was er*sie mag.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Joa... Und grundsätzlich sollte das gar kein Drama sein, wenn man's mal vergisst. Mit den "Grossen" wäre meine Reaktion "Oh, entschuldigen Sie, daran habe ich nicht gedacht. Hat jemand das Velo hier? Ich gebe Ihnen Geld, fahren Sie zum Coop und holen Sie was anderes." Das passiert aber schon gar nicht, weil es längstens völlig normal ist, dass man an Moslems, Vegetarier und Veganer denkt. Ich habe sogar mal nach hinduistischen Tamilen gefragt und wurde ganz verwundert angeguckt. In dem Moment fiel denen selber erst ein, dass es da eine Regel gäbe, die sie einfach nicht beachten. ^^

    • Offizieller Beitrag

    Das Christentum ist auch nicht nur eine Religion, was man u.a. daran erkennen kann, dass z.B. in vielen Teilen Europas "Ungläubige" Traditionen und Bräuche pflegen, die uns das Christentum gebracht hat. Im Prinzip kann man doch über die Christenheit insgesamt nur sagen, dass sie sich auf einer anderen Entwicklungsstufe befindet als die Umma.

    Und deshalb möchte ich auf Differenziertheit bestehen. Diese sehe ich keineswegs als Totschlagargument. Wenn wir nämlich nicht ausreichend differenzieren, dann passiert das, was RosaLaune passiert ist, immer und immer wieder.

    Was RosaLaune passiert ist, steht auf einem ganz anderen Tablett. RosaLaune berichtete von einem jovialen Verhalten eines Einheimischen, der Integration mit Assimilierung verwechselt. Assimilierung darf meiner Ansicht nach nicht als Maßstab für gelungene Integration gelten. Gleichwohl ging es hier aber um die Integrations(un)willigkeit von Menschen aus dem muslimischen Kulturbereich - ungeachtet dessen, dass dies nicht auf diesen Kulturbereich beschränkt ist.

    Die Forderung nach Differenzierung ist im Kern selbstredend berechtigt. Dennoch: Wann darf ich die Integrationsunwilligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen konkret thematisieren - insbesondere dann, wenn es keine Einzelfälle mehr sind sondern das Ganze zunehmend zu einem Problem wird?

  • Was RosaLaune passiert ist, steht auf einem ganz anderen Tablett. RosaLaune berichtete von einem jovialen Verhalten eines Einheimischen, der Integration mit Assimilierung verwechselt. Assimilierung darf meiner Ansicht nach nicht als Maßstab für gelungene Integration gelten. Gleichwohl ging es hier aber um die Integrations(un)willigkeit von Menschen aus dem muslimischen Kulturbereich - ungeachtet dessen, dass dies nicht auf diesen Kulturbereich beschränkt ist.

    Die Forderung nach Differenzierung ist im Kern selbstredend berechtigt. Dennoch: Wann darf ich die Integrationsunwilligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen konkret thematisieren - insbesondere dann, wenn es keine Einzelfälle mehr sind sondern das Ganze zunehmend zu einem Problem wird?

    Woran ist denn Integrationsunwillen zu erkennen?

  • Man kann das Ganze auch intuitiv angehen: Gäbe es die AfD nicht, welche Partei im Bundestag würde einem einfallen, die sich vor allem um Menschen in prekären Lebensumständen einsetzt? Die Grünen, CDU und FDP fallen schon einmal direkt heraus. Bleiben noch die SPD und die Linken. Die SPD war mal die Partei der Arbeiter, hat sich aber in den letzten Jahren auch sprachlich stark von dieser Zielgruppe entfernt. Die Linken kämen noch infrage. Da deren Umfragewerte aktuell eher bescheiden sind, vermute ich, dass diese zwar versuchen, diese Zielgruppe anzusprechen, diese aber scheinbar andere Nöte/Belange hat und sich somit nicht durch die Linke ausreichend vertreten fühlt, oder?

    Das ist eine Verkehrung der Tatsachen.

    Die AfD - und das ist das Seltsame - wird von Menschen gewählt, gegen die sie sich richtet.

    DIW analysiert AfD-Wahlprogramm: AfD-Wäh­le­r schaden sich selbst

    Unter der Politik der AfD würden laut DIW ihre eigenen Wäh­le­r*in­nen am meisten leiden. Die Wahlentscheidung sei eine „kollektive Fehleinschätzung“.

    Zitat

    Im Gegensatz zu den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Interessen ihrer Wählergruppe steht das Programm der Partei: Die Untersuchung des DIW ergab, dass die AfD eine extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik verfolge. Sie setze sich für Steuersenkungen, etwa bei der Erbschaftssteuer, und gegen Steuererhöhungen auch bei besonders hohen Vermögen ein. Den Solidaritätszuschlag für Spit­zen­ver­die­ne­r*in­nen wolle die Partei komplett abschaffen.

    Bei der Wirtschaftspolitik setzt die AfD auf die Macht des Marktes und will die Rolle des Staates beschneiden. Keine andere Partei hat außerdem größere Einschnitte bei Sozialleistungen geplant. Die AfD ist zudem gegen stärkeren Mieterschutz, hat vor, das Bürgergeld zu beschneiden und zeitlich auf sechs Monate zu begrenzen und Langzeitarbeitslose zu „Bürgerarbeit“ zwangszuverpflichten.


    Quelle: https://taz.de/DIW-analysiert-AfD-Wahlprogramm/!5951094/

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Was RosaLaune passiert ist, steht auf einem ganz anderen Tablett. RosaLaune berichtete von einem jovialen Verhalten eines Einheimischen, der Integration mit Assimilierung verwechselt. Assimilierung darf meiner Ansicht nach nicht als Maßstab für gelungene Integration gelten. Gleichwohl ging es hier aber um die Integrations(un)willigkeit von Menschen aus dem muslimischen Kulturbereich - ungeachtet dessen, dass dies nicht auf diesen Kulturbereich beschränkt ist.

    Die Forderung nach Differenzierung ist im Kern selbstredend berechtigt. Dennoch: Wann darf ich die Integrationsunwilligkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen konkret thematisieren - insbesondere dann, wenn es keine Einzelfälle mehr sind sondern das Ganze zunehmend zu einem Problem wird?

    Die Frage ist doch, wie du diese gewisse Integrationsunwilligkeit messen willst? Ziehst du dafür Kriminalstatistiken heran oder den Anteil an Bildungsabschlüssen? Allein die Statistik zu erfassen, liefert dir noch nicht Ursachen für vorhandene Abweichungen. Ich denke gerade in vielen muslimischen Familien hängt es damit zusammen, dass sie aus einer schwächeren sozio-ökonomischen Schicht kommen. Da ist man per se auch empfänglicher für radikale/ einfache Erklärungsansätze. Wenn man dann die Grundhaltung der Mehrheitsgesellschaft und die Subtöne in der Berichterstattung beachtet, muss mann froh sein, dass es überhaupt Bildungsaufsteiger gibt. Auch bei der Erstellung von Statistik spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. ,,Hasan‘‘ wird oft bei vergleichbarer Leistung schlechter benotet als ,,Hans‘‘, er wird auch öfter angezeigt und taucht dann entsprechend häufiger auf. Das sagen uns auch die Studien. Ich tue mich mit so kollektiven Zuschreibungen schwer. Du Bolzbold schreibst auch etwas von Sicht der muslimischem Welt auf die Weltgeschichte. Es gibt mit Sicherheit Teile in der islamischen Welt, die den Westen als Feind oder dergleichen sehen. Doch mit einem O-Ton im Sinne von: ,,bei euch ist das doch so’’, holen wir doch die Kinder und Jugendlichen nicht ab. Und was die Amis in den letzten Jahrzehnten im Nahen Osten angestiftet haben, hat nicht gerade zur Stabilisierung und zum Weltfrieden beigetragen. Auch historisch gesehen, ist der christliche Kolonialismus nicht gerade ein Paradebeispiel für Nächstenliebe.


    Integration sollte nicht als gelungen gelten, wenn man sich Fragen muss, ist der schon assimiliert oder noch gut integriert. Wenn jemand seine Steuern zahlt, nicht straffällig ist, in der Nachbarschaft hilft, dann soll er noch auch ,,ursprünglichen‘‘ Traditionen nachgehen können dürfen.

  • Die Frage ist doch, wie du diese gewisse Integrationsunwilligkeit messen willst?

    Die Frage ist wirklich nicht mehr ernst zu nehmen. Sie zielt im Grunde nur darauf ab, sich selbst im Vergleich zu anderen in ein besseres Licht zu stellen, im Sinne von "schaut, ich bin so tolerant!". Jeder, der an einer Schule arbeitet, oder an irgendeinen anderen Ort, wo man täglich mit Menschen zu tun hat, weiss, wie "Integrationsunwilligkeit" aussieht.



    Und wann trifft sie auf eine ganze Bevölkerungsgruppe zu?

    Das ist eine ebenso lächerlich Frage, um die es überhaupt nicht geht.


    Klopft euch mal schön weiter selber auf die Schultern. Die Probleme gehen davon nicht weg.

  • Ich finde es schade, dass für alle Formen von Devianz hier bevorzugt der sozioökonomische Hintergrund als Begründung herangezogen wird. Menschen aus Familien mit geringerem finanziellen oder Bildungskapital sind nicht automatisch anfälliger für deviantes Verhalten, da hier auch der Erziehungsstil und der Einfluss des Umfelds beeinflussende Faktoren sind, die sich auch bei einem sozioökonomisch starken Hintergrund negativ äußern können.

    • Offizieller Beitrag

    Integration sollte nicht als gelungen gelten, wenn man sich Fragen muss, ist der schon assimiliert oder noch gut integriert. Wenn jemand seine Steuern zahlt, nicht straffällig ist, in der Nachbarschaft hilft, dann soll er noch auch ,,ursprünglichen‘‘ Traditionen nachgehen können dürfen.

    Wenn ursprüngliche Tradition bedeutet, patriarchalische Strukturen aufrechtzuhalten und seinen Töchtern nicht die selben Lebenschancen und Freiheiten zuzugestehen, dann erachte ich das nicht als gelungene Integration.

    Weswegen kommen Muslime zu uns? Sie hoffen auf ein besseres Leben in Wohlstand, Freiheit, Sicherheit und Frieden. Das ist ein legitimes Ansinnen.

    Das gibt es hier. Und das gibt es hier unter anderem (vielleicht sogar vor alllem) WEIL unsere Kultur auch den anderen 50% der Bevölkerung diese elementaren Freiheiten zugesteht.

    Ein Patriarch der sich heutzutage mit Verweis auf Religion und Tradition diesen Werten verwehrt, gilt für mich nicht als integriert. Da kann er meinetwegen nicht straffällig geworden sein und immer seine Steuern bezahlt haben und meinetwegen in der Nachbarschaft helfen.

  • Geh mal auf die Strasse und frag die Leute, was im Grundgesetz überhaupt drin steht. Es wird wohl schnell klar, dass das ein unbrauchbares Kriterium ist.


    Ich bin übrigens zu der Ansicht gelangt, die geplante Gesetzesänderung, man solle sich explizit zum "Schutz jüdischen Lebens" bekennen, möchte man die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, geht einen ganz grossen Schritt zu weit und ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Berlin erhält zu gegebener Zeit meinen Pass mit einem rosa Schleifchen drumrum zurück. Was da gerade abgeht finde ich zutiefst erschütternd.

  • Das ist eine eurozentrische Sichtweise.

    Ach ja? Warum kommen sie denn dann? Lass mal lesen. Natürlich halte ich den europäischen Wertekanon für den besseren. Wer was anderes meint, darf gerne wegbleiben. Ich gehe im Gegezug auch nicht nach "woanders" und versuche dort die Leute zu belehren.

    • Offizieller Beitrag

    Das Ideal für die Muslime - exemplarisch - wäre vermutlich ein muslimisches Deutschland, das wirtschaftlich und innenpolitisch stabil ist.
    Das gibt es aber eben leider nicht, weil sich das zum größten Teil ausschließt. Die überwiegend autokratischen Regierungen in den arabischen Staaten sollten das hinreichend belegen.

  • Das Ideal für die Muslime - exemplarisch - wäre vermutlich ein muslimisches Deutschland, das wirtschaftlich und innenpolitisch stabil ist.
    Das gibt es aber eben leider nicht, weil sich das zum größten Teil ausschließt. Die überwiegend autokratischen Regierungen in den arabischen Staaten sollten das hinreichend belegen.

    Dieser Beitrag umfasst eher das kulturell-wirtschaftliche Zusammenspiel, das mir in deinem letzten Beitrag zu kurz kam.

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