Also hatte immer die stärkste Fraktion jemanden aus den eigenen Reihen vorgeschlagen und alle Fraktionen haben entweder diese Person gewählt, oder eben nicht. Die Vorschläge wurden von der stärksten Fraktion so lange gemacht, bis eine Wahl zustandekam?
Theoretisch ja. Es kam aber so gut wie noch nie vor, dass ein Kandidat durchgefallen ist. Mir ist überhaupt nur ein Fall bekannt (passenderweise in Thüringen). Nachdem dort 2018 der Landtagspräsident der CDU zurückgetreten war, hat die CDU Michael Heym als Präsidenten nominiert, der aber im Landtag keine Mehrheit erhielt. Darauf stellte die CDU die ehemalige Landtagspräsidentin auf. Heym erhielt nicht die Stimmen von SPD, Grünen und Linken, die damals die Mehrheit hatten, weil er als besonders rechts in der CDU galt. Heym hat sich danach für eine Landesregierung von CDU, AfD und FDP ausgesprochen, ist wahrscheinlich maßgeblich an der Wahl von Kemmerich zum Ministerpräsidenten beteiligt gewesen und hat die Kandidatur von Hans-Georg Maaßen als Direktkandidat zur Bundestagswahl 2021 ermöglicht.
Edit: ich sehe gerade auch noch, dass Heym die geplante und von Linke, SPD, Grünen und CDU vereinbarte Auflösung des Landtags 2021 zusammen mit drei anderen CDU-Abgeordneten verhinderte. Also, sehr destruktiver Typ.