Stresslevel

  • Hallo,


    ich stehe mitten in meinem B.Ed. Lehramtsstudium und habe bald ein Praktikum an einer Schule vor mir. Es ist ja kein Geheimnis, dass das Studium nicht so recht auf Praxiserfahrungen vorbereitet. Es gibt ja in diesem Forum und auch auf Youtube zahlreiche negative Erfahrungen zum Berufsbild Lehrer. Es ist klar, dass es ein harter Job ist. Trotzdem hat es mich etwas überrascht.

    Wie ist euer Stresslevel auf einer Skala von 1-10 so aktuell im Beruf? Wie war es im Ref und im Studium vergleichsweise? Natürlich gibt es stressigere Phasen und nicht so stressige. Was ist denn der Durchschnitt?

    Ich habe mehrere chronische Krankheiten die extrem negativ auf starken Stress reagieren. Ich frage mich, ob da ein gutes Lehrer-Dasein für mich überhaupt möglich ist. Ich finde das Studium schon sehr anstrengend und kräftezehrend. Mehr Stress kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.

  • Mein erstes Jahr im Ref ist jetzt vorbei.

    Während der UV-Phasen war mein Stresslevel sehr hoch (am Tag vor der UV bestimmt bei 8 oder 9). Ansonsten war das erste Jahr recht entspannt. Das Ref muss keine Hölle sein. :)

  • Hi, mein Stresslevel ist in verschiedenen Situationen unterschiedlich hoch.

    Je nach Situation kann der heute höher sein, als in manchen Situationen im Ref. Es gibt aber heute, wie auch im Ref Zeiten der Entspannung. Ich habe für mich versucht, dass ein bisschen ausgewogener zu gestalten, was auch im Ref möglich war. Ich sage mal als Stichwort: Vorbereitung und in diesen immer einen Plan B haben.

    Im Vergleich zum Beruf war das Studium aber eher entspannt. Ich würde das jetzt aber nicht von mir auf dich beziehen. Für dich sind vielleicht andere Situationen stressig als für mich. Du könntest konkretere Situationen schildern und fragen, wie du in diesen konkreten Situationen den Stress etwas herausnehmen kannst. Du findest hier sicher viele Tipps.

  • Ich bin selbst chronisch krank und in der Folge schwerbehindert, Stress ist auch bei meinen Erkrankungen ein zusätzlicher Stressor (^^). Ganz unabhängig von meinem aktuellen Stresslevel (bezogen auf Schule 0, da ich noch Sommerferien habe, in einzelnen Phasen in der Schule durchaus 8-10, in den ruhigeren Phasen irgendwo zwischen 3 und 7) sind Praktika meiner Erfahrung nach vom Stresslevel her nicht zu vergleichen mit dem späteren Schuldienst. Dieser ist- zumindest für mich, das kann für andere anders sein- definitiv anstrengender als die Studienzeit es je war (und ich hätte mir nicht vorstellen können, dem gewachsen zu sein, was ich inzwischen leiste, man wächst nun einmal an seinen Aufgaben). Wie sich das für dich darstellt kannst aber nur du herausfinden, also nur Mut, dann findest du - genau wie ich auch- bestimmt auch Strategien für dich, um mit dem Stress umzugehen.


    Mir hat geholfen, dass ich einerseits wusste, dass Ref und Schuldienst anstrengender werden als das Studium und mich mental darauf eingestellt hatte und andererseits, dass ich mir erlaubt habe einfach herauszufinden, wie sich der nächste Schritt anfühlt, was das mit mir macht, welche Ressourcen ich einsetzen muss, wie ich mich stärken kann und muss, um das zu bewältigen.

    Du weißt noch nicht, wie es sich für dich anfühlen wird an die Schule zu kommen im Praktikum, also sei einfach offen dafür, überleg dir vorab noch einmal in aller Ruhe, welche Skills im Bereich des Stressmanagements du hast und versuch innerlich aufzutanken kräftemäßig, um diese neue und dadurch in jedem Fall auch stressige Erfahrung gut meistern zu können, ohne größere gesundheitliche Probleme. Selbst wenn im Praktikum kräftemäßig nicht alles rund läuft, ist das noch kein Ausschlussgrund für den Schuldienst, sondern erst einmal einfach nur ein weiteres Lernfeld im Praktikum, nämlich wie du mit deinen gesundheitlichen Herausforderungen gesund im Schulleben als Lehrkraft mit dir umgehen könntest. Dazu sammelst du im Praktikum erste Daten und testest Strategien, die du im Anschluss prüfst und entweder verwirfst oder überarbeitest, wenn sie noch nicht ganz passend waren, damit es beim nächsten Mal, im Master, schon besser laufen kann.


    Das wichtigste für mich war es, dass ich mir immer ausreichend Pausen erlaubt habe und erlaube, gerade auch bei der Vor- und Nachbereitung. Vielleicht könnte dir das ebenfalls helfen. Darüber hinaus ist der bewusste Kontakt mit der Natur sehr wichtig für mich, um Stress loslassen zu können und mental Kraft zu schöpfen. Was füllt deine Ressourcen denn wieder auf, was du täglich machst (oder machen könntest/ solltest)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Im Gegensatz zu meinem vorherigen Job in der IT-Beratung würde ich das Stresslevel im Lehrerjob mit 3 beziffern. Man muss sich nur klarmachen, dass

    • es nur ein Job ist
    • leuchtende Kinderaugen kein Grund für Selbstausbeutung sind
    • die regelmäßige Arbeitszeit bei 41 Wochenstunden liegt und alles, was da nicht reinpasst liegen bleiben muss
    • Vorgesetzte keine Götter sind, sondern auf dem Klo auch die Beine krumm machen müssen
    • Arbeitsmittel nicht von einem selbst gekauft werden müssen, sondern vom Arbeitgeber gestellt werden
    • Möbelschleppen und sonstige Nebentätigkeiten nicht deine Aufgabe sind
  • Im Ref wars für mich stressig --> Quereinstieg, höheres Alter, Kleinkind und Pubertier zuhause, Mann wochenlang im Ausland.

    Danach auch noch so ein jähr und dann wurde es sehr schnell besser.

    Phasenweise liegt es bei 5, aber nur zu Beginn (So wie jetzt!) und am Ende. Dazwischen wäre ich auch so bei 3-4 (trotz Bereichsleitung).


    Es ist ein schöner Job, aber die Gefahr der Selbstausbeutung ist wirklich da! Deswegen: Beherzige @puntinos Tipps.

  • Mein Stresslevel ist im Durchschnitt bei 1. Habe vorher in der Industrie gearbeitet, das war er konstant zwischen 8 und 10. Liegt auch daran, dass der damalige Job nicht zu mir gepasst hat, mein Job als Lehrer aber schon. In der Ausbildungsphase war es stressiger, aber über 5 bin ich nicht hinaus gekommen.

  • Mein Stresslevel ist im Durchschnitt bei 1. Habe vorher in der Industrie gearbeitet, das war er konstant zwischen 8 und 10. Liegt auch daran, dass der damalige Job nicht zu mir gepasst hat, mein Job als Lehrer aber schon. In der Ausbildungsphase war es stressiger, aber über 5 bin ich nicht hinaus gekommen.

    Daran merke ich, wie sehr meine gesundheitliche Belastung meinen Stresslevel immer wieder in die Höhe treibt, denn könnte ich diese im realen Leben einfach weglassen und nicht nur mental abstrahieren, würde ich weitestgehend ebenfalls in diesem Bereich liegen.

    Ich nehme das jetzt einfach mal für mich selbst als kleinen Reminder, auch weiterhin daran zu arbeiten, meine gesundheitlichen Belastungen soweit zu reduzieren, dass ich keine Spitzenwerte mehr beruflich erreiche, nur weil die Grundbelastung ohne den Beruf schon so hoch ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • die regelmäßige Arbeitszeit bei 41 Wochenstunden liegt und alles, was da nicht reinpasst liegen bleiben muss

    Klugscheißermodus an: soweit ich weiß, beträgt unsere regelmäßige Arbeitszeit 46 Stunden, weil auch Lehrer nur sechs Wochen Ferien / Urlaub im Jahr haben. Die restlichen 7 Wochen (von 13 Ferienwochen im Jahr) sind "unterrichtsfreie Zeit", in der man entweder auch seine 40 Stunden arbeitet, oder diese auf die übrigen Wochen im Jahr verteilt, sodass pro Woche 46 Stunden herauskommen.


    Ich komme auch (locker) auf diese Zahl. Mag sein, dass mein Stresslevel deshalb auch meist höher als 5 ist, in Hochphasen auch weit mehr. Aber das mag meiner Persönlichkeit und meinem Arbeits- und Vorbereitsungsstil geschuldet sein...

  • Ich finde das Studium schon sehr anstrengend und kräftezehrend. Mehr Stress kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.

    Sollte das wirklich ernst gemeint sein -> dann lass es bleiben. Für dich und für deine Kollegen, welche dich auffangen müssen.

    Das Studium hat natürlich ein gewisses Arbeitspensum (Semesterarbeiten, Klausuren, Referate, Examensprüfungen etc..) ist aber nicht wirklich "stressig".


    Was im Ref dazukommt: Eine völlig neue Rolle, eine 24/7 Bewertung deiner Person, Kontakte (positiv wie negativ) mit Schülern, Eltern, Kollegen, Vorgesetzten, Eigenverantwortung im bedarfsdeckenden Unterricht, ggf. Klassenleitungen.
    Das IST weitaus stressiger als das Studium. Mein Kernseminarleiter meinte mal, dass wir als Lehrer "Komplexitätsmanager" sind und das trifft es ziemlich gut.
    Als "normaler" Lehrer kommen dann organisatorische Dinge wie Klassenleitungen, Planen von Klassenfahrten sowie die Abnahme von Prüfungen hinzu.

  • In keiner Sekunde meines Berufs, weder im Referendariat noch in der festen Stelle habe ich zu irgendeiner Zeit auch nur ansatzweise den Stress eines naturwissenschaftlichen Studiums gespürt. Das war alles ein Wellnessurlaub im Vergleich.

  • In keiner Sekunde meines Berufs, weder im Referendariat noch in der festen Stelle habe ich zu irgendeiner Zeit auch nur ansatzweise den Stress eines naturwissenschaftlichen Studiums gespürt. Das war alles ein Wellnessurlaub im Vergleich.

    Ich bin absolut deiner Meinung. Auch ich fand das Studium ebenfalls am stressigsten, dann folgte das Referendariat und dann erst meine jetzige Arbeit. Mit zunehmender Routine wurde der Stress immer weniger.


    Liegt auch daran, dass der damalige Job nicht zu mir gepasst hat, mein Job als Lehrer aber schon. In der Ausbildungsphase war es stressiger, aber über 5 bin ich nicht hinaus gekommen.

    Auch dem stimme ich zu. Wenn etwas Freude macht, wenn es passt, dann fühlt man wenig Stress. Das merke ich auch jetzt immer wieder.


    Feldscher, vielleicht bist du am falschen Ort? (Ich finde es aber sehr problematisch, aus der Ferne so weitreichende Aussagen von sich zu geben. Du weißt nicht, was den TE stresst.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Es kommt doch total darauf an, was einen besonders stresst, wie man damit umzugehen lernt und welche Arbeitsbedingungen man vorfindet.


    Stresst mich das Studium, weil es mich intellektuell überfordert, ist die Schule wahrscheinlich nicht mehr so stressig. Stressen mich Abgabefristen, Organisation von Aufgaben und Konflikte mit Dozierenden, dann wahrscheinlich schon. Arbeite ich in der Sek I, sollten mich Verhaltensweisen von Pubertieren nicht sonderlich stressen, arbeite ich in der Primarstufe, sollten mich Körperkontakt und Eltern mit Sonderwünschenn nicht aus der Ruhe bringen. Oder aber, ich arbeite an mir und lerne besser mit den Aspekten umzugehen, die mich belasten. Allerdings sollte man realistisch sein, man selbst ist nur wenig formbarer als die vorgefundenen Bedingungen.

    • Offizieller Beitrag

    Klugscheißermodus an: soweit ich weiß, beträgt unsere regelmäßige Arbeitszeit 46 Stunden, weil auch Lehrer nur sechs Wochen Ferien / Urlaub im Jahr haben. Die restlichen 7 Wochen (von 13 Ferienwochen im Jahr) sind "unterrichtsfreie Zeit", in der man entweder auch seine 40 Stunden arbeitet, oder diese auf die übrigen Wochen im Jahr verteilt, sodass pro Woche 46 Stunden herauskommen.

    Klugsch... zurück: Das heißt, du unterstellst puntino, dass er/sie in den restlichen 7 schulfreien Wochen gar nicht macht und 2) er die Bedeutung des Worts regelmäßig nicht kennt?

    Wir haben keine regelmäßige Arbeitszeit von 47 Stunden und 13 Wochen Urlaub im Jahr, wir haben eine regelmäßige Arbeitszeit von 41 Stunden die Woche und 6 Wochen Urlaub, wobei wir mit einer Jahresarbeitszeit arbeiten müssen, weil wir in einzelnen Phasen bestimmten Aufgaben (Unterricht) nicht nachkommen können.

  • Was im Ref dazukommt: Eine völlig neue Rolle, eine 24/7 Bewertung deiner Person, Kontakte (positiv wie negativ) mit Schülern, Eltern, Kollegen, Vorgesetzten, Eigenverantwortung im bedarfsdeckenden Unterricht, ggf. Klassenleitungen.
    Das IST weitaus stressiger als das Studium. Mein Kernseminarleiter meinte mal, dass wir als Lehrer "Komplexitätsmanager" sind und das trifft es ziemlich gut.
    Als "normaler" Lehrer kommen dann organisatorische Dinge wie Klassenleitungen, Planen von Klassenfahrten sowie die Abnahme von Prüfungen hinzu.

    Und keins dieser trivialen Dinge ist mit einem Fortgeschrittenenpraktikum Physik an der Uni, theoretischer Physik oder Vorlesungen zur Gruppentheorie (Das ist nicht das gleiche wie "soziale Gruppen" in den Geisteswissenschaften) vergleichbar. Nicht einmal ansatzweise.

  • Ich habe im letzten Schuljahr meine Arbeitszeit mit einer App "getrackt". Das Ergebnis: Trotz Vollzeitstelle, Klassenleitung und Sek 2 Unterricht arbeitete ich im Schnitt nur 5 Stunden pro Werktag und 1 Stunde pro Wochenende. Ich habe die unterrichtsfreie Zeit in diesen Berechnungen jedoch mitberücksichtigt (allerdings nicht die Sommerferien, da Urlaub). In arbeitsintensiven Wochen habe ich also mehr als die 5 Stunden pro Tag gearbeitet, jedoch nie mehr als 41 Stunden pro Woche.


    Wenn man diszipliniert arbeitet und nichts grundlos aufschiebt, ist dieser Beruf gut machbar. Allerdings muss man seinen Perfektionismus sehr schnell ablegen, sonst können aus 5 Stunden schnell 10 oder mehr werden. Ebenfalls gut ist ein gewisses Improvisationstalent. Man sollte während der Korrekturphasen auch ohne viel Vorbereitung angemessene Stunden halten können. Dafür braucht man ein gutes Fachwissen und man sollte die Fachdidaktik souverän beherrschen. Das kann man aber alles erlernen.


    Auch ich leide an einer chronischen Erkrankung (mit Schwerbehinderung). Wenn mein Körper stressbedingt nein sagt, bleibe ich eben Zuhause, was aber erstaunlich selten passiert (weniger als 5 Tage pro Schuljahr).

    3 Mal editiert, zuletzt von Pyro ()

  • Was meinst du mit 5 Stunden pro Werktag? 5 Stunden inklusive Unterricht? Oder 5 Stunden exklusive Unterricht? Zweiteres finde ich erstaunlich viel, ersteres aber erstaunlich wenig, alleine durch die Präsenzzeiten.

  • Was meinst du mit 5 Stunden pro Werktag? 5 Stunden inklusive Unterricht? Oder 5 Stunden exklusive Unterricht? Zweiteres finde ich erstaunlich viel, ersteres aber erstaunlich wenig, alleine durch die Präsenzzeiten.

    Ich habe meinen Post noch einmal überarbeitet. :) Kannst du nachlesen. Aber in kurz: inklusive Unterricht, aber eben auch inklusive Schulferien (minus Feiertage und Sommerferien, da Urlaub).

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