Bin ich "altmodisch" (Forderung von Einhaltung von Regeln - Konferenzbeschlüssen)?

  • Man kann auch in den Pausen Essen und Trinken. Ich habe in über 20 Jahren als Lehrer bisher nur zwei mal in einer Unterrichtsstunde gegessen, und dafür habe ich mich auf den Flur gestellt. Getrunken (Wasser) habe ich höchsten 5 mal in über 20 Jahren.

    Es hat deiner Ansicht nach mit "Anstand" zu tun, wenn man - insbesondere bei heißen Temperaturen - nichts trinkt?! Meines Wissens soll man über den Tag verteilt 1,5 bis 2 Liter trinken und zwar möglichst in regelmäßigen Abständen. Ich selber trinke auch während des Unterrichts, allein um meine Stimmbänder zu "ölen" und weil mir von ärztlicher Seite dringend empfohlen wurde etwa alle halbe Stunde ein wenig Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Ab und zu esse ich auch etwas während der Unterrichtsstunden, insbesondere bei Klausur- und Prüfungsaufsichten oder bei Aufsichten im Prüfungsvorbereitungsraum. Oder natürlich, wenn ich mal mit Klassen frühstücke, Kuchen oder ein Eis esse.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich lese diese Ganze Diskussion mit und denke auch darüber nach.

    Die Diskussion hier habe ich aus Frust gestartet, da ich mich an diesem Tag mehrfach als die Blöde gesehen habe, nur weil KollegInnen beschlossene Regeln nicht einhalten. Dadurch hatte ich an diesem Tag mehrfach Diskussionsversuche von SchülerInnen in der Richtung: Bei xy dürfen wir das auch. Was auch definitiv stimmt. Die Versuche würge ich immer ab und setzte die Einhaltung durch. Aber es nervt immer wieder.

    Es wäre halt einfacher, wenn die KollegInnen sich auch an abgestimmte Vereinbarungen (diese kommen ja schließlich auch nur zustande, wenn die Mehrheit in der Konferenz dafür ist) halten. Diese Vereinbarungen, Regeln wie auch immer, sind ja keine Anordnung einer einzelnen Lehrkraft nach dem Motto: Ich will das so, also macht ihr das jetzt.


    Natürlich passiert es dabei, dass nicht jeder diese Vereinbarung, Regel, ... sinnig findet. Aber umsetzten sollte man sie schon. Man kann ja, meine Meinung nach, nicht so verfahren, dass man sich nur an Vereinbarungen, Regeln, ... hält, bei denen man "dafür" halt und diejenigen bei man "dagegen" war, nicht hält.


    Ich z.B. finde eine Vereinbarung bei uns (in einer Konferenz mit hoher Mehrheit beschlossen) unsinnig. Wenn die SchülerInnen zu Beginn der 1.Stunde und nach den Hofpausen zu ihren Klassenräumen gehen, darf nur die Lehrperson den die SchülerInnen in den Klassenraum lassen, bei der diese dann Unterricht haben. Sprich: Wenn ich zu der Klasse gehe bei der ich Unterricht, lasse ich die SchülerInnen der Nachbarklasse nicht in ihren Raum. Finde ich (bis auf bestimmte Fachräume) unsinnig, da die Klasse auch in den 5min-Wechselpausen, wenn die Lehrperson wechselt auch kurz allein unbeaufsichtigt im Klassenraum ist und bei Verspätung der Lehrperson man den Lärm im Gang hat. Ich halte mich aber dennoch an diese Regel.


    Und Vorgestern habe ich eben zuviel bekommen. Ich erzähle es jetzt mal knapp.

    Da habe ich Schülerinnen bei einem Regelverstoß erwischt. Diese haben im Schulgang Selfies machen wollen mit ihrem Smartphone. Ich wäre zufällig als "Beifang" auf diesem Bild gewesen. Das habe ich unterbinden können. Die Schülerinnen hatten keine Erlaubnis von irgendwem und eine Notlage lag auch nicht vor. Die Schülerinnen fingen eine Diskussion an, dass sie das bei Herrn/Frau x doch auch dürfen und Herr/Frau x nichts sagt, wenn sie das machen. Zufällig kam Herr/Frau x vorbei und es kam zu der im ersten Post beschrieben Situation. Wir haben klar formulierte Regeln zum Umgang mit dem Smartphone. Da gehört (aus gutem Grund) zu, dass man eben nicht einfach Fotos und Filme macht. Das ist den Schülerinnen bekannt.


    Ich war an diesem Tag sehr gefrustet. Ich sah mich als Leidtragende von Regelverstößen der KollegInnen. Das war vielleicht engstirnig. Aber ich war gefrustet.


    Mein Fehler war, dass ich im ersten Beitrag keine konkrete Frage gestellt habe. Das werde ich beim nächsten Mal anders machen.

    Ferner habe ich ein sehr blödes Beispiel genannt.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Bei kleineren Kindern sehe ich es noch ein, dass man mit Regeln arbeiten muss. Aber bei (jungen) Erwachsenen?

    Hm, ich finde, auch die SuS an beruflichen Schulen benötigen bestimmte Regeln, z. B. bzgl. Fehlzeiten. Natürlich muss das kein großer "Regelkatalog" sein, aber - je nach Klientel - finde ich eine Schulordnung, an die sich alle zu halten haben (und hinter der m. E. auch alle KuK stehen sollten), wie auch bestimmte Klassen- oder Bildungsgangregeln sinnvoll.

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  • Antimon

    Ich sehe soweit liegen wir gar nicht auseinander😂. Und ja in NRW ist die RISU in Stein gemeißelt, weshalb ich das feste Phenolphthalein hätte aussortieren sollen, während die verdünnten Lösungen stehen bleiben durften und auch verwendet werden können. Das Borax, habe ich das entsorgt? Müsste den ich halte mich ja streng an die RISU🤷🙈

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Natürlich passiert es dabei, dass nicht jeder diese Vereinbarung, Regel, ... sinnig findet. Aber umsetzten sollte man sie schon. Man kann ja, meine Meinung nach, nicht so verfahren, dass man sich nur an Vereinbarungen, Regeln, ... hält, bei denen man "dafür" halt und diejenigen bei man "dagegen" war, nicht hält.

    Das sehe ich auch so.

    Ein ähnliches Beispiel wie das, was du mit dem Aufschließen der Räume brachtest, hatten wir im Frühjahr zur Abstimmung in unserer Abteilungsdienstbesprechung. Da ging es darum, ob die SuS in den Pausen (die bei uns ja immer 20 Minuten dauern), die Klassenräume verlassen und diese von den Lehrkräften abgeschlossen werden sollen. Bei der Abstimmung gab es eine etwa 2/3-Mehrheit für das Abschließen der Räume. Nichtsdestotrotz lässt aber nun keine der Lehrkräfte, die dagegen waren, ihre Klasse in der Pause einfach mal im Raum sitzen, während alle anderen 'raus müssen. Demnächst werden wir dann wohl noch einmal abstimmen, ob diese Regelung auch im Winter aufrecht erhalten werden soll.

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  • Hm, ich finde, auch die SuS an beruflichen Schulen benötigen bestimmte Regeln, z. B. bzgl. Fehlzeiten. Natürlich muss das kein großer "Regelkatalog" sein, aber - je nach Klientel - finde ich eine Schulordnung, an die sich alle zu halten haben (und hinter der m. E. auch alle KuK stehen sollten), wie auch bestimmte Klassen- oder Bildungsgangregeln sinnvoll.

    Ich sprach von Verhaltensregeln. Natürlich ist eine Schulordnung sinnvoll, die ein gewisses Grundgerüst vorgibt. Entschuldigungswesen, Fehlzeiten, etc. Alles fein. Aber doch nicht ob man jetzt Käppis tragen oder Kaugummi kauen darf. Oder gar eine gewisse Kleiderordnung. Gibt es auch an manchen Schulen. Da muss ich manchmal echt den Kopf schütteln.


    Es gelten die "normalen" Konventionen des menschlichen Zusammenlebens und gut ist. Und wenn da ein Schüler wirklich arg aus der Reihe schlägt, dann spreche ich das direkt an. Und zwar ruhig und sachlich, auf Augenhöhe, nicht von oben herab.

  • MrsPace

    Käppi gehe ich mit, übersehe ich meist, aus diversen Gründen. Der Hauptgrund ist aber, dass ich gar nicht einsehe religiöse Entscheidungsgründe den weltlichen über zu ordnen. Bei dem Kaugummi gehe ich nicht mit. Grund sind die zahlreichen Kaugummis die unter den Tischen festkleben. Wenn ich die Dinger dann auch noch unter meinen Schuhen hab,bdann ist der nächte der mir Kaugunmi kauend entgegen kommt reif🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich sprach von Verhaltensregeln. Natürlich ist eine Schulordnung sinnvoll, die ein gewisses Grundgerüst vorgibt. Entschuldigungswesen, Fehlzeiten, etc. Alles fein. Aber doch nicht ob man jetzt Käppis tragen oder Kaugummi kauen darf. Oder gar eine gewisse Kleiderordnung. Gibt es auch an manchen Schulen. Da muss ich manchmal echt den Kopf schütteln.

    Ok, das war mir nicht klar, dass es dir nur um Verhaltensregeln ging (so hast du es ja nicht formuliert). Hinsichtlich Caps oder Jacken tragen, Kaugummi kauen, bestimmter Kleidung usw. steht nichts weiter in unserem "Schulvertrag" (der wohlbemerkt auch von der SV unterzeichnet wurde).

    Aber in bestimmten Bildungsgängen wurden eben vom Bildungsgangteam aus guten Gründen noch zusätzliche Regeln beschlossen, wie die Abgabe des Handys zum Stundenbeginn (Ablage in einer "Handygarage") oder die Regel, dass der Unterricht zwar grundsätzlich mit dem Klingelzeichen endet, aber die Lehrkraft diesen beendet und halt die SuS nicht vorher einpacken und aufstehen.

    Und wenn da ein Schüler wirklich arg aus der Reihe schlägt, dann spreche ich das direkt an. Und zwar ruhig und sachlich, auf Augenhöhe, nicht von oben herab.

    Das versteht sich doch von selbst, oder nicht?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Da habe ich Schülerinnen bei einem Regelverstoß erwischt. Diese haben im Schulgang Selfies machen wollen mit ihrem Smartphone. Ich wäre zufällig als "Beifang" auf diesem Bild gewesen. Das habe ich unterbinden können. Die Schülerinnen hatten keine Erlaubnis von irgendwem und eine Notlage lag auch nicht vor. Die Schülerinnen fingen eine Diskussion an, dass sie das bei Herrn/Frau x doch auch dürfen und Herr/Frau x nichts sagt, wenn sie das machen. Zufällig kam Herr/Frau x vorbei und es kam zu der im ersten Post beschrieben Situation. Wir haben klar formulierte Regeln zum Umgang mit dem Smartphone. Da gehört (aus gutem Grund) zu, dass man eben nicht einfach Fotos und Filme macht. Das ist den Schülerinnen bekannt

    Okay, danke für das konkrete Beispiel.

    Die Mitnahme und Nutzung Eines Smartphones in der Schule außerhalb des Unterrichts (wo es stören könnte) ist nicht verbietbar. Da hätte dein Schulleiter in der Konferenz bereits draufhinweisen müssen.


    Fotos sind auch nicht per Se zu verbieten, solange allen Abgebildeten einverstanden sind.

  • Genau darauf habe ich nun auch mehrfach schon versucht hinzuweisen: Es werden offenbar "Regeln" beschlossen, für die es gar keine Rechtsgrundlage gibt. Dann ist die eine Ebene, dass man sich ärgert, wenn einen eine Kollegin vor den Schüler*innen blossstellt, das empfinden wohl alle hier als No-Go. Die andere Ebene ist aber, dass die Kollegin, die das vermeintlich "Verbotene" eben doch zulässt, objektiv betrachtet im Recht ist.

  • "Die Mitnahme und Nutzung Eines Smartphones in der Schule außerhalb des Unterrichts (wo es stören könnte) ist nicht verbietba"


    Es gibt Schulen da gibt es eine Vereinbarung, dass Smartphones in gewissen Umfang außerhalb des Unterrichts genutzt werden dürfen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich sehe soweit liegen wir gar nicht auseinander

    Nee, das habe ich auch gar nicht gedacht. Ich fand die Diskussion jetzt eigentlich recht interessant, auch um für mich ein paar Dinge noch mal zu reflektieren.



    Das Borax, habe ich das entsorgt? Müsste den ich halte mich ja streng an die RISU

    Eben, so ist es. Du machst eine Abwägung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein wird, dass es jemals zu einem relevanten Ereignis kommen wird, in dessen Kontext du gefragt wirst, was das Borax da jetzt zu suchen hatte.


    Wir haben auf dieses Schuljahr einen neuen Kollegen bekommen, der in Deutschland das 2. Staatsexamen gemacht hat. Es ist lustig mit ihm. Er fragt in schöner Regelmässigkeit nach irgendwelchen Situationen, wie er da jetzt entscheiden bzw. vorgehen muss. Und wundert sich über die Standard-Antwort: Ja, das musst du selber wissen. Es gibt wenig, was wirklich streng geregelt ist und das bisschen leitet sich eigentlich alles direkt aus der Gefahrstoffverordnung ab.


    Er wundert sich aber auch über allgemeine Verhaltensregeln, die es eben gar nicht wirklich gibt. Neulich kam er und fragt mich ganz irritiert, in der 10-min-Pause hätten jetzt alle in der Klasse wie selbstverständlich das Smartphone aus der Tasche gezogen und würden sich damit vergnügen. Ob die das denn dürften. Ja, dürfen sie. Wenn du der Meinung bist, die sollten die 10 min sinnvoller nutzen, darfst du sie aber gerne dazu animieren etwas anderes zu tun. Es gäbe da z. B. eine Dartscheibe im Zimmer mit Pfeilen ... Dann wunderte er sich über die Dartscheibe ... Er war auch schon kurz davor, eine Horde junger Damen aus meinem Zimmer zu schmeissen, die sich da zum Mittagessen einrichteten. Bis er gemerkt hat, die grüssen mich ganz freundlich, obwohl es nicht mal meine Schülerinnen sind. Offenbar haben die irgendein unausgesprochenes Recht, da ihr Lager aufzuschlagen und ebenso offensichtlich wissen die ganz genau, wann und wie sie den Raum wieder zu verlassen haben. ^^


    Mehr Freiheit bringt Vor- und Nachteile mit sich. Man trägt auch selbst unmittelbar mehr Verantwortung, das ist in der Tat nicht allen wirklich bewusst. Und natürlich bringt mehr Freiheit auch mehr Diskussionen mit sich. Kann auch anstrengend sein. Dann braucht es wieder einen Konsens darüber, wie viel Lust man so zu Diskutieren hat ...

  • Natürlich dürfen die Kids in der Werkstatt keine Käppi tragen.

    So natürlich ist es nicht, ich kenne es aus der Holzwerkstatt sogar so, dass dort alle eines tragen müssen und die Haare da runter zu packen sind.


    Es ist völlig klar, dass das nicht erlaubt ist, wenn gerade eine Kiste mit Material zum Experimentieren auf einem ansonsten völlig normalen Tisch steht.

    Naja, aber genau das reicht eben nicht.



    Was war jetzt daran nicht zu verstehen, dass in meinem Raum ganz normale Tische, die die meiste Zeit mit relevanten Chemikalien gar nichts zu tun haben, stehen?

    Zeigt aber, dass sie scheinbar doch teilweise was mit Chemikalien oder anderes Stoffen zu tun haben und genau deshalb ist grundsätzlich und immer das in den Räumen verboten, weil ich nämlich nicht weiß, was Kollege xy dort zuletzt gemacht hat usw.

  • In meinem Zimmer stehen ganz normale Tische, keine "Experimentierplätze". Worin liegt die Schwierigkeit zu entscheiden, wann gegessen werden darf und wann nicht?

    Hier ist aber nicht die Rede von ganz normalen Klassenzimmern mit ganz normalen Tischen, sondern von Fachkabinetten.


    Regel im PC-Raum: Hier wird nichts getrunken. "Aber ich drehe mich von der Tastatur sooo weg!" "Aber ich trinke doch nur Wasser!" "Bei Herrn Müller-Lüdenscheid dürfen wir das immer." "Nur ganz kurz, ich bin gleich fertig."

    Aaaaargh! Lasst uns doch bitte ein paar vernünftige Regeln beibehalten, einfach weil es toll ist, sie nicht Tag für Tag neu zu verhandeln. Das gibt allen Sicherheit und Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

  • Es geht, meiners erachtens nach, auch um Automatismen, die man sich antrainiert bzw. abtrainiert. Man macht es dann in "gefährlichen" Situationen automatisch richtig ohne darüber nachdenken zu müssen.

    Was hat das mit Unterricht in der Schule zu tun? Wir soll mit einer epochalen Unterrichtsstunde Chemie irgendetwas trainiert werden? In den anderen Fachräumen darf bei uns grundsätzlich getrunken werden. Ja, auch im Physikraum.

    Zitat

    Warum müssen Solaten draußen eine Kopfbedeckung tragen, aber drinnen dürfen sie die Mütze abnehmen? Man trainiert damit Automatismen, die im Ernstfall überlebenswichtig sind.

    Welche Automatismen sollen das sein? Vor was genau soll die Feldmütze oder das Barett schützen? Drinnen "dürfen" sie die Kopfbedeckung nicht abnehmen, sie müssen. Kann es sein, dass du nicht beim Bund warst?

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