Bin ich "altmodisch" (Forderung von Einhaltung von Regeln - Konferenzbeschlüssen)?

    • Offizieller Beitrag

    Dürfen bei dir die Schüler die Füße auf den Tisch legen im Unterricht oder, falls nein, warum stört dich das?

    Hm, meine Schüler haben auf dem Tisch in der Regel Arbeitsmaterialien liegen. Dort arbeiten sie. Da ist also kein Platz für die Füße. Es gibt also ein handfestes Argument dafür. (Und kein Gefühl.)

  • Ich finde, man kann bestimmte kulturelle Dinge durchaus auch einfordern, wenn sie einem persönlich wichtig sind.

    D. h. die Schülerinnen können von dir das Tragen einer Kopfbedeckung einfordern, wenn es ihnen wichtig ist? Oder geht das nur in eine Richtung? Und nur bei Dingen, die dir wichtig sind?

  • Konferenzbeschlüsse und die darin gefassten Regeln müssen doch von allen grundsätzlich erstmal eingehalten werden. Egal, ob man dafür oder dagegen war in der Konferenz.

    Oder sehe ich das falsch?

    Kennst du Bertolt Brechts "Der Neinsager"?

    Da handeln "Studenten" gegen einen "großen Brauch", weil sie etwas verstanden haben:

    „Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war.“


    Sie (be-)gründen in der Folge "einen neuen Brauch und ein neues Gesetz" - entgegen aller erwarteten Schmähung, entgegen dem Gelächter der "Altmodischen", "Mit offenen Augen, Keiner feiger als sein Nachbar".

    Um es mit Kant zu sagen: "Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Hm, meine Schüler haben auf dem Tisch in der Regel Arbeitsmaterialien liegen. Dort arbeiten sie. Da ist also kein Platz für die Füße. Es gibt also ein handfestes Argument dafür. (Und kein Gefühl.)

    Du weißt, was ich meine. Ansonsten stell dir vor, dass der Tisch groß genug ist.

    Auch du wirst Regeln haben, die außer „das macht man nicht/so“ keinen weitere Begründung haben.

  • D. h. die Schülerinnen können von dir das Tragen einer Kopfbedeckung einfordern, wenn es ihnen wichtig ist? Oder geht das nur in eine Richtung? Und nur bei Dingen, die dir wichtig sind?

    Im Gegensatz zu den Schülerinnen habe ich einen Erziehungsauftrag.

    Dazu gehören auch Umgangsformen.


    Diese sind natürlich nicht in einem Kanon festgeschrieben.

  • Hier ist ja eine rege Diskussion im Gange.

    Ich danke euch erstmal für den regen Austausch. Das hat mich dazu gebracht über alles nachzudenken. Ich werde trotzdem vereinbarte Regeln durchsetzen, auch wenn ein/e KollegIn das anders sieht.

    Auch ich hinterfrage bestimmte Regeln nach ihrem Sinn, aber ich halte mich dennoch daran.

    Ich war gestern sehr gefrustet. Einen Tag später sieht ja bekanntlich alles ganz anders aus.


    Aber wir sind uns sicher einige, dass es unkollegial ist, wenn an einen Kollegen vor Schülern bloß stellt, nur weil man bestehende gemeinsam beschlossene Regeln durchsetzen will.

    Mal sehen wie es läuft, wenn ich diese Schülerinnen von gestern nächste Woche wieder im Unterricht habe und diese wieder gegen diese Regel verstoßen. Ich werde es wieder unterbinden, ...

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Dürfen bei dir die Schüler die Füße auf den Tisch legen im Unterricht oder, falls nein, warum stört dich das?

    Es stört mich, weil davon der Tisch dreckig wird. Wenn das aber jemand in einer freien Arbeitsphase macht und entweder die Füsse in sauberen Socken hochlegt oder einen Lappen in die Hand nimmt, soll mir das egal sein. Es könnte aber sehr gut sein, dass ich das mit jüngeren SuS aus verschiedenen Gründen anders entscheiden würde.

    • Offizieller Beitrag

    Du weißt, was ich meine. Ansonsten stell dir vor, dass der Tisch groß genug ist.

    Ja, du bringst ein Beispiel, welches hier nicht passt.


    Auch du wirst Regeln haben, die außer „das macht man nicht/so“ keinen weitere Begründung haben.

    Wenn ich eine Regel aufstelle, begründe ich sie. Für mich. Für die Kollegen. Für die Kinder.

    Wenn ich das nicht kann ... *schulterzuck*

  • Die Käppi-Frage ist doch vergleichbar mit Schmatzen (in anderen Kulturen Gang und Gäbe), Duzen von fremden Erwachsenen (Dänemark, Alpengebiete,… ), Essen mit Besteck, Essen beim Arbeiten, Aufstehen beim Begrüßen, …

    Jeden Morgen wenn ich das Lehrerzimmer betrete und sich alle schon anwesenden Kollegen erheben um mich zu begrüßen, freue ich mich sehr. Oh, das passiert gar nicht. Scheint vielleicht in meiner Kultur nicht üblich zu sein beim Begrüßen aufzustehen. Im Übrigen esse ich oft beim Arbeiten, teilweise gar mit der Hand.


    Schmatzen und Käppi ist aber nicht vergleichbar. Kaum ein Schüler wird sich von einem käppi-tragenden Mitschüler gestört fühlen, von einem schmatzenden schon eher. Hier haben wir viel eher eine Konvention als es bei der Kopfbedeckung ist, wo es eben von oben (von dir als Lehrkraft) angeordnet wird.

    • Offizieller Beitrag

    Frühstückt ihr gemeinsam und habt Tischregeln?

    Die Kinder holen Essen und trinken raus und essen und trinken am Tisch. Wenn sie rumrennen, würden sie nur alles umwerfen und nicht essen.


    Welche anderen Regeln meinst du?

  • „mit vollem Mund spricht man nicht“, schmatzen, im Schullandheim gemeinsam anfangen und beenden, sitzenbleiben bis alle am Tisch fertig sind, gemeinsame Rituale, …



    Das wird alles kulturell unterschiedlich gehandhabt, streng rational begründen lassen sich diese Sachen nicht.

  • Schmatzen und Käppi ist aber nicht vergleichbar. Kaum ein Schüler wird sich von einem käppi-tragenden Mitschüler gestört fühlen, von einem schmatzenden schon eher. Hier haben wir viel eher eine Konvention als es bei der Kopfbedeckung ist, wo es eben von oben (von dir als Lehrkraft) angeordnet wird.

    Sich gestört fühlen ist bei beidem eine Gewöhnungs- und Kulturfrage. Konvention halt.

    • Offizieller Beitrag

    Ist mir beim von dir genannten Frühstück in der Schule in der Frühstückspause relativ egal.


    Sollte es Probleme geben oder im Schullandheim sein, kann man ggf. auf deine Vorschläge zurückgreifen. Mit Recht.

    • "mit vollem Mund spricht man nicht": es ist nicht nötig, dass der Nachbar dein Essen auf dem Tellen liegen hat
    • "schmatzen": naja, wer schmatzen will, soll es machen. Wenn dadurch die Lautstärke ansteigt, kann man reagieren. Warum? Begründung: Lautstärke.
    • gemeinsam Anfangen / Beenden: das macht aus organisatorischen Gründen Sinn (Essen holen, Geschirr gemeinsam wegbringen, am Ende auf Anweisungen warten) (auch ggf. aufgrund der Aufsicht).
    • "Sitzenbleiben bis alle am Tisch fertig sind" (siehe oben, wobei ich schon einige Male bei Klassenfahrten überlegt habe, ob man das beim Essen nicht sinnvoller gestaltet, weil diese Regel zwar Hintergründe hat, aber ggf. unpraktisch ist.)
    • "Gemeinsame Rituale". Okay, dienen der Gemeinschaft. Aber wenn man "Piep, Piep, Piep, wir haben alle lieb" macht und einigen Kindern das in Klasse 4 zu blöd ist, werde ich sie wohl kaum zum Mitmachen zwingen.


    Da lassen sich einige Sachen schon rational begründen. Die kann man dann auch regeln.

  • Zweifelsfrei gibt es Menschen, die sich von einer Käppi gestört fühlen. Das werden aber sehr viel weniger sein als beim Schmatzen. Scheint mir eher ein Generationenkonflikt zu sein. Aber da Schmatzen im Unterricht keine Rolle spielen dürfte, will ich mich dazu auch gar nicht weiter äußern.


    Käppi verbieten würde ich nur als zeitraubend empfinden. Zeit fehlt mir ohnehin schon. Und man bewegt die Schüler damit auch nur zu mehr Trotz.

  • Da lassen sich einige Sachen schon rational begründen. Die kann man dann auch regeln.

    Ok, einverstanden.


    Persönliche Frage, falls in Ordnung:

    Siehst du das in der eigenen Familie und bei etwaigen eigenen Kindern auch so? Regeln nur, wenn sie rational begründbar sind und nicht bloß Tradition/Kultur?

  • Mein letzter Beitrag (#66) ist wohl irgendwie untergegangen.


    Wie würdet ihr denn reagieren, wenn ihr dazukommt während eine KollegIn die Einhaltung einer in der Konferenz beschlossenen Regel einfordert? Die Regel findet ihr selbst völlig unsinnig. Fallt ihr der KollegIn in den Rücken? Oder wie reagiert ihr?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    Siehst du das in der eigenen Familie und bei etwaigen eigenen Kindern auch so? Regeln nur, wenn sie rational begründbar sind und nicht bloß Tradition/Kultur?

    Natürlich nicht. Was für eine Frage. In der Familie machen die Kinder natürlich das, was ich will. Ohne Diskussion. Rational begründet werden muss da nichts.


    Und jetzt im ernst: Kinder habe ich nicht und bei den Katzen brauche ich es mit Regeln eh nicht versuchen, daher stellt sich mir die Frage nicht.

    Aber wenn sie sich mir stellen würde, wäre meine Antwort klar.

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