Unterricht wird live gefilmt für Schüler mit Schulangst - Erlaubt?

  • Ich rede die ganze Zeit vom Jugendamt und beziehe mich auf §§3 und 35a SGB VIII.

    Aber Schulhelfer werden ja nur in dem Falle von allein seelischer Behinderung über §35a finanziert, also eher im Ausnahmefall, die meisten Finanzierungen finden ja wegen körperlicher, geistiger oder Mehrfachbehinderung statt und damit ist das die Eingliederungshilfe und meist das Sozialamt, was das finanziert.


    Ich glaube, auch die über den Träger finanzierten sind bei uns alles Eingliederungshilfen Finanzierungen.


    Edit:
    Wobei hier schön erklärt ist, dass natürlich auch das Jugendamt ein persönliches Budget finanziert.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kennen einen Fall, der bis ganz nach oben lief und in dem das Filmen bzw. das Streamen des Unterrichts nicht erlaubt wurde.

    Meine persönliche Einschätzung ist hier, dass das individuelle Recht auf Bildung nicht so hoch gewichtet werden kann, als dass es konkrete Einschränkungen der Rechtspositionen von bis zu 30 anderen Beteiligten zulassen könnte.

    Interessant ist ja, dass mit dem Datenschutz sonst ganz viel Schindluder getrieben wird (z.B. LehrerInnen die Verarbeitung personenbezogener Daten auf Privatgeräten zu untersagen, wenn ein Kinderspielzeug als Dienstgerät zur Verfügung gestellt wird), aber der Datenschutz womöglich in diesem Fall anders gehandhabt werden würde.

  • Ich hatte mal einen Schüler, der jeden morgen seine verschriebene Dosis Ritalin bekam, aber von seinen Eltern ein "Pausenbrot" bestehend aus einer abgepackten Portion Chips und eine Dose eines bekannten Engery-Drink-Herstellers

    Da wäre aber ein sehr deutliches Elterngespräch fällig. Das grenzt ja an Kindeswohlgefährdung.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • aber diese Forderungen von Studierenden, dass post-Pandemie das Hybrid-Format weiterhin besteht, um schön währenddessen im Ausland weilen* zu können, sehe ich aus allen möglichen Perspektiven sehr kritisch

    Ich hätte mir sehr gewünscht, dass die PH, an der ich gerade mein Aufbaustudium absolviere, das Online-Lehrangebot nach Corona nicht völlig einstampft. Dann würde ich mit wesentlich weniger Freistellung und Fahraufwand auskommen. Und nein, ich würde nicht vom Strand aus teilnehmen wollen, sondern von meinem Büro aus.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Aber Schulhelfer werden ja nur in dem Falle von allein seelischer Behinderung über §35a finanziert, also eher im Ausnahmefall, die meisten Finanzierungen finden ja wegen körperlicher, geistiger oder Mehrfachbehinderung statt und damit ist das die Eingliederungshilfe und meist das Sozialamt, was das finanziert.


    Ich glaube, auch die über den Träger finanzierten sind bei uns alles Eingliederungshilfen Finanzierungen.


    Edit:
    Wobei hier schön erklärt ist, dass natürlich auch das Jugendamt ein persönliches Budget finanziert.

    Bei uns bekommen in den Regelschulen fast alle Kinder eine Teilhabeassistenz nach § 35a SGB VIII, die von einem anerkannten Träger der Kinder- und Jugendhilfe kommt. Im Rahmen von SGB IX kommt es bei uns deutlich seltener vor. Aber auch die bekommen eine Teilhabeassistenz über einen Träger. Die meisten der Kinder mit erheblichen Einschränkungenbgehen dann doch eher an die Schule für geistige Entwicklung oder die Schule für körperlich Behinderte, die schon per se personell ganz anders ausgestattet sind. Da muss ich aber zugeben, bin ich nicht ganz im Bilde.


    Ich hab tatsächlich auch nochmal recherchiert. Vom Gesetgeber war es im SGB VIII so nicht vorgesehen, dass man ein persönliches Budget bekommt.Es hat sich jemand wohl durch mehrere Instanzen durchgekämpft, bis ein Gericht dem Ganzen statt gegeben hat, weil es im SGB IX das persönliche Budget gibt. Ich bin dennoch aus fachlicher Sicht sehr froh, dass das hier bei uns nicht zur gängigen Praxis gehört. Was Juristen so entscheiden und was dem Kindeswohl dienlich ist, sind häufig zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich würde mich weigern oder kündigen! Ich kann nie frei, witzig und charismatisch mit Kindern sprechen, wenn Erwachsene zuhören. Das geht mir sogar mit Referendaren, Prakrikanten und Schulhelfern so und ich gewöhne mich nie daran, sondern strenge mich in diesen Stunden dermaßen an, auch für Erwachsenenohren astrein zu sprechen, habe ein extrem hohes Self-Monitoring in dieser Zeit, so dass ich nach solchen Stunden total groggy bin. Beim Gefilmtwerden weiß man ja noch nicht einmal, zu wem man alles spricht, und bekommt keine Rückmeldung durch missbilligende bzw. zustimmende Mimik etc. - für mich wäre das das Aus für meinen Beruf!

  • Also grundsätzlich muss die Schule nicht jeden Schulhelfer akzeptieren. Natürlich darf die Schule einen bestimmten Schulhelfer ablehnen. Und selbstverständlich darf die Schule auch bestimmte Vorgaben zu machen. Beispielsweise wäre es bei uns vollkommen inakzeptabel irgendwelche Schüleräußerungen zu protokollieren.

    Ich hätte keine Bedenken, wenn sie sich Notizen macht, um die Inhalte nachmittags noch mal zu wiederholen. Aber ein durchgehendes Protokollieren würde ich sicherlich ablehnen.

  • Ich hätte auch arge Probleme mit dem Filmen und würde es ablehnen. Wer so massive Schulangst hat, dass nachweislich nur Onlineunterricht nötig ist, muss eben eine Fernschule besuchen. Bewilligen die Jugendämter nicht gerne, aber wenn die Eingliederungshilfe diese Form der Beschulung als nicht notwendig einstuft, dann würde ich daraus ableiten, dass auch für die Regelschule keine Notwendigkeit besteht, etwas vergleichbares anzubieten.

  • Ich würde mich weigern oder kündigen!

    Dann bist du in der Schule falsch, denn da ist man doch hoffentlich oft zu zweit, Doppelsteckung, Sondernpädagogin, Schulhelfer, Erzieher und was alles mit drin sein kann, da würdest du ja nie sprechen können.

    Also besser kündigen oder sich vielleicht gleich vorher einen anderen Job suchen.

  • Ich würde mich ebenfalls weigern, meinen Unterricht permanent mitfilmen und live übertragen zu müssen.

    Es wäre für mich und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch für die Schüler unklar, welche Personen mitschauen und ggf aufzeichnen. Neben dem unterschwelligen Druck perfekte Stunden halten zu müssen, würde auch viel positives wegfallen: private Erzählungen, mit den Kindern mal blödeln, ... Aber auch Gespräche im Konfliktfall, ... würden wegfallen. Der Unterricht ist nun mal keine öffentliche Veranstaltung, sondern braucht für Lehrer und Schüler eine gewisse vertrauliche Schutzzone.

    Das Argument, dass auch im normalen Unterricht manchmal andere Personen anwesend sind, ist unzutreffend. Diese Personen sind im Raum anwesend, haben mitbekommen, was zum Beispiel in der Pause passiert ist und verstehen dann, warum zum Beispiel ein Konfliktgespräch nötig ist. Man kann auch mit ihnen direkt kommunizieren usw.

    Bei mir im Unterricht sind manchmal Teamteachingpartner oder Lehrer in Ausbildung bzw Junglehrer und selten Therapeuten von Schülern dabei. Ich habe auch Integrationensklassen als Klassenlehrerin und Fachlehrerin gehabt. Da ist meistens ein Integrationslehrer anwesend. Trotzdem achte ich darauf, dass ich mit meine Klasse auch Stunden alleine habe. Das finde ich ganz wichtig.

  • Ich würde mich weigern oder kündigen! Ich kann nie frei, witzig und charismatisch mit Kindern sprechen, wenn Erwachsene zuhören.


    Das Argument, dass auch im normalen Unterricht manchmal andere Personen anwesend sind, ist unzutreffend.

    Es ging darum, dass jemand nie frei und witzig sprechen kann, wenn Erwachsene zuhören, dann ist er im Job als Lehrer falsch.

  • Dann bist du in der Schule falsch, denn da ist man doch hoffentlich oft zu zweit, Doppelsteckung, Sondernpädagogin, Schulhelfer, Erzieher und was alles mit drin sein kann, da würdest du ja nie sprechen können.

    Also besser kündigen oder sich vielleicht gleich vorher einen anderen Job suchen.

    Also mal ganz abgesehen davon, dass man nicht „falsch an der Schule ist“ , nur weil man gestreamten Unterricht ablehnt, um den es Nihilist wohl vorrangig gegangen ist, sind zumindest an meiner Schule Doppelsteckungen aller Art und auch andere Formen des Teamteachings die absolute Ausnahme. Wir haben ein paar Stunden in der Woche ein Sonderpädagogin im Haus, die SuS aus drei verschiedenen Klassen dann mal 2-3 Stündchen begleiten kann, Erzieher: innen gibt es bei uns gar nicht an der Schule oder im Unterricht, Schulhelfer aktuell ebenfalls gar nicht, Doppelsteckungen gibt der Personalbestand höchstens ausnahmsweise mal her bei Projekttagen. Angesichts des immensen Lehrkräftemangels in Berlin vermag ich mir irgendwie auch nicht vorzustellen, dass es bei euch beständig zu Doppelsteckungen kommen könnte an der Schule.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Schon wieder Fernbeurteilungen 🙄 Jemandem, der aus der Ferne, nur über Forenbeiträge, die Eignung von Lehrern beurteilen will, spreche ich die Eignung ab.


    Wie schon geschrieben, ich fühle mich auch am wohlsten, wenn ich mit meiner Klasse alleine bin und bin dann wahrscheinlich am lockersten. Und für heikle Gespräche mit der Klasse möchte ich auch keine Zuhörer. Ich kann daher nihilist gut verstehen.

  • Schon wieder Fernbeurteilungen 🙄 Jemandem, der aus der Ferne, nur über Forenbeiträge, die Eignung von Lehrern beurteilen will, spreche ich die Eignung ab.

    Was interpretierst du denn schon wieder herein.


    Es hat niemand die Eignung als Lehrer beurteilt.

    Wer sich aber unwohl fühlt oder nicht arbeiten oder reden kann, wenn noch weitere Erwachsene dabei sind, der sollte sich wirklich überlegen, ob das der richtige Job für ihn ist.

    Und nicht ich habe vorgeschlagen zu kündigen, sondern nihilist hat gesagt, das er/sie/es es machen würde.

    Das sollte man sich dann eben überlegen, was man sagt oder was man macht.

  • Was interpretierst du denn schon wieder herein.


    Es hat niemand die Eignung als Lehrer beurteilt.

    Wer sich aber unwohl fühlt oder nicht arbeiten oder reden kann, wenn noch weitere Erwachsene dabei sind, der sollte sich wirklich überlegen, ob das der richtige Job für ihn ist.

    Und nicht ich habe vorgeschlagen zu kündigen, sondern nihilist hat gesagt, das er/sie/es es machen würde.

    Das sollte man sich dann eben überlegen, was man sagt oder was man macht.

    🤪🤣

  • Es hat sich jemand wohl durch mehrere Instanzen durchgekämpft, bis ein Gericht dem Ganzen statt gegeben hat, weil es im SGB IX das persönliche Budget gibt. Ich bin dennoch aus fachlicher Sicht sehr froh, dass das hier bei uns nicht zur gängigen Praxis gehört.

    Verstehe ich nicht. Es ist doch für das Kindeswohl völlig unerheblich, von welcher Behörde das Geld kommt. Damit um sich werfen tut keine der genannten. Je nach Problem rennt man sich die Füße wund und verzweifelt bei der Suche nach Finanzierung der benötigten Hilfen. Wenn mehr Menschen die Kraft hätten, zusätzlich zur Behinderung oder Erkrankung ihres Kindes noch vor Gericht zu ziehen, könnten sich andere Eltern das verzweifelte Rennen sparen und bekämen schneller Hilfsangebote.

  • Beispielsweise wäre es bei uns vollkommen inakzeptabel irgendwelche Schüleräußerungen zu protokollieren.

    Das könnte man auch dem Träger der Maßnahme rückmelden. Der setzt immerhin jemanden dorthin, damit der seine konkrete Aufgabenbeschreibung erfüllt und einem Kind dadurch Teilhabe ermöglicht.

  • Ich würde mich weigern oder kündigen! Ich kann nie frei, witzig und charismatisch mit Kindern sprechen, wenn Erwachsene zuhören. Das geht mir sogar mit Referendaren, Prakrikanten und Schulhelfern so und ich gewöhne mich nie daran, sondern strenge mich in diesen Stunden dermaßen an, auch für Erwachsenenohren astrein zu sprechen, habe ein extrem hohes Self-Monitoring in dieser Zeit, so dass ich nach solchen Stunden total groggy bin. Beim Gefilmtwerden weiß man ja noch nicht einmal, zu wem man alles spricht, und bekommt keine Rückmeldung durch missbilligende bzw. zustimmende Mimik etc. - für mich wäre das das Aus für meinen Beruf!

    Danke für diesen Beitrag! Ich fühle mich absolut wiedererkannt. Auch das mit dem "groggy sein". Vielen Dank auch für die hilfreiche Vokabel "Self-Monitoring". Sie bringt es treffend zum Ausdruck, was für den einen belastend ist und für den anderen nicht.

    Ich kann am besten und entspanntesten und produktivsten arbeiten, wenn ich allein in meiner Klasse bin.

  • Dann bist du in der Schule falsch, denn da ist man doch hoffentlich oft zu zweit, Doppelsteckung, Sondernpädagogin, Schulhelfer, Erzieher und was alles mit drin sein kann, da würdest du ja nie sprechen können.

    Also besser kündigen oder sich vielleicht gleich vorher einen anderen Job suchen.

    Ich bin nie zu zweit. So etwas haben wir alles nicht. Obwohl ich 4 Inklusionskinder und ein IK Kind in der Klasse habe.

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