Kirchenaustritt Stelle

    • Offizieller Beitrag

    Man kann nicht den Träger (hier die Institution Kirche im Allgemeinen) ablehnen - auch wenn es dafür sicherlich gute Gründe gibt - und gleichzeitig erwarten, dass man für eben jenen Träger dann arbeiten darf. Wenn der Grund für den Wunsch, für den Träger zu arbeiten, das Profil der Schule ist, dann scheint der Träger in diesem Bereich ja auch etwas zumindest ein bisschen richtig zu machen.
    Das Ansinnen hat unterschwellig etwas von Rosinenpickerei.

  • Als jemand, der völlig ungläubig und kirchenunaffin sehr gerne an einer katholischen Schule gearbeitet hat und auch an seiner katholischen Refschule im Rückblick nichts auzusetzen hat: in diesem Fall kann ich Oppportunismus absolut verstehen. Beide Schulen hatten ein herausragendes Sozialklima, das Arbeiten gestaltete sich sehr angenehm, die Ausstattung war gut, und die Schulen haben mehr Möglichkeiten, sich fragwürdige schulpolitische Entwicklungen wie Inklusion in absurden Ausprägungen vom Hals zu halten. Dafür kann ich mich auch alle paar Wochen oder Monate mal mit in die Kirche stellen und mir meinen Teil dazu im Stillen und privat denken. Als "Fremdkörper" fühlt man sich auch an staatlichen Schulen nicht mehr oder weniger oft angesichts dessen, was man gezwungen ist, dort mitzutragen.

  • Wenn du nie getauft wurdest oder eine andere Religion als das Christentum hast, ist das kein Problem. Problematisch ist ein Kirchenaustritt.

    • Offizieller Beitrag

    Als jemand, der völlig ungläubig und kirchenunaffin sehr gerne an einer katholischen Schule gearbeitet hat und auch an seiner katholischen Refschule im Rückblick nichts auzusetzen hat: in diesem Fall kann ich Oppportunismus absolut verstehen. Beide Schulen hatten ein herausragendes Sozialklima, das Arbeiten gestaltete sich sehr angenehm, die Ausstattung war gut, und die Schulen haben mehr Möglichkeiten, sich fragwürdige schulpolitische Entwicklungen wie Inklusion in absurden Ausprägungen vom Hals zu halten. Dafür kann ich mich auch alle paar Wochen oder Monate mal mit in die Kirche stellen und mir meinen Teil dazu im Stillen und privat denken. Als "Fremdkörper" fühlt man sich auch an staatlichen Schulen nicht mehr oder weniger oft angesichts dessen, was man gezwungen ist, dort mitzutragen.

    Magst Du Letztgenanntes weiter ausführen? Wir sind ganz gleich an welcher Schule "gezwungen", bestimmte Dinge mitzutragen. Und es steht uns jederzeit offen, entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

  • Magst Du Letztgenanntes weiter ausführen? Wir sind ganz gleich an welcher Schule "gezwungen", bestimmte Dinge mitzutragen. Und es steht uns jederzeit offen, entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

    Eben das ist der Punkt. Es macht für mich keinen Unterschied, ob zu diesen "Dingen" gehört, am Arbeitsplatz und gegenüber Schülern und Eltern mit meiner privaten Meinung über Religion/Kirche oder über beispielsweise GE/LE Kinder in meinem Unterricht am Gymnasium oder die unzureichende Leistungsselektion oder sonstwas hinterm Berg zu halten. Man wird permanent gennötigt, die ideologische Ausrichtung seines Dienstherrn nach außen hin professionell mitzutragen. Wenn an einer Schule aktiv e7n Glaube ausgelebt wird, stört mich persönlich das weit weniger, als manch andere Fehlentwicklungen, mit denen ich an staatlichen Schulen konfrontiert war.

  • Wenn er evangelisch ist (oder war), gilt er im Allgemeinen aus katholischer Sicht als gültig getauft.

    Das enttäuscht mich doch ein wenig. Wozu dann diese Trennung? Dachte immer, dass man durch die Taufe SEINER Kirche beitritt. Ist die katholische Taufe wenigstens auch bei den Evangelen gültig? Heißt das, ich könnte konfirmiert werden?

  • Welche Fehlentwicklungen genau haben denn staatliche Schulen im Gegensatz zu Schulen mit kirchlichem Träger?

    Ich kann ja nur anekdotisch berichten und auf Basis meiner Wahrnehmung und Erlebnisse. Für mich sind die wesentlichen Punkte Inklusion (staatliche Schulen -> alle möglichen Förderschwerpunkte wild zusammengemixt, kaum sonderpädagogische Unterstützung, während die kirchlichen Schulen ausschließlich Kinder aufgenommen haben, die sinnvoll zielgleich beschult werden konnten) und Leistungsselektion (beginnend damit, dass an den kirchlichen Schulen überhaupt nur Schüler mit Gymnasialempfehlung aufgenommen wurden und dass in der Erprobungsstufe bei Nichtbewährung auch abgeschult werden konnte, während bei den staatlichen Schulen Elternwunsch bei der Anmeldung Priorität hatte und bei Überanmeldungen explizit NICHT Kinder mit uneingeschränkter Gymnasialempfehlung vorgezogen werden durften; Abschulung auch nur sehr begrenzt möglich). Es scheint mir für Schulen in privater Trägerschaft auch leichter, Kinder mit nicht tragbarem Sozialverhalten loszuwerden bzw. umgekehrt auch keine Wanderpokale von anderen Schulen zwangsweise aufnehmen zu müssen. Über die Punkte kann man sich jetzt moralisch empören, auf meine Arbeitszufriedenheit und die nervliche Belastung im Berufsalltag haben sie aber signifikant mehr Einfluss als die Frage, ob ich ab und an Klassen zum Gottesdienst begleite. Ich bin ein großer Befürworter des Strebens nach möglichst ausgeprägter Homogenität in Lerngruppen - das läuft dem, was an staatlichen Schulen gerade gewünscht ist, nunmal maximal entgegen.

  • natürlich geht es nur darum. Und nicht darum, selbst die Stelle zu bekommen, die man gerne hätte.

    Neeein, natürlich nicht. Und es geht dem Schulträger und den dort Lernenden und Unterrichtenden auch überhaupt nicht um Glauben, die Werte der katholischen Kirche und gemeinschaftliche religiöse Veranstaltungen, sondern lediglich um ein Beitrittsformular.

    • Offizieller Beitrag

    ja, meinen zweiten Satz hatte ich wieder gelöscht:


    .... und schlimm, dass es sicher auf Interesse stoßt (Angebot und Nachfrage, bei Mangelfach drückt man schneller ein Auge zu als bei D/Ge)). Alles eine schöne scheinheilige Welt :(

    Eine ehemalige Kollegin von mir wechselte mit 2 starken Mangelfächern in den kirchlichen Dienst. Die Hochzeit (in der Vergangenheit) war nicht kirchlich, ich weiß nicht, ob sie Kirchenmitglied war/ist (glaube ich nicht), aber die Ehe war nicht vor Gott und die höchste zuständige Instanz (Bischof?) hat schriftlich zugesichert, dass dies kein Problem darstellt, genauso wenig wie die Tatsache, dass die noch nicht geborenen Kinder nie getauft werden.

    Eingestellt und befördert, alles supi. Sie kann gut damit leben (ging um den kurzen Anfahrtsweg mehr als um die Schule), die Schule hat eine tolle Lehrkraft mit tollen Fächern "eingekauft", alle glücklich.

  • Ich kann ja nur anekdotisch berichten und auf Basis meiner Wahrnehmung und Erlebnisse. Für mich sind die wesentlichen Punkte Inklusion (staatliche Schulen -> alle möglichen Förderschwerpunkte wild zusammengemixt, kaum sonderpädagogische Unterstützung, während die kirchlichen Schulen ausschließlich Kinder aufgenommen haben, die sinnvoll zielgleich beschult werden konnten) und Leistungsselektion (beginnend damit, dass an den kirchlichen Schulen überhaupt nur Schüler mit Gymnasialempfehlung aufgenommen wurden und dass in der Erprobungsstufe bei Nichtbewährung auch abgeschult werden konnte, während bei den staatlichen Schulen Elternwunsch bei der Anmeldung Priorität hatte und bei Überanmeldungen explizit NICHT Kinder mit uneingeschränkter Gymnasialempfehlung vorgezogen werden durften; Abschulung auch nur sehr begrenzt möglich). Es scheint mir für Schulen in privater Trägerschaft auch leichter, Kinder mit nicht tragbarem Sozialverhalten loszuwerden bzw. umgekehrt auch keine Wanderpokale von anderen Schulen zwangsweise aufnehmen zu müssen. Über die Punkte kann man sich jetzt moralisch empören, auf meine Arbeitszufriedenheit und die nervliche Belastung im Berufsalltag haben sie aber signifikant mehr Einfluss als die Frage, ob ich ab und an Klassen zum Gottesdienst begleite. Ich bin ein großer Befürworter des Strebens nach möglichst ausgeprägter Homogenität in Lerngruppen - das läuft dem, was an staatlichen Schulen gerade gewünscht ist, nunmal maximal entgegen.

    Und wie viel Geld zahlen die Eltern, damit ihre Kinder diese Eliteschule besuchen dürfen?


    Hier ist es so, dass zum Beispiel GERADE autistische Kinder mit Lernbegleitung die Schule mit kirchlichem Träger besuchen. Da sind anscheinend immer 2 Lehrpersonen gleichzeitig anwesend WEGEN der Inklusion. Die Eltern zahlen Geld, wie viel, weiß ich nicht, putzen die Schule und halten das Gebäude in Ordnung (Hausmeistertätigkeiten). Manchen Eltern ist die Pflege des Glaubens da zu viel und sie meiden daher diese Schule, obwohl wir sie nach der GS oft manchen Kindern (mit von uns erwarteten Problemen auf staatlichen Schulen) empfehlen. So unterschiedlich kann das sein bei kirchlichen Trägern.

    Es wandern auch manchmal Kinder während der Grundschulzeit dorthin ab, weil sie bei uns Probleme haben. Es gibt dort mehrere Schulformen.

  • Über die Punkte kann man sich jetzt moralisch empören

    Ja,

    auch darüber, dass die Segregation für den eigenen Vorteil gern angenommen wird,

    die Beschulung derer, die abgelehnt werden, egal scheint,

    und die gesellschaftliche Spaltung billigend in Kauf genommen oder gar gewollt ist.

  • Die Problematik der Schulempfehlung, des häufig entgegenstehenden Elternwunsches und des abschließenden Losverfahrens unterschreibe ich, das ist einfach nicht nachvollziehbar. Da reicht ein reingemogelter Querschläger, um den Laden langfristig aufzumischen.

  • Und wie viel Geld zahlen die Eltern, damit ihre Kinder diese Eliteschule besuchen dürfen?

    Nichts, gab kein Schulgeld.


    Und kirchliche Träger betreiben ja nicht nur Gymnasien, sondern auch andere Schulformen, wie du schon selbst schreibst. Der Punkt ist doch, dass es dort teilweise besser gelingt, ansprechende Profile für unterschiedliches Klientel und seine Interessen zu schaffen, während woanders alles in einen Topf geschmissen wird und so hinzunehmen ist.



    Palim

    Die Beschulung derer, die abgelehnt werden, soll eben an einer für diese Kinder passenden Schulform stattfinden. Das Bistum, bei dem ich angestellt war, hat auch Realschulen und eine Gesamtschule betrieben. Passt doch.

  • Pragmatisches Vorgehen:


    Wenn Kirchemitgliedschaft oder ähnliches einen Rolle spielt, werden die danach fragen. Du überlegst dir, ob du dort arbeiten möchtest. Es spricht nichts dagegen, erstmal zum Vorstellungsgespräch zu gehen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Dachte immer, dass man durch die Taufe SEINER Kirche beitritt. Ist die katholische Taufe wenigstens auch bei den Evangelen gültig? Heißt das, ich könnte konfirmiert werden?

    Die Taufe wird von den beiden "großen" Kirchen gegenseitig anerkannt, wenn sie trinitarisch erfolgte.

    Und ja, als ausgetretener Katholik kann man sich konfimieren lassen. Wahrscheinlich wird man um ein Gespräch mit dem zuständigen Pfarrer gebeten.
    Wenn alle Formaltiäten erledigt sind, kannst du dann konfimiert werden

  • Ich denke nicht, dass erwachsene Konvertiten in der evangelischen Kirche konfirmiert werden. Sie legen im Aufnahmegottesdienst ein Glaubensbekenntnis ab, oft erzählen sie auch ein bisschen was über sich und in der Regel kennt die Gemeinde die Person ja ohnehin, wer konvertiert schon im Luftleeren Raum.

    Im umgekehrten Fall würde man aber immer gefirmt und würde auch zum ersten Mal zur Kommunion gehen - zumindest offiziell. Das liegt daran, dass Erstkommunion und Firmung Sakramente sind und die Konfirmation nicht.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Ich denke nicht, dass erwachsene Konvertiten in der evangelischen Kirche konfirmiert werden.

    Doch, das ist durchaus möglich. Ich kenne einen Fall, wo jemand nach dem Austritt aus der katholischen Kirche einige Jahre konfessionslos war und dann Mitglied der evangelischen Kirche wurde. Auf ihren Wunsch hin und nach einem ausführlichen Gespräch mit unserer damaligen Pastorin wurde diese erwachsene Frau dann auch konfirmiert.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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