Vielleicht unterlässt du einfach mal deine Unterstellungen mir gegenüber, dann muss ich auch gar nicht angefressen sein.
Meine Güte. Soweit waren wir echt schon mal. Du KANNST über Chemie im Speziellen und die Naturwissenschaften im Allgemeinen gar nicht so viel Fachwissen intus haben wie ich, weil das deine Ausbildung nicht hergibt. Und nein, du bist in den Naturwissenschaften auch was scientific literacy angeht nicht auf meinem Niveau, woher soll das denn kommen. Hast du irgendwann mal eine experimentelle Arbeit selbständig geplant und durchgeführt? Erst dann weisst du wirklich, worum es geht. Nein, es reicht nicht, das mal in einem Buch gelesen zu haben oder dass es der Fachdidaktiker an einem Nachmittag in der Theorie erzählt hat. Ich begreife einfach nicht, warum du diese Feststellung immer gleich werten musst. Du musst das gar nicht können, es gehört nicht zu den Aufgaben, für die du bezahlt wirst. Ich schrieb bereits, man hat mir zu keinem Zeitpunkt beigebracht, wie man kleinen Kindern das Lesen und Schreiben beibringt. Daran erleide ich jetzt auch keinen Empörungsanfall, ich muss das nicht können. Ich kann auch keine Knochenbrüche flicken und ich kann kein Strafrecht, habe ich alles nie gelernt. Ich bin aber wirklich sehr gut darin, absoluten Anfängern meine Fachdisziplinen beizubringen. Dankbarerweise kann meine Kundschaft eben schon Lesen, Schreiben und Rechnen, an der Stelle übernehme ich dann und du gibst ab. Das ist doch eine super Arbeitsteilung. Ich könnte es nota bene auch problemlos mit jüngeren Schülerinnen und Schüler, muss ich halt nicht. Das schaue ich mir aber mit meinen Pädagoginnen und Pädagogen an der FMS an - bei uns ist Primarschule immer inkl. 5. und 6. Klasse.
Dazu bin ich weder zu ungebildet noch zu begriffstutzig.
Weder das eine noch das andere habe ich auch jemals behauptet. Vielleicht hörst du einfach mal auf, mir das alle Ritt lang zu unterstellen.
Ein letztes Mal: Es hat sehr gute Gründe, warum die Fachdidaktik in der Ausbildung zur Primarlehrperson höher gewichtet wird. Ein fachwissenschaftliches Vollstudium inkludiert eine ganze Menge Wissenschaftspropädeutik und die ersetzt einen guten Teil der fachdidaktischen Ausbildung im Lehramtsstudium. Wir haben in der Fachdidaktik Sek II nicht mehr über Popper und den Induktionsschluss diskutiert, das ist mir alles aus der praktischen Arbeit im fachwissenschaftlichen Studium bekannt. Und zwar, weil man es so macht und nicht weil's in irgendeinem schlauen Buch drinsteht. Aus diesen Erfahrungen leitet sich unmittelbar ab, wie ich meine Fächer unterrichte. Glaub mir einfach, ich habe immer wieder Jugendliche im Unterricht sitzen, die wirklich und wahrhaftig absolut keinen Blassen von Chemie haben. Die noch nie in ihrem Leben was davon gehört haben, was ein Atom überhaupt sein soll und die noch nie in ihrem Leben ein Becherglas in der Hand hatten. Es kommt nämlich leider immer wieder vor, dass bei uns an der Sek I gar keine Naturwissenschaften unterrichtet werden, auch nicht als Verbundfach. Das ist überhaupt kein Problem für mich und das war es auch noch nie.
Der TE müsste also zum einen die konkreten Inhalte erarbeiten, sich aber auch einen Überblick über das Grundlegende des Faches Biologie aneigenen - ergänzend zu Physik, sofern oder solange er das nicht mitbringt.
Das Grundlegende der Biologie ist: Es handelt sich um eine Naturwissenschaft. Die Denkweise eines Biologen unterscheidet sich nicht wesentlich von der eines Physikers oder der einer Chemikerin. Biologie hat einfach nur noch ein paar Freiheitsgrade mehr als die Physik, sie ist ein bisschen unberechenbarer. Ansonsten geht es darum zu beobachten, Schlussfolgerungen abzuleiten und Modelle für weitere Prognosen aufzustellen. Das kann man z. B. mit den bereits erwähnten Blümchen üben. Oder man übt es mit Rotkohlsaft und Essig, dann nennt man es Chemie. Oder man übt es mit einer Batterie und einem Glühbirnchen, dann nennt man es Physik. Was übt man grundsätzlich mit Anfängern: Beobachten, aufschreiben, systematisieren. Eine bestimmte Menge Wasser abfüllen und unfallfrei von A nach B transportieren. Einen Lappen in die Hand nehmen und die Pfütze aufwischen, wenn es nicht ohne Unfall ging. Das Gefäss nach Benutzung wieder zu entleeren und aufzuräumen. Sachen mit anderen zu teilen und nicht am eigenen Arbeitsplatz horten. Grundlegenge Sicherheitsvorkehrungen beim Experimentieren einhalten. Lernen, dass die Arbeitsgeräte bestimmte Namen haben, die man sich merken sollte um zu verstehen, was man tun soll. Es wurde von KuK, die sich mit der Sache in der Unterstufe auskennen, erwähnt, dass Sexualkunde wahrscheinlich dazugehört und es dafür externe Angebote gibt. Das ist doch toll. Das wissen sicher aber auch die KuK an der Schule des TE, die müsste er wohl mal fragen. So weit, so Standard.
Was einem Berufsanfänger ohne stufengerechte Lehramtsausbildung sicherlich fehlt, ist z. B. das Classroom Management gerade mit jüngeren Schülerinnen und Schüler. Was weiterhin fehlt, ist ein gewisses Repertoire an Methoden um die Bande bei Laune zu halten. Auch das ist mit 12jährigen schwieriger als mit 15jährigen. Da erwarte ich aber wiederum von jemandem, der sich für den Schuldienst entschieden hat, dass ihm der gesunde Menschenverstand sagt, dass ein 12jähriger nicht 45 min lang auf seinem Hintern sitzen und zuhören möchte. Auch 15jährige haben da keine Lust drauf, sie verfügen aber in der Regel über ein ausreichendes Mass an Selbstbeherrschung um sich nicht gleich auf den Boden zu schmeissen, wenn die Dinge nicht nach ihren Vorstellungen laufen. Seien wir ehrlich, das sind alles Erfahrungen, die man unterwegs beim Unterrichten halt so sammelt. Man ist nicht gefeit davor in irgendwelche Kackhaufen reinzutreten, nur weil's einem in der Theorie mal erklärt wurde, wie man es hätte besser machen können. Es ist nicht so, dass der TE keine Ahnung von irgendwas hätte, es geht ausnahmsweise mal nicht um die studierte Journalistin, die plötzlich meint, sie könnte 6jährigen das Schreiben beibringen.