Eure Erfahrungen- Grundschullehramt ja oder nein?
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Und manchmal nehm ich sie sogar ernst.
Sie dich auch?
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Wer gute Alternativen hat, sollte diese wählen. Deine Sorgen sind berechtigt. Ich habe es nie bereut, Grundschullehrer zu sein, würde mir aber heute - unter diesen Bedingungen - einen anderen Beruf suchen.
Was genau meinst du mit "unter diesen Bedingungen"? Könntest du da vielleicht ein wenig näher drauf eingehen?
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Was mir fehlt an deinen Überlegungen: Findest du einen Draht zu Kindern? Hast du schon (auch außerhalb der Schule) Erfahrungen im Umgang?
Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau sagen. Bis auf die Praktika in den Schulen, hatte ich bisher eigentlich nie wirklich Kontakt zu Kindern in der Altersstufe.
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort😊
Aber in NRW (ich weiß nicht, wo du bist) ist es schon so, dass der östliche Teil des Bundeslandes derzeit weniger Stellen ausschreiben darf als der Rest des Landes.
Weißt du zufällig auch, wie es im nördlichen Teil von NRW mit den Stellen aussieht (Region Münster, Kreis Steinfurt)?
Im Internet finde ich dazu leider keine Infos.
Ich würde nämlich später nur ungern wegziehen müssen und von einer Vertretungsstelle zur nächsten ist auf Dauer vermutlich auch nicht so toll.
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dieser nördliche, westliche Teil ist auf jeden Fall schon deutlich besser versorgt als das Ruhrgebiet.
(Ob sie perfekt versorgt sind, ist eine andere Sache, aber so deutlich besser, dass Steinfurt zum Beispiel Menschen/Stellen per Kaskaden-Abordnung ins Ruhrgebiet hinein abgibt) -
Welche Ausbildung schwebt dir denn stattdessen vor?
Das ist leider auch ein wenig das Problem, dass ich nicht weiß, welche Ausbildung für mich infrage kommen würde. Ich habe schon einige Tagespraktika gemacht, aber bisher hat mir nichts davon wirklich zugesagt.
Und es ist wahrscheinlich auch nicht sinnvoll, dann einfach irgendeine Ausbildung anzufangen. Dann könnte ich theoretisch auch bei meinem Studium bleiben.
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Wird aber wahrscheinlicher (bzw. es wird unwahrscheinlicher, dass man an einer Brennpunktschule oder einer sonstigen GS mit eher schwieriger Klientel landet), wenn man gesuchte Fächer oder sehr gute Noten hat. Frage mich z.B., warum nicht viel mehr GSL-Studierende Englisch als Fach belegen. Klar, für sowas wie Kunst, Musik oder Sport bracht man halbwegs Talent bzw. körperliche Voraussetzungen, aber Englisch, das sollte doch irgendwie machbar sein.
Trotzdem haben von den GSL-Studierenden, mit denen ich bisher in Kontakt gekommen bin, etwa 90% Sachunterricht als wählbares Fach; damit sticht man später dann halt nicht heraus, außer man hat sehr gute Noten.
PS: In Hessen sind Mathe und Deutsch verpflichtend.
Meine Fächer sind Deutsch, Mathe und Sport und ich komme aus NRW.
Wie ich es bisher mitbekommen habe, werden an Schule schon wohl öfters Bewerber mit Sport als Drittfach gesucht. Korrigiere mich gerne, falls ich falsch liege😅
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Und gleich weiter mit Punkt 3, mit dem ich mich "Herr Bernd" anschließe:
Die Grundschule ist nach wie vor das natürliche Habitat von Frauen, Männer werden dort überwiegend geduldet - da hat sich seit Jahrzehnten kaum etwas geändert!
Das hat vielfältige Auswirkungen, die fast immer zu Lasten der männlichen Lehrkräfte gehen: Männern wird nach wie vor weniger Einfühlungsvermögen und Kompetenz gerade im Umgang mit Grundschulkindern zugetraut.
Da Männer zahlenmäßig total unterrepräsentiert sind, werden sie auch von den SuS - insbesondere an kleinen Schulen - häufig als exotisch wahrgenommen, was für den Lehrer zu Akzeptanzproblemen und Schwierigkeiten bei der Disziplinierung der SuS führen kann.
Nicht zuletzt ist der männliche Grundschullehrer oft auch im Kollegium nur eine "geduldete" Randfigur.
Kurz und gut: wenn sich die negativen Auswirkungen des Matriarchats irgendwo eindrücklich beobachten, dann in der Grundschule!
Also ich selbst bin weiblich, somit wird es auf mich wohl nicht zutreffen.
Allerdings habe ich das, was du hier beschreibst, bei meinen Praktika komplett anders wahrgenommen.
An der Schule waren mehrere männliche Lehrkräfte und diese waren bei den Kindern sehr beliebt, sowie auch im Kollegium und bei den Eltern. Soweit ich das beurteilen kann, hatten sie sehr viel Einfühlungsvermögen und eine super Verbindung zu den Kindern.
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Vielen Dank für deine Antwort😊
Die Bedingungen für Mütter verschlechtern sich sogar eher, da zunehmend Nachmittagspräsenz in der Schule erwartet wird, sei es für die OGS-Hausaufgabenbetreuung oder die zahlreichen Konferenzen und sonstigen Besprechungen.
Ist das wirklich so, dass die Lehrkräfte viel im Nachmittagsbereich eingebunden werden?😅
Dass es Konferenzen, Elternsprechtage etc. gibt, ist mir klar. An den Schulen, an denen ich bisher war, war es immer so, dass die Lehrkräfte direkt nach dem Unterricht nachhause gefahren sind.
Wie genau funktioniert das denn dann, hat man dann morgens teilweise Freistunden, wenn man nachmittags noch länger bleibt?
Ich habe auch schon öfters davon gehört, dass anscheinend immer mehr Ganztagsschule im Grundschulbereich kommen, wo die Lehrer ebenfalls öfters bis nachmittags bleiben müssen. Denkst du, dass das auch immer mehr ausgebaut wird? In meiner Region gibt es das nämlich, soweit ich weiß, noch nicht wirklich.
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort😊
Es ist auf jeden Fall bestärkend von jemanden zu hören, die schon am Dienstende ist und somit schon viele Jahre an Erfahrungen als Grundschullehrerin sammeln konnte.
Vor allem, wo man in den sozialen Medien etc. öfters hört, dass Lehrkräfte ihren Beruf vorzeitig aufgeben.
Ich würde die Sache so angehen und mir überlegen, was mich am Beruf der Grundschullehrkraft reizt. Wo sind die Felder, die dir Spaß machen?
So genau kann ich es gar nicht sagen, aber ich denke, dass es v.a. die Abwechslung ist. Bei einem Praktikum im Büro habe ich z.B. gemerkt, dass es mir viel zu langweilig ist, jeden Tag mehr oder weniger das gleiche zu tun.
Zudem hat die Arbeit als Grundschullehrkraft einen Sinn. Durch seine Arbeit kann man bewirken, dass Kinder z.B. rechnen können, was sie vorher nicht konnten. Bei anderen Berufen hat man so einen sinnstiftenden Effekt, meiner Meinung nach, eher weniger.
Ich denke mir gefällt es auch, dass man relativ frei ist. Na klar hat man den Lehrplan und muss den Kindern die Inhalte vermitteln, aber trotzdem kann man auch mal z.B. eine Erzählrunde vom Wochenende machen oder ähnliches.
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Ist das wirklich so, dass die Lehrkräfte viel im Nachmittagsbereich eingebunden werden?😅
Dass es Konferenzen, Elternsprechtage etc. gibt, ist mir klar. An den Schulen, an denen ich bisher war, war es immer so, dass die Lehrkräfte direkt nach dem Unterricht nachhause gefahren sind.
Wie genau funktioniert das denn dann, hat man dann morgens teilweise Freistunden, wenn man nachmittags noch länger bleibt?
Von den Schulen in meiner Umgebung kenne ich es schon so, dass die Lehrer nachmittags während der Hausaufgabenbetreuung eingesetzt werden. Teilzeitkräfte mindestens einmal pro Woche, Vollzeitkräfte 2 bis 3 mal. Dazu kommt an einem Wochentag Konferenz, an einem anderen Team, so dass Vollzeitkräfte eigentlich 4 Tage die Woche bis 15 Uhr in der Schule sind und Teilzeitkräfte mind 2 mal.
Es ist so, dass durch den Ganztag die Kinder Recht auf eine 60 minütige Mittagspause haben. Damit es mit Essenszeiten etc passt, gibt es bei uns an der Schule faktisch keine 6.Stunden, also auch die Klassen 3 und 4 haben nach der 5. Std Mittagspause. Dadurch kannst du als Vollzeitkraft von deinen 28 Unterrichtsstunden nur 25 Stunden vormittags machen (und an 3 Tagen Hausaufgabenbetreuung).
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Hm. Unsere Schüler haben nach 6 Stunden auch nur 40 Minuten bis zu den Hausaufgaben.
Aber wenn das ein Problem werden sollte ... werden die Hausaufgaben 20 Minuten nach hinten geschoben. Denke ich.
Immerhin setzt die Stundentafel GS in NRW 26 - 27 Stunden in Klasse 4 voraus. Da muss sich dann die OGS anpassen.
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Das ist bei uns auch so .
Wie sollte es sonst auch mit den 27h gehen ( bin aktuell in Stufe 4).. sollen die Kinder die nicht im Ganztag sind die Mittagspause abwarten um dann noch Unterricht zu haben?
Mein Trüppchen isst direkt nach der 6. Stunde und macht anschließend Hausaufgaben. Da liegen auch keine 60 Minuten dazwischen.
Im Ganztag arbeiten bei uns auch Kuk‘s, ABER ohne Springstunde ( sprich in der Hausaufgabenbetreuung in klasse 1/2 in der 5. oder 6. Stunde und bei den Älteren dann halt z.B. in der 6. Stunde .
Am Nachmittag arbeiten aktuell nur Leute die AG‘s anbieten.
1x in der Woche ist bei uns allerdings auch Konferenz/ Team/ DB
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Die Dinge, die du anführst, haben nichts mit der Entscheidung für eine Schulform zu tun, sondern mit der Entscheidung, überhaupt Lehrer zu werden.
Heterogenität/Differenzierung: Ist in jeder Schulform mittlerweile Alltag. Selbst im Gymnasium klaffen die Kompetenzen derart weit auseinander, dass man differenzieren muss, um allen Schülern ein gutes Bildungsangebot zu machen. Differenzierung und Umgang mit Heterogenität ist Alltag im Lehrerberuf.
Stellensuche: Brennpunktschulen hast du auch im Bereich Sek I. Wenn du dich davor fürchtest, musst du die Städte meiden und eher im ländlichen Bereich auf Stellensuche gehen. Dort wirst du auch eher fündig, weil der Bedarf dort besonders hoch ist.
Referendariat: Dieses ist an der Grundschule nicht härter und anstrengender als an anderen Schulformen.
Abschalten: Kannst du oder kannst du nicht. Hängt von deiner Persönlichkeit und deinem Anspruch hab, aber ganz sicher nicht von der Schulform.
Ich lese allerdings bei dir starke Zweifel heraus, ob der Lehrerberuf überhaupt für dich das richtige ist. Ganz ehrlich, dann würde ich es lassen. Du musst im Lehrerberuf psychisch robust sein, sonst haut dich jeder kleinste Konflikt schon aus den Socken. Lockerheit, Resilienz, psychische Stabilität, Freude am Leben, gute private zwischenmenschliche Beziehungen - all das sind wichtige Faktoren, um ein guter Lehrer zu sein. Dann ist die Schulform im Grunde zweitrangig.
Ich selber würder wieder Grundschullehrkraft werden. Während andere die Arbeit als fremdbestimmt erleben, empfinde ich meinen Arbeitsalltag als sehr frei und selbstbestimmt. Das möchte ich niemals eintauschen gegen einen Job in einem Unternehmen, in dem mir der CEO vorgibt, was ich wie zu tun habe.
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Ich denke mir gefällt es auch, dass man relativ frei ist. Na klar hat man den Lehrplan und muss den Kindern die Inhalte vermitteln, aber trotzdem kann man auch mal z.B. eine Erzählrunde vom Wochenende machen oder ähnliches.
Hmmm... so frei empfinde ich das nicht. Alles läuft unter der Prämisse, dass das, was man macht, einen Sinn ergibt. Z.B. wenn man die Kinder vom Wochenende erzählen lässt, dann fördert das das freie Sprechen und das wird im Lehrplan gefordert. Man muss sich immer im Rahmen der Lehrplanabsichten bewegen und möglichst alle Ziele am Ende eines gewissen Zeitraums abdecken. Dieselben Kompetenzen kann man an unterschiedlichen Themen üben. Auf der anderen Seite muss man aber auch bestimmte Themen unbedingt zum Inhalt eines Unterrichts machen. Ich denke, auch in den weiterführenden Schulen hat man bestimmte Spielräume.
Zum Ganztag: Auch wenn du im Ganztag eingesetzt wirst, bleibt dein Deputat dennoch gleich. Du hast quasi nur andere Unterrichtszeiten. Unsere Ganztagslehrer hatten z.B. auch mal Vormittags frei und kamen erst am Nachmittag. D.h., sie machten dann ihre Unterrichtsvorbereitungen am Vormittag. Beim Einsatz im Nachmittagsunterricht muss man flexibel die unterrichtsfreien Zeiten nutzen. Früher gab es auch an Halbtags- Grundschulen Nachmittagunterricht. Das war wahrscheinlich vor der Zeit der "verlässlichen Grundschulen". Als ich anfing, hatte ich z.B. einmal in einer Grundschulklasse 2 Stunden Nachmittagsunterricht und meine jetztige Schule musste vor dem Turnhallenbau einige Sportstunden auf den Nachmittag legen. Auch war es immer mal wieder üblich, Religion und Ethik (und eben auch Sport wegen der Turnhallenknappheit) auf den Nachmittag zu legen. In Hauptschulen gibt es so oder so Nachmittagsunterricht.
Bevor ich mich zum Lehramtsstudium entschloss, hatte ich ab dem Alter von 15, Erfahrungen im Umgang mit Kinder- und Jugendlichen, da ich ehrenamtliche Jugendarbeit machte (Leitung von Gruppen) und ab 16 entsprechende Schulungen. In den Ferien und nach dem Abi habe ich Praktika in Sozialeinrichtungen gemacht, um meine Berufsrichtung herauszubekommen. Denn oft unterscheiden sich Wunsch, Idealismus und Wirklichkeit. Ich empfehle dir wirklich dringend, irgendwo mitzuarbeiten, wo du mit Kinder und Jugendlichen in guten Kontakt kommst, wenn es auch die Nachhilfe ist. Bei der Nachhilfe kannst du vielleicht erfahren, ob es dir liegt, jemandem etwas beizubringen und die nötige Geduld aufzubringen. Ansonsten würde ich versuchen irgendwo mitzuarbeiten, wo größere Gruppen von Kindern zusammen sind (z.B. Ferienbetreuung) um zu sehen, wie die soziale Interaktion ist.
Du musst im Lehrerberuf psychisch robust sein, sonst haut dich jeder kleinste Konflikt schon aus den Socken. Lockerheit, Resilienz, psychische Stabilität, Freude am Leben, gute private zwischenmenschliche Beziehungen - all das sind wichtige Faktoren, um ein guter Lehrer zu sein.
Alle die von dir aufgelisteten Eigenschaften wären natürlich ideal, aber ich hätte bei diesem Raster am Anfang meines Berufes bei einigen Kriterien schlecht abgeschnitten. Und dennoch glaube ich, dass ich im Laufe der Zeit eine insgesamt normal kompetente Lehrerin geworden bin. Voraussetzung war, dass ich bereit war, ständig an mir zu arbeiten. Man merkt ja selbst, wenn etwas nicht passt und sucht dann die richtigen Lösungen.
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