Neulehrer und Probleme mit homophoben und rassitischen Kollegen

  • Das kann man so nicht stehen lassen.

    Du sagst, dass Menschen, die 10% der Bevölkerung ausmachen, nicht normal sind. Damit sind auch Ausländer nicht normal (13%), Schwerbehinderte (9%), blonde Menschen (2% der Weltbevölkerung) oder Schwarzhaarige in Deutschland (5% in DE).

    Wenn es nur nach Anzahl ginge, könnte man natürlich sagen, blond sei abnorm im Verhältnis zur Haarfarbe der Weltbevölkerung. Aber warum sollte man das tun? Dann halt "verhältnismäßig selten" o.ä., wenn man den Anteil eines Merkmals in einer größeren Gruppe beschreiben will. (Ab)norm hat halt einen anderen Beigeschmack, i.S.v. "unnormal, nicht dazugehörend"

  • Das kann man so nicht stehen lassen.

    Du sagst, dass Menschen, die 10% der Bevölkerung ausmachen, nicht normal sind. Damit sind auch Ausländer nicht normal (13%), Schwerbehinderte (9%), blonde Menschen (2% der Weltbevölkerung) oder Schwarzhaarige in Deutschland (5% in DE).

    Kommt immer auf die Bezugsgruppe an, aber ja, nach der Wortbedeutung von "normal" kann man das jeweils so sehen. Warum immer alle "normal" sein wollen, erschließt sich mir nicht. Wer schwerbehindert oder homosexuell ist, ist anders als der überwiegende Teil der Bevölkerung. Aber warum ist es schlimm, das zu sagen? Man ist doch als Mensch nicht weniger wert, wenn man nicht der Norm entspricht.

  • Stimmt. Ich denke, es kommt immer auf die Sichtweise und Definition an. Ich war anfangs schon etwas getriggert, bei der Aussage, dass Homosexualität nicht normal sei, aber wenn man "nicht normal" im Sinne von "nicht der Mehrheit entsprechend" (= also erst einmal nur statistisch betrachtet) und nicht im Sinne von "Damit stimmt etwas nicht." (= moralisch-gesellschaftspolitisch oder biologisch-naturwissenschaftlich betrachtet) betrachtet, kann man schlecht etwas dagegen sagen. Vermutlich wird der Begriff kaum statistisch verwendet und daher diese wertende Komponente.

  • Statistisch gesehen ist Homosexualität Teil einer Gaussschen Normalverteilung. Die Diskussion halte ich damit für einigermassen überflüssig.

  • Im Alltag ist "Das ist nicht normal." ein wertender Ausdruck und wird nicht statistisch verwendet im Sinne von "geringer Anteil am Ganzen, aber an und für sich völlig in Ordnung" - oder ist das in der Schweiz anders?

  • Was hat diese Aussage mit meiner Reaktion zu tun?


    aber wenn man "nicht normal" im Sinne von "nicht der Mehrheit entsprechend" (= also erst einmal nur statistisch betrachtet) und nicht im Sinne von "Damit stimmt etwas nicht." (= moralisch-gesellschaftspolitisch oder biologisch-naturwissenschaftlich betrachtet) betrachtet

    Der Begriff "normal" hat weder in der Mathe noch in den Naturwissenschaften eine wertende Bedeutung. Er bedeutet noch nicht mal "der Mehrheit entsprechend". Angeblich unterrichtest du ja Mathe ...

  • Ich zitier's dir jetzt ein drittes Mal in anders:


    "Damit stimmt etwas nicht." (= moralisch-gesellschaftspolitisch oder biologisch-naturwissenschaftlich betrachtet)


    Der Begriff "normal" wird in den Naturwissenschaften nicht wertend gebraucht. Der Begriff wird für das, was du ausdrücken willst, überhaupt nicht gebraucht. Es gibt Begriffe wie den "Normalvektor", die "Normalkraft" oder "Normalisieren", nichts davon hat auch nur im Ansatz was mit "da stimmt was nicht" zu tun.


    Der Begriff "statistische Norm" wird in der Psychologie benutzt um Merkmale, die in einer Population mit einer bestimmten Häufigkeit auftreten, miteinander zu vergleichen. "Normal" ist auch hierfür kein definierter Fachbegriff für "der Mehrheit entsprechend". Die Begriffe "normal" und "abnormal" finde ich z. B. im Kontext der Soziologie, Kriminologie oder psychiatrischen Psychologie um unerwünschte Verhaltensweisen zu pathologisieren. Es handelt sich also nicht um fachwissenschaftliche Termini, die Begriffe beschreiben lediglich gewisse moralische Erwartungen. Respektive in der Medizin ein klinisch relevantes Auftreten irgendwelcher Krankheitsmerkmale, also etwas, was irgendwie behandelt werden sollte. Deswegen sollte auch jeder und jede, inkl. Schmidt verdammt aufpassen, in welchem Kontext sie oder er diese Begriffe benutzt.


    "Normalverteilt" ist indes sehr eindeutig definiert. Vielleicht konsultierst du da einfach mal ein Mathebuch und nicht irgendeine Mickey-Maus-Seite im Internet. Du benutzt den Begriff selbst sehr eindeutig im falschen Kontext und belegst in ebenso eindeutig negativ.

  • Der Begriff "normal" hat weder in der Mathe noch in den Naturwissenschaften eine wertende Bedeutung.

    Welcher Begriff hat denn in der Mathematik und den Naturwissenschaften eine wertende Bedeutung? Mir fällt da gerade nichts ein. Das ist aber keine Eigenschaft der Begriffe sondern der Wissenschaften.


    Außerhalb dieser sieht’s anders aus. Da ist Vorsicht geboten.


    Ich sehe nicht, warum man überhaupt die Frage stellen müsste, ob z. B. Homosexualität „normal“ sei. Inwiefern soll das eine relevante Klassifikation sein?

  • Wow Antimon, heute hast du aber viel Geduld. Wie weiblich emotional von dir. 😉

    Naturwissenschaftlicher Berufsethos. Mich regt gerade der scheinheilige Versuch auf, einen offensichtlich wertend gebrauchten Begriff mit einer pseudowissenschaftlichen (und eben auch noch falschen) Argumentation zu "rationalisieren", so dass man ihn eben doch problemlos auch in allen Lebenslagen gebrauchen kann. Welchen Sinn soll es überhaupt haben, einen Begriff wie "normal" im genannten Kontext zu gebrauchen? Welchen Mehrwert hat es denn, da irgendwas zu kategorisieren? Oder anders gefragt: Welche Handlungsmaxime leitet sich aus einer solchen Kategorisierung ab? Alle Antworten, die mir auf diese Frage einfallen, lasse ich besser ungeschrieben.

  • Vielleicht wäre der Begriff der "Minderheit" etwas treffender, da unverfänglicher. Er ist emotional nicht ganz so stark besetzt wie "normal".

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Gehe noch einmal ganz zurück, da schrieb ich, dass der Begriff im Alltag (!) wertend verwendet wird, nicht in irgendwelchen Fachdisziplinen.

    Das hast du vielleicht gemeint, geschrieben hattest du:

    aber wenn man "nicht normal" im Sinne von "nicht der Mehrheit entsprechend" (= also erst einmal nur statistisch betrachtet) und nicht im Sinne von "Damit stimmt etwas nicht." (= moralisch-gesellschaftspolitisch oder biologisch-naturwissenschaftlich betrachtet) betrachtet, kann man schlecht etwas dagegen sagen.

  • Wir müssen in dem Kontext auch nicht über Mehrheiten und Minderheiten diskutieren, es geht nicht um politische Entscheidungen oder sowas. Es kann jedem Menschen auf dem gesamten Planeten wirklich komplett egal sein, wer mit wem das Bett teilt. Es hat genau niemand irgendwas davon, hier überhaupt zu kategorisieren. Dabei kann es nur ums eigene Ego gehen, jede andere Erklärung halte ich für unglaubwürdig.


    Eine Diskussion um "Minderheiten" mag vielleicht sinnvoll sein, wenn es z. B. darum geht, ob an der Schule Religionsunterricht für irgendeine bestimmte Gemeinschaft angeboten werden kann. Da haben wir es mit einem bürokratischen Vorgang zu tun. Es bedeutet aber für nichts und niemanden irgendeine Art von Aufwand, ob ich nun einen Mann oder eine Frau heirate. Es geht euch alle gar nichts an, ergo ist es auch vollkommen belanglos, ob ich Teil einer Mehr- oder Minderheit bin. Es ist genauso belanglos wie die weiter oben bereits erwähnte Haarfarbe. Ich bin übrigens blond.

  • Ich glaube, der Punkt war, warum wir Minderheiten "unverhältnismäßig" viel Raum geben in z.B. Medien. Ich würde da jedoch entgegnen, dass es gerade die benachteiligten Minderheiten sind, die mehr Visiblität benötigen.


    Zusätzliche Anmerkung aus der Sicht eines Ethiklehrers: Wenn wir das Glück der größten Zahl anstreben, besteht immer die Gefahr, dass Minderheiten Leid erfahren. In der utilitaristischen Ethik ist dies als "utilitarian sacrifice" bekannt. Man opfert den Einzelnen im Sinne der Mehrheit. Daher finde ich es nicht belanglos, ob Menschen einer Minderheit angehören oder nicht. Wenn wir vernünftige und universalisierbare Handlungsmaximen formulieren möchten, müssen wir wissen, wessen Autonomie wir da eigentlich schützen.

  • Ich habe schon verstanden, was der Punkt war. Genau diese kategorisierende Denke muss im Kontext mit Homosexualität (u. a.) einfach komplett aus den Köpfen verschwinden. Es steht im Grundgesetz respektive der Bundesverfassung, dass jegliche Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung unzulässig ist. Das würde eigentlich schon reichen, hielten sich alle dran. Die sexuelle Orientierung einer anderen Person geht mich nur dann was an, wenn ich eine Liebesbeziehung zu dieser Person unterhalten möchte. In jedem anderen Kontext hat dieses Merkmal die gleiche Relevanz wie Haarfarbe oder Schuhgrösse. Und eigentlich spielt die Schuhgrösse für das tägliche Leben noch eine grössere Rolle, bei den Damen sind die Grössen 37 und 38 nämlich ständig ausverkauft weil offenbar die Mehrheit diese Grösse trägt.

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