Werde ich je ne gute Lehrerin?

  • Hallöchen!



    Oh man. Die Frage kann mir niemand beantworten, aber ich habe das Gefühl, wie man macht ist es falsch. Man macht stundenlange Vorbereitungen, strengt sein Hirn an, man hat ja noch keine so große Ideenkiste wie die alten Hasen und trotzdem hagelt es an Kritik. Ich bin nun ein Jahr dabei habe aber nicht das Gefühl, schon viel gelernt zu haben.


    Manchmal stehe ich kurz davor, zu resignieren und alles hinzuschmeißen, aber dann habe ich ja gar keine Ausbildung. Oder durchziehen, was anderes machen? Mit der Note, die mich erwartet bekomme ich eh nie ein Job, habe ich das Gefühl.


    Sorry fürs Gejammer, aber momentan geht echt alles schief und wenn ich mich gerade berappelt habe, kommt das nächste Problem. Bei anderen habe ich immer das Gefühl, alles läuft total gut und ich bin der einzige Versager ?(



    Schönes Wochenende!


    Gruß *Line*

  • Hi,
    nein, bei den anderen läuft`s auch nicht immer rund. Hab selber bisschen Bammel vor dem Schuljahresanfang (steht bei uns noch aus). EIGENSTÄNDIGER UNTERRICHT! Neue Klassen (Werde ich mit den Schülern fertig?), UBs (läuft alles oder isses nicht gut genug?), dann die Prüfungen (kann ich das geforderte Niveau überhaupt jemals erreichen? Von der ganzen Vorbereitungszeit für die Unterichtstunden mal zu schweigen.
    Wenn alle anderen so toll wären, würde ja niemand jemals in den Lehrproben durchfallen, oder? ;)
    Du musst dir nur immer bewusst machen, dass (auch bei "fertigen" Lehrern) längst nicht immer alles glatt läuft, das hab ich zumindest in der Hospitationsphase gesehen... :P . Da drehen die Schüler doch auch schon mal durch oder Stunden sind furchtbar schlecht geplant.
    Und zu der Kritik: so verschieden die Leute sind, so unterschiedlich sind auch Meinungen: habe schon Stunden gehabt, die liefen meiner Meinung nach echt sch..., Mentoren meinten aber, das könnte man schon so machen. Oder Stunden wurden vom einen "Mitschauer" als schlecht bezeichnet, die ich selbst oder andere Beobachter aber gut fanden.
    Also,
    Kopf hoch und Grüße von einer mitleidenden und mitgestressten
    puppy

    Verzeih Deinen Feinden, aber vergiss nie ihre Namen!

    • Offizieller Beitrag

    Kann mich Puppy nur anschließen. Es gibt Phasen da läuft es und Phasen da läuft nix. Wenn ich an bestimmte zeiten denke, die ich in einer klasse war... ich hatte irgendwann das gefühl, alles falsch zu machen bzw. nicht so, wie der Lehrer es normal machen würde und wenn ich es dann so gemacht hab war es eine tolle Stunde... sorry, aber es war eben nicht meine Stunde, wie ich sie halten würde.


    Mein FLs dagegen fanden alle Stunden bisher eigentlich annehmbar. Hab aber kein Gefühl, welche besser oder schlechter war, weil wir uns dann immer über Kleinigkeiten dieser einen Stunde unterhalten...


    Und ich hab Bammel vor der ersten Woche in meinen ersten eigenen klassen. Versuche gerade zu planen, womit ich anfange, brauche Material, das ich erst in der Woche vor Schulbeginn bearbeiten kann UND mich treiben die Stoffverteilungspläne in den Wahnsinn, weil mir nie jemand erklärt hat, wie ich die eigentlich machen soll und mich da mit Hilfe des Forums, Mitrefs und meinen eigenen Gedanken durchwurschtel!


    Aber wenn Du einige meiner Mitreffis fragen würdest, würde die wohl auch sagen, dass bei mir vieles so einfach läuft. Das ist aber doch nur vordergründig, weil die UBs einigermaßen gut laufen und ich in der Schule ganz gut klar komme. Es gibt aber eben auch Zeiten, da könnt ich K*.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo!


    Danke für Eure Antworten.


    Ich wäre ja schon froh, wenn meine UBs wenigestens einigermaßen laufen würden, aber es ist sooo viel zu beachten, gerade an der SfG, da kommt es auf jede Kleinigkeit an.



    Dabei macht es mir mit den Kids Spaß und ich habe das Gefühl, ihnen gefällt es auch.


    Klar sehe ich auch bei meiner Mentorin, dass sie keinen 100% Unterricht macht und was sie sagt ist häufig auch heiße Luft, aber sie tut immer so, als wären ihre Ideen ganz einfach umzusetzen, und ich fühle mich dadurch schlecht.



    Ich werde mal nach Alternativen zum Lehrerberuf schauen. Verbeamtet werde ich eh nie, von daher werde ich diese Vorzüge eh nicht haben ?(



    Jetzt gehe ich erst einmal zu ner Freundin DVD schauen, damit ich nicht den ganzen Abend grübel.


    Gruß *Line*

  • Hallo Line


    sieh mal nicht ganz so schwarz. Ich habe mein Examen auch nur mit einer 3,7 gemacht und hatte dennoch als Erste meines Jahrgangs eine feste Stelle und nach zwei Jahren die Lebenszeitverbeamtung. Ich habe allerdings damals das Bundesland gewechselt.


    Mir ging es genau wie dir, alles lief irgendwie krumm, die UBs eine Katastrophe, die Vorstellungen meiner Seminarleiter habe ich wahrscheinlich auch nie getroffen. Alles in allem Immer wieder wurde mir signalisiert, was ich doch für eine grottenschlechte Lehrerin wäre. Nach meinem Umgang mit den Kids hat allerdings niemand gefragt.


    Mittlerweile bin ich seit vier Jahren im Schuldienst und habe jetzt eine 2. Klasse. Die ist so weit in ihrem Lernstoff, dass ich scheinbar doch didaktisch und methodisch gut arbeite, ich kann allerdings nicht erklären, warum das so ist. So konnten z.B. alle 29 Kinder zu Weihnachten lesen und seit dem ersten Schultag in diesem Schuljahr schreiben, alle wunderbar lesbar, nur noch Schreibschrift. Hatte ich Ende der 1 eingeführt. Heute, nach 2 Wochen Schule, habe ich ein Diktat geschrieben in Schreibschrift und keiner meiner 29 hatte auch nur ansatzweise ein Problem.


    Das nur als Beispiel dafür, dass wenn du dich eigentlich als Lehrer wohlfühlst in deinem Umgang mit den Kindern, lass dir nicht einreden, dass du eine schlechte Lehrerin wärst. Oftmals liegt es dabei nämlich an den Betreuern, deren Job es eigentlich ist, dir diese Dinge beizubringen. Schaffen sie das nicht, so haben sie versagt, nicht du.


    Versuche so gut wie möglich durchzukommen, nachher wird alles besser. Und es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit, wie ich an meinem Beispiel feststellen konnte. Keiner meiner Mitreferendaren (außer 2 anderen Underdogs, die mit mir ins Saarland gingen) hat bis heute (4 Jahre später) eine Lebenszeitverbeamtung in der Grundschule bekommen. Und die haben alle wesentlich bessere Examen gemacht.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Hallo Line,
    ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen: wenn es Dir Spaß macht und Du mit den Schülern klarkommst, dann lass Dich nicht von Fachleitern und Mitreferendaren davon abbringen. Denn
    1.) ist es meiner Erfahrung nach ein allgemein verbreitetes Phänomen, dass am Seminar ständig erzählt wird, wie toll man klarkommt,
    2.) haben Fachleiter aus mir völlig unklaren Gründen immer den Hang, dreißig Alternativen zu nennen, wie man es auch hätte machen können. Klar. Hätte. Auch. Das heißt ja nicht unbedingt, dass die eigene Stunde Mist war. Andererseits gibt es überhaupt keine Stunde, an der man (read: Fachleiter) nix aussetzen könnte,
    3.) glaube ich fest daran, dass man ein großes Problem hat, wenn man keine "Lehrerpersönlichkeit" ist, was auch immer das heißt, also z.B. nicht mit den Schülern klarkommt. Stundenstrukturierung kann man hingegen lernen, mehr Ideen kommen automatisch mit der Routine usw.
    Der Beruf, den Du anstrebst, hat ja in vielerlei Hinsicht mit dem Ref wenig zu tun!
    LG
    Doro

  • Hallo Titania!



    Danke für Deine ehrliche Schilderung!


    Ich habe auch immer das Gefühl, kaum einer macht schlechter als ne 2.


    Ich hoffe, dass wenn ich mal ne eigene Klasse habe, ich die auch gut unterrichten kann und mit der Zeit daran wachsen kann.


    Trotzdem werde ich mir noch Alternativen suchen. Ich arbeite an einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderung und vielleicht finde ich noch andere Tätigkeitsfelder.


    JEdenfalls werde ich nun versuchen, mein Ref. noch so gut wie es geht ohne Schäden zu überstehen. Da muss ich nämlich auch aufpassen. Das ist es mir nicht wert.


    Gruß *Line*

  • Hallo ihr Lieben,


    ihr als fast Lehrer müsst doch wissen, dass:
    1. gute Noten nichts über die wahre Leistungsfähigkeit des Menschen aussagen
    2. und Lehrer/Ausbilder immer alles besser wissen und meckern


    Mein Englisch Dozent hat einmal zu mir gesagt:


    Ignore what they say, don´t listen to them, just do what you and the children like. Forget about the things they teach you at university or they want you to do.


    Mir wurde immer eingeredet, dass mein Englisch grausam wäre. Die Native Speakers hatten nie was auszusetzen und fanden mein Englisch süss. Sie sagten das ein deutscher Akzent keine Schande sondern ein Zeichen meiner Persönlichkeit sei.


    Lass dich nicht von anderen Leuten runterputzen und höre nicht auf die Streber. Es gibt 1000000 Wege Unterricht zu gestalten und jeder hat halt eine andere Meinung, aber sie darf niemanden verletzen und dein Mentor sollte sich echt schämen.


    Ciau und viel Kraft

  • Ein gesundes Selbstbewusstsein ist sicher wichtig, um von Kritik nicht erschlagen zu werden; die totale Auto-Immunisierung gegen Kritik bringt's aber auch nicht. ;)
    Manchmal hat nämlich auch der Kritiker recht.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Mir wurde immer eingeredet, dass mein Englisch grausam wäre. Die Native Speakers hatten nie was auszusetzen und fanden mein Englisch süss. Sie sagten das ein deutscher Akzent keine Schande sondern ein Zeichen meiner Persönlichkeit sei.


    Naja, privat bin ich da ja auch der Meinung, dass das goldig sein kann. Aber wenn im schulischen Rahmen eine Lehrerin den Kindern was mit einem extrem deutschen Akzent vorspricht, dann ändert sich meine Einstellung da ganz fix... ehrlich gesagt.


    Und ansonsten hal't ichs mit Philo: Man muss sich nicht jeden Schuh anziehen - aber wenn man zum militanten Barfußläufer wird, dann wird man auch die sinnvollen Fußbekleidungen leider verpassen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Line,
    kann Philo und Meike nur Recht geben, eine gesunde (!)Selbstkritik schadet nicht.
    Wichtig sind auch in erster Linie die Beobachtungen, die du selbst im Unterricht machst:
    -Mögen die Schüler dich?
    -Kommen sie mit deinem Unterricht klar?
    - Kannst du dich durchsetzen?


    Meine zweite Examensnote war auch alles andere als glänzend (deutlich schlechter als 2!) und später haben dann die Schüler zu mir gesagt: "Ach, wissen Sie, der Seminarlehrer ist doch nur eifersüchtig, weil Sie viel besseren Unterricht machen."
    In der Beurteilung stand, meine Stunden seien langweilig...
    Achja, und inzwischen hab ich auch eine feste Stelle. Ich musste zwar davor zwei Jahresverträge annehmen, aber ich denke, dass diese Zeit mir eher was gebracht als geschadet hat- ich hab mehrere, verschiedene Schulen kennengelernt und wusste dann, wo ich mich hinbewerben will.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Moin!


    Ich sehe ja, dass die Kritik gerechtfertigt ist und das ist auch das, was wurmt. Ich habe halt das Gefühl, dass ich es nicht auf die Reihe bekomme.


    Ich kann sehr gut mit den Schülern, habe viele gute Ideen und bin von einigen auch die Lieblingslehrerin, aber was das Handwerk des Unterrichtens angeht (z.B. roter Faden) hapert es eben noch und das hat mich so frustriert.


    Aber heute die Stunde war wohl ok, bis auf ein paar Dinge.



    Gruß Line

  • hallo,


    wollt noch zu Englisch sagen. Ich fand es an der Uni doof, dass die einen ganz bestimmten englischen Akzent hören wollten. Irgendwas mit Sheffield Akzent. Da wurden auch alle die kritisiert, die sich durch einen USA Trip einen Ami-Akzent antrainiert hatten. Das ist dann echt Krümmelkackerei!


    Ich hatte all die Schuljahre eine Eins in Englisch und habe einen sehr guten Collegeabschluss in London ud ein Praktikum in Manchester gemacht. Im Beruf habe ich auch sehr oft Englisch geredet und geschrieben. An der Uni habe ich die ganzen Placement und Pronounciation/ Intonation Course geschafft.


    Wenn die Uni wirklich nur einen bestimmten Akzent will, dann soll sie uns einen Trip dorthin bezahlen. Ich fordere schon alleine für die weiterführende Schule eine korrekte Aussprache, aber nicht einen feineren Akzent als die Queen persönlich. Die Natives waren auch immer zufrieden und sie müssen es ja beurteilen können.


    CU!

    • Offizieller Beitrag

    Also, falls sich das auf mein posting bezieht: ich habe nix gegen alle englischen Akzente, wenn sie denn englisch sind. Sprich, alls was "native" ist - USA, GB, Australien, Neuseeland... ist natürlich in Ordnung. Meiner ist leicht walisisch eingefärbt (wenn ich mich nicht konzentriere). Es ist halt alles die Zielsprache.


    Was ich nicht in Ordnung finde, ist ein deutscher/französicher/bosnischer/... Akzent im Englischunterricht, weil das eben nicht die Zielsprache ist und weil da dann eben das Vorbild für eine Vorstellung von authentischem Englisch fehlt. Solche nicht-muttersprachlichen Akezente schleifen sich gerade bei den Kleinen ganz schnell ein und bleiben dann ewig kleben, kriegst du ganz schwer wieder weg.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Was machen denn da die armen Grundschullehrerinnen, denen man Französisch für 3 und 4 verbrät, die aber selber 20 Jahre lang kein französisch gesprochen haben, geschweigen denn, darin ausgebildet worden sind.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

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