Suche Beratung: Vom Ingenieur zum Lehrer werden

  • Und woher soll jemand die Lernsituationen bekommen wenn er die selbst nie beruflich erfahren hat?

    Du bewertest das wirklich etwas zu hoch.

    Ja: Berufliche Erfahrung kann helfen. Jedoch sind auch die nach einigen Jahren völlig veraltet (gerade in der IT!!). Mir selbst hilft lediglich, dass ich weiß, wie sich meine Schüler damals im Betrieb in der Ausbildung gefühlt haben. Wie schwierig es sein kann, wenn man sich im Betrieb zurecht finden muss etc. Die Kenntnisse, die ich vor über 30 Jahre da gelernt hab, sind nicht das entscheidende. Dafür habe ich doch in der Zwischenzeit mehr gelernt. Und so oft muss ich mir einfach erstmal selbst wieder was draufschaffen, bevor ich es unterrichten kann. Das passiert mir immer wieder mal.


    Was ich bei Dir problematisch sehe ist, dass Du anscheinend mit dem System Schule haderst. Du kannst schlecht in einem System arbeitest, das Du ablehnst. Dafür bist Du dort zu vielen Zwängen unterlegen.

  • Und woher soll jemand die Lernsituationen bekommen wenn er die selbst nie beruflich erfahren hat?

    Bei uns sind Lernsituationen in den didaktischen Jahresplanungen niedergelegt. Die kann jede Kollegin/jeder Kollege einsehen. Ich schrieb es hier neulich schon mal (in einem anderen Thread oder hier? - weiß ich nicht mehr): Sehr viele KuK an beruflichen Schulen unterrichten in Bereichen/Ausbildungsberufen, die sie selbst nicht erlernt oder darin gearbeitet (oder wie du es ausdrückst: beruflich erfahren) haben; da muss man sich halt einarbeiten, genauso wie man sich an seinem Arbeitsplatz im Betrieb in einen neuen Bereich einarbeiten muss.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Naja die Lernfelder fließen ja in den IT-Berufen auch wieder in Bündelungsfächer.

    Ich habe z.B. auch keine Erfahrung im Service-Management eines Unternehmens, aber ich habe meine Alltags- und Berufserfahrung und kann, zusammen mit der Einarbeitung in ein Thema, dann durchaus Situationen konstruieren.

    Wenn man Glück hat, sind solche Lernsituationen bereits entwickelt und in der didaktischen Jahresplanung hinterlegt. An unserer Schule ist es immer noch ein Prozess. Ist viel Arbeit, aber ich mag diese Arbeit :)

  • Aber es sind halt Lernfelder und keine Fächer. Das ist doch ein großer Unterschied, oder?

    Richtig. Wo liegt das Problem? Wenn ich Getriebe behandle, dann mit allem was dazugehört: Werkstoffe (=früher Werkstofftechnik), Dichtungen, Lagerungen (=Technologie), Berechnung von Drehmomenten und Drehfrequenzen (=Technische Mathematik).

    Was genau findest Du daran nicht gut? Das entspricht doch eher der Realität, als das alles ohne Zusammenhang zu behandelt.


    Sissymaus : Sagen wir es mal so, ich hadere mit dem System Berufsschule und was man dort von den Lehrern erwartet.

    ? Und was genau stört dich an der Berufsschule? Die zentralen Prüfungen der Industrie? Dann geh ins Handwerk: Dort werden die Prüfungen meist nicht zentral gestellt.

  • Richtig. Wo liegt das Problem? Wenn ich Getriebe behandle, dann mit allem was dazugehört: Werkstoffe (=früher Werkstofftechnik), Dichtungen, Lagerungen (=Technologie), Berechnung von Drehmomenten und Drehfrequenzen (=Technische Mathematik).

    Was genau findest Du daran nicht gut? Das entspricht doch eher der Realität, als das alles ohne Zusammenhang zu behandelt.


    ? Und was genau stört dich an der Berufsschule? Die zentralen Prüfungen der Industrie? Dann geh ins Handwerk: Dort werden die Prüfungen meist nicht zentral gestellt.

    Danke!


    Das LF-Konzept halte ich auch für sehr passend in der BS. Lernfelder leiten sich von Handlungsfeldern in der Realität ab und entsprechend Lernsituationen von Handlungssituationen. Dementsprechend sollte der Unterricht handlungssystematisch und nicht fachsystematisch gestaltet sein und dann kompetenzorientiert und nicht inhaltsorientiert.


    Fachsystematisch würde man bspw. (jetzt nicht in der IT) eine ganze Sammlung von bestimmten Schaltungen durchgehen und dann alles brav aus dem Rechenbuch durchrechnen. Gähnend langweilig und wenn dann noch die Lehrkraft entweder alles frontal erklärt "und jetzt rechnet mal" oder auch "jetzt bereitet ihr in diesem Block mal Referate vor und nächstes mal rechnen wir dann noch", dann hält sich das Lernen in Grenzen.

    Handlungssystematisch gehe ich da dran: Wo findet das bspw. eine Anwendung? Was würde in der Realität damit gemacht werden? Würde etwas entwickelt, etwas vorhandenes repariert/gewartet/installiert/variiert werden? Wie würde ich dann mit dem fachlichen Inhalt umgehen? Wo kommt dann bspw. das Lesen von Plänen, die Arbeit mit dem Tabellenbuch (auch!) das Rechnen oder Recherchieren zum Tragen. Und nachher werde ich dann immer noch mal die volle fachsystematische Breite nachliefern und bearbeiten lassen, wenn das dann durch den vorhergehenden Unterricht besser verstanden werden kann und die fachsystematische Breite notwendig ist. Und ja, auch in diesem Unterricht finden die Inhalte ihren Platz, werden aber für die Realität erschlossen. (Und dennoch gibt es auch immer mal wieder Themen, die sich leider nur ganz schwierig handlungssystematisch erfassen lassen.)


    So im Ref gelernt und bis heute als passend empfunden.


    Fazit daraus: BS kann sehr geil sein, wenn ich das möchte.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Aber es sind halt Lernfelder und keine Fächer. Das ist doch ein großer Unterschied, oder?

    In beruflichen Schulen gibt es in NDS in allen Schulformen abgesehen vom beruflichen Gymnasium nur noch "Fächer" im allgemeinbildenden Bereich (das sind hier: Deutsch, Englisch, Politik, Sport und Religion bzw. Werte und Normen) . Ansonsten - von den Fachschulen über die Fachoberschulen, Berufsfachschulen bis zur Berufseinstiegsschule und eben auch der Berufsschule - gibt es im berufsbezogenen Bereich halt "Lernfelder", "Lerngebiete" oder auch "Qualifizierungsbausteine" (BES).

    Ich glaube nicht, dass es für meine Informatik-KuK einen großen Unterschied macht, ob sie nun das Fach "berufliche Informatik" im BG oder ein Lernfeld in der Berufsschule oder einem anderen Bildungsgang unterrichten. Nochmal: Da muss man sich eben 'reinarbeiten!


    Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich dich nicht wirklich als Lehrkraft in einer beruflichen Schule sehe. Allein schon wegen Äußerungen wie dieser

    Was mich echt ank*tzt ist, dass ich auf die Betriebe achten soll. Ich will den Beruf wechseln weil ich ihn nicht mehr ausüben will und wirtschaftliche Egozentren verabscheue und glaube, dass mir der Lehrerberuf besser gefällt. Und dann soll ich genau diesen Beruf Auszubildenden vermitteln? Und mit genau den Firmen zusammenarbeiten?

    oder

    Sagen wir es mal so, ich hadere mit dem System Berufsschule und was man dort von den Lehrern erwartet.

    kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass eine Berufsschule für dich der richtige Arbeitsplatz wäre.

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  • So ist es Humblebee

    Aber mal anders gefragt: Was glaubst Du denn, wie unsere Gesellschaft funktioniert? Menschen arbeiten in Betrieben. Sie verdienen dort ihren Lebensunterhalt. Was genau verabscheust Du daran? Diese Menschen zahlen Steuern, dadurch geht es uns allen gut. Diese jungen Leute zahlen später Deine Rente. Und Du willst das nicht unterstützen? Wie genau stellst Du Dir denn das Leben hier in Deutschland so vor?


    Bitte komm nicht an die Schule. Solche Einstellungen benötigen wir nicht und Rosinenpickerei kann ich schon gar nicht leiden.

  • Nunja, ihr bestätigt letztlich nur, was ich mir die ganze Zeit schon denke. Lehrer ist eben nicht gleich Lehrer. Einer fühlt sich an BBS wohl, der andere an der Grundschule.

    Es gibt Gymnasiallehrer, die wollen aber partout nicht an der BS allgemeinbildende Fächer unterrichten und erst recht nicht an eine IGS, ist das dann auch Rosinenpickerei?


    Es geht nicht darum, dass ich nicht wollte, dass aus den jungen Leuten etwas wird. Es geht mir um die Schnelllebigkeit der Anforderungen in den IT-Berufen, an denen ich mich störe. Die Industrie braucht heute dies und morgen das und will, dass die Azubis das beherrschen was gerade notwendig ist, um Kundenaufträge zu bedienen. Nun könnte man argumentieren es sei ja auch nur zum Vorteil der Schüler, wenn sie das aktuell gefragte Know-How mitbringen und ihre Chancen am Arbeitsmarkt damit verbessern. Aber passt wirklich alles was man eben gerade so braucht zu den Bedürfnissen eines jeden einzelnen Schülers? Da hat doch jeder ganz unterschiedliche Interessen, Neigungen und Talente. Jeder soll sich auch beruflich in die Richtung entwickeln können, die ihm am besten liegt und das ist halt nicht unbedingt das was die IHK gerade vermittelt haben möchte. Und hier liegt das Problem im System, ich wehre mich dagegen, der Industrie das zu liefern, was sie gerade braucht, sondern ich will den Schüler entwickeln. Auch wenn der lieber etwas macht, was man gerade eben nicht so brauchen kann. Soll ich ihm dann etwa raten den Beruf zu wechseln? Egal wie man es dreht, ich werde immer zu 100% hinter den Schülern stehen und mich im Zweifel eher gegen die Industrie stellen.


    Ich bin davon überzeugt, dass ich es gut könnte. Aber dort, wo ich geeignet und motiviert wäre lässt man mich eben (noch) nicht rein. Schulform und Fächer müssen eben passen, sonst geht es schief. Und das geht am ehesten in Richtung Realschule/GYM mit Informatik als Leitfach und vermutlich Wirtschaft als Nebenfach.

  • Kleiner Tipp: Lies und versteh, was geschrieben wird. Wir beschreiben nicht, dass der Unterricht das Ziel hat, "der Industrie das zu liefern, was sie gerade braucht", sondern wir erläutern dir das Konzept des LF-orientierten Unterrichts, weil DU das Problem und das Fragezeichen hattest, was das in der BS bedeutet. dann verstehst du das offensichtlich nicht im Ansatz, willst es auch nicht verstehen und labelst das jetzt noch in eine ziemliche schräge Theorie von BS-Unterricht um.

    Also zusammengefasst: Du versuchst nicht, unsere Erläuterungen zu verstehen, du fragst nicht nach, du machst daraus eine eigene schräge Theorie. Und eigentlich hast du dann wahrscheinlich sowieso keinerlei Bock auf BBS. Ist ja völlig ok, dann kannst du aber nicht erwarten, dass du als Nicht-Lehrämtler (was ich ja auch bin), den roten Teppich in ganz anderen Bereichen ausgerollt bekommst, als dort, wo du einigermaßen eingesetzt werden könntest.


    Und zu dem, was Betriebe wollen: Komischerweise machen die genau das in IHRER Ausbildung in IHREM Betrieb. Die machen ihren praktischen Teil. Wir liefern theoretischeren übergreifenden Background. Und der ändert sich nicht so wie "heute dies und morgen das".


    Aber klar ändert sich immer was, hast du darauf keinen Bock? So liest sich das fast. Dann solltest du aber am besten direkt die Pensionierung mit vollen Bezügen beantragen. Dieses Wunschland gibt's weder in der Industrie noch in der Schule.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
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  • Kleiner Tipp: Lies und versteh, was geschrieben wird. Wir beschreiben nicht, dass der Unterricht das Ziel hat, "der Industrie das zu liefern, was sie gerade braucht", sondern wir erläutern dir das Konzept des LF-orientierten Unterrichts, weil DU das Problem und das Fragezeichen hattest, was das in der BS bedeutet.

    Ich denke ich verstehe sehr wohl, was LF-orientierter Unterricht bedeutet. Und meine Antwort darauf ist, dass das mit meiner Vorstellung von Unterricht wahrscheinlich nicht zusammenpasst. Ich will das weitestgehend so haben, wie ich es selbst erlebt hatte: Hefteintrag,Schulbuch,lernen,Ex/Schulaufgabe,Note. Auf keinen Fall will ich irgendwelche umfangreichen IT-Praxisprojekte betreuen/begutachten, die am besten auch noch im Ausbildungsbetrieb stattfinden.

  • Es ist doch ureigenster Zweck einer Ausbildung, Menschen mit den Basiskompetenzen auszustatten, die vom Arbeitgeber benötigt werden. Ich finde es sehr befremdlich, wenn Lehrer eine ggf. gewinnbringende Verzahnung mit den Betrieben oder zumindest eine Ausrichtung auf deren Bedürfnisse ablehnen - wenn jemand aus arbeitserleichternden Motiven heraus argumentiert, könnte ich es noch nachvollziehen, aber darüber hinaus fallen mir wenig gute Gründe für eine solche Haltung ein.

  • Ich denke ich verstehe sehr wohl, was LF-orientierter Unterricht bedeutet. Und meine Antwort darauf ist, dass das mit meiner Vorstellung von Unterricht wahrscheinlich nicht zusammenpasst. Ich will das weitestgehend so haben, wie ich es selbst erlebt hatte: Hefteintrag,Schulbuch,lernen,Ex/Schulaufgabe,Note.

    Deine Frage war, wie man zu Lernsituationen kommt. Wir haben dir erste Ansätze geliefert, die dich einen Scheiß interessieren. Dann frag nicht.

    Und deinen zweiten Teil:

    Zitat

    Hefteintrag,Schulbuch,lernen,Ex/Schulaufgabe,Note.

    meinste nicht ernst, oder?

    Also: Du hast kein LA-Studium, willst aber jetzt bitteschön so schnell :flieh: und unkompliziert wie möglich einen Lehrerjob mit deinen Wunschfächern und an deiner Wunschschulform, wo du entspannt :sofa:bis zur üppigen Pension :cash: mit [siehe Zitat oben] unterrichten kannst :D

    Das ist doch irgendwie die bisherige Zusammenfassung deiner Beiträge auf den letzten 10 Seiten. :party::laola:

    Hast du die Kampagne in BW am Flughafen gelesen und bist der erste Interessent?

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Und meine Antwort darauf ist, dass das mit meiner Vorstellung von Unterricht wahrscheinlich  überhaupt nicht zusammenpasst.

    Fixed it for you.

    Ich will das weitestgehend so haben, wie ich es selbst erlebt hatte: Hefteintrag,Schulbuch,lernen,Ex/Schulaufgabe,Note. Auf keinen Fall will ich irgendwelche umfangreichen IT-Praxisprojekte betreuen/begutachten, die am besten auch noch im Ausbildungsbetrieb stattfinden.

    Bitte, vergiss' die Idee an einer beruflichen Schule (und bei deinen Vorstellungen: an jeglichen Schulformen) den Quereinstieg zu machen, ganz, ganz schnell!!! Damit tust du weder dir noch sonst jemandem einen Gefallen.

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