Suche Beratung: Vom Ingenieur zum Lehrer werden

  • "Ich habe an einer renommierten Uni studiert, dann war mir aber die 35-Stunden-Woche im IGM (also mit vollem Überstunden-Zeitausgleich) zu anstengend. Deshalb will ich jetzt Lehrer werden. Wo habe ich da denn am allerwenigsten zu tun?"

    Was auch völlig in Ordnung ist.

  • Letztlich kennt niemand den TE und jeder macht sich ein Bild aufgrund seines ersten Postings und seiner persönlichen Erfahrungen. Ich habe mein Bild deutlich geschildert und offensichtlich bin ich mit dem Eindruck nicht alleine. Andere sehen es anders, bitte. Aber ob er wirklich naive Vorstellungen über den Beruf des Lehrers hat oder formulierungstechnisch nur einen schlechten Tag hatte, will ich gar nicht beurteilen.


    Und ja, man kann den Beruf eines Lehrers mit unterschiedlich viel Arbeitsbelastung ausüben (vermutlich in kaum einen anderen Beruf so extrem). Aber wenn jemand bei einer 35h-Woche in einem Beruf mit extremen Personalmangel nicht übernommen wird und als Grund angibt, seine Kollegen hätten ihn schlecht aussehen lassen, weil sie Zusatzprojekte angenommen hätten und er nicht, glaube ich, dass die Zweifel für ein Überleben der 2. Ausbildungsphase im Lehramt berechtigt sind. (Wir hatten hier vor einigen Wochen mal Zahlen, aus denen hervorging, dass nur 1/3 derer, die den Quereinstig versuchen, später erfolgreich als Lehrer arbeitet.)

  • Rein rechtlich ist es zumindest nach dem EuGH-Urteil so, dass Arbeitszeit in der Wirtschaft erfasst werden muss

    Rein rechtlich ist das auch bei uns so, mindestens bei den Tarifbeschäftigten. Das wir arbeitsrechtlich ständig gegen geltendes Recht verstoßen ist ja leider nichts neues.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Rein rechtlich ist das auch bei uns so, mindestens bei den Tarifbeschäftigten. Das wir arbeitsrechtlich ständig gegen geltendes Recht verstoßen ist ja leider nichts neues.

    Das wäre mir in IGM Betrieben vollkommen neu. Die halten sich an geltendes Recht und die vereinbarten Tarifverträge.

    Bei Lehrern ist das aber tatsächlich noch eine ernsthafte Baustelle.

  • Es ist aber nicht "aufrichtiges Interesse eines potenziellen Kollegen" der "für seinen Berufsweg auch einiges auf sich nehmen würde."

    Jup. Man sollte auch tatsächlich nicht jeden Menschen, der Interesse hat, überreden, Lehrer zu werden. Damit tut man niemandem etwas Gutes.


    Belastbarkeit und Kritikfähigkeit sind definitiv etwas, was man als Lehrkraft mitbringen sollte. Jemandem zu empfehlen, in dieser Hinsicht mit sich selbst zu Rate zu gehen, finde ich bei entsprechenden Indizien absolut angebracht. Werden uns in unserem Beruf nicht genug Vorurteile entgegen gebracht?


    Bei uns sind schon oft Leute angelandet, die schlicht ungeeignet waren, diesen Beruf auszuüben. Ist nun mal so und sollte man nicht verschweigen.

  • Ich lese die Postings des TE gar nicht so negativ. Er ist bundesweit flexibel und versucht herauszufinden, wo er die besten Arbeitsbedingungen vorfindet - absolut nachvollziehbar und verständlich. Allein die Deputatsstunden unterscheiden sich ja schon zwischen den Bundesländern, ebenso wie Gehaltstabellen. Da lohnt ein Abgleich.


    Zum Thema Stress: mein Stress im Job resultiert daraus, dass in begrenzter Zeit viel zu erledigen ist (gerade in korrekturintensiven Phasen). Das ist aber ein anderer Stress als der Stress, der durch aktives Konkurrieren am freien Markt entsteht. Gerade bei projektgebundenen Jobs. Wenn jemand für sich feststellt, dass ihm das dauerhaft zu viel Druck ist und er so nicht leben möchte, ist es doch legitim sich nach einem Alternativberuf umzuschauen, wo dieser Punkt schonmal nur eine untergeordnete Rolle spielt.


    Mir machen Leute, die zunächst einmal ganz praktische Überlegungen in der Vordergrund stellen, weniger "Angst" als Leute, die mit übersprudelndem Idealismus in den Job stolpern. Ein Praktikum würde ich allerdings auch empfehlen.

  • So wie Maylin85 habe ich es auch gesehen. Und ja, es macht auf jeden Fall Sinn darauf hinzuweisen, dass das zu absolvierende Referendariat sowohl mit Stress als auch mit Druck zu tun hat. Aber eben wie Maylin85 schon schreibt, es ist eine andere Art von Stress.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ich lese die Postings des TE gar nicht so negativ. Er ist bundesweit flexibel und versucht herauszufinden, wo er die besten Arbeitsbedingungen vorfindet - absolut nachvollziehbar und verständlich. Allein die Deputatsstunden unterscheiden sich ja schon zwischen den Bundesländern, ebenso wie Gehaltstabellen. Da lohnt ein Abgleich.

    Zu faul zum googlen zu sein ist schon mal kein guter Start.

  • Zu faul zum googlen zu sein ist schon mal kein guter Start.

    Den Vorwurf könnte man aber auch etablierten Kollegen machen, wo ich auch manchmal Nachfragen lese unter der Kategorie "Und täglich grüßt das Murmeltier".

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Ohne Seitenhiebe geht's eben nicht. Auf spleenige Kollegen muss LonySZ durchaus auch gefasst sein. Kleiner Seitenhieb meinerseits ;)

  • Zum Thema Stress: mein Stress im Job resultiert daraus, dass in begrenzter Zeit viel zu erledigen ist (gerade in korrekturintensiven Phasen). Das ist aber ein anderer Stress als der Stress, der durch aktives Konkurrieren am freien Markt entsteht. Gerade bei projektgebundenen Jobs. Wenn jemand für sich feststellt, dass ihm das dauerhaft zu viel Druck ist und er so nicht leben möchte, ist es doch legitim sich nach einem Alternativberuf umzuschauen, wo dieser Punkt schonmal nur eine untergeordnete Rolle spielt.

    Sehe ich auch so. Manche empfinden aber Verhaltensprobleme von Jugendlichen anstrengend, Elternarbeit oder den Umstand, dass es an BBS für bestimmte Fächer kaum brauchbares Unterrichtsmaterial gibt oder man für mehr Leistung keinen Cent mehr oder auch nur sowas wie "Anerkennung" bekommt. Also sind die richtigen Fragen nicht "wo hab ich es am Entspanntesten", sondern "welche Bedingungen bereiten euch Stress" oder "wie viele Stunden arbeitet man alsBerufseinsteiger in aller Regel an eurer Schulart".


    Außerdem klingen im Ausgangspost auch Probleme mit dem Chef an, die kann man weiß Gott überall haben.

  • Natürlich. Und auf solche Kollegen, die sich immer angegriffen fühlen und per se für den einzig coolen Lehrer halten und alle anderen 1,6 Millionen für besserwissende Spießer.

    So viel Selbstkritik habe ich dir gar nicht zugetraut.

  • Wer nach IGM-Tarif arbeitet, hat normalerweise keine einzige unbezahlte Überminute

    Unbezahlt nicht, aber Überstunden sind keine Seltenheit

    In IGM Betrieben wird sich strikt an die 35-Stunden-Woche gehalten

    Bei Ingenieuren nicht. Ich habe eine Aufstockung auf 40h bekommen, weil ich sonst viel zu viele Stunden auf dem Konto gehabt hätte. Das Gleitzeitkonto war trotzdem voll.

  • Unbezahlt nicht, aber Überstunden sind keine Seltenheit

    Bei Ingenieuren nicht. Ich habe eine Aufstockung auf 40h bekommen, weil ich sonst viel zu viele Stunden auf dem Konto gehabt hätte. Das Gleitzeitkonto war trotzdem voll.

    Ist vielleicht je nach Betrieb unterschiedlich. Wie gesagt, bei den Informatikern und Elektroingenieuren, die ich in IGM kenne, werden nach ein paar Mal 60-Stunden-Woche dann eben drei Monate am Stück abgefeiert oder auf unbestimmte Zeit nur 3,5 oder 4 Tage pro Woche gearbeitet.

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