Vollzeit-Konzept (sic!)

  • Liebe Foristen,


    an meiner Schule habe ich einen recht hohen Anteil an Teilzeitkollegen. Natürlich gibt es verschiedenste Gründe für Teilzeit, seien es Kinder oder pflegebedürftige Angehörige oder die eigene Gesundheit, viele Kollegen führen jedoch auch die hohe Belastung einer vollen Stelle an und reduzieren wegen des gewünschten freien Tages dann auf ca. 80%.


    Mir ist auch auf Nachfrage kein transparentes TZ-Konzept bekannt und ich suche gerade für die "paar VZler" nach Möglichkeiten, die zusätzlichen Aufgaben (die sich eben auf die übrigens paar Prozent des Kollegiums in VZ verteilen) fairer zu verteilen. Dabei ist mir das grundsätzliche Problem klar, dass viele Aufgaben trotz TZ nicht in dem gewünschten Maße teilbar sind und dadurch sicher auch Unzufriedenheit herrscht - als VZler kann ich jedoch eben auch nicht mehr als VZ arbeiten (und merke die Belastung nach nun fast 10 Jahren VZ auch gesundheitlich deutlich...).

  • Wir hatten die Diskussion neulich schon einmal und ich möchte auch hier noch einmal betonen, dass Teilzeit-Lehrkräfte natürlich auch andere Aufgaben nur passend zu ihrer Teilzeitquote übernehmen müssen und damit natürlich weniger davon erledigen als Vollzeit-Lehrkräfte. Dafür gibt es dann aber auch entsprechend mehr Teilzeitlehrkräfte, sodass die Aufgaben entsprechend stärker verteilt werden können.


    Aber ja: genau eine solche transparente Verteilung kann ein sinnvoller Baustein eines entsprechenden schuleigenen "Teilzeit-Konzepts" sein.

  • Bei uns (auch hoher TZ-Anteil) ist es eher umgekehrt bei den Zusatzaufgaben; neu anfallende Aufgaben gehen meist an Teilzeit-Lehrerinnen, denn "die haben ja noch Kapazitäten".


    Hast du denn den vollen Überblick darüber, wer welche Aufgaben hat? Ich musste dazu erst eine Liste des Kollegiums durchgehen, um mir einen Überblick zu verschaffen und hatte nach einem Jahr wohl noch nicht auf dem Schirm, wer genau was alles macht und in welchem Umfang (Zusatzaufgabe ist ja nicht gleich Zusatzaufgabe).


    Bei mir war es auch so, dass ich als Anfängerin in Vollzeit (zwei Korrekturfächer, im alten G9 in meiner Fächerkombi 5 Klassen) quasi alles gemacht habe, was mir angeboten wurde und zu allem "ja" gesagt habe, man wollte sich ja erstmal etablieren. Durch die Elternzeiten habe ich natürlich ein paar Sachen wieder abgeben müssen und mir danach auch erstmal möglichst viel vom Hals gehalten, da mich Teilzeit mit kleinen Kindern noch mehr gefordert hat als vorher Vollzeit ohne Kinder. Oberstufe habe ich aber auch die ganze Zeit durchgehend (bis zu diesem Jahr) gehabt.


    Bei uns gibt es nur ein recht allgemeines Teilzeitkonzept (bezüglich der Aufsichten, Präsenzstunden, Stundenplangestaltung), aber vieles ist auch nicht geregelt (Präsenz wird an Elternsprechtagen, beim Tag der offenen Tür, Sommerfest etc. in vollem Umfang erwartet) und faktisch haben Teilzeit-Lehrkräfte anteilig oft mehr Mehrarbeit, da sie auch an ihrem freien Tag zur Schule kommen müssen, wenn da eine Konferenz oder Sitzung ist. Wenn man (bei uns) z.B. den Montag eigentlich frei hat, ist das mit dem "freien Tag" ziemlich absurd (--> die meisten Sitzungen und Konferenzen sind montags).


    Du könntest ggf. mal mit dem Personalrat sprechen, auch um herauszufinden, ob da wirklich eine Schieflage besteht.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Ich habe meinen Beitrag nur um einige unwichtige Details gekürzt, damit der Inhalt deutlicher wird.


    @ Seph:


    ja, das verstehe ich ja. Ich gebe in meiner Situation nur eben exemplarisch zu bedenken, dass ich regulär doppelt so viele Pausenaufsichten führe als an jeder anderen Schule zuvor (eben, weil es kaum VZ-Leute gibt, die Aufsichten aber eben übernommen werden müssten). Die absolute Anzahl der Aufsichten müsste meiner Meinung nach also gekürzt werden...


    @ Lehrerin2007:

    Nein, ich habe tatsächlich gar keinen schriftlichen Überblick über Zusatzaufgaben und das erfährt man auch über den Personalrat nicht. Deshalb kann ich mich nur auf ein "A hat erzählt, dass er..." und "B taucht in diesem und jenem Gremium auf, hat aber laut Stundenplan Vollzeit und deshalb wohl keine Anrechnungen" stützen.


    Mir geht es da wohl genauso wie dir, natürlich wollte ich mich erstmal etablieren und hab nicht sofort "Hilfe" geschrien. Längerfristig sehe ich da aber einfach auch die Gefahr der Überlastung und würde mich deshalb gerne rechtzeitig um mögliche Entlastungen kümmern.

  • ja, das verstehe ich ja. Ich gebe in meiner Situation nur eben exemplarisch zu bedenken, dass ich regulär doppelt so viele Pausenaufsichten führe als an jeder anderen Schule zuvor (eben, weil es kaum VZ-Leute gibt, die Aufsichten aber eben übernommen werden müssten). Die absolute Anzahl der Aufsichten müsste meiner Meinung nach also gekürzt werden...

    Das hat doch aber nichts mit den Teilzeit-Lehrkräften zu tun, oder? Diese übernehmen doch sicher anteilig ebenso Aufsichten. Vielleicht muss man insgesamt mal einen Blick darauf werfen, wie viele Aufsichten überhaupt notwendig sind. Die Gesamtanzahl der Aufsichten unterscheidet sich durchaus von Schule zu Schule je nach Aufsichtsverhältnissen (z.B. Überschaubarkeit Schulhof und Bushaltestellen, besonders kritische Stellen, Aufenthalt während der Pausen auch im Inneren möglich oder nicht, Konfliktpotenzial usw.).

  • Um das kurz noch auszuführen:


    Ich war einerseits schon einmal an einer Schule, die in großen Pausen letztlich mit knapp 3 Aufsichten auskam, da es nur einen Pausenhof gab, der gut einsehbar war und das Gebäude konsequent verlassen werden musste von allen. Ich war aber auch schon einmal an einer Schule, die in großen Pausen gut 8 Aufsichten brauchte, da das Schulgelände weitläufig und rund ums Gebäude lief, Jahrgänge sich auch in ihren Bereichen aufhalten durften und ein gewisses Konfliktpotenzial vorlag. Wenn man dann Aufsichten einsparen möchte, muss man etwas am Pausenkonzept ändern, was ja durchaus möglich ist. Der Mehrbedarf an Aufsichten hing jedenfalls nicht mit einer anderen Teilzeitquote zusammen.

  • Meinen Beobachtungen nach ist Teilzeit ein Scam im Schuldienst. Kann ich keinem empfehlen.

  • Meinen Beobachtungen nach ist Teilzeit ein Scam im Schuldienst. Kann ich keinem empfehlen.

    Das sehe ich auch so. De facto leisten die meisten Teilzeitlehrkräfte letztlich mehr als ihrer Teilzeitquote entspräche.

  • Empfehlen würde ich es auch nicht. Aber mit Kindern dennoch kaum zu schaffen (außer, der Partner reduziert ggf.).

    Das muss jeder selbst wissen. Ich kenne genug Beispiele, beiden das ziemlich gut funktioniert.

  • Was hat die faire Aufgabenverteilung mit dem Teilzeitkonzept zu tun? Aufgabenverteilung kann auch unfair sein, wenn alle Vollzeit arbeiten. Ohne eine Übersicht zu haben, welche Aufgaben da sind, welchen Umfang die haben und wer sie wahrnimmt, was soll man da entwickeln? Was ist denn da dein Anliegen, EnglishEdition? Bist du in der Schulleitung?


    Teilzeitbeschäftigte sind je nach Lebensphase oftmals ebenso belastet wie Vollzeitkräfte - nur eben mit anderen Dingen. Es ist auch völlig sinnlos, anderen Leuten erklären zu wollen, warum sie Teilzeit oder nicht Teilzeit machen sollen. Warum? Das muss doch jeder machen, wie es für ihn passt. Und wenn jemand überlastet ist, muss er das kommunizieren. Noch einmal: Was genau möchtest du erreichen?

  • Ergänzend zu den Aufsichten kommt es auch auf die Größe des Kollegiums an. Je größer die Schule und damit auch das Kollegium das ist, desto besser lassen sich Aufsichten verteilen. An einer einzügigen Schule, wird man quasi jede (zweite) Pause Aufsicht haben müssen, während man an einer 4 oder gar 6 zügigen Schule bei einem entsprechend großem Kollegium deutlich seltener zum Einsatz kommt, je nach Struktur des Schulhofs.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Kennt jemand Marie Kondo? Das ist eine japanische Expertin für Aufräumen, die eine Serie bei Netflix hatte. Eigentlich benötigt jede Schule eine Marie Kondo, die radikal Aufgaben streicht. Das Problem scheint mir, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Sonderaufgaben entwickelt haben, die es früher gar nicht gab. Benötigt man die alle? Andersrum gesagt: bestünde mein Kollegium nicht mehr aus 80 überwiegend TZ-, sondern 55 VZ-Kollegen, dann wäre viel Schnickschnack gar nicht mehr möglich. Ich habe klammheimlich eine Aufgabe (Training und Supervision von Klassenpaten für neue Fünftklässler) einfach abgetreten, ohne mich um einen Nachfolger zu kümmern oder die SL zu informieren. Was ist passiert? Nix. Es geht auch ohne.


    Und ja, natürlich ist TZ immer auch ein wenig sich über den Tisch ziehen lassen. VZ hießt in meinem Falle aber diese Woche: Schlaganfall. Glücklicherweise nur ein kleiner, aber lieber lasse ich mich von meinem Dienstherren etwas über den Tisch als sozialverträglich ins Grab ziehen. Falls man das Verbitterung raus hört - stimmt.

    • Offizieller Beitrag

    Alles Gute dir.


    Aber eine Anmerkung aus Schulleiter-Sicht:

    Ich kann verstehen, dass du die Aufgabe nicht mehr machen willst. Scheinbar war sie auch wirklich nicht wichtig, ansonsten hätte es jemand gemerkt, dass du sie nicht mehr machst. Und auch niemand anderes.


    Aber:

    Als Schulleiter vertraue und verlasse ich mich auf meine Kolleginnen, ohne sie pingelig zu kontrollieren. Und ich gehe davon aus, dass das auch berechtigt ist.

    Und:

    - wenn ich dein Schulleiter wäre,

    - du eine Aufgabe übernimmst und sie irgendwann eigenmächtig NICHT mehr durchführst,

    - ohne mich darüber zu informieren,

    - und ich würde das rausfinden


    ...


    hättest du bei allem Vertrauen von mir und aller Nettigkeit meinerseits anschließend ein eher unangenehmes Gespräch im Büro vor dir.

    Und in Zukunft müsstest du damit leben, dass ich dir bei ALLEN deinen Aufgaben (auch bei den "nicht zusätzlichen") pingeliger über die Schulter schaue.


    Sprich: das Verhalten ist indiskutabel. Nicht das "Nicht mehr durchführen", sondern die Art, wie du es gemacht hast.

  • Und in Zukunft müsstest du damit leben, dass ich dir bei ALLEN deinen Aufgaben (auch bei den "nicht zusätzlichen") pingeliger über die Schulter schaue

    Dann hast du zu viele zeitliche Ressourcen, das ist schön für dich. Aber falls das dein Vorgehen mir gegenüber wäre, würde ich bei allen anderen freiwilligen Dingen eben gar nichts mehr machen. Oder sie gekonnt gegen die Wand fahren. Geht alles.

    • Offizieller Beitrag

    Dann hast du zu viele zeitliche Ressourcen, das ist schön für dich.

    Ich habe nicht zu viel Stress. Aber ich könnte mir das "Kontrollieren" sparen. Nur - wenn ich mich auf meine Kolleginnen nicht verlassen kann, muss ich das halt so machen.


    würde ich bei allen anderen freiwilligen Dingen eben gar nichts mehr machen. Oder sie gekonnt gegen die Wand fahren. Geht alles.

    plattyplus Ist er dann so einer von den Kollegen, über die du dich immer beschwerst? Aus Trotz oder weil zu faul stellen sie sich so unfähig an, dass sie keine Aufgaben mehr bekommen?


    Ragnar - viel Spaß dann mit deinen Kolleginnen in der Schule. *kopfschüttel*

  • hättest du bei allem Vertrauen von mir und aller Nettigkeit meinerseits anschließend ein eher unangenehmes Gespräch im Büro vor dir.

    Und in Zukunft müsstest du damit leben, dass ich dir bei ALLEN deinen Aufgaben (auch bei den "nicht zusätzlichen") pingeliger über die Schulter schaue.

    Genau so ist es bei uns jetzt auch passiert, das hat sich die Schulleiterin 1-3 Mal angesehen und seitdem muss sogar jeder Arzttermin mit Bestätigung belegt werden. Die Kollegin findet das ganz schön gemein und sieht es gar nicht ein und versteht auch nicht, warum das nicht jeder machen muss bei uns an der Schule :autsch:


    Dann hast du zu viele zeitliche Ressourcen, das ist schön für dich.

    Nein, eine Fürsorgepflicht für die anderen Kollegen, die das ja dann ausbaden müssen.

  • Und ja, natürlich ist TZ immer auch ein wenig sich über den Tisch ziehen lassen. VZ hießt in meinem Falle aber diese Woche: Schlaganfall.

    Das tut mir leid; gute Besserung! Aber hattest du nicht vor einigen Monaten noch geschrieben, dass du selbst TZ arbeitest?

    EDIT: Ah ja, da war es; in diesem Thread RE: BW will bei Lehrkräften Recht auf Teilzeit einschränken schriebst du:

    An meiner Schule arbeiten einige männliche Kollegen TZ, mich eingeschlossen.


    Ich habe klammheimlich eine Aufgabe (Training und Supervision von Klassenpaten für neue Fünftklässler) einfach abgetreten, ohne mich um einen Nachfolger zu kümmern oder die SL zu informieren.

    Wie bereits oben von anderen User*innen gesagt wurde: Das ist ein Verhalten, das ich absolut nicht in Ordnung finde.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee ()

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