Zufriedenheit im Job

  • Hallo alle zusammen :)


    Mich würde es mal sehr interessieren, wie bei euch die Zufriedenheit mit dem Lehrerjob ausschaut. Ich bin aktuell noch im Studium und in den Phasen ohne Praktika verliere ich hin und wieder meine Motivation, da mir die Praxis, die mir so gut gefällt, fehlt. Nun lese ich immer öfter, dass der Lehrerjob sehr frustrierend und belastend sein kann, und frage mich daher, ob ich das ganze nicht durch die rosarote Brille sehe. Mir ist klar, dass jeder Beruf stressige und besonders fordernde Zeiten mit sich bringt, jedoch interessiert es mich, wie Lehrkräfte mit mehr Erfahrung das ganze sehen. Seid ihr zufrieden mit eurer Berufswahl bzw. hättet ihr den Beruf im Nachhinein wieder gewählt? Bleibt euch genug Zeit für eine ausgewogene Work-Life-Balance? Findet ihr, dass man für den Aufwand fair bezahlt wird?

    Häufig hört man auch von Lehrkräften mit 60h-Wochen. Ist das eher die Norm oder die Regel? Und was würdet ihr euch evtl. noch wünschen, um zufriedener zu sein?


    Das waren jetzt sehr viele Fragen, aber ich hoffe, dass einige ein bisschen berichten wollen! :)

    Ich danke schon mal!

  • Einfach mal das Forum Primarstufe genauer lesen (bei Interesse natürlich auch die anderen Stufenforen) und vielleicht hier: Frust, Ärger, Kritik


    Du bekommst dann sicher ein rundes Bild über die Zufriedenheit....

    Danke für die Antwort! Ich muss sagen, dass ich schon sehr fleißig die Beiträge im Forum lese. Jedoch habe ich den Eindruck, dass man dadurch kein genaues Bild davon erhält, wie zufrieden Lehrkräfte insgesamt sind. Denn hier im Forum wird von viel Frust und Ärger berichtet, aber sind denn solche Fälle Auslöser dafür, die ganze Berufswahl zu hinterfragen oder sind sie noch im Bereich der „normalen Schattenseiten eines jeden Berufes“ und daher noch akzeptabel? Beziehungsweise überwiegen die schönen Seiten?

  • Vielleicht kann man ja mal eine Umfrage machen. :)

    Bei mir überwiegen eigentlich (noch) die schönen Seiten des Berufes. Die Zufriedenheit insgesamt hat vor allem in den letzten 10/15 Jahren immer weiter nachgelassen. Das liegt aber nicht an Kindern und Unterricht, sondern an den Begleiterscheinungen wie zu viel Bürokratie und Dokumentation, überforderten unprofessionellen Bildungspolitikern und natürlich völlig undurchdachter "Umsetzung" der Inklusion. Dazu kommt noch die jahrzehntelange Mängelverwaltung bei Gebäuden und Materialausstattung, sowie der hausgemachte gefährliche Schwund an richtig ausgebildeten Lehrer*innen. Damit geht eine dauerhafte Überlastung der verbliebenen Lehrkräfte einher, die all das wuppen müssen, was eigentlich vor der Einschulung und dann in DAZ-Gruppen und durch Unterstützung von zuverlässig präsenten Sonderpädagogen geleistet werden müsste.

    Trotz allem würde ich noch sagen, 60% bin ich zufrieden, 40% genervt (und das nur, wenn ich gerade nicht mit den Kindern arbeite). Die 40% reichen aber für meine Entscheidung für eine vorzeitige Pensionierung. Ich glaube nämlich nicht an eine Verbesserung im "System" in absehbarer Zeit.

  • Vielleicht kann man ja mal eine Umfrage machen. :)

    Bei mir überwiegen eigentlich (noch) die schönen Seiten des Berufes. Die Zufriedenheit insgesamt hat vor allem in den letzten 10/15 Jahren immer weiter nachgelassen. Das liegt aber nicht an Kindern und Unterricht, sondern an den Begleiterscheinungen wie zu viel Bürokratie und Dokumentation, überforderten unprofessionellen Bildungspolitikern und natürlich völlig undurchdachter "Umsetzung" der Inklusion. Dazu kommt noch die jahrzehntelange Mängelverwaltung bei Gebäuden und Materialausstattung, sowie der hausgemachte gefährliche Schwund an richtig ausgebildeten Lehrer*innen. Damit geht eine dauerhafte Überlastung der verbliebenen Lehrkräfte einher, die all das wuppen müssen, was eigentlich vor der Einschulung und dann in DAZ-Gruppen und durch Unterstützung von zuverlässig präsenten Sonderpädagogen geleistet werden müsste.

    Trotz allem würde ich noch sagen, 60% bin ich zufrieden, 40% genervt (und das nur, wenn ich gerade nicht mit den Kindern arbeite). Die 40% reichen aber für meine Entscheidung für eine vorzeitige Pensionierung. Ich glaube nämlich nicht an eine Verbesserung im "System" in absehbarer Zeit.

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich kann die Punkte alle definitiv nachvollziehen..


    Eine Umfrage fände ich mal auch interessant!:aufgepasst:

  • Jedoch habe ich den Eindruck, dass man dadurch kein genaues Bild davon erhält, wie zufrieden Lehrkräfte insgesamt sind.

    Das ist ein bisschen wie bei Google-Rezensionen - die Zufriedenen schreiben eher selten, wie zufrieden sie gerade sind. Dennoch finden sich auch solche Beiträge, z. T. sogar als eigene Threads.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Hatten wir nicht mal einen größeren Thread nach dem Motto "Würdest du wieder Lehrer werden" oder irgendwas zum Thema "Work-Life-Balance"? Definitiv kein neues Thema.

  • Es ist sicher richtig, dass sich insbesondere diejenigen zum Thema "Zufriedenheit im Job" äußern, die eher unzufrieden sind. Dennoch finde ich eine solche "Umfrage" interessant - man muss nur die bekannten Unschärfeaspekte in Rechnung stellen: viele Lehrer "mögen" ihren Job vor allem deshalb, weil er ihnen ein Höchstmaß an (Planungs-) Sicherheit und ein durchaus erkleckliches Einkommen gewährt. Viele schätzen sicher auch die pädagogische Arbeit in toto, aber Sie sind von der "Zusammenarbeit" mit den Kollegen angewidert. Wieder andere KuK sind werden vom Stress mit Vorgesetzten, Schulamt und dem ganz normalen institutionellen Irrsinn komplett "aufgefressen", obwohl sie das, was sie vor und mit der Klasse erleben, für bereichernd halten. Eine gar nicht mal kleine Gruppe von Lehrern hat sich längst in die innere Emigration zurückgezogen und zählt die Tage bis zur Pensionierung...

    Übrigens speisen sich die obigen Einschätzungen allesamt aus eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen, Gesprächen mit Kollegen und dem unsystematischen Rückgriff auf allerlei Untersuchungen, die es zu dem Thema schon

    Und ich myself? Ich fühl mich wenige Tage nach Ferienbeginn immer noch ausgelutscht, erniedrigt und durchgepierct! Oder, mit Max Goldt: 'ungeduscht, geduzt(!!!) und ausgebuht!'

    Hab das Gefühl, gerade noch einmal am Burnout vorbeigeschramnt zu sein...fühl mich leer und stumpf... - mit allerersten Anzeichen einer allmählichen Besserung.

    Für die nächsten freien Wochen hat der Wunsch, keine Kinder im Grundschulalter hören und sehen zu müssen, absolute Priorität! Ich werde auch nicht in Urlaubsgebiete reisen, in denen die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit "den Eltern" unangenehm hoch ist (...ja, die gibt es!).

    HilfeHilfeHilfe!! hör ich es durch das Forum schallen. Bist du sicher, dass du den richtigen Job hast!? Keine Ahnung, interessiert mich im Moment auch nicht.

    Muss jetzt erstmal 'ne Meditationspause einlegen. Später mehr von mir zum Thema Jobzufriedenheit bzw. zur Dichotomie Job vs. Zufriedenheit...

  • Vorweg: mich widert mein GS-Lehrerdasein aktuell ziemlich an! Ich zähle mal kurz auf, was meine Arbeit der vergangenen Monaten negativ bestimmt hat.

    - Kinder, die immer wieder reinquatschen, obwohl man Ihnen häufig erklärt hat, warum das nicht in Ordnung ist

    - Eltern, die auf die schriftliche Benachrichtigung, dass ihr Kind reinquatscht, und die man bittet, deshalb mit dem Kind über die Klassenregeln zu reden, nicht reagieren. (Das weitere Verhalten des Kindes hat sich jedenfalls langfristig nicht gebessert)

    - Eltern, die weder schriftlich noch mündlich seriös kommunizieren können

    - Kinder, die nie gelernt haben, was respektvolle Kommunikation von beleidigenden Aussagen unterscheidet

    - Eltern, die erkennbar auffällig bildungsfern sind, die aber dennoch glauben, dass sie die Arbeit von Lehrern beurteilen können und sollen

    - eine Schulleitung, die die oben genannten Eltern und die von diesen angeführten Kritikpunkte (die meistens unsachlichen, oft unbegründet und gelegentlich schlicht sachlich falsch bzw. erfunden sind) nicht nur ernst nimmt, sondern sogar eine strategische Ausrichtung ihrer Arbeit entlang dieser Kritikpunkte vornimmt

    ...

    die anderen 37 Beweggründe werde ich in den nächsten Tagen nach und nach aufführen...

  • ... wie das manchmal so ist: wenn man einmal anfängt mit so einer Liste, dann fällt einem doch überraschend viel ein! Es folgen also die Beweggründe 37 bis 3. ..zur Erläuterung, weshalb ich im Bereich Jobzufriedenheit aktuell nicht 10 von 10 Punkten geben kann (... ähm, also auch nicht 9 oder 8 oder 7...)

    - KuK, die ohne zu grüßen ins Lehrerzimmer kommen

    - KuK, die zwar grüßen, die dabei aber konsequent Richtung Fußboden schauen

    - Schüler, die - offenbar durch TikTok inspiriert - gestisch und mimisch so agieren, als würden sie ('tschuldigung, lässt sich nicht jugendfrei formulieren) 'einen blasen'

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