Schülerin geistesabwesend. Hilfe!

  • Ah, also doch, dann braucht man aber auch Herangehensweisen und Ideen, wie man dem Kind helfen kann, ohne auf eine Diagnose zu warten.

    Kommt darauf an, was du unter Hilfe verstehst. Meditative Konzentrationsübungen können bei schwer dissoziativen Personen mit PTBS zum Beispiel kontraindiziert sein, weil die Person noch schlimmer aus der Realität abdriftet. Hilfe muss nicht heißen, dass man irgendwas macht, damit man sich selbst besser fühlt irgendwas gemacht zu haben, sondern kann sein, dass man Fachleute um Hilfe fragt. Oder dass man die Person fragt, was ihr gerade guttun würde. Oder dass man hartnäckig bleibt, Eltern aus ihrer Lethargie rauszuholen. Oder auch, dass man Stabilität bietet und regelmäßig kommt, um Englisch zu üben.


    Edit: auch dem Kind kann man Anlaufstellen nennen. "Mir fällt auf, dass..." "Mit wem kannst du sprechen, wenn es dir nicht so gut geht. Hast du jemanden?" "Ich kenne dort Anlaufstelle Z oder Nummer gegen Kummer 123, dort können Kinder sich anonym melden, die sich nicht gut fühlen." Nicht aufdringlich, aber immer mal einflechten.

  • Tut mir erst mal leid, dass bei euch die Versorgungslage mit Schulpsychs so schlecht ist! Krass....


    Was ich aber meinte bzgl. Kinderärzt*innen und Schulpsycholog*innen: die Diagnosestellung als solche reicht ja um davon pädagogische Handlungsmaßnahmen ableiten zu können, ohne, dass man 2 Schuljahre lang das Kind warten lässt, das habe ich nicht so gemeint gehabt.


    Was ich meinte war (und gar nicht auf den Fall bezogen, sondern als mögliche Situationen):


    Bsp. 1: Auffälligkeiten bei einem Kind --> Kinderarzt*in findet physische Ursache --> Ursache kann behoben werden oder man weiß, was bei diesem Krankheitsbild beachtet werden muss und ob bspw. eher Pacing oder Motivieren angesagt ist.


    Bsp. 2: Auffälligkeiten bei einem Kind --> Kinderarzt*in findet keine physische Ursache --> Schulpsycholog*in stellt fundierte Diagnose --> es kann die Diagnose im (sonder)pädagogischen Kontext besser berücksichtigt werden; neben einem Nachteilsausgleich können bspw. geeignete Unterstützungsmaßnahmen pädagogisch abgeleitet werden, beispielsweise bei Dissoziationen eher Fokusübungen auf die Präsenz in der Situation/ bei depressiver Ursache eher motivierend-unterstützend/ bei Stress eher Entspannung und Wahrnehmungsübungen/ bei extremen häuslichen Problemen Kinderschutzverfahren. Das ist alles dann auch Unterstützung, die von Lehrkräften erfolgen kann und auch muss, aber die eben nicht versehentlich das zugrundeliegende Problem verschlimmert, weil subjektiv falsch interpretiert wurde, sondern sich auf eine (Verdachts)Diagnose einer Fachperson gestützt werden kann, die sich mit Diagnosestellungen auskennt.


    Natürlich wäre die Optimalsituation, dass insbesondere bei psychischen Erkrankungen sofortige Unterstützung stattfindet, was in der Regel leider nicht der Fall ist. Aber allein die Ersteinschätzung einer Fachperson kann die Chancen zur Verbesserung und Unterstützung statt gut gemeinter, versehentlicher Verschlechterung deutlich erhöhen.

  • Nein, als Sonderpädagogin kannst du (sonder-) pädagogische Hilfe leisten, wie der Name schon sagt. Wenn du Sonderpädagogik studiert hast, dann müsstest du aber selbst wissen, was du tun könntest. Die Katze beißt sich gerade in den Schwanz. Bist du sicher, dass du nicht einfach nur Nachhilfe gibst und mit Sonderpädagogik nix am Hut hast? Dann ist das doch völlig okay und ihr macht weiterhin Englisch, wofür du bezahlt wirst. Bleibe aufmerksam und klar in deinen Aussagen den Eltern gegenüber. Frage sie z.B., was sagt die Schule? Was sagt der Kinderarzt? Haben Sie schon Beratungsstelle xy aufgesucht? (ruhig etwas Konkretes aussuchen, je niedrigschwelliger, desto besser).


    Das ist so geschrieben falsch. die Diagnose ist Voraussetzung für richtiges Handeln. Wenn du pädagogisch intervenieren willst, musst du eben pädagogisch diagnostizieren und idealerweise ärztliche sowie psychologische Gutachten dabei zu Hilfe nehmen. Was du in der Situation lediglich tun kannst, ist Symptome wahrzunehmen und zu beschreiben, das wäre für den Arzt zwar hilfreich, aber mit dem kannst du ja nicht reden. Die med-psych Diagnostik kannst du trotzdem nicht machen, egal wie gut du den Menschen kennst. Dafür gibt es ein langes Studium mit Zusatzqualifikationen.


    Was du auch tun kannst, ist, dich selbst beraten zu lassen. Wie du damit umgehen kannst, dass du dich hilflos fühlst, welche Beratungsstellen in der Nähe geeignet wären usw.

    Soll ich dir jetzt echt mein Staatsexamen schicken? Jegliche pädagogische Hlfen umfassen nunmal auch die Psyche. Es tut mr leid, dass so viele Lehrer eine Diagnose abwarten, die vielleicht früh, vielleicht spät und vielleicht auch nie kommt. Im Studium und auch währen meiner 2 Jahren Berufserfahrung als MSd hab ich eins gelernt: Lieber versuchen zu helfen, wenn es Schülern schlecht geth als abzuwarten und nichts zu tun und auf irgendwelche Experten zu warten, die zwar mittlerweile häufiger kommen, aber eben nicht immer. Leider fühlen sich viele Lehrer damit überfordert und haben Angst, etwas falsch zu machen. Wahrscheinlich sind sie es auch, weil eine sonderpädagiogische Ausbildung in D leider nicht alle Lehrkräfte erhalten. dabei ist nichts machen das schlimmste, was man dem Kind antun kann. Aber klar, beschreiben hilft ihm bestimmt seeeehr weiter haha;)

  • Kommt darauf an, was du unter Hilfe verstehst. Meditative Konzentrationsübungen können bei schwer dissoziativen Personen mit PTBS zum Beispiel kontraindiziert sein, weil die Person noch schlimmer aus der Realität abdriftet. Hilfe muss nicht heißen, dass man irgendwas macht, damit man sich selbst besser fühlt irgendwas gemacht zu haben, sondern kann sein, dass man Fachleute um Hilfe fragt. Oder dass man die Person fragt, was ihr gerade guttun würde. Oder dass man hartnäckig bleibt, Eltern aus ihrer Lethargie rauszuholen. Oder auch, dass man Stabilität bietet und regelmäßig kommt, um Englisch zu üben.


    Edit: auch dem Kind kann man Anlaufstellen nennen. "Mir fällt auf, dass..." "Mit wem kannst du sprechen, wenn es dir nicht so gut geht. Hast du jemanden?" "Ich kenne dort Anlaufstelle Z oder Nummer gegen Kummer 123, dort können Kinder sich anonym melden, die sich nicht gut fühlen." Nicht aufdringlich, aber immer mal einflechten.

    Respekt, endlich ist auch mal ein nützlicher Tipp dabei statt nur unqualifizierte Kritik. Diese Taktiken habe ich jedoch alle bereits mit sehr differenzierten Resultaten probiert.

  • Leider fühlen sich viele Lehrer damit überfordert und haben Angst, etwas falsch zu machen. Wahrscheinlich sind sie es auch, weil eine sonderpädagiogische Ausbildung in D leider nicht alle Lehrkräfte erhalten.

    Achso, aber warum dann deine Anfrage in einem Lehrerforum? Du müsstest es doch selbst am Besten wissen bei deiner Qualifikation.

  • Sag mal, Quittengelee , warum bist du so angefressen?


    Auch ich habe schon Nachhilfe gegeben, Kindern von Bekannten, die nicht (mehr) auf meiner Schule sein können,

    darum bin ich ja trotzdem Lehrkraft.

    Und auch ich nutze Foren zum Austausch, zum Nachfragen, für Ideen und Impulse,

    davon kann ich selbst einige geben, Möglichkeiten teilen,

    aber auch ich bin manchmal ratlos oder brauche neue Impulse oder Erinnerungen, an etwas, das noch irgendwo im Repertoire steckt, aber ungenutzt und angestaubt in der hintersten Ecke wartet.


    Wichtig bleibt doch, dass man sich kümmert und es sind oft gerade diejenigen im Forum, die mehr wissen wollen, die den Austausch suchen, die sich auch lange nach der Ausbildung immer wieder umgucken und orientieren.


    Mein Vorteil ist vermutlich, dass ich schon lange in Foren schreibe und die Ausgangslage vielleicht anders dargestellt hätte, damit nachvollziehbarer ist, was schon probiert wurde.

    Und wenn es dann keine Ratschläge und Ideen von anderen mehr gibt, dann ist es auch ein wichtiger Hinweis, dass man genug gemacht hat, an alles gedacht hat und an dieser Stelle leider an die Grenzen des Systems oder des Machbaren stößt.

  • Und auch ich nutze Foren zum Austausch, zum Nachfragen, für Ideen und Impulse,

    davon kann ich selbst einige geben, Möglichkeiten teilen,

    aber auch ich bin manchmal ratlos oder brauche neue Impulse oder Erinnerungen, an etwas, das noch irgendwo im Repertoire steckt, aber ungenutzt und angestaubt in der hintersten Ecke wartet.

    Du betonst aber nicht in jedem Post, wie unfähig, überfordert oder ängstlich die meisten Lehrer sind. Und auch nicht, wie überlegen du den Lehrern bist, weil diese langweilige Papierklausuren schreiben lassen und darauf hinweisen, dass wildes Raten und Ferndiagnosen nicht zielführend sind.

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