Adieu Fremdsprachen? – Macht KI dem Fremdsprachenunterricht wertlos?

  • Nein, das Abendland wird sicher nicht untergehen, weil Schüler eine 2. Fremdsprache erlernen. Dass Deutschland (und eigentlich Europa insgesamt) nicht mehr wettbewerbsfähig ist und in entscheidenden Schlüsselbereichen den Anschluss verliert, ist hingegen kein Geheimnis. Und zum Gegensteuern wären andere Bildungsinhalte als eine 2. Fremdsprache auf Basisniveau vermutlich sinnvoller.

    Ging es denn beim Gymnasium jemals um die Wettbewerbsfähigmachung von jungen Leuten? Ich bezweifle, dass vor 50 Jahren die Welt neidisch auf die Deutschen mit ihren tollen Latein- und Gedichtinterpretationskenntnissen schaute. Da ging es doch um ganz andere Funktionen, ganz andere Werte, die hinter der Vermittlung der Bildungsinhalte standen.

  • Du beziehst dich auf die Qualifikationsfunktion nach Fendt, oder? Klar, kann man so annehmen, aber ich würde den Wert der Enkulturationsfunktion zumindest aus Sicht der allgemeinbildenden Schule (Die berufsbildenden Schulen muss man hier nachvollziehbarerweise noch einmal getrennt behandeln.) als höher werten.

  • Dass Deutschland (und eigentlich Europa insgesamt) nicht mehr wettbewerbsfähig ist und in entscheidenden Schlüsselbereichen den Anschluss verliert, ist hingegen kein Geheimnis. Und zum Gegensteuern wären andere Bildungsinhalte als eine 2. Fremdsprache auf Basisniveau vermutlich sinnvoller.

    Also geht's um Informatik? Deutsches Recht wird nicht der Wettbewerbsvorteil sein, an den du denkst. Abgesehen davon, dass Informatik auch einstündig schon oft genug fachfremd unterrichtet wird, also Lehrkräfte fehlen, ist es auch nur gemutmaßt, dass SuS damit besser in die Uni starten würden. Aber vielleicht hast du dazu mehr Informationen aus erfolgreicheren Ländern.

    • Offizieller Beitrag

    in einer globalisierten Welt muss man global denken.
    Sowohl im Hinblick auf die Kultur (Entkulturationsfunktion) als auch auf den Platz in der (Welt-)Gesellschaft (Allokations- und Qualifikationsfunktion).

    Und wie soll man an der Gesellschaft teilnehmen (Partizipationsfunktion), wenn man die Welt nicht versteht, oder nicht die Qualifikation hat, mitzumachen?

  • Muss es nicht. In welchem dieser Bundesländer muss ein Kind Französisch lernen?

    Als Lehrkraft sollte dir klar sein, dass man das verallgemeinern kann. Es hilft den Kind in Hessen auch nicht, wenn es Spanisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch oder Latein lernen kann.

  • Also geht's um Informatik? Deutsches Recht wird nicht der Wettbewerbsvorteil sein, an den du denkst. Abgesehen davon, dass Informatik auch einstündig schon oft genug fachfremd unterrichtet wird, also Lehrkräfte fehlen, ist es auch nur gemutmaßt, dass SuS damit besser in die Uni starten würden. Aber vielleicht hast du dazu mehr Informationen aus erfolgreicheren Ländern.

    Es geht doch nicht nur um Information. Junge Menschen leben heute eine ganz anderen Welt als vor 50 Jahren. Schule hat aber immer noch in vielen Bereichen die gleichen Schwerpunkte wie vor 50 Jahren. Ja, damals war es vielleicht sinnvoll einen Schwerpunkt auf Sprachen zu setzen. Aber heute gibt es dafür kaum noch Argumente. Die Naturwissenschaften oder gesellschaftliche Themen wie Klimawandel haben heute eine viel größere Bedeutung. Statt Vokabeln zu lernen für eine Sprache, die man wahrscheinlich nie nutzt, sollte man sich damit beschäftigen, wie man beispielsweise mit dem Klimawandel umgeht. Oder in den Naturwissenschaften mit neuen regenerativen Energien. Natürlich seht so etwas auch schon überall im Lehrplan. Allerdings bringt es wenig, die Lehrpläne zu erweitern ohne die Stunden dafür einzuplanen. Dazu sollten auch Methoden geübt werden. Projektarbeit etc.. Auch das kostet Unterrichtszeit. Demokratieverständnis. Klassenrat, Entscheidungsfindung, Konfliktlösung, Umgang mit Rassismus, alles Dinge, die wichtig sind und Zeit kosten. Förder- und Forderunterricht. Es gibt so viele Dinge, die für unsere heutige Gesellschaft viel wichtiger sind als eine zweite Fremdsprache.

  • Wie du selbst gesagt hast, sind das alles Themen, die bereits Teil des Biologie- und des Gesellschaftskundeunterrichts sind.


    Davon mal abgesehen: Gerade durch die zugenommene Globalisierung kommen die Menschen heute leichter in Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen als früher. Warum sollen dann also Fremdsprachen vor 50 Jahren wichtiger gewesen sein als jetzt?

  • Ja, gut. Wenn man die Ansprüche runterschraubt, braucht man Latein für viele Fächer nicht mehr. Ist das gut so? Als Student, der sich Latein selbst bebringen musste, hätte ich das natürlich bejaht aber mittlerweile sehe ich das anders.


    1066 und seine Folgen für die englische Sprache sind kein Seitenhieb, sondern eine Tatsache. Das macht auch heute noch stilistisch einen Unterschied, ob ich z. B. (to) get oder (to) receive verwende.


    Ich habe im Lateinkurs auch nochmal richtig Deutsch gelernt. Den Effekt hatte ich bei den modernen Fremdsprachen nicht.

  • Vor 50 Jahren kam man, wenn man nicht gerade beruflich bedingt eine hohe Reisetätigkeit hatte, häufig gar nicht erst in die Situation, mit fremden Kulturen in Kontakt zu kommen.

    Sprache auf ein reines Kommunikationsmittel zu reduzieren, finde ich gelinde gesagt problematisch.

  • Ja, gut. Wenn man die Ansprüche runterschraubt, braucht man Latein für viele Fächer nicht mehr. Ist das gut so? Als Student, der sich Latein selbst bebringen musste, hätte ich das natürlich bejaht aber mittlerweile sehe ich das anders.


    1066 und seine Folgen für die englische Sprache sind kein Seitenhieb, sondern eine Tatsache. Das macht auch heute noch stilistisch einen Unterschied, ob ich z. B. (to) get oder (to) receive verwende.


    Ich habe im Lateinkurs auch nochmal richtig Deutsch gelernt. Den Effekt hatte ich bei den modernen Fremdsprachen nicht.

    Um Englisch für das Lehramt BBS zu studieren, brauchte man in NDS noch nie Latein(kenntnisse). Ich behaupte dennoch, dass meine Englisch-KuK und ich - die bis auf einen nie Latein gelernt haben - allesamt gute bis sehr gute Englisch-Lehrkräfte sind. Und in Deutsch (Grammatik, Rechtschreibung,...) bin ich im Übrigen auch ohne Latein firm ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Dann bist du nicht lange genug dabei und weißt nicht, was vorher drin war.

    Vor 20-30 Jahren wurden im Französisch-Oberstufenunterricht Werke gelesen, die man heute in Frankreich - aufgrund der Schwierigkeit - kaum noch lesen würde. Da wurde Molière gelesen, Sartre interpretiert, usw.. und zwar 3-4 solche Bücher im Jahr. Heute ist der Aktualitätsbezug, die kommunikative Kompetenz und die Unterhaltung ÜBER die Welt viel bedeutsamer geworden, ohne dass man die Geschichte und die Kultur historisch behandelt.

  • Ja gut, du bist ja sowieso auch erleuchtet.

    Ich nehme an, du meinst mich? Tja, wer kann, der kann :D...

    Dann gib' mal Gas und schreib' hier noch ordentlich Beiträge, damit du diesen Status im Forum auch bald erreichen kannst! Im Moment tragen deine Beiträge und die eines anderen Neu-Users/einer anderen Neu-Userin zumindest enorm zu meinem Amüsement bei.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das macht auch heute noch stilistisch einen Unterschied, ob ich z. B. (to) get oder (to) receive verwende.

    Warum muss man Latein können, um den Unterschied zu kennen?


    Zitat

    Ich habe im Lateinkurs auch nochmal richtig Deutsch gelernt. Den Effekt hatte ich bei den modernen Fremdsprachen nicht.

    Merkwürdig, ich habe deutsche Grammatik im Deutschunterricht gelernt.

Werbung