Adieu Fremdsprachen? – Macht KI dem Fremdsprachenunterricht wertlos?

  • Wenn es danach geht, könnte man vermutlich für alle Fächer außer Deutsch und Mathematik ausreichend Gründe gegen den Status als Pflichtfach finden.

    Finde doch erstmal Gründe dafür, zwingend eine zweite Fremdsprache lernen zu müssen. Davon gibt es doch viele, sagst du. Um andere Fächer geht es gerade nicht.

    Zitat

    Es ist einfach schön, wenn man in einer 2. Fremdsprache Inhalte aufnehmen und selbst erzeugen kann, aber ich nehme an, dass dich das Argument wenig überzeugen wird, da man dies auch im Rahmen von Wahlpflichtunterricht erzielen könnte.

    "Ich finde das gut." ist ein genauso schlechtes Argument wie "Das haben wir immer schon so gemacht."

  • Wenn es danach geht, könnte man vermutlich für alle Fächer außer Deutsch und Mathematik ausreichend Gründe gegen den Status als Pflichtfach finden.

    Ja, kann man auch. Und stell dir vor, es gab eine Zeit, in der man das im deutschen Bildungssystem sogar akzeptiert hat. Als ich Abitur gemacht habe, konnte man tatsächlich nur Deutsch, Mathe, Geschichte und Sport nicht loswerden. Alles andere war austauschbar.

  • Ein nicht unerheblicher Schüleranteil lernt ja in 9-10 Schuljahren nur Deutsch und Englisch. Wer darüberhinaus eine weitere Sprache beherrscht, erweitert seinen Horizont, weil er mit mehr Menschen Kontakt aufnehmen , sich mehr Medien erschließen und fremde Kulturen kennenlernen kann. Da braucht es in meinen Augen nicht mehr Gründe als das.

  • Ein nicht unerheblicher Schüleranteil lernt ja in 9-10 Schuljahren nur Deutsch und Englisch. Wer darüberhinaus eine weitere Sprache beherrscht, erweitert seinen Horizont, weil er mit mehr Menschen Kontakt aufnehmen , sich mehr Medien erschließen und fremde Kulturen kennenlernen kann. Da braucht es in meinen Augen nicht mehr Gründe als das.

    Effektiv tut sich mit einer Sprache mehr nicht sehr viel, wenn man ohnehin Englisch gut kann.

  • Effektiv tut sich mit einer Sprache mehr nicht sehr viel, wenn man ohnehin Englisch gut kann.

    Ich habe mal das magische Wort hervorgehoben. Es gibt viele Deutsche mit ausbaufähigen Englischkenntnissen. Treffen sie dann auf Menschen aus anderen Ländern, deren Englischkenntnisse auch eher begrenzt sind, gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Es sei denn natürlich, man muss jeden 2. Satz mit dem Übersetzungsprogramm deiner Wahl übersetzen, was den Kommunikationsfluss eher bremst als fördert.

  • und fremde Kulturen kennenlernen kann

    Jetzt rück schon endlich raus: Welche fremden Kulturen hast du denn so kennengelernt bisher? Und welche Fremdsprache genau war da dein "Türöffner"?

  • Du hast ja schon mehrfach geschrieben, dass eure Schüler nach vielen Jahren Französischunterricht immer noch sehr geringe Kompetenz in dieser Sprache aufweisen. Ich bin nicht mit euren Curricula bewandert, aber vielleicht müsste da etwas optimiert werden, dass vom Unterricht mehr hängen bleibt, denn ich muss dir zumindest da durchaus Recht geben, dass, wenn nach vielen Jahren immer noch nix hängen geblieben ist, es verschwendete Unterrichtszeit ist. Dabei stelle ich aber nicht das Unterrichtsfach selbst infrage, sondern eher die verwendete Didaktik.

    Was ist daran nun lustig? Genau so ist es doch.


    Die Gründe gegen eine 2. Fremdsprache sind bislang:


    Wer sprachlich begabt oder interessiert ist, könnte zwei Sprachen lernen. Wer dieses nicht möchte, lernt "nur" Englisch.


    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass man sich Fremdsprachenunterricht sparen könnte. Ich habe vor Kurzem in fehlerfreiem Tschechisch eine Anfrage per Mail geschrieben. ChatGPT macht's möglich. Die Antwort einfach wieder von ChatGPT nach Deutsch übersetzen lassen. Ging problemlos.


    In der Schule lernt man Sprachen weil man muss, nicht, um darin zu kommunizieren. Englisch habe ich nicht in der Schule gelernt. Die Themen in der Schule waren langweilig, die Themen, die ich mit meinen amerikanischen Freunden besprochen habe nicht. Durch diese habe ich Englisch gelernt, nicht durch das Ausfüllen von Arbeitsblättern im Unterricht. Ich habe in der Schule noch zwei weitere Sprachen "gelernt", von denen ist mangels Anwendung fast nichts mehr übrig; genug, um in den Sprachen wirklich zu kommunizieren, habe ich in der Schule in beiden Sprachen nicht gelernt.


    Kommunizieren um des Kommunizierens Willen bringt aber nichts. Natürlich redet man über irgendwas, die Situation in der Schule ist aber immer künstlich und vorgeschrieben. Es ist etwas ganz anderes, wenn ich mit Freunden über unsere gemeinsamen Interessen spreche, als wenn ich in der Schule sprechen muss, weil der Lehrer es so will.

    Von den Sprachen, die ich neben Englisch in der Schule belegen musste, kann ich kaum noch etwas.


    Was ich damit sagen will: Sprachenlernen ist für mich relevant, ich finde es toll, mich in einer anderen Sprache auf relativ hohem Niveau verständigen zu können, und mag es, wie sich über Sprache Kultur erschließt. Das heißt aber nicht, dass andere das auch so sehen müssen und auch nicht, dass Schule das leisten kann.


    Dass du gerade russische gebrauchst hast, ist aber in der Regel eher Zufall. Was wäre wenn Du italienisch gebraucht hättest? Ich bin gar nicht gegen das Lernen weiterer Sprachen. Aber bitte nicht verpflichtend.

    Kurz: man kann a) nicht zufällig die Sprache lernen, die man eventuell brauchen wird, b) man lernt in der Schule die Sprache nicht perfekt und c) der eigene Unterricht war langweilig oder man hat viel vergessen.


    Alle Pro-Argumente werden einfach mit Lachsmileys versehen, super wissenschaftlich:top:

  • Alle Pro-Argumente werden einfach mit Lachsmileys versehen

    Mit solchen werden Beiträge von Leuten versehen, die offensichtlich selber nicht wissen, worüber sie schreiben.



    man kann a) nicht zufällig die Sprache lernen, die man eventuell brauchen wird

    Die einzige Fremdsprache, die du in deinem Leben sicher brauchen wirst, ist Englisch. Ich brauche tatsächlich hin und wieder noch Französisch. Daheim, nicht im Ausland.



    man lernt in der Schule die Sprache nicht perfekt

    Nein, das wurde nicht als Argument gegen den Fremdsprachenunterricht allgemein ins Feld geführt. Es ist aber eine Tatsache, dass in der zweiten Fremdsprache häufig ein absolut ungenügendes Niveau erreicht wird - verplemperte Unterrichtszeit. Lern's doch in deiner Freizeit, wenn du Spass dran hast.


    der eigene Unterricht war langweilig oder man hat viel vergessen

    Tatsächlich hatte ich lange Jahre sehr guten Englischunterricht an der Schule. Französisch war die meiste Zeit scheisse, ich war einigermassen erstaunt, wie viel ich 15 Jahre später dann doch wieder irgendwo aus dem Ärmel habe schütteln können. Das ist aber absolut individuell, ich habe immer schon sehr schnell und gut Fremdsprachen gelernt. Insofern ja, das ist ein Argument für gar nichts. Ich kann mich aber auch nicht entsinnen, dass das jemand als Argument für irgendwas hat aufführen wollen, es wurde lediglich anekdotisch erwähnt. Genau wie deine Liebesschwüre und das Zeug mit der fremden Kultur, was beides auf wahrscheinlich 99 % der zweifremdsprachenlernenden Menschheit nicht zutrifft. Weil ... siehe oben. Englisch tut's in der Regel.

  • Jetzt rück schon endlich raus: Welche fremden Kulturen hast du denn so kennengelernt bisher? Und welche Fremdsprache genau war da dein "Türöffner"?

    Ich weiß ja nicht, wo ihr unterwegs seit, dass alle Englisch sprechen, aber in Ländern wie Mexiko, Guatemala, Costa Rica und Kolumbien oder ähnliche, sprechen zwar viele Englisch, aber noch mehr Leute eben nicht. Da gerät man schnell an einen Taxi- oder Busfahrer, mit dem Touristen entweder spanisch reden oder mit Händen und Füßen kommunizieren müssen. Englisch ist wichtig, aber in vielen Ländern doch nicht ausreichend.

  • Alle Pro-Argumente werden einfach mit Lachsmileys versehen, super wissenschaftlich:top:

    Die Argumente für eine verpflichtende zweite Fremdsprache sind bisher

    1. Das haben wir schon immer so gemacht.

    2. "Ich finde das gut."

    3. Mit der zweiten Fremdsprache erschließen sich Kulturräume.


    1. und 2. sind keine Agumente.


    3. Stimmt zwar im Prinzip. Aber selbst, wenn man annimt, dass schulischer Fremdsprachenunterricht das leistet (was er nicht tut, aber du scheinst davon ja aufgrund deiner Erfahrung als Fremdsprachenlehrerin überzeugt zu sein) verschiebt das die Diskussion nur. Warum muss man in der Schule zwingend noch weitere Kulturräume als über die erste Fremdsprache erschließen? Das Bildungsziel, zu erleben, wie eine Fremdsprache Kulturen erschließt, wird auch schon mit einer Fremdsprache erreicht. Warum nicht drei Fremdsprachen verpflichtend machen. Warum ist eine zweite Fremdsprache wichtiger, als ein anderes Unterrichtsfach?



    Auf die Beiträge, die ich mit einem lachenden Smiley versehen habe, kann ich nicht anders reagieren.

  • Ich weiß ja nicht, wo ihr unterwegs seit, dass alle Englisch sprechen, aber in Ländern wie Mexiko, Guatemala, Costa Rica und Kolumbien oder ähnliche, sprechen zwar viele Englisch, aber noch mehr Leute eben nicht. Da gerät man schnell an einen Taxi- oder Busfahrer, mit dem Touristen entweder spanisch reden oder mit Händen und Füßen kommunizieren müssen. Englisch ist wichtig, aber in vielen Ländern doch nicht ausreichend.

    Joa, und dann hat man in der Schule Französisch oder Latein gelernt.

    Von meinen Freunden, die in der Schule Spanisch als zweite Fremdsprache hatten, kann keiner mehr auch nur einen Kaffee bestellen.

  • Was gegen eine zweite verpflichtende Fremdsprache spricht, ist die ungleiche Verteilung der Stunden unter Haupt- und Nebenfächern am Gymnasium. Auch wenn diese Unterscheidung in Niedersachsen nur für die Anwendung der Ausgleichsregelung (bei zwei 5en) noch relevant ist, so verteilen sich etwa 12 Stunden allein auf drei Sprachen (Deutsch, Englisch, 2. Fremdsprache). Mit (Fremd-)Sprachen kann man demnach schlechte mathematische, naturwissenschaftliche und künstlerische Leistungen ausgleichen, aber wehe, man ist in Fremdsprachen schlecht. Eine mögliche Schlussfolgerung könnte die Umwandlung einer Naturwissenschaft oder eines künstlerischen Faches in ein Hauptfach mit entsprechend vielen Stunden sein. Es möchte jedoch kein Fach an Stunden zurückstecken oder mit anderen Fächern zusammengelegt werden. Bleibt also als Lösung die Wahl eines Profils (das könnte dann auch ein Sprachenprofil mit 2./3. Fremdsprache sein).


    Hier noch eine Übersicht über die Verteilung der Stunden auf die einzelnen Aufgabenfelder in Niedersachsen. Das Aufgabenfeld A nimmt etwa die Hälfte aller Stunden ein... (Sport fehlt in der Übersicht.)



    À+

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich ... Überall sonst im "normalen" Leben steckt man's einfach auf, was nicht funktioniert. An der Schule hingegen: Nee, es muss. ES. MUSS.

    das betrifft doch so ziemlich jedes Schulfach.

    Von Sport über Mathematik zu den Naturwissenschaften zu den Gesellschaftswissenschaften.

    Ich komme mir gerade vor wie unter Pubertieren, die über Sinn und Zweck von Schulfächern diskutieren mit dem Argument "Wozu brauch ich das".Betrifft so ziemnlich alles, was über das GS Curriculum hinausgeht.

  • Ich komme mir gerade vor wie unter Pubertieren, die über Sinn und Zweck von Schulfächern diskutieren mit dem Argument "Wozu brauch ich das".

    Ahja, wer sich Gedanken zum Curriculum macht, benimmt sich wie ein Pubertierender.

    Das ist schon eine sehr reflektierte Einstellung, muss ich sagen.

  • Ich weiß ja nicht, wo ihr unterwegs seit, dass alle Englisch sprechen, aber in Ländern wie Mexiko, Guatemala, Costa Rica und Kolumbien oder ähnliche, sprechen zwar viele Englisch, aber noch mehr Leute eben nicht. Da gerät man schnell an einen Taxi- oder Busfahrer, mit dem Touristen entweder spanisch reden oder mit Händen und Füßen kommunizieren müssen. Englisch ist wichtig, aber in vielen Ländern doch nicht ausreichend.

    Joa. So viel Spanisch kann ich tatsächlich ;) Gelernt habe ich es in der Tat, weil wir eine Zeit lang sehr regelmässig in Spanien im Urlaub waren und mir die Spanier mit ihrer unsympathischen Verweigerungshaltung irgendwann auf den Sack gegangen sind. Und ansonsten gibt's den Übersetzer auf dem Smartphone. Das rechtfertigt wirklich keinen jahrelangen Unterricht an der Schule. Es ist jedem halbwegs intelligenten Menschen zuzumuten, sich selber ein paar wichtige Sätze in der jeweiligen Sprache anzueignen, wenn er irgendwo Urlaub machen will, wo anzunehmen ist, dass man allein mit Englisch nicht weiterkommt. Du willst ja mit dem Busfahrer sicher keine tiefgründigen Gespräche über dein Leben führen.

  • Von Sport über Mathematik zu den Naturwissenschaften zu den Gesellschaftswissenschaften.

    Ähm ... nein? Ich schicke aus dem Schwerpunktfach Chemie Leute an die Uni, die allein mit ihrem Schulwissen 6en in den Nebenfachklausuren schreiben.

  • Bei den "Argumenten" schon. Ich war immer schlecht in Naturwissenschaften und brauche die auch nicht. Kann weg, oder? Überhaupt wird hier von vielen gerne auf allen Fächern herumgehackt, die sie selbst nicht unterrichten.

  • Bei den "Argumenten" schon. Ich war immer schlecht in Naturwissenschaften und brauche die auch nicht. Kann weg, oder? Überhaupt wird hier von vielen gerne auf allen Fächern herumgehackt, die sie selbst nicht unterrichten.

    Der gesellschaftliche Nutzen der Naturwissenschaften (z. B. für die Wirtschaft) ist aber immens. Das kann man von Fremdsprachen nicht zwingend sagen.

  • Bei den "Argumenten" schon. Ich war immer schlecht in Naturwissenschaften und brauche die auch nicht. Kann weg, oder? Überhaupt wird hier von vielen gerne auf allen Fächern herumgehackt, die man selbst nicht unterrichtet.

    Keep up. Niemand argumentiert hier gegen das verpflichtende Lernen einer Fremdsprache. Auch wird hier nicht herumgehackt oder generell die Möglichkeit, sich in der Schule fremdsprachlich zu orientieren, wen man das möchte in Frage gestellt. Es geht ausschließlich darum, dass eine zweite, verpflichtende Fremdsprache für alle nicht sinnvoll ist.


    Ich bin auch nicht der Ansicht, dass jeder Informatik in der Schule lernen muss. Informationstechnische Grundbildung für alle ist sinnvoll, aber Informatik muss wirklich nicht jeder belegen.


    Die vier Stunden für die zweite Fremdsprache wären fast überall besser angelegt. Bei uns wird Powi in den Klassen sieben und acht nur ein-stündig erteilt, in neun und zehn zwei-stündig. Das Fach müsste einen viel größeren Stellenwert haben. Wir haben ab Klasse sieben keine Klassenlehrerstunde mehr. Hier eine Stunde in der Woche zu haben, wäre sinnvoll. Geschichte ist auch wichtiger, als die Abbildung in der Stundentafel vermuten lässt (ab Klasse sieben zwei-stündig, vorher ein-stündig). Ein religionswissenschaftlicher Unterricht wäre für das Verständnis der Welt, in der wir leben auch nützlich. Physik, Chemie und Biologie würde ich zu naturwissenschaftlichem Unterricht zusammenfassen. Kunst könnte auch mehr vertragen. Das gibts bei uns in der neun und zehn ein-stündig, in der acht gar nicht. Gerne kann Kunst mehr Stunden bekommen und sich auch gerne theoretischer aufstellen.

    Vielleicht hast du ja auch eine Idee, statt wild mit Behauptungen um dich zu werfen und alles so lassen zu wollen, weil halt.

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