Leistungsstarke bayerische Abiturientinnen?

  • Du schreibst doch selbst, dass man sich der zwischenmenschlichen Ebene bewusst sein muss. Ja, bin ich. Ich wusste von Jugendlichen aus dem privaten Bereich schon mehr als mir lieb war und musste trotzdem ne Ungenügende in der nächsten Schriftlichen setzen. Wenn jemand wirklich schwach ist, ist der Person ja wohl mehr geholfen, man schaut zusammen nach alternativen Wegen als Noten hinterherzuschmeissen. Ich will überhaupt nicht behaupten, dass das nicht passiert, aber es ist ganz sicher kein systemisches Problem.


    Aber ja, das ist tatsächlich ein kultureller Unterschied, über den Neuankömmlinge aus Deutschland gerne mal stolpern. Das Klassiker ist das schnelle "Du" mit dem Chef. Ja... Es bleibt trotzdem dein Chef.

  • Und in NRW geht einfach jeder hin, wo er will, weil die Empfehlung überhaupt nicht mehr bindend ist. 😅

    Ja, in Hessen auch. Finde ich auch vollkommen richtig so.

  • Wow das ist lasch.

    Es wurde weiter oben von Seph bereits erläutert, dass ein Notenschlüssel alleine nichts sagend ist. Wenn man hinreichend AFB3 einbaut, was bei jeder Klausur der Qualifikationsphase der Fall sein sollte, dann ist auch das sehr gut mit 85% der Punkte nicht verschenkt.

  • Aber trotzdem schwebt immer in der Luft "oh mein Gott, die NCs sind immer höher", ich habe das Gefühl, dass es eine Spirale nach oben befeuert

    Das glaube ich dir absolut, ganz schlechte Sache. Ich hoffe, das bleibt uns noch lange erspart.



    Dazu gibt es unvorstellbar viele alternative Prüfungsformate abseits der schriftlichen Klausuren, die darüber hinaus noch viel großzügiger bewertet werden

    Da ist was dran. Ich habe in mündlichen Prüfungen immer bessere Noten raus als in Schriftlichen. Ich finde es trotzdem das "sympathischere" Format. Man kann auf einer guten Beziehungsebene sehr viel Stress aus der Situation nehmen. Wir haben in den Abschlussprüfungen einen externen Beisitzer, ich bin mir sicher, dass die letzten 6en, die ich gegeben habe, OK waren. Es gibt erstaunlich viele Jugendliche, die im Gespräch erheblich mehr abliefern können als schriftlich. Kieselsteinchen An der Stelle spielt das Zwischenmenschliche wirklich eine Rolle aber ich finde, absolut zum Positiven.

  • Das hat nichts mit Unprofessionalität zu tun, sondern mit psychologischen Effekten, die zwangsläufig eintreten, weil wir nunmal zur Gattung Mensch gehören.

    Unprofessionell wird es dann, wenn man sich die Bedeutung von interpersonellen Beziehungen nicht bewusst ist, sie ignoriert, ihnen nachgibt etc. pp.

    Aber wenn der von dir beschriebene Effekt zu besseren Noten führt, dann ist es doch Fakt, dass eben diese Bewusstwerdung zu oft nicht gelingt, sodass es eben doch unprofessionell ist.

  • Ich fände da ein rotierendes System wie beim ersten Staatsexamen, wo die Prüfungen der einen Uni von der anderen korrigiert werden, gar nicht übel. Dann entfiele die zwischenmenschliche Komponente und die Konzentration auf die Leistung wäre größer.

    Ich finde, dass dies tatsächlich ein super Vorschlag ist.

  • Deshalb gehört die "Somi"-Note endlich abgeschafft. Die ist nämlich wirklich unprofessionell, egal wie sehr man sich auch versucht an Kriterien zu orientieren.

    In der Oberstufe definitiv. Was das mit Hochschulreife zu tun haben soll, habe ich noch nie verstanden. Ich würde die Klausuren aber noch um Leistungen wie Vorträge, mündliche Prüfungen und experimentelle Hausarbeiten (wo KI nicht so viel hilft) ergänzen, bei denen der Einfluss auf die Gesamtnote konkret festgelegt ist.

  • Haben wir alles in Baden-Württemberg (externe Zweitkorrektur des schriftlichen Abiturs völlig anonym, man sieht/weiß weder Schule, noch Name des Schülers noch Bewertung des Erstkorrekors). Erst der Drittkorrektor sieht beide Korrekturen. Und beim mündlichen Abitur hat in jeder Prüfung ein Kollege eines anderen Gymnasiums Prüfungsvorsitz, wählt aus mehreren Vorschlägen an Aufgaben eine aus. Absprachen über Themen sind also unmöglich.


    Trotzdem werden auch bei uns die Noten immer besser.


    (Ich habe allerdings 1988 ebenfalls schon ein sehr gutes Abitur absolviert, 20 % meiner Schule hatten in diesem Jahr einen Schnitt 1,5 und besser, Durchschnitt war 2,1.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Gibt es in Bayern keine anonymisierte, schulfremde Zweit- und ggf. Drittkorrektur und schulfremden Vorsitz bei den mündlichen Prüfungen?


    Edit: Verhindert aber auch nicht landesweite Abiturdurchschnitte von um die 2,2 in BW. Übrigens auch schon in den 2000ern - nur weil jemand schrieb, dass es damals noch anders gewesen sei.

    Gibt es nur in Baden-Württemberg (wurde mehrhaft hier geschrieben) und ja, auch wir hatten 1988 diesen Schnitt.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • In der Oberstufe definitiv. Was das mit Hochschulreife zu tun haben soll, habe ich noch nie verstanden. Ich würde die Klausuren aber noch um Leistungen wie Vorträge, mündliche Prüfungen und experimentelle Hausarbeiten (wo KI nicht so viel hilft) ergänzen, bei denen der Einfluss auf die Gesamtnote konkret festgelegt ist.

    Und genau diese von dir vorgeschlagenen Leistungsbereiche sind Bestandteil der "SoMi"-Bewertung, der du die Aussagekraft absprichst.

  • Aber wie geht das konkret? Beispiel Mathematik-Abitur

    Indem die Lehrinhalte einfach massiv zusammengestrichen wurden. Gibt es heute in der Mathematik im Abi noch Kurvendiskussionen zu gebrochenrationalen Funktionen, Grenzwertbetrachtungen und Beweisführungen?

  • Und genau diese von dir vorgeschlagenen Leistungsbereiche sind Bestandteil der "SoMi"-Bewertung, der du die Aussagekraft absprichst.

    Was natürlich keinen dahergelaufenen Kollegen im Nachbarzimmer daran hindert, seine Einsen nach den eifrigsten Meldungen und dem hübschesten Lächeln zu verteilen, während ich diese Möglichkeiten mit ehernen Blindheit Justitias ausschöpfe. Und genau so lange kann da noch so ein ausführlicher Katalog stehen, nutzt nix.

    Gleiche konkrete Vorgaben zur Zusammensetzung der Note wären sehr leicht umsetzbar.

  • Da ist was dran. Ich habe in mündlichen Prüfungen immer bessere Noten raus als in Schriftlichen. Ich finde es trotzdem das "sympathischere" Format. Man kann auf einer guten Beziehungsebene sehr viel Stress aus der Situation nehmen. Wir haben in den Abschlussprüfungen einen externen Beisitzer, ich bin mir sicher, dass die letzten 6en, die ich gegeben habe, OK waren. Es gibt erstaunlich viele Jugendliche, die im Gespräch erheblich mehr abliefern können als schriftlich. Kieselsteinchen An der Stelle spielt das Zwischenmenschliche wirklich eine Rolle aber ich finde, absolut zum Positiven.

    In erster Linie profitieren von den Mündlichen Noten die redewandten, extrovertierten Schüler, die ruhigen, zurückhaltenden sind selten die mit Bestnoten.

    Abgesehen davon kann ich mir echt nicht vorstellen, dass Leute mit 4ern und 5ern im Schriftlichen plötzlich im Mündlichen 1er-Leistungen abliefern. Gerade gestern hat sich darüber nämlich mein Kind aufgeregt: Deutsch, Mitschüler hat im Schriftlichen immer 2 oder 3 Punkte, bekommt in der Ausfrage 15. Da schriftlich und mündlich inzwischen 1:1 gerechnet wird, hat das natürlich auch eine enorme Auswirkung auf die Gesamtnote.

  • Es gibt Schüler, die einfach keinen korrekten/verständlichen Satz aufs Papier kriegen, mündlich aber sehr aktiv sind und es irgendwie auch schaffen, sich hier dann verständlich zu äußern. Oder die in Klausuren schlichtweg regelmäßig Teilaspekte vergessen, bei der enger geführten Unterrichtsarbeit aber zu allem etwas beitragen können. Da kommt es dann durchaus zu großen Unterschieden in der Klausurnote und in der Note der Sonstigen Mitarbeit. Als jemand, der sein Leben lang alle Noten durch SoMi halbiert hat, nervt mich das auch sehr, weil eben nirgends ersichtlich wird, wie die Noten in den einzelnen Teilbereichen aussehen. Hätte ich was zu sagen, würde ich es wenigstens getrennt ausweisen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde die Klausuren aber noch um Leistungen wie Vorträge, mündliche Prüfungen und experimentelle Hausarbeiten (wo KI nicht so viel hilft) ergänzen, bei denen der Einfluss auf die Gesamtnote konkret festgelegt ist.

    das ist doch lange der Fall

    • Offizieller Beitrag

    Deutsch, Mitschüler hat im Schriftlichen immer 2 oder 3 Punkte, bekommt in der Ausfrage 15. Da schriftlich und mündlich inzwischen 1:1 gerechnet wird, hat das natürlich auch eine enorme Auswirkung auf die Gesamtnote.

    1: 1 betrifft aber die Durchschnitte beider Bereiche, stimmt's?
    Ansonsten kommt hier die punktuelle Benotung der bayrischen Abfragetradition durch.


    Von den sogenannten müdlichen Noten profitieren übrigens nicht nur die angeblich extrovertierten Schüler.
    Mündliche Beiträge und Extroversion = inhaltlich Mist ist genauso eine Plattitüde wie im Unterricht stumm, aber inhaltlich super.

    Eine Umfrage unter Schülern unserer Schule hat ergeben, dass "mündliche Epochalnoten" (= wie geht jemand mit den Unterrichtsinhalten um, welche Unterrichtsbeiträge leistet er/sie gefragt oder ungefragt, wie arbeite er/sie in Stillarbeits- oder Gruppenarbeitsphasen mit, welche Ergebnisse kommen dabei heraus) die schriftlichen Noten meistens verbessern. Und wenn jemand den Unterricht mit Beiträgen aus dem AF II und III das ganze Jahr über bereichert, warum sollte das weniger wert sein als eine puntkuelle schriftliche Abfrage in Form einer LK?

    Die Skepsis gegenüber diesen Noten, wie auch immer sie genannt werden, kann imho nur von Naturwissenschaftlern kommen. :flieh:

  • Die Überbewertung dieser Noten kann imho nur von Geisteswissenschaftlern kommen.

    Auch in unseren Fächern sind Kompetenzen zu entwickeln und die entsprechende Leistung zu dokumentieren, die über rein schriftliche Tests und Klausuren nicht abbildbar sind. Insofern halte ich es für zwingend geboten, diese anderweitig festzustellen. Dass es hierfür klarer Kriterien bedarf ist unbestritten.

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