Klinikaufenthalt Erfahrungen

  • Liebe Kolleg*innen,

    ich bin seit Ostern krank geschrieben und noch bis Ende Oktober dienstunfähig - erstmal. Die Amtsärztin rät zu einer Reha. Dort war ich, weil ich ein Verfahren zu meiner Dienstfähigkeit initiiert hatte. Nun ist die Frage wohin? Momentan liebäugle ich mit der Habichtswaldklinik. Wichtig ist mir tatsächlich, dass ich ein Zimmer für mich allein habe, weil ich oft Pausen brauche.

    Was habt ihr für Erfahrungen mit Kliniken, gern auch als PN, falls euch das hier zu öffentlich ist.

    Problematisch ist für mich auch, dass die Kasse erstmal was ambulantes möchte und der Amtsärztin aber die Verhaltenstherapie, die ich anfangen werde nicht ausreicht. Ich selbst würde mich auch freuen, mal aus allem raus zu sein, allerdings habe ich noch einen Mann, der hilfsbedürftig ist. Also ist der Schritt für mich auch nicht so einfacht.

    Vielleicht mag ja jemand Erfahrungen beisteuern, auch wenn das Thema ja immer noch sehr sensibel ist.

    Viele Grüße, Jeff

  • Hier gute Erfahrungen gemacht, allerdings schon 11 Jahre her: Klinik Hohenfreudenstadt | Freudenstadt im Schwarzwald | Rehabilitation - Prävention - RV - KK - Beihilfe - Privat (klinik-hohenfreudenstadt.de) Da kann man auch jemanden mitnehmen. Es gibt Einzelzimmer, auf Wunsch auch Doppelzimmer, wenn man jemanden dabei hat. Hierher kommen auch oft Leute, die einfach privat Auszeiten machen. Viele Lehrer mit und ohne "Einweisung", Bürgermeister, Journalisten, Bäuerinnen, Bundeswehrmitarbeiter, also gemischt. Was ein Manko ist: Die Einrichtung ist schon ziemlich in die Jahre gekommen und wahrscheinlich jetzt noch mehr. WLAN damals nur in bestimmten Bereichen.

    Aber das worauf es ankommt: Behandlungen, Essen, Freizeitmöglichkeiten (Wandern u.v.m.) war gut.

    Lass dich nicht von der christlichen Seelsorge auf der Website abschrecken, die ist mir da gar nicht begegnet.


    Begleitpersonen | Klinik Hohenfreudenstadt | Rehabilitation - Prävention - RV - KK - Beihilfe - Privat - Schwarzwald | Klinik Hohenfreudenstadt (klinik-hohenfreudenstadt.de)

  • Es gibt bei den meisten Kliniken neben dem stationären Angebot auch ein ambulantes Angebot als Tagesklinik. Das könnte der Spagat sein zumindest zwischen dem, was deine Kasse zu finanzieren bereit ist und die Amtsärztin für erforderlich hält an Behandlung. In dem Fall müsstest du dich umschauen, welche Kliniken es in deiner Umgebung gibt.


    Ich war zur Traumabehandlung 3x in stationärer Behandlung (Intervallbehandlung). Beim ersten Mal war ich in einer Klinik, die hauptsächlich (90%) Privatpatienten hatte. Das hat man an Angebot und Ausstattung gemerkt. Abgesehen davon war es aber die schlechteste Klinik, da diese in ihrer Behandlung nicht vorrangig darauf ausgerichtet war, die Patientinnen und Patienten wieder schnellstmöglich berufstätig zu machen oder gar zu halten. Ein Entlasskonzept, welches diesen Namen verdienen würde gab es insofern nicht, man war eher darauf eingestellt, Menschen häufiger wiederzusehen.


    Die beiden anderen Male war ich in einer Klinik der Rentenversicherung, die zu 90% GKV- Patienten behandelt hat. Das vorrangige Ziel war der Erhalt, bzw. die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Die Therapieansätze waren weniger fancy, mehr old school und erprobt, dafür aber ausnahmslos wirksam. Es gab ein gut durchdachtes Entlasskonzept und auch für mich als GKV- Patientin selbstverständlich ein Einzelzimmer (in der anderen Klinik hatten nur Privatpatienten das).

    Während in der ersten Klinik viele Selbstständige, Lehrkräfte, Ärzte behandelt wurden, war in der zweiten Klinik ein tatsächlicher Querschnitt der Gesellschaft zu finden sowohl im Hinblick auf die Beruf, als auch den sozioökonomischen Status. Das fand ich ebenso erfrischend und hilfreich, wie den Umstand, dass man die Arbeitsfähigkeit in den Fokus gerückt hat und nicht einfach nur die Gewinnmaximierung durch möglichst viele und lange PKV- Aufenthalte. (In Klinik 1 war es normal, wenigstens 3 Monate am Stück in Behandlung zu sein, PKV- Patienten gerne bis zu einem halben Jahr am Stück. In Klinik 2 hat man zunächst eine Bewilligung für 3 Wochen erhalten, die zwar beide Male bei mir problemlos verlängert wurde, dennoch war jedes Mal nach 7 Wochen zurück zuhause, um im Alltag weiterarbeiten und mich in diesen reintegrieren zu können, statt mich davon komplett abzukapseln. Ich habe das als deutlich hilfreicher empfunden, um eben zurück zu finden in einen gesünderen Berufsalltag/ Alltag.)


    Ohne Klinik 2 wäre ich heute nicht mehr arbeitsfähig. Insofern würde ich dir dazu raten, sehr offen dafür zu sein, nicht in eine Klinik zu gehen, die vorrangig oder ausschließlich Privatpatienten hat, gar auf Lehrkräfte spezialisiert ist, sondern aus der Blase auszubrechen und eher eine Klinik zu präferieren, die auch die Rentenversicherung nutzt. Das sind Kliniken, die dann zwar eher grundständige, klassische Konzepte verfolgen, aber eben solche, die sich bewährt haben und funktionieren, statt vor lauter fancy Kram, die eigentliche Kernarbeit zu vergessen, um die es geht. Nachdem mir in Klinik 2 einige Menschen begegnet sind, die selbst im medizinischen Bereich arbeiten und ähnliche Erfahrungen machen mussten, gehe ich davon aus, dass das zumindest nicht ausschließliche anekdotische Evidenz ist.

    Im kommenden Schuljahr steht mein hoffentlich letztes Behandlungsintervall an, das erste Behandlungsintervall, seit ich im Schuldienst bin. Ich werde auf jeden Fall beantragen erneut in Klinik 2 unterzukommen, damit ich erneut die Art effizienter Arbeit machen kann, die ich dorthin der Vergangenheit kennenlernen konnte und seitdem kontinuierlich weiter ausgebaut habe in meinem Alltag. Und um ehrlich zu sein freue ich mich schon jetzt darauf, dann beim Essen am Tisch oder in den Gruppen nicht quasi exklusiv Akademiker: innen sitzen zu haben, sondern Menschen, die aus Berufsgruppen kommen, mit denen ich weniger Berührungspunkte habe. Das hilft zumindest meiner Perspektive auch auf meine Probleme jedes Mal enorm, sowohl weil ich mir weniger verkopfte Herangehensweisen abschauen kann, als auch wieder zu schätzen lerne, was ich mir aber aufgrund meiner intellektuellen Fähigkeiten immer wieder selbst erarbeiten kannst meinem Weg zu mehr Heilung und das ganz ohne dabei beständig philosophische Gespräche über das spezielle Ernährungskonzept der Klinik führen zu sollen oder den basischen Wert von Kräutertee X im Vergleich zu Y, etc.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In der Klinik, die ich oben beschrieben habe, ging es darum, die Patienten ohne medikamentöse Behandlung auf die Beine zu bringen und fit zu machen. Die Medikamente, die man schon verordnet bekommen hatte, durfte man natürlich weiterhin nehmen, aber wer darauf gehofft hatte, hier welche zu erhalten, um seine Situation zu verbessern hörte nur: Wir sind hier kein Krankenhaus. Wenn Sie Medikamente wollen, gehen Sie dahin. Das fand ich persönlich gut, wie es andere fanden, weiss ich nicht.

  • In der Klinik, die ich oben beschrieben habe, ging es darum, die Patienten ohne medikamentöse Behandlung auf die Beine zu bringen und fit zu machen. Die Medikamente, die man schon verordnet bekommen hatte, durfte man natürlich weiterhin nehmen, aber wer darauf gehofft hatte, hier welche zu erhalten, um seine Situation zu verbessern hörte nur: Wir sind hier kein Krankenhaus. Wenn Sie Medikamente wollen, gehen Sie dahin. Das fand ich persönlich gut, wie es andere fanden, weiss ich nicht.

    Um beispielsweise mit Antidepressiva eingestellt zu werden muss niemand in ein Krankenhaus gehen. Gerade weil die Feinjustierung aber oftmals etwas braucht und von Nebenwirkungen begleitet ist, die es abzuwägen gilt ist es für viele Patienten hilfreich, wenn das im Rahmen einer Reha begleitet stattfinden kann. Was du schreibst passt aber sehr gut zu der ersten Klinik, in der ich war. Diese hatte anders als Klinik 2 ebenfalls kein umfassendes medizinisches Konzept und keinerlei Psychiater in der Kinik, so dass bestimmte Medikamente gar nicht genommen werden durften während des Aufenthaltes und andere nur weitergekommen werden konnten. Neuverordnungen waren nicht möglich. In Klinik 2 wurden dagegen Patienten bei Bedarf auch mit Antidepressiva eingestellt, wie ich mitbekommen habe oder bei mir beispielsweise die Dosierung des Schilddrüsenmedikaments angepasst anhand der Blutwerte durch eine Ärztin.


    Für mich wäre das, was du schreibst tatsächlich ein Hinweis auf einen bestimmten Behandlungsansatz, den ich als zu einseitig empfinde, da dieser eben nicht bei allen Patientinnen und Patienten ausreichend greift, die das- wie ich, als ich in Klinik 1 war- unter Umständen zunächst gar nicht ausreichend beurteilen können, darauf vertrauen, von Expertinnen und Experten nach bestem Wissen behandelt zu werden und nicht am Ende aus rein ideologischen Erwägungen heraus sinnvolle und nachgerade betrachtet erforderliche Behandlungsansätze vorenthalten zu bekommen.

    Das ist natürlich auch eine Frage der persönlichen Haltung und Ansicht. Wenn ich an meine Erfahrungen zurückdenke, habe ich mich bei der Auswahl der ersten Klinik aber zu sehr blenden lassen von schönen Ideen, die überzeugend klangen, nur um am Ende infolge eines therapeutisch unausgegorenen Konzeptes, welches zentrale Bausteine der Traumaarbeit aus ideologischen Aspekten heraus einfach komplett ausgeschlossen und geleugnet hat innerhalb von zwei Wochen im Alltag wieder genauso instabil zu sein wie vor der mehrmonatigen Behandlung. Hätte ich nur auf dieses Konzept vertraut wäre ich wie geschrieben heutzutage nicht mehr arbeitsfähig.

    Ich freue mich, dass das für dich gepasst hat Zauberwald. Hätte es das nicht, wäre der Klinikansatz aber möglicherweise fatal gewesen für dich, weil du nicht die Hilfe bekommen hättest, auf die zu bekommen du vertraut hattest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich war ja auch schon in unterschiedlichen Kliniken. Auch in einer privaten, die für mich gut war. Das lag aber in erster Linie an der Therapeutin und meinem GKV Versicherungsstatus, der gar keine Behandlung über viele Monate ermöglichte. Ich habe dort sonst, auch wie CDL schrieb viele Menschen erlebt die viele viele Monate dort waren. Und auch viele Lehrkräfte die mich für meine Berufswahl bedauert haben und auch nicht mehr in ihren Beruf wollten. Bei mir war und ist der Beruf aber gar nicht die Baustelle.


    Grundsätzlich muss man aber wahrscheinlich schon nochmal unterscheiden, ob man den Aufenthalt wegen Burnout und oder Depressionen macht oder wie CDL oder auch ich zur Traumatherapie. Traumatherapie setzt da einfach nochmal eine andere Expertise oder Erfahrung voraus.


    Die Habichtswald-Klinik hat an sich einen ganz guten Ruf, hab da auch schonmal einen Blick drauf geworfen, eigene Erfahrungen habe ich nicht. Ich kenne aber den Tagessatz, der vergleichsweise niedrig ist und kaum über dem einer GKV-Klinik liegt. Denke, dass das Angebot bzw. die Therapiedichte in anderen privaten Kliniken daher sicherlich nochmal größer ist als dort. Das muss aber nichts schlechtes sein.

  • Meer

    Psyche ist in der Tat nicht gleich Psyche. Das habe ich selber auch erlebt. Ich habe mit Panikattacken zu kämpfen. Aber eben nicht der Klassiker, sondern Panikattacken mit dem Zustand nach Herzinfarkt. Während man bei der normalen PA lernt auszuhalten, kann dies in Kombination tödlich enden, da die Symptome zum Teil sehr ähnlich sind und man das im Ernstfall eben nicht sauber trennen kann.

    Daher bedarf es einer Klinik, die sich hiermit in besonderer Weise auskennt. Diese habe ich für mich auch gefunden. Ist zwar einer private, aber auch für gesetzlich Versicherte geöffnet. Und zwar ist das die Klinik am Möhnesee. Wer also mit diesem Problem zu tun hat, schaut Euch die Klinik mal näher an. Die beschäftigen sich auch mit Psychokardiologie.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • chemikus das stimmt. Bei meiner letzten und stärksten Panikattake wies auch echt einiges auf einen Herzinfarkt hin. Wir waren dann in der Klinik, da wurde ein EGK gemacht und ein Bluttest. Aber das hat mich echt umgehauen. Gelernt, dass und wie man Panikattaken durchlaufen lässt, hab ich ja auch. Aber diese war eine ganz andere Nummer als die davor.

    Das freut mich für dich, dass du da ein Angebot gefunden hast, welches sich speziell damit beschäftig.


    @all

    Vielen Dank an alle für eure Meinungen. Ich denke, ich bin mit der Habichtswaldklinik gut bedient. Ich hab auch eher so normale Störungen;) und nichts spezielles was einer spezialisierten Einrichtung bedarf.

    Ich hab auch gerade nichts gegen Kolleginnen, die sich über den Job auskotzen, das kann ich auch grad ganz gut:sterne: Nur wäre es schön, den Punkt für persönliche Veränderung nicht zu verpassen und wirklich was rauszuziehen.


    Eine Tagesklinik kommt tatsächlich für mich nicht in Frage, da hätte ich das Gefühl ich bin den ganzen Tag weg und muss danach noch die Sachen schaffen, die ich jetzt über den Tag verteile. Dann bin ich lieber ganz weg und mich guckt nicht alles an.


    Viele Grüße, Jeff

  • Nur zur Info , Möhnesee hat ne richtige Klinik, keine Tagesklinik.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Jeff

    Habichtswald nimmt auch gesetzlich Versicherte oder nur privat?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Oh je, das wird bestimmt nicht billig

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es ist eine Privatklinik aber irgendjemand meinte, dass es von den Kosten her nicht so krass wäre.

    Ehrlich gesagt mich überfordert das alles auch. Mir geht es ja eh nicht gut und dann die Kasse die sagt, wir zahlen erst was ambulantes und dann, wenn das nichts bringt was stationäres. Dann die Amtsärztin, die meint Verhaltenstherapie sei ihr nicht genug. Puhhh.

    Dann diese ganzen Kliniken und im Bewertungsportal findet immer irgendwer was schlecht...

    Ich konzentrier mich jetzt erstmal auf die eine und gut ist.

    Alles andere ist mir viel zu viel.

  • Es ist eine Privatklinik aber irgendjemand meinte, dass es von den Kosten her nicht so krass wäre.

    Ehrlich gesagt mich überfordert das alles auch. Mir geht es ja eh nicht gut und dann die Kasse die sagt, wir zahlen erst was ambulantes und dann, wenn das nichts bringt was stationäres. Dann die Amtsärztin, die meint Verhaltenstherapie sei ihr nicht genug. Puhhh.

    Dann diese ganzen Kliniken und im Bewertungsportal findet immer irgendwer was schlecht...

    Ich konzentrier mich jetzt erstmal auf die eine und gut ist.

    Alles andere ist mir viel zu viel.

    Ruf dort an, die erklären dir alles. Je nach Versicherungsstatus ist es anders. Wenn man in der GKV ist muss man für Privatkliniken einen Antrag stellen und hat einen Eigenanteil, da die GKV nur den Betrag einer Vergleichsklinik zahlt.

    Bei Beihilfe und PKV ist das ja anders.

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