Chance oder Risiko?

  • liveblog der tagesschau


    Wenn die Kriegstreiber jatzt anfangen, sich selbst zu zerfleischen, bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Ganz zu schweigen davon, ob man die Hintergründe wirklich erfährt. Ist das eine Chance, dass der Krieg gegen die Ukraine bald beendet wird? Gibt es eine Bürgerkriegsgefahr in Russland? Oder eskaliert es weiter Richtung Westen?

    Raum für neue Spekulationen...


    Ein Dolchstoß in den Rücken

    Einmal editiert, zuletzt von pepe () aus folgendem Grund: 1. Link umbenannt

  • Nein, das sehe ich nicht. Dafür ist Wagner bei aller Präsenz in der Berichterstattung zu klein und unbedeutend. Mit Sicherheit ist das aktuell ein ernstzunehmendes Ärgernis für Russland, aber gerade weil die Söldnergruppe nicht in die reguläre Armee integriert ist, dürfte das Risiko, dass größere Teile der Armee bei einem solchen Putschversuch mitziehen, gering sein.

  • Das ist schon eine recht gefährliche Situation für Russland, würde ich meinen.


    Man muss sich das nur mal vorstellen:


    - Quasi die gesamten Streitkräfte (inkl. Söldnertruppe) sind an der Frontlinie oder kurz dahinter.

    - Plötzlich bewegt sich eine dieser Formationen wieder rückwärts, ohne dass dort noch großartig Truppen wären, die dies aufhalten könnten.




    Darüber wie es weiter geht, kann man aber schwer eine Prognose treffen, also ich zumindest nicht. Dafür kenne ich mich zu wenig mit den innerrussischen Verhältnissen und den Stimmungslagen in der Bevölkerung aus.

    Fest steht aber eines: Dieser Prigoschin ist sicherlich kein Menschenfreund.

  • Putin gilt als jemand, der abwartet und zuschaut, wie sich untere Ränge gegenseitig ausspielen und ausschalten.


    Da frage ich mich, wie viel der derzeitigen Situation forciert wurde.

  • Das Thema hat sich schon erledigt.

    Prigoschin hat seine Leute angewiesen umzukehren und in die Feldlager zurückzukehren. Man darf eben nicht alles glauben, was in dem einen oder anderen Medium als Super-Schlagzeile ausgeschlachtet wird.

  • Das war schneller vorbei als erwartet. Offenbar war doch sehr schnell deutlich, dass die Armee da nicht mitzieht und das Unterfangen aussichtslos ist.

    • Offizieller Beitrag

    Prigoschin hat seine Leute angewiesen umzukehren und in die Feldlager zurückzukehren. Man darf eben nicht alles glauben, was in dem einen oder anderen Medium als Super-Schlagzeile ausgeschlachtet wird.

    Oh, da muss dann sogar Putin drauf reingefallen sein. ;)


    Den "Marsch auf Moskau" gab es ja definitiv. Auch die Aussagen und Kritik von Prigoschin.


    Daher weiß ich gerade nicht, was du mit "man darf nicht alles glauben, was in dem ein oder anderen Medium als Superschlagzeile ausgeschlachtet wird" meinst. (Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich das "Super-Schlagzeilen-Medium" BILD nicht lese. ;) )

  • Stern schreibt einiges interessantes. https://www.stern.de/politik/a…elbar-bevor-33589852.html


    Letzte Nacht war in Rostow einiges los. Ich zitiere


    "Als Jewgeni Prigoschin auf Rostow marschierte, flohen Verteidigungsminister Schoigu und Generalsstabchef Gerassimow aus der Stadt. Dort bereiteten sie sich offenbar auf die Festnahme des Wagner-Chefs vor.


    ...

    Vor einigen Tagen tauchten erste Berichte über die Verlegung von 1500 Männern russischer Sondereinheiten nach Rostow auf. Zunächst sah es nach Verstärkung der russischen Kriegstruppen aus.

    Doch am Freitag wurde bekannt, dass Schoigu zusammen mit den Sondereinheiten angereist war. "Unseren Informationen zufolge, ist Schoigu nach Rostow gekommen, nicht um gegen die ukrainischen Streitkräfte vorzugehen. Zusammen mit dem Generalstabschef Gerassimow arbeitet er an einem Plan, die Wagner-Kämpfer festzunehmen", meldete der Telegram-Kanal "Moskauer Waschsalon" um 17.35 Uhr.

    "Der offizielle Grund ist die Weigerung, einen Vertrag mit den russischen Streitkräften abzuschließen. Es ist entschieden worden, den störenden Musikanten endgültig ein Ende zu machen. Es wird keine Gnade geben."

    Seit einige Monaten ist es der russischen Propaganda verboten, den Truppennamen Wagner zu erwähnen. Also gingen die Propagandisten dazu über, von Musikanten zu sprechen, wenn die Rede von der Wagner-Truppe war.

    ...

    Drei Stunden nach den ersten Meldung über den möglichen Grund des Aufenthalts von Schoigu und Gerassimow in Rostow ging Prigoschin zum Schlag über. Er ließ seine Truppe auf Rostow marschieren. Seitdem bewegt er sich unaufhaltsam auf Moskau zu.

    ...

    Der ursprüngliche Plan des russischen Militärs habe vorgesehen, die Wagner-Truppe bei Bachmut aufreiben zu lassen. "Prigoschin hat aber diesen Plan durchschaut und verstanden, dass die Eskalation seine einzige Option ist."

    Er habe den Rückzug aus Bachmut verkündet. Doch das Verteidigungsministerium habe dies zu verhindern versucht und eine Einheit entsandt, um die Wagner-Truppe am Rückzug zu hindern. Doch der Plan sei schief gelaufen, so Nacki.

    Im Mai hatte die Wagner-Truppe einen russischen Offizier gefangengenommen. Vor einer Kamera gestand er ein, die Rückzugswege der Prigoschin-Kämpfer vermint zu haben.

    Nach einer solchen Ohrfeige musste Prigoschin den Weg der Eskalation weiterbeschreiten. Einem direkten Befehl Wladimir Putins, sich dem Verteidigungsministerium unterzuordnen, erteilte er eine radikale Absage."


    Auf jeden Fall hielten sich viele Offizielle und auch das Militär heute auffallend zurück und Prigoschin konnte ungehindert Richtung Moskau marschieren. (Ein paar Bagger zogen zwar kleine Graben, ließen aber die Erde vor Ort.) Alle Welt konnte sehen, dass es keinen ernsthaften Widerstand gab. Zivilisten begrüßten sie freundlich. Anfang der Woche berichtete der amerikanische Geheimdienst wohl gegenüber Politikern, dass Wagner-Kämpfer Waffen an der Grenze sammelten, es war aus Zeitgründen nicht gut vorbereitet, doch wenn Russland wirklich stark wäre, wäre es sicher nicht zu diesem Kuhhandel gekommen (Straffreiheit für Prigoschin und seine Soldaten, offene Fenster und Tee solle er vielleicht meiden. ;) )

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  • Interessant fand ich, dass und wie Putin die Revolution 1917 ansprach. Er sieht sie nicht als Beginn seiner sonst so gepriesenen Sowjetunion, sondern sie habe den sicheren Sieg im 1. Weltkrieg geraubt (das Zarenreich sei bis dahin führend gewesen). Und jetzt würde der Putsch von Prigoschin den Sieg in der Ukraine in Gefahr bringen.


    Er sieht sich also als Nachfolger vom Zar (und nicht Lenin), er benötigte Kadyrow und seine Kämpfer, weil er den russischen Soldaten nicht traute. Der Putsch wurde von Prigoschin beendet, er behält sein Geld und Straffreiheit (auch wenn Putin sich sicher nicht an irgendwelche Verträge oder Absprachen hält, die ihm stören). Prigoschin kann (vorerst) aus Belarus in Ruhe zusehen, er gilt in Russland vielen als Held.

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  • Blick in die Glaskugel: Prigoschin ist so gut wie vergiftet.

    Ich schrieb ja, er soll offene Fenster und Tee meiden. ;)


    (Aber ohne Putsch wäre er jetzt verhaftet und das würde sein Leben noch mehr verkürzen. Und wie sicher ist aktuell Putin? Gestern gab es ein paar gleich lautende und nicht überzeugende Statesments einiger Offizielle, wer sich nicht äußern musste schwieg.)

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  • Am spannendsten ist doch immernoch zu lesen, was "unsere Seite" aus solchen Ereignissen macht.

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    Verstehe ich nicht, wenn meinst du mit "unserer Seite"?


    Politiker und seriöse Presse hielten sich sehr zurück.

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  • oder meinst du die Spekulationen von anonymen Kommentaren?


    (Am interessantesten finde ich aktuell die Spekulation, dass es abgesprochen sei und Prigoschin jetzt in Belarus seine Wagner-Truppe zusammen ruft, um die Ukraine von dort anzugreifen. Aber Otto Normalverbraucher kann herum spekulieren ohne Konsequenzen dafür zu übernehmen.)


    Also @Schweigeeinhorn, wen meinst du?

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