Gibt es mittlerweile Maßnahmen zur Erhöhung des Männeranteils bei Lehrkräften?

  • In NRW scheint das Verhältnis mittlerweile ziemlich aus dem Ruder zu laufen, sogar an den Gymnasien ist der Frauenanteil mittlerweile über die 61 % geklettert. Mir sind bislang aber keine Programme zur Förderung von Männern bekannt, aber ich bin auch nicht bei den Einstellungsprozessen involviert. Gibt es da Richtlinien, dass bestimmte Geschlechter bei gleichwertiger Eignung zu brvorzugen sind?


    Frauenanteil unter den Lehrkräften nach Schulart 2022 | Statista

  • Dass der Anteil an den Berufskollegs so hoch ist, wundert mich eigentlich deutlich mehr als an den Gymnasien.


    Eine Frauenquote dürfe es nicht geben und die ist auch gar nicht nötig, da der Trend scheinbar schon länger in diese Richtung geht; über eine Suchmaschine findet man zumindest viele Artikel, die schon länger zurück liegen und dieses Thema behandeln.


    Ich kann gut verstehen, dass viele Frauen diesen Beruf ergreifen: Es gibt keine Gehaltsunterschiede zu Männern und Kinderkriegen beeinträchtigt hier nicht "die Karriere".

  • Dass der Anteil an den Berufskollegs so hoch ist, wundert mich eigentlich deutlich mehr als an den Gymnasien.

    Mit "Kollegs" sind höchstwahrscheinlich WBK u. ä. gemeint und nicht die Berufskollegs, denn der komplette Titel der Statistik lautet: "Anteil der weiblichen Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland im Schuljahr 2021/2022 nach Schulart". Die beruflichen Schulen sind dort also gar nicht in dieser Statistik enthalten.


    In den nds. öffentlichen BBS ist der Anteil der männlichen und weiblichen Lehrkräfte in etwa gleich hoch: Im Schuljahr 2021/22 gab es hier 5323 männliche und 5538 weibliche Lehrkräfte (siehe Broschüre "Die niedersächsischen berufsbildenden Schulen in Zahlen" - Download unter Die niedersächsischen berufsbildenden Schulen in Zahlen | Nds. Kultusministerium (niedersachsen.de)).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Finde ich jetzt nicht problematisch, solange die Ursache nicht eine strukturelle Diskriminierung, sondern einfach anderes Verhalten bei der Berufswahl ist.


    Aber mal anekdotisch etwas, was m. E. überhaupt nicht sein darf: Grundschule, 12 Kolleginnen, 1 Kollege. Dieser wird vom Kollegium zum Gleichstellungsbeauftragten gewählt. Sechs Wochen später wird diese Wahl einkassiert (ob von Schulamt oder Bezirksregierung, weiß ich jetzt nicht): Die Gleichstellungsbeauftragte muss eine Frau sein 🤷‍♂️ Es hat mich jetzt nicht getroffen, ich habe hier genügend andere Aufgaben. Aber ich könnte ja auch ein alleinerziehender Vater sein oder homosexuell oder … halt jemand, der zu einer Minderheit gehört, diskriminiert wird oder sich zumindest diskriminiert fühlt und der in dieser Position eben die Interessen von Minderheiten vertreten und sich gegen Diskriminierung einsetzen wollte.

  • Klar ist das anekdotisch, denn es betrifft ja in diesem Fall Sissymausin ihrer (technischen) Abteilung. Genau das schrieb sie doch?!

    Ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Meine Formulierung hatte den Anspruch, nicht gleich alle unsichtbaren Wände der höflichen Kommunikation zu durchbrechen, stattdessen bewegte ich mich in den üblichen Sphären, die von von Thun und Watzlawik beschrieben werden. Ich wollte nicht undfreundlich sein und schreiben: "Deine Anekdoten sind nicht hilfreich".

  • Ich fände es schon erstrebenswert, wenn an den Schulen mit Sekundarstufe das Verhältnis ausgeglichen ist.

    Und ich fänd es erstrebenswert, wenn der Frauenanteil bei technischen Berufen höher wäre. Auch im Lehramt Technik. Ich fand auch den Männeranteil bei Erziehern zu gering.


    Welche Maßnahmen wünscht Du Dir denn, um das zu beheben?


    Ach Mist, ich hab eine Kollegin unterschlagen (Seiteneinsteigerin, noch nicht so lange da). Und eine Referendarin haben wir auch im technischen Bereich. Sorry.

  • Welche Maßnahmen wünscht Du Dir denn, um das zu beheben?

    Eine gute Frage. Mir fällt ein, bei der Lehrergewinnung gezielt männliche Abiturienten anzusprechen.

    Oder man wirbt mehr mit dem Nettolohn als mit der Familienfreundlichkeit. Man müsste irgendwas finden, was speziell Männer an diesem Beruf schätzen könnten.

  • Aber mal anekdotisch etwas, was m. E. überhaupt nicht sein darf: Grundschule, 12 Kolleginnen, 1 Kollege. Dieser wird vom Kollegium zum Gleichstellungsbeauftragten gewählt. Sechs Wochen später wird diese Wahl einkassiert (ob von Schulamt oder Bezirksregierung, weiß ich jetzt nicht): Die Gleichstellungsbeauftragte muss eine Frau sein 🤷‍♂️ Es hat mich jetzt nicht getroffen, ich habe hier genügend andere Aufgaben. Aber ich könnte ja auch ein alleinerziehender Vater sein oder homosexuell oder … halt jemand, der zu einer Minderheit gehört, diskriminiert wird oder sich zumindest diskriminiert fühlt und der in dieser Position eben die Interessen von Minderheiten vertreten und sich gegen Diskriminierung einsetzen wollte.

    So seltsam ist das gar nicht und steht nicht im Widerspruch dazu, dass die Gleichstellungsbeauftragte natürlich auch die Interessen des Kollegen zu vertreten hat. Hauptadressaten der Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten sind dennoch weiterhin Frauen, da diese noch immer vorrangig von Care-Aufgaben betroffen sind und auch Fälle sexueller Belästigung am Arbeitsplatz noch immer vorwiegend Frauen betrifft. Dass die damit verbundene Wahlrechtsbeschränkung durch den Gesetzgeber auch verfassungsrechtlich haltbar ist, hat u.a. das LVerfG Mecklenburg-Vorpommern bereits 2017 entschieden (Az. LVerfF 7/16).

  • Ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Meine Formulierung hatte den Anspruch, nicht gleich alle unsichtbaren Wände der höflichen Kommunikation zu durchbrechen, stattdessen bewegte ich mich in den üblichen Sphären, die von von Thun und Watzlawik beschrieben werden. Ich wollte nicht undfreundlich sein und schreiben: "Deine Anekdoten sind nicht hilfreich".

    Ah ja... Ich finde schon, dass auch solche Anekdoten hilfreich sind (sehr sogar!), denn sie zeigen ja nun mal für den technischen Bereich der beruflichen Schulen das Gegenteil von dem, was in der Statistik über den Frauenanteil in den allgemeinbildenden Schulen gezeigt wird. Und genau daher habe ich auch in meinen Beitrag die Statistik über den fast ausgewogenen Anteil an männlichen und weiblichen Lehrkräften an den BBS in NDS eingefügt.


    Aber wenn du die Beiträge von Sissymaus und mir für nicht hilfreich erachtest, dann sei es so :weissnicht:.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • [...] Frauen, da diese noch immer vorrangig von Care-Aufgaben betroffen sind [...]

    Hat die Gleichstellungsbeauftragte eigentlich auch die Aufgabe, Frauen davon zu überzeugen, dass sie nicht allein in Teilzeit gehen und dass dies doch stattdessen deren Partner zu gleichen Teilen Teilzeit machen soll?

  • Hat die Gleichstellungsbeauftragte eigentlich auch die Aufgabe, Frauen davon zu überzeugen, dass sie nicht allein in Teilzeit gehen und dass dies doch stattdessen deren Partner zu gleichen Teilen Teilzeit machen soll?

    Ja, das gehört durchaus zum Aufgabenspektrum dazu. Siehe hierzu u.a. §16 Abs. 4 Satz 1 BGleiG.

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