Wiedereingliederung und Schwerbehinderung

  • Hallo in die Runde und kurz zu mir:

    Ich bin verbeamtet, seit 15 Jahren, seit drei Jahren mit Schwerbehinderung von 50 GdB und in Teilzeit mit 65%.

    Leider wusste ich lange nicht um meine Rechte (Teilhabe an Stundenplan Gestaltung zum Beispiel) und bat die Schulleitung immer nur um Entgegenkommen, was dankend abgelehnt wurde.


    Als ich vom Recht auf Teilhabe erfuhr, sprach ich die SL nach Erhalt des Stundenplans vor den Ferien noch darauf an, und ob man bitte Änderungen vornehmen könnte, da ich mir einen "kompakten" Stundenplan gewünscht hatte und sie meinte, 1/3 Springerstunden sei doch kompakt... Als ich mein Recht ansprach, sagte sie das stimme, sei jetzt blöd gelaufen, denn zu spät, es habe ja jeder schon seinen Stundenplan, Veränderungen gingen dann zulasten anderer.


    Irgendwann kontaktierte ich den Schwerbehindertenbeauftragten und führte mit ihm und der SL das BEM Gespräch. Darin wurde gemeinsam definiert (weil das Wort scheinbar weit auszulegen ist...) was für mich ein kompakter Stundenplan ist und mit welchen Kursen / welchen nicht bei mir Entlastung geschaffen werden könnte, dann eben ab dem nächsten Schuljahr (also Sommer 2023).


    Absolut ungünstig, aber eben nicht zu ändern, erkrankte ich länger und steige im Sommer mit dem Hamburger Modell wieder ein.


    Nun bekamen alle eine Unterrichtsverteilung für das neue SJ zugeschickt, nur ich nicht. Erst hieß es auf Nachfrage, man wisse ja nicht wann und mit wie vielen Stunden ich zurück käme. Als ich sagte, die Wiedereingliederung liege der Schule seit zwei Monaten vor, teilte man mir die beiden Kurse für den ersten Schritt der Wiedereingliederung mit. Ich bat um die komplette Einteilung, da ich ein halbes Jahr aus dem Dienst war und mich jetzt schon so gut wie möglich auf alle Kurse vorbereiten können möchte.

    Doch es hieß, dass ich noch nicht komplett eingeteilt würde, das machten wir dann während der Wiedereingliederung.


    Hat schon jemand hier eine Wiedereingliederung gemacht und ging es dort ähnlich, dass er/sie nicht wirklich eingeteilt wurde? Ist das normal, weil die Schule einplanen muss, dass eine Wiedereingliederung scheitert? Ich denke mir nur, wenn es damals zu spät war alle Stundenpläne neu zu überarbeiten, als ich darum bat, um Entlastung zu bekommen, weshalb wird das nun eingeplant?


    Für mich ist es absolut nicht hilfreich, diese Ungewissheit. Ich traue mich aber nicht wirklich, nochmal zu "meckern" , weil ich weiß, dass jemand um den als Extrawurst à la Hamburger Modell geplant werden muss, ohnehin unten durch ist, vor allem, seit ich mit dem Schwerbehindertenbeauftragten dort aufschlug.


    Wenn es ein normales Procedere ist, akzeptiere ich es. Falls nicht, gehe ich momentan aber leider echt von Zermürbungstaktik aus, was ein unglaublich ekliges Gefühl wäre, mit diesem Gedanken zurück an die Schule zu gehen.


    Entschuldigt den langen Roman. Ich spüre während des Schreibens wie sehr mich das alles mitnimmt und dass ich (natürlich) null objektiv bin...


    Liebe Grüße

  • Als ich sagte, die Wiedereingliederung liege der Schule seit zwei Monaten vor, teilte man mir die beiden Kurse für den ersten Schritt der Wiedereingliederung mit. Ich bat um die komplette Einteilung, da ich ein halbes Jahr aus dem Dienst war und mich jetzt schon so gut wie möglich auf alle Kurse vorbereiten können möchte.

    Das ist relativ normal. Eine Wiedereingliederung setzt harte Grenzen für den Stundenplan. Es ist leichter nur mit den ersten zwei Stufen zu planen als mit der kompletten Wiedereingliederung, vor allem weil die Bedingungen ja je nach Stufe sich unterschiedlich auswirken können.

    Beispiel:

    Stufe 1: Nur 2 Stunden und 1 Springstunde pro Tag

    Stufe 4: Nur 4 Stunden und 1 Springstunde pro Tag

    Planst du mit Stufe 4 passt das eventuell mit der Springstunde bei Stufe 1 nicht, weil deine konstanten Lerngruppen vielleicht an einem Tag der Woche 2 Stunden auseinander liegen.


    Darüber hinaus gibt es ja auch noch andere Stundenplananforderungen zu erfüllen.


    Daher ist es einfacher, erst einmal nur die ersten beiden Stufen der Wiedereingliederung in der Unterrichtsverteilung einzuplanen und die Stunden der weiteren Stufen dann nachträglich in Abhängigkeit vom fertig gerechneten Gesamtstundenplan zu füllen, z.B. durch Teamteachingstunden. In der Regel werden die Planer nach Erstellung des Stundenplans natürlich eine Idee haben, wie sie die weiteren Stufen verplanen werden.


    Meistens sind das dann Teamteachingstunden oder Förderstunden. Das ist auch für die Betroffenen von Vorteil, weil es die Steigerung der Belastung in den späteren Wiedereingliederungsstufen etwas abmildert. Die größte Gefahr, dass Wiedereingliederungen scheitern oder verlängert werden müssen, besteht ja in den letzten Stufen, wenn die Belastung plötzlich deutlich steigt.


    Ist das normal, weil die Schule einplanen muss, dass eine Wiedereingliederung scheitert?

    Ja, das muss eigentlich immer mit geplant werden.

    Wenn nicht gleich ein Team gesetzt wird, dann wird meistens zumindest unsichtbar eine Ersatzlehrkraft vorgehalten. Wiedereingliederungen können auf jeder Stufe scheitern und jede Stufe kann kurzfristig verlängert werden. Das liegt in der Natur der Sache und ist auch nicht schlimm. Damit muss eigentlich immer gerechnet werden und man tut als Planer gut daran, dies gleich mit einzuplanen. Meiner Erfahrung nach wird ca. 1/3 aller Wiedereingliederungen zwischendurch abgeändert.


    Falls nicht, gehe ich momentan aber leider echt von Zermürbungstaktik aus,

    Ich kenne deine Schule nicht und den üblichen Prozentsatz an Idioten gibt es natürlich auch bei den Schulleitungen....


    Grundsätzlich ist es aber so, dass es keinen Vorteil gibt, jemanden zu 'zermürben'. Ganz im Gegenteil, die SL will ja dass der Plan verlässlich läuft. Das funktioniert nur, wenn niemand dauerhaft überlastet wird und der Plan einen akzeptablen Kompromiss zwischen allen Erfordernissen bildet.

  • Ich traue mich aber nicht wirklich, nochmal zu "meckern" , weil ich weiß, dass jemand um den als Extrawurst à la Hamburger Modell geplant werden muss, ohnehin unten durch ist, vor allem, seit ich mit dem Schwerbehindertenbeauftragten dort aufschlug.

    Meckern ist hinterher "herumnöseln" im Lehrerzimmer.

    Es ist immer richtig, die eigenen Sorgen und Erfordernisse sachlich mit den Verantwortlichen zu besprechen. Am besten sogar bevor mögliche Probleme auftauchen. Die Schwerbehindertenvertretung hinzu zu ziehen ist dein gutes Recht. Das ist auch für die SL vorteilhaft, weil die Schwerbehindertenvertretung Expertise und eventuell Lösungsideen hat, die eine SL im Alltagsgeschäft vielleicht nicht so auf dem Schirm hat. Wie gesagt, die beste Problemlösung ist immer Probleme im Vorhinein gleich zu vermeiden.

  • Ich sehe es auch so wie kodi und kenne es auch nur so. Ich habe so etwas schon mehrfach geplant und anders ist es aus den von kodi genannten Gründen kaum möglich.


    Hier mal wieder mein allgemeiner Tipp: sprecht nicht nur mit der SL, sondern auch mit den Stundenplaner:innen. Wusste deine Stundeplanerin von deinen Wünschen? Also hast du persönlich mit ihr gesprochen? Es kommt nämlich immer mal wieder vor, dass Stundenplaner:innen deutlich besser in der Lage sind, sich um solche Dinge zu kümmern, als Schulleiter:innen, die im Leben noch keinen Stundenplan gemacht haben.

  • Ich habe gerade meine Wiedereingliederung hinter mir.

    Du kannst mir gern Fragen mittels PN stellen.


    Ich habe übrigens auch eine Schwerbehinderung und bin recht fit im Thema.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Vielen lieben Dank für die Antworten!!!!

    Das hilft mir sehr.


    Ja, die Stundenplaner sind über alles informiert, was die Schwerbehinderung angeht und besprochene Entlastung. Auch mit den jeweiligen Fachschaftsvorsitzenden habe ich gesprochen, cc Stundenplaner und Schulleitung, dass eigentlich nichts schief gehen sollte, bei der Wiedereingliederung.


    Ich hatte negative Energie gesammelt, nachdem die letzten beiden Jahre meine Rechte und Bitten ignoriert wurden, sodass ich aus dieser Stimmung heraus vermutete. Nun bin ich dankbar, dass ich diese Stimmung abschütteln und positiv denken kann. Ich muss nämlich auch sagen, dass unsere SL neu war, und das in Corona Zeiten. Dass ich da mit meiner Erkrankung nicht Priorität hatte, verstehe ich auch.


    Ich gehe nun also davon aus, meine Bedürfnisse wurden gesehen und man möchte mich wirklich wieder integrieren.

    Ich freue mich tierisch auf den Neustart, muss mich schon drosseln, weil ich lauter Projekte im Kopf habe 🙈


    Danke!

  • Ich hoffe, du hast die Stunenplaner nicht nur über "setzen in CC" informiert. Das wird aus deinem Beitrag nicht klar. Man kann und sollte mit denen auch sprechen. Ich würde mir jedenfalls ganz schön veräppelt vorkommen, wenn man mich auf dem Wege über irgendwas informiert. Aber vielleicht hast du ja auch mit ihnen gesprochen.

  • Für mich ist es absolut nicht hilfreich, diese Ungewissheit. Ich traue mich aber nicht wirklich, nochmal zu "meckern" , weil ich weiß, dass jemand um den als Extrawurst à la Hamburger Modell geplant werden muss, ohnehin unten durch ist, vor allem, seit ich mit dem Schwerbehindertenbeauftragten dort aufschlug.

    Ich verstehe dein schlechtes Gefühl absolut, weil bei uns eine ähnliche Stimmung ist. Es wird son bisschen davon abhängig gemacht, welche Diagnose der/die Betreffende hat, ob man das nachvollziehen kann und wie lange das Problem schon besteht.

    Das ist natürlich nicht zulässig, aber die Realität.


    Ich würde daher einen Gefühls-Gegenvorschlag anbieten: wenn keine Rücksicht genommen wird, dann setze deine Rechte umso mehr mit Schwerbehindertenvertretung durch. Die Schulleitung ist kein Arzt und kann schlicht nicht beurteilen, was du gerade brauchst und was deiner Genesung sogar hinderlich ist. Du hast Anspruch auf diese BEM-Gespräche und Maßnahmen und weiß Gott, es gibt in der Schule wenig Möglichkeiten der Entlastung. Vor der Klasse zu stehen ist anstrengend, man kann nicht wie im Büro mal vom PC gedanklich abschweifen.


    Nach dem Motto "läster du nur, dann geht die Wiedereingliederung umso länger" *schulterzuck*. Oder des "Schätzchen, wir können gerne tauschen. Du nimmst meine Krankheit und meine Behinderung und ich dafür dein dummes Gequatsche." Quasi eine gesunde Portion des *fick dich*.

  • Synapsenfunken

    Nu mach Dir Mal nicht so viele Gedanken. Gerade in der jetzigen Zeit haben wir zig BEM Verfahren zu begleiten und darunter zahlreiche Wiedereingliederungen. Wer Schulleitung sein will, zu dessen Aufgaben gehört es, auch damit fertig zu werden. Und mach Dir da kein schlechtes Gewissen. Das schlechte Gewissen hat bestimmt Dein Schulleiter, weil er das seiner Zeit nicht rechtzeitig umgesetzt wird. Das lag aber vielleicht daran, dass es nicht klar und deutlich genug vorgetragen wurde. Mach das in Zukunft U d nimm auf jeden Fall Deine Schwerbehindertenvertretung mit dazu, was übrigens auch Dein gutes Recht ist. Deswegen bekommt niemand einen roten Reiter an die Personalakte. In diesem Sinne gute Besserung.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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