Schüler:innen duzen oder siezen in SEK II ?

  • Sehr interessante Frage, mit der ich mich schon öƒters beschäftigt habe (im Erwachsenenkontext)


    In der ersten Unterrichtsstunde frage ich die Schüler (zwischen 17 - 40) immer, ob sie geduzt oder gesiezt werden möchten. Es ist noch nicht einmal vorgekommen, dass jemand gesiezt werden wollte :).


    In meiner Abteilung (BK, IT-Sektor) bin ich der einzige, der daher konsequent alles und jeden duzt und mit Vornamen anspricht (vom Schüler bis zum Schulleiter).

    Aus der IT in der freien Wirtschaft und im ÖD kenne ich das auch so. Da ist es eine Anomalie, wenn man sich siezt. Bei meinem ersten Job außerhalb der Uni bin ich da mit meinem ansozialisierten Sie aufgeschlagen und wurde komisch angeguckt. Andersrum war es dann wieder ein (sehr) kleiner Kulturschock, in der Schule auf Menschen zu stoßen, die Sie + Nachnamen oder gar Sie + Vornamen verwenden. Naja, man gewöhnt sich daran. Für mich persönlich schließe ich Sie + Vornamen aus. Entweder Sie + Nachname oder Du + Vorname.

  • Für mich persönlich schließe ich Sie + Vornamen aus. Entweder Sie + Nachname oder Du + Vorname.

    Das geht mir ähnlich. Diese Mischform (Vorname + Sie) ist irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Gerade bei ausländischen Schülern würde ich es vermeiden diesen eine falsche Mischform beizubringen. Außerhalb der Schule habe ich es nirgendwo erlebt, dass diese Form der Ansprache verwendet wird und die 'falsche' Person mit dem Vornamen anzusprechen kann dann doch zu angenehmen Situationen führen.


    In meiner Schule verwendet der Großteil der Kollegen diese Mischform oder eben das Siezen. Ein Kollege begründet die Mischform damit, dass die Vornamen wesentlich leichter sind als die Nachnamen (was das Lernen und das Aussprechen angeht). Ist für mich nachvollziehbar, da wir je nach Klasse/Schulform einen hohen Migrationsanteil haben können und die Namen dann für uns ungewohnte Ohren doch schwieriger sind als Schmidt & Müller. :).


    Es ist wie gesagt doch sehr Klientelabhängig. In einem Berufsvorbereitungsjahr müsste ich auch 2x darüber nachdenken ob das Du keine Nachteile mit sich bringt, die ich vermeiden wollen würde. Bei Personengruppen ohne Konfliktpotenzial (IT Klassen oder Abendschule) lebt es sich (für mich zumindest) mit dem Du wesentlich angenehmer.

  • Das ist interessant. Ich habe in der gymnasialen Oberstufe bis jetzt immer gute Erfahrungen gemacht mit dem Sie+Vornamen. Ich ertappe mich allerdings in den letzten Jahren häufiger dabei, dass ich versehentlich duze. In der Selbstreflexion anschließend komme ich mir fast übergriffig vor...

  • Das ist interessant. Ich habe in der gymnasialen Oberstufe bis jetzt immer gute Erfahrungen gemacht mit dem Sie+Vornamen. Ich ertappe mich allerdings in den letzten Jahren häufiger dabei, dass ich versehentlich duze. In der Selbstreflexion anschließend komme ich mir fast übergriffig vor...

    Ich praktiziere ebenfalls das Hamburger Modell (Sie+Vornamen) ab Jg. 11. Sämtliche Lehrmaterialen sowie Abi-Klausuren sind ohnehin in der Sie-Form verfasst. So fährt man die Anrede betreffend nicht zweigleisig.


    Eigenartigerweise sprechen auch die Lehrkräfte, die sonst auf das DU pochen, ihre Schüler in der Klausur mit "Sie" an.

  • weil es Vorgabe ist (zumindest in Thüringen bei schriftlichen Aufgaben). So eigenartig ist es also gar nicht.

    Echt? Es gibt bei euch eine offizielle Vorgabe, wie Schüler bei Aufgaben anzusprechen sind?

    Da würde mich die Formulierung im Schulgesetz interessieren.

  • In der ersten Unterrichtsstunde frage ich die Schüler (zwischen 17 - 40) immer, ob sie geduzt oder gesiezt werden möchten. Es ist noch nicht einmal vorgekommen, dass jemand gesiezt werden wollte :).

    Weil das immer so ist, kannst du dir Frage auch sparen.

  • Weil das immer so ist, kannst du dir Frage auch sparen.

    Nehmen wir an, wir hätten eine Gruppe von 26 SuS. 10 davon möchten gesiezt werden, 16 nicht. Wie würdet ihr "Anrede-Demokraten" dann vorgehen?

  • Ja. Einige gibt es, die ich dutze.

    Auf dem Dorf ergibt sich das manchmal einfach. 😉

    Derart gemischte Anredeformen gerade in asymmetrischen(!) Beziehungen halte ich für problematisch.


    Im Studium hatte ich einen Professor, der große Exkursionen ins Ausland veranstaltete. War man dort mitgefahren, wurde man fortan vom Professor geduzt. Diese Anrede im Seminar erweckte den Eindruck, dass der Professor einigen wohler gesinnt war als anderen. Es etablierte meines Erachtens eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.


    Ich habe das im Rahmen einer Evaluation angesprochen. Auf Verständnis seitens des Professors traf das nicht.

  • Derart gemischte Anredeformen gerade in asymmetrischen(!) Beziehungen halte ich für problematisch.

    Ich duze auch manche Eltern. Wenn ich mit denen in der Freizeit Kontakt habe, bspw. im Verein und sie dort duze, halte ich es für merkwürdig, sie im Schulkontext zu Siezen.

    Diese Eltern duzen mich natürlich auch.

    Zitat

    Im Studium hatte ich einen Professor, der große Exkursionen ins Ausland veranstaltete. War man dort mitgefahren, wurde man fortan vom Professor geduzt. Diese Anrede im Seminar erweckte den Eindruck, dass der Professor einigen wohler gesinnt war als anderen. Es etablierte meines Erachtens eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.


    Ich habe das im Rahmen einer Evaluation angesprochen. Auf Verständnis seitens des Professors traf das nicht.

    Bei uns wurden auch Leute, die z.B. länger Hiwi waren, an Projekten mitgearbeitet haben oder anderweitig im Fachbereich integriert waren, von Dozenten geduzt. Das war nie ein Problem. Warum sollte es eines sein? Beziehungen zu Dozenten können unterschiedlich sein.

  • weil es Vorgabe ist (zumindest in Thüringen bei schriftlichen Aufgaben). So eigenartig ist es also gar nicht.

    Die schriftlich fixierte Vorgabe in einer Verordnung oder gar nur einem Erlass würde ich aber auch gerne mal sehen. Für NDS ist mir ehrlich gesagt keine schulrechtliche Vorgabe bekannt, nach der Aufgaben in der Oberstufe mit "Sie" als Anrede zu formulieren sind.

  • Aus den VV zu § 14 des BASS (NRW):

    Zitat

    14.2.4 Die Klausuren im letzten Halbjahr der Qualifikationsphase werden hinsichtlich der Aufgabenformate, des kriteriengeleiteten Bewertungssystems, der Aufgabenauswahl sowie der zeitlichen Vorgaben unter Abiturbedingungen geschrieben.

    Man könnte das jetzt so deuten, dass das „Aufgabenformat“ auch die Anrede beinhaltet. Ein Schüli könnte also irritiert sein, wenn es in der zentral gestellten Klausur plötzlich gesiezt wird, so dass es die Aufgabe nicht in der Qualität bearbeiten kann, als wenn es sich vorher an die Anrede hätte gewöhnen können. Sollte es dann gegen dieses ungewohnte Aufgabenformat klagen, könnte es Recht bekommen.

  • Derart gemischte Anredeformen gerade in asymmetrischen(!) Beziehungen halte ich für problematisch.

    Mit Eltern habe ich nichts zu tun. Ausbilder duze ich auch ohne Ausnahme, da es einfach in meinem Umfeld (IT!) üblich ist. Es ist eher amüsant zu sehen, wenn ein neuer Ausbilder bei unserem regelmäßigen Treffen meint irgendeinen anderen Ausbilder oder einen Lehrer zu siezen und dann seltsam angestarrt zu werden.


    Das betrifft allerdings wie gesagt AUSSCHLIESSLICH die IT bei uns! In den anderen Berufszweigen an der Schule wird das nicht so gehandhabt.

  • In den anderen Berufszweigen an der Schule wird das nicht so gehandhabt.

    Bei uns schon. Nämlich dann, wenn die KuK die Ausbilder*innen schon seit Jahren kennen und schon lange mit ihnen zusammenarbeiten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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