Schüler:innen duzen oder siezen in SEK II ?

  • Woher kommt denn überhaupt dieses Bedürfnis, das du ansprichst, @Pyro, mit Ehemaligen befreundet sein zu wollen?

    Es gibt einige Schüler, die mir auch persönlich sehr sympathisch sind, und von denen es mich freuen würde, auch nach dem Abitur noch zu hören. Aber befreundet? Ne, tut mir leid, da sind die Ausgangsvoraussetzungen echt nicht die richtigen dafür, und die Lebenswelten und Altersbereiche zu unterschiedlich.

  • Aber befreundet? Ne, tut mir leid, da sind die Ausgangsvoraussetzungen echt nicht die richtigen dafür, und die Lebenswelten und Altersbereiche zu unterschiedlich

    Über solche Aussagen wundere ich mich dann schon, vor allem noch, wenn sie von einer Person kommen, die mutmasslich deutlich jünger ist als ich. Was ist denn an deiner Lebenswelt so speziell, dass du dich mit einem Mitte 20jährigen, der grad noch studiert, nicht "normal" unterhalten kannst? Ich bekomme im August eine neue Kollegin, die grad den Master abgeschlossen hat, sie ist jetzt 24. Bisher unterhalten wir uns sehr gut. Sie hat ne Menge gemacht während des Studiums, war im Ausland, gerade arbeitet sie noch bei der Roche und sie hat interessante Hobbies. Ich habe auch genug zu erzählen, passt also alles. Die Älteste in der Fachschaft ist dann 56, ich bin 44 und dazwischen haben wir noch jemanden mit 35. Meine liebste Kollegin, mit der ich auch gut befreundet bin, ist 62. Ich kann mich sicher nicht mit allen, aber doch mit einigen meiner 18jährigen Schülerinnen und Schüler auch sehr gut unterhalten. Auf irgendwelche dreckigen Totsaufparties hätte ich eh keine Lust mehr, deren Leben ist 5 Jahre später aber auch ein anderes. Vielleicht hat man da als Lehrperson ein anderes Verhältnis, wenn man die jungen Leute sowieso erst mit 15 kennenlernt. Da sind sie schon immer noch Kinder, aber bei den meisten geht es schnell, dass sie "gross" werden. Ich sehe da auch zwischen Gymnasium und Fachmittelschule keinen wesentlichen Unterschied.

  • Über solche Aussagen wundere ich mich dann schon, vor allem noch, wenn sie von einer Person kommen, die mutmasslich deutlich jünger ist als ich...

    Ich glaube, das leicht Befremdliche ist eher der Kontaktwunsch. Klar kann man einen ehemaligen Schüler bzw. Schülerin auf der Straße treffen und sich freuen und fragen, wie es geht. Bei einigen klingt es aber so, als würden diese regelmäßig zum festen Freundeskreis werden und im Schnitt ist man halt 20-30 Jahre älter und hat bereits Freunde im gleichen Alter. Umgekehrt interessiert es mich zwar, was unsere Lehrer heute so machen und ich google aller 10 Jahre, was die so tun. Ich würde mich aber eher nicht in die Heimat aufmachen, einen der heute 70-80 Jährigen besuchen und mit Du ansprechen. Ich persönlich wohlgemerkt, ich lese gerade, dass andere es anders machen.

  • Bei einigen klingt es aber so, als würden diese regelmäßig zum festen Freundeskreis werden

    Echt? Den Eindruck habe ich gar nicht. Ich habe in den letzten 10 Jahren hunderte von Jugendlichen bis zur Matura durchgeschoben. Wenn ich 2 - 3 davon irgendwann auf ein Bier wieder treffe ist das eigentlich nur ein sehr kleiner Bruchteil derer, die ich mal unterrichtet habe. Die anderen > 99 % interessieren mich überhaupt nicht (mehr). Jemanden mal auf ein Bier oder zum Essen zu treffen ist auch noch weit entfernt vom "festen Freundeskreis". Zumindest bei mir, da bin ich ohnehin recht speziell. Ich sehe nur einfach nicht, wo da das grundsätzliche Problem sein sollte.


    Es bleiben ansonsten eine Menge lustiger, kurioser und manchmal auch tragischer Geschichten. Noch erinnere mich zumindest bei denen, die ich länger als 1 Jahr im Unterricht hatte, tatsächlich noch an alle Namen und Gesichter. Aber dafür habe ich einfach ein sehr gutes Gedächtnis. Irgendwann ist auch das vorbei.

  • Woher kommt denn überhaupt dieses Bedürfnis, das du ansprichst, @Pyro, mit Ehemaligen befreundet sein zu wollen?

    Es gibt einige Schüler, die mir auch persönlich sehr sympathisch sind, und von denen es mich freuen würde, auch nach dem Abitur noch zu hören. Aber befreundet? Ne, tut mir leid, da sind die Ausgangsvoraussetzungen echt nicht die richtigen dafür, und die Lebenswelten und Altersbereiche zu unterschiedlich.

    Es waren meine Schülerinnen und Schüler, die mich gefragt haben, ob wir mal gemeinsam Kaffee trinken könnten, und ich war aufgeschlossen und ließ mich darauf ein. Mir war klar, dass diese Ehemaligen ein freundschaftliches Verhältnis anstreben, und ich dachte, dass das in Ordnung sei, wenn es sich natürlich entwickelt.


    Es stellte sich heraus, dass es sich für mich eben nicht natürlich entwickelte, weil ich in den Gesprächen merkte, dass sie oft noch sehr unreif denken, was in ihrem Alter verständlich ist. Das führte dazu, dass ich mich nicht wirklich öffnen konnte und wollte. Vielleicht klappt es in ein paar Jahren, wenn sie älter sind. Ich verschließe mich dieser Möglichkeit nicht, aber ein Bedürfnis danach habe ich momentan nicht.

  • Es ist kein Muss oder dringendes Bedürfnis.


    Wenn mir jemand menschlich sympathisch ist, dann ist es doch kein Problem.


    Vielleicht liegt es bei mir aber auch daran, dass ich nur mit Erwachsenen arbeite. Nach dem Abschluss aber auch während der Schule sehe ich da kein großes Gefälle und ich lerne sehr gerne von Erfahrungen meiner Lerngruppen.

  • Vielleicht liegt es bei uns auch am Einzugsgebiet, ich habe doch einige Jugendliche, die mit 18 schon ganz schön viel zu erzählen haben. Oft sind es halt Kinder von Kriegsflüchtlingen, die Eltern sind irgendwann mal aus Sri Lanka oder dem Kosovo in die Schweiz gekommen. Dahinter stehen entsprechende Familiengeschichten und es ist auch nicht selbstverständlich, dass die Kinder überhaupt bei uns an einer Mittelschule sind. Klar gibt es die, deren Leben nur aus TikTok und Zalando besteht aber es sind doch einige, die für letzteres nicht einfach daheim die Hand aufhalten sondern nebenher schon selber Geld verdienen (müssen). Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut organisiert die oft schon sind mit Schule, Hobbies, Jobben und Ausgang.

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