Radius bei Abordnung

  • Seit ich eine Woche mit dem öpnv fahren musste, habe ich Verständnis für (fast) alle Zuspätkommer. Das war heilsam. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist. Hier im Schwarzwald kommen die Schüler auch aus Orten wie Hinterunterendederwelt.

    Da wir eine berufliche Schule sind, haben wir ein großes Einzugsgebiet und viele fahren schon um 5.30 Uhr los. Eigentlich unzumutbar.

  • Da wir eine berufliche Schule sind, haben wir ein großes Einzugsgebiet und viele fahren schon um 5.30 Uhr los. Eigentlich unzumutbar.

    Hätte ich um 5:30 Uhr losfahren müssen, hätte ich das Abi nicht geschafft bzw. ich wäre grundsätzlich erst zur zweiten oder dritten Stunde gekommen.

  • Man gewöhnt sich an alles. Aber die Lehrer die in der Stadt mit gutem öpnv leben, können sich das oft gar nicht vorstellen.

    Und richtig klar wurde mir es auch erst, als ich ohne Auto mit dem Bus durch die Dörfer tuckern durfte, alle 2 Minuten an einer Haltestelle verweilend. Wenn man den Bus verpasst kommt eine Stunde später der nächste.

  • Hätte ich um 5:30 Uhr losfahren müssen, hätte ich das Abi nicht geschafft bzw. ich wäre grundsätzlich erst zur zweiten oder dritten Stunde gekommen.

    Mein Bus ist um 6:30 Uhr gefahren und zwar von Klasse 5 bis 13. Er war dann übrigens 35 Minuten vor Schulbeginn da, aber es gab keinen anderen. Das ist Dorf.

  • Das ist staatliche Unfähigkeit und sorry, teils auch Versagen der Bildungsadministration. Ich kenne einen Schulort mit dem einzigen Gymnasium im Landkreis und Bahnlinien in fast alle Richtungen, da kommen alle Züge zwischen 6.31und 6.35 Uhr an. Dann erst wieder um 7.31 Uhr. Schulbeginn ist um 7.30.

    Schulende ist um 12.30, die Züge fahren um 12.31 und dann erst wieder um 13.31. Da bekommt man im Laufe eines 9jährigen Lebens, die Bahn wäre leider immer pünktlich.

    Immerhin wird es scheinbar jetzt Schüler*innen wieder erlaubt im Bahnhofsgebäude zu warten. In den 90ern wollte man die Schülerhorden dort nicht haben, um die Tourist*innen nicht zu stören.


    Ich frag mich immer noch, wer sowas eigentlich plant und warum man diesen Schulbeginn nicht auf zivilisierte 8 Uhr legen kann. Andererseits gibt es dort, wo ich jetzt wohne, in einem völlig anderen Bundesland, ein Gymnasium in Alleinlage, d.h. mit 100% Bus-Fahrschüler*innen das fängt schon um 7.10 Uhr mit der ersten Stunde an und es gibt zusätzlich eine 0. Stunde. Zum Glück fehlt mir aber eh die richtige Konfession, um mich dorthin versetzen zu lassen.

  • Ich sehe es durchaus auch kritisch an, wenn man aufgrund der Unzuverlässigkeit des ÖPNV bei Regelbetrieb für alle Eventualitäten eine Stunde oder noch länger als Puffer einplanen muss. Das ist ja durchaus auch Lebenszeit, die dafür drauf geht - und das in Zeiten eines größeren Bewusstseins für Work-Life-Balance. Klar, man sollte die Strecken nicht so knapp kalkulieren, dass man gerade so mit dem Gong in die Klasse reinstolpert. Bis zu 20 Minuten Puffer finde ich legitim, es sei denn, man möchte freiwillig früher kommen, was hier ja auch teilweise praktiziert wird.

    Naja, ein bißchen ist die Wahl des Wohnortes in Bezug zum Arbeitsort ja auch selbstgewähltes Schicksal. Wenn jemand eine Stelle sucht, bei der man 2 Std fahren muss, dann muss man eben dementsprechend früh losfahren.

    Bei nicht gewollten Abordnungen sähe die Sache für mich etwas anders aus. Da würde ich tatsächlich auch mal öfter drauf ankommen lassen. Ich glaube kaum, dass es zumutbar ist, auf Dauer um 5 Uhr täglich seinen Arbeitsweg anzutreten.


    Meine Situation: Schule auf dem Dorf. Massig Lehrer- und Schülerparkplätze. Großes Einzugsgebiet bis ins tiefste Sauerland, daher fahren meine SuS auch gern mal 1-1,5 Stunden. Schulbeginn ist aber um humane 7:50 Uhr. Also machbar.

    Es kommen übrigens meist die zu spät, die nah dran wohnen.


    Ich bin immer gg 7 Uhr da und arbeite schon einiges weg. Hab um diese Uhrzeit 5-7 Minuten Arbeitsweg.

  • Es ging mir hier weniger um den langen Arbeitsweg, da hast du Recht mit dem selbstgewählten Schicksal, sondern eher, um den Punkt, ob man zur Berücksichtigung aller Eventualitäten bei der Nutzung des ÖNPV eine deutlich frühere Strecke nehmen sollte, was wiederum, sollten Bus und Bahn pünktlich kommen, bedeutet, dass man ggf. auch einmal eine Stunde (oder sogar noch mehr) früher vor Ort wäre.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man aber einigermaßen schlau ist (ich weiß, schwierig), dann dreht man in der Stunde, in der man "zu früh" in der Schule ist, nicht Däumchen.
    Ich bin ja auch oft mit dem Zug gependelt, bzw. tue es jetzt aktuell täglich und es gibt Tätigkeiten, die man mit einer Zugfahrt oder eine "Wartezeit" im Lehrerzimmer kombinieren kann. Und darunter sind auch viele, die dem Lehrerberuf zuzuordnen sind.
    - Texte für die Unterrichtsvorbereitung lesen / suchen (auch: Podcasts hören)

    - kleinere Tests korrigieren (bei Klausuren bin selbst ich nicht so hart im Nehmen, Klassenarbeiten gehen aber auch)

    - Mails und Nachrichten vorbereiten (und bei Netz abschicken)

    - Notizen zum Tagesablauf, Sonstige-Mitarbeit-Noten

    - Elternkorrespondenz, usw..
    - Arbeitsblatt-Gestaltung

    - Kopieren (in der Schule)


    Aber schon alleine die Vor- und Nachbereitung kann quasi einen sehr großen Teil einnehmen. Klar, am Schreibtisch lese ich schneller als im ÖPNV, aber Däumchen drehen, damit ich danach am Abend am Schreibtisch lese? Dann ist es eben selbstgewähltes Schicksal.
    Wer anderthalb Stunden nur in Zügen mit Stehoption wie in der Sardinendose pendelt, sollte sich das anders überlegen.
    Auch zum Beispiel ein Grund, warum ich zum Teil früher zur Arbeit oder später nach Hause fahre: Ich will eine (stündliche) Verbindung lieber. In den 50 Minuten Fahrt kann ich ca. 45 Minuten mit Laptop sitzen (muss ich aber nicht, ich starre auch mal gerne aus dem Fenster mit Musik auf den Ohren), bei der anderen Verbindung (auch 50 Minuten aber mit Umstieg und Wartezeit am Gleis) ist nur der Podcast effizient.

    und alles ein weiterer Grund, warum ich lieber ÖPNV als Auto fahre (ist aber tatsächlich nur ein Grund unter den vielen)

  • Wenn das Auto aber minütlich statt stündlich und in 30 statt 60 Minuten die Strecke zurückliegt, würde ich immer das Auto nehmen. Der Podcast geht da auch.

    • Offizieller Beitrag

    Geht auch.
    Ich verteufele nicht die Autofahrt. Sie kommt für MICH aus verschiedenen Gründen nicht in Frage und da muss ich mich mal arrangieren. Und die Aussage von einigen (generell Autofahrenden), dass es eine komplett verlorene Zeit sei, ist halt falsch.
    Als Autofahrende bin ich aber auch immer früh vor Ort gewesen, weil ich Staus vermeiden wollte.

    • Offizieller Beitrag

    ach so? komisch. Ich arbeite auf ziemlich vielen Fahrten.

    Ich habe ja nicht gesagt, es sei nie verlorene Zeit, sondern es kann je nach Fahrt (ich habe ja ein Beispiel gegeben, wann es für mich nicht geht) sinnvoll benutzt werden. Selbiges für das "früh ankommen", worum es anfänglich ging.
    Genauso gilt umgekehrt: woran willst du festmachen, dass ich die Zeit im Zug nicht zum Arbeiten nutzen kann? (was ja faktisch falsch ist).

  • Genauso falsch ist die Aussage von Bahnfahrenden, daß sie die Zeit im Zug zum Arbeiten nutzen könnten.

    Als ich noch Vollzeit studiert habe, bin ich viel Zug gefahren und habe auch im Zug gearbeitet. Texte gelesen, programmiert, Vorlesungen nachgeholt etc. Nicht immer die ganze Strecke und bei der Heimfahrt im Berufsverkehr habe ich auch öfter mal im Zug stehen müssen, aber generell kann man selbst im Regionalzug oft ganz gut arbeiten.

    Ich bin echt nicht der größte Fan des Bahnfahrens, aber die implizite Behauptung, man könne im Zug nicht arbeiten, ist einfach falsch.

  • Die Wegstreckenentschädigung soll mittlerweile sogar bei 35 Cent liegen. Aber das muss ich noch prüfen.es wird sowohl Hin- und Rückweg erstattet.

    Die Frage ist auch: muss der Betrag dann versteuert werden bzw. kann man die km weiterhin zusätzlich bei der Steuer geltend machen?


    Es steht auch im Erlass, dass bei 500 Euro gedeckelt wird... da kommt man ja leicht drüber.

  • Es steht auch im Erlass, dass bei 500 Euro gedeckelt wird... da kommt man ja leicht drüber.

    Das Ministerium wird einfach argumentieren: "Sie hätten ja auch 49€ das Deutschland-Ticket kaufen können. Entsprechend erstatten wir nicht mehr Geld."

    Die Frage wäre dann, ob die Fahrzeit als Arbeitszeit gilt und entsprechend bei einer Abordnung das Deputat reduziert werden muß, um die 41 Stunden/Woche weiterhin gewährleisten zu können?

    • Offizieller Beitrag

    Diese Frage stellt sich in meinen Augen überhaupt nicht.

    Auch bei einer unfreiwilligen Abordnung, die den Weg deutlich verlängert?
    Bei einer Teilabordnung bzw. in anderen Berufsfeldern zählen auch Wege zu anderen Dienstorten zur Arbeitszeit (ich generalisiere nicht mit "in ALLEN anderen BF", sonder nur, dass es so abwegig nicht ist, weil es durchaus auch sein kann (außerhalb der Schule kenne ich es hauptsächlich so, kenne aber auch nicht alles.)

  • Die Fahrzeit von der sowie zur Dienststelle zählt nicht als Arbeitszeit. Diese Frage stellt sich in meinen Augen überhaupt nicht.

    Nun, bei Abordnungen sehe ich das etwas anders. Schließlich ist der eigentlich Dienstort meine Stammschule.

    Eine Dienstreise und der Weg dahin zB ist für mich ebenfalls Arbeitszeit.

  • Die Fahrzeit von der sowie zur Dienststelle zählt nicht als Arbeitszeit. Diese Frage stellt sich in meinen Augen überhaupt nicht.

    Die Fahrtzeit zur abgebenden Dienststelle zählt nicht als Arbeitszeit. Aber wenn ich dann von der abgebenden Dienststelle weiter zur aufnehmenden Dienststelle fahren muß, dürfte das sehr wohl eine Dienstreise sein, die voll zu bezahlen ist, also sowohl die entstandenen Fahrtkosten in der tatsächlichen vollen Höhe für Hin- und Rückweg als auch die Zeit als Arbeitszeit.

  • Ich war mal abgeordnet. Ich kann mich daran erinnern, dass ich hier die Fahrtkosten abrechnen konnte. Ein 49-Euro-Ticket gab es noch nicht. Allerdings stand auf den Formularen, dass man vorzugsweise mit ÖPNV zu fahren habe, außer es gäbe eine sehr schlechte Verbindung. War bei mir der Fall. Erstattung erfolgte anstandslos - allerdings benötigte die Bearbeitung ungefähr 11 Monate

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