Gesamte Ausbildung der Grundschullehrkräfte "neu denken"

  • Sicher? In dem Beitrag auf Seite 1 vom WDR klingt das aber ganz anders. Könntest du das bitte nochmal erläutern?

    Den interviewten Damen könnte der Überblick über die an die verschiedenen Studiengänge gestellten Ansprüche fehlen. Dieses platte „ich lerne im Studiums nichts, was ich in der Schule brauche“, habe ich persönlich schon von vielen Lehrämtlern alter Art gehört, einig war ihnen allerdings eine geringe fachliche Kompetenz und Schwierigkeiten in Prüfungen. Da haben Deutschstudenten (Gym/ Ges) sich darüber beschwert, dass sie am der Uni nicht genau die Romane etc. in den Seminaren lesen, die die später an der Schule unterrichten. Sie müssten die „Bücher“ ja ganz umsonst lesen. Ähm, da sage ich besser nicht, was ich denke…


    Wer nicht schnallt, dass er an der Uni mehr lernt als den erarbeiteten „Stoff“, der wird auch keinem Schüler vermitteln können, warum dieser etwas lernen soll, was er vermutlich nie im Leben so konkret braucht.

  • Die Schweizer Studis planen also von Anfang an, zwei Fächer zu unterrichten

    Ich glaube, viele, die in der Sek II unterrichten, planen das originär gar nicht. Oder denken, ja könnte ich mir noch vorstellen, weiss ich noch nicht. In den Geisteswissenschaften bzw. Sprachen belegt man meines Wissens eh immer so eine Art "Zweitfach" bzw. der ausserfachliche Studienanteil ist grösser als in den Naturwissenschaften. Wenn ich z. B. bei Englisch schaue, stehen da schon im Bachelor 75 CP ausserfakultär. Daraus ergibt sich am Ende automatisch das zweite Fach, wenn man sich entscheidet, an die Schule gehen zu wollen. Und dann kommt eben die PH und macht Auflagen, wie viele CP man in welchem Fach allenfalls noch nachholen muss, damit man fürs Lehrdiplom zugelassen wird.


    Es gab Zeiten, da war es für die Naturwissenschaftler durchaus üblich, Monofach am Gymnasium zu unterrichten. Eben weil der ausserfakultäre Anteil im Studium so klein ist, dass man ewig viel zusätzlich machen muss fürs zweite Fach. So ist es aber schon länger nicht mehr. Wenn die Not grade gross ist, nimmt man schon einen Monofach-Chemiker. Bevorzugt werden aber sicher die Leute, die ein zweites Fach unterrichten können, weil sie natürlich viel flexiberl einsetzbar sind. Wir haben gerade eine Stellvertretung mit abgeschlossenem Master in Germanisitk und abgeschlossenem Lehrdiplom Monofach Deutsch, die bekommt schlichtweg keine Festanstellung. Im Phil-I-Bereich kannst du das komplett vergessen.


    Ist es eine Auflage und der Vertrag würde vermutlich nicht verlängert, wenn man es zu lange nicht macht?

    Es gibt tatsächlich Auflagen bis wann man das Lehrdiplom fertig haben muss für eine Festanstellung. Faktisch kenne ich aber einzelne Fälle, in denen man das dann ignoriert. Du kannst dir denken, dass man da wiederum bei Deutsch-Lehrpersonen ganz korrekt vorgeht, unterrichtet jemand Physik, kann man schon mal ein Auge zudrücken. Es ist ein bisschen eine Spezialität der schweizerischen Bürokratie, dass einiges am Ende doch nicht so genau geht bzw. gehen muss, wenn nur die richtigen Leute zum richtigen Moment entscheiden.

  • Sport + MINT ist aktuell voll im Trend, aus o. g. Gründen. Mit Sport ist es am Gymnasium ultra schwierig was zu bekommen, es gibt viel zu viele, die das machen. Also die Naturwissenschaft im Beifach dazu und hoffen, dass man eingestellt wird. Problem sind die fehlenden Synergien, die Leute sind oft fachlich nicht zu gebrauchen. So ist es leider.


    Ansonsten gibt es gerne noch Mathe + Fremdsprache, Naturwissenschaft + irgendwas anderes (ausser Sport) ist einfach viel zu aufwändig.

  • Warum auch immer Mathe laufend als Beispiel herhalten muss (in der Grundschule werden tatsächlich auch andere Fächer unterrichtet) mit PIKAS ist ja inzwischen ein erkleckliches Sümmchen an Wissen und Material öffentlich zusammengetragen worden, wie Matheunterricht in der Grundschule aussehen könnte und vor allem warum.


    Didaktikbücher gab es natürlich schon vorher, aber ich vermute, dass in die noch keiner der anwesenden Quereinsteiger oder Informatiklehrerinnen hineingesehen hat. Das umfangreiche Projekt ist vom DZLM und der TU Dortmund entwickelt worden. Warum in aller Welt kann ein Kollege (mwd) wollen, dass die Primarschul-Forschung aus den Universitäten verschwindet und das erworbene Wissen lediglich auf Anwendungsbezug runtergebrochen wird?

  • Nicht mehr? Die Grenzwertbetrachtung war jedenfalls meiner eigenen Schulzeit im Mathe LK

    Und du glaubst, da wurde das Niveau seitdem nicht massiv gesenkt?


    Grenzwerte kommen nur noch am Rande vor seit gebrochen rationale Funktionen aus dem Lehrplan sind.

  • Warum in aller Welt kann ein Kollege (mwd) wollen, dass die Primarschul-Forschung aus den Universitäten verschwindet und das erworbene Wissen lediglich auf Anwendungsbezug runtergebrochen wird?

    Weil der Kollege (m/w/d) zukünftig nach Besoldungsgruppe a9 bezahlt werden will. Schließlich ist das Gehalt doch ausreichend, wie man hier im Forum an diversen Stellen immer wieder lesen kann. Besoldungsgruppe a9 wäre bei einem reinen Anwendungsbezug gerechtfertigt, denn schließlich wäre dann das Grundschullehramt eine klassische 3,5jährige Berufsausbildung und kein Studium mehr. :teufel:

  • seit gebrochen rationale Funktionen aus dem Lehrplan sind.

    Die sind auch weg? :staun:

    Was machen die denn da in Mathe im LK überhaupt noch? Ist etwa heute die Matrizenrechnung DAS Unterscheidungskriterium zwischen Grund- und Leistungskurs?


    So gesehen verstehe ich meinen alten Mathe-Prof., ich hatte ihn noch als Doktor in den Übungen, der den heutigen Abiturienten die Studierfähigkeit abspricht.


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  • Was man in NRW im Mathe LK macht? Lernen eine total bekloppten GTR zu bedienen, wenn es deutlich intuitivre Apps gibt (wobei das ja hoffentlich bald kommt). Man übt auch noch beklopptere Aufgabentexte zu lesen und die SuS darauf zu trainieren aus duseligen Kontexten herauszulesen, was sie jetzt eigentlich rechnen sollen.

  • Warum auch immer Mathe laufend als Beispiel herhalten muss (in der Grundschule werden tatsächlich auch andere Fächer unterrichtet) mit PIKAS ist ja inzwischen ein erkleckliches Sümmchen an Wissen und Material öffentlich zusammengetragen worden, wie Matheunterricht in der Grundschule aussehen könnte und vor allem warum.


    Didaktikbücher gab es natürlich schon vorher, aber ich vermute, dass in die noch keiner der anwesenden Quereinsteiger oder Informatiklehrerinnen hineingesehen hat. Das umfangreiche Projekt ist vom DZLM und der TU Dortmund entwickelt worden. Warum in aller Welt kann ein Kollege (mwd) wollen, dass die Primarschul-Forschung aus den Universitäten verschwindet und das erworbene Wissen lediglich auf Anwendungsbezug runtergebrochen wird?

    Ich erlaube mir auch die Bücher von Günter Baars scheisse zu finden, das ist der wohl bekanntesten Chemie-Didaktiker der Schweiz.

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