Gesamte Ausbildung der Grundschullehrkräfte "neu denken"

  • hat eigentlich den Vorteil der Fachhochschulen für die Lehramtsausbildung schon genannt: [...] Wenn ich recht informiert bin, gibt es zumindest in Baden-Württemberg immer noch Pädagogische Hochschulen, die Lehramtsstudierende ausbilden.

    Pädagogische Hochschulen in ihrer heutigen Form in Baden-Württemberg sind aber keine Fachhochschulen, sondern den Universitäten gleichgestellte Hochschulen mit Promotions- und Habilitationsrecht.

  • Pädagogische Hochschulen in ihrer heutigen Form in Baden-Württemberg sind aber keine Fachhochschulen, sondern den Universitäten gleichgestellte Hochschulen mit Promotions- und Habilitationsrecht.

    Und was genau hat das jetzt mit dem Thread zu tun? Wie viele Lehrkräfte promovieren oder habilieren gar um anschließend in der Grundschule zu arbeiten? Und noch wichtiger: Was helfen Ihnen die Titel und die Forschungserkenntnisse für den eigenen praktischen Unterricht?

    By the Way können Masterabsolvent*innen der FHs auch promovieren.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Für dieses "Faktum" hast du bislang kein Argument gebracht, wenn ich es richtig sehe. Oder hab ichs überlesen?

    Ja, hast du. Lies gerne meine Beiträge nochmal: offen, wertschätzend, nicht wertend und interessiert. Vielleicht fällt dir was auf.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ja, hast du. Lies gerne meine Beiträge nochmal: offen, wertschätzend, nicht wertend und interessiert. Vielleicht fällt dir was auf.

    Du scheinst es nicht zu merken, aber du bist gerade diejenige, die überreagiert. Ich weiß nicht, wo dein Problem mit dem Studium oder Ref liegt, sag es doch einfach.


    Ich habe mich vor 20 Jahren schon über meine Kommilitoninnen gewundert, die sich über einen Prof aufgeregt haben, der es wagte, einen Fachartikel mitzubringen, in dem von Effektstärken verschiedener Methoden im Unterricht die Rede war. Das fanden sie doof, das Gefühlte und die Erinnerung an die eigene Schulzeit war ihnen wichtiger.

  • Aus dem Link ist zumindest ersichtlich, dass man mit Fachhochschulreife kein Lehramt studieren kann.

    Wollt ihr mich veräppeln? Fachhochschulreife + Eignungsprüfung = Studium Lehramt Grundschule. Berufliche Qualifikation + Eignungsprüfung = Studium Lehramt Grundschule. SELBSTVERSTÄNDLICH ermöglicht die Fachhochschulreife den Zugang zum Studium Lehramt Grundschule.


    Pädagogische Hochschulen in ihrer heutigen Form in Baden-Württemberg sind aber keine Fachhochschulen, sondern den Universitäten gleichgestellte Hochschulen mit Promotions- und Habilitationsrecht.


    Entschuldige bitte, dass ich darüber echt nur noch lachen kann. Das grösste Problem eines Teils der Primarlehrpersonen ist einfach der eigene Minderwertigkeitskomplex. Ich habe mein Lehrdiplom selbst an einer Pädagogischen Hochschule erworben. Das ist keine wissenschaftliche sondern eine berufspraktische Ausbildung. Habilitier du mal, dann bist du eben habilitierter Förderschullehrer. Ich bin auch nur Frau Doktor Chemie- und Physiklehrerin und verdiene exakt das gleiche wie die nicht-promovierten Kollegen neben mir am Schreibtisch. Der Titel hat mir bis anhin immerhin schon genau 1 x im Leben weitergeholfen, ich bin mir sehr sicher, dass ich ohne den Termin zum Einbürgerungsgespräch nicht so schnell gehabt hätte ;)


    Ich habe den Eindruck, dass sich nicht Grundschullehrer auf den Schlips getreten fühlen, sondern die Kolleginnen der höheren Schularten

    Nein sicher nicht. Ich hätte mich mit meiner Ausbildung irgendwo in der Industrie bewerben können, habe ich bewusst nie getan, ich wollte ins Lehramt. Wo genau ausser an einer Schule hättest du dich mit deiner Ausbildung so bewerben können? Was genau hast du davon dir vorzumachen, das eine sei das gleiche wie das andere? Also mir ist absolut bewusst, dass ich nach 10 Jahren an der Schule aus der Nummer nicht wieder rauskomme. Will ich aber auch gar nicht, ist doch ein schöner Beruf. Ich weiss nicht, was man den nur immer schlechtreden muss.

  • Ich habe mein Lehrdiplom selbst an einer Pädagogischen Hochschule erworben. Das ist keine wissenschaftliche sondern eine berufspraktische Ausbildung.

    Ich schrieb "in ihrer heutigen Form in Baden-Württemberg".

    Das ist keine berufspraktische Ausbildung, sondern ein wissenschaftliches Studium, sonst gäbe es ja auch die weiterführenden wissenschaftlichen Qualifizierungsmöglichkeiten nicht.

    Das hat nichts mit Minderwertigkeitskomplex zu tun, zumal ich auch keine "Primarlehrperson" bin.

    Fachhochschulreife + Eignungsprüfung = Studium Lehramt Grundschule. [...] SELBSTVERSTÄNDLICH ermöglicht die Fachhochschulreife den Zugang zum Studium Lehramt Grundschule.

    Nicht allein, sondern, wie du selbst ausführst, in Verbindung mit einer Eignungsprüfung.

    Ein Studium ohne (allgemeine) Hochschulreife mit beruflichen Qualifikationen, Berufserfahrung und/oder Eigungsprüfung ist mittlerweile übrigens an vielen Universitäten für viele Studiengänge möglich, ganz unabhängig von Lehramtsstudiengängen ...

  • By the Way können Masterabsolvent*innen der FHs auch promovieren.


    Ja, meine Lebensgefährtin ist eben Dipl. Ing. FH und hat an der Uni in der Strukturbiologie promoviert. Natürlich geht das. Dass das Wort "Fachhochschule" hier so eine Empörung auslöst offenbart eigentlich nur die Geringschätzung ausgerechnet derjenigen, die sich hier selbst geringgeschätzt fühlen. Die Fachhochschulen haben bei uns in der Schweiz einen enorm guten Ruf, im Gegensatz zu Deutschland ist das Verhältnis der Studierenden eben ziemlich genau 1 : 1 = Uni : FH. Und der Witz ist: Es sind die Fachhochschulen mit den strengeren Zugangskriterien, dafür muss man nämlich Berufspraxis vorweisen können, was ein Maturand mit Allgemeiner Hochschulreife erst mal nicht kann. Der "verliert" also mindestens ein halbes Jahr gegenüber seinen Mitbewerbern von der FMS, weil er zwingend irgendwo ein Praxissemester machen muss, welches die Fachmaturandinnen im 4. Jahr an der Schule schon erledigt haben.


    Nichtsdestotrotz ermöglicht man mit einer Verlagerung der Lehramtsausbildung an die Fachhochschule (die Pädagogischen Hochschulen sind bei uns in diese integriert) einem deutlich grösseren Personenkreis, diesen schönen Beruf zu ergreifen. Ich unterrichte Fachmaturandinnen im Berufsfeld Pädagogik, die wollen ins Lehramt Primar und kleinen Kindern das Rechnen beibringen. Nicht alle aus meinem aktuellen Kurs werden die Ausbildung an der PH überhaupt schaffen, die wird eben tatsächlich gerne mal unterschätzt. Nur dass die keine Integral- und Differentialrechnung können müssen heisst ja nicht, dass an der PH jeder "Depp" durchgewunken wird. Ich schaue mit den Schülerinnen an der Schule schon, dass sie ein möglichst gutes Abstraktionsvermögen und in den Naturwissenschaften ein Bewusstsein für den präzisen Gebrauch der Fachsprache entwickeln, dass sie sich gegenseitig Lösestrategien erklären und sich überlegen, was von dem, was wir gerade machen, kann auch für die Primarschule relevant sein. Was kann man kleinen Kindern beibringen und was ist für deren Köpfe einfach noch zu abstrakt. Ich erkläre denen auch sehr deutlich, dass sie die Klappe halten sollen, wenn's um Fachinhalte geht, die sie selber nicht beherrschen. Die lernen bei uns an der Schule in den Naturwissenschaften einen groben Überblick, an der PH kommt noch ein bisschen was dazu aber ich weiss sehr sicher, dass es am Ende weniger ist als ein guter Maturand mit Allgemeiner Hochschulreife und Schwerpunktfach Chemie oder Physik kann.


    Viel wichtiger ist in dem Fachbereich aber z. B. sicheres und verantwortungsvolles Experimentieren. Ich lege Wert darauf, dass die Schülerinnen sich getrauen, selbst das Zeug in die Hand zu nehmen, am Ende alle wissen, wie man den Gasbrenner an- und sicher wieder abstellt, dass Chemikalien richtig entsorgt werden und der Arbeitsplatz ordentlich verlassen wird. Ich will, dass die wissen, womit sie überhaupt experimentieren können und wovon sie bitte die Finger lassen sollten. Dafür braucht es eine gute Selbsteinschätzung, was kann ich, was kann ich nicht. Es gibt in der Theorie eine Menge Zeug, was sie dafür gar nicht wissen müssen und was selber auch gar nicht jede von ihnen verstehen würde weil das eigene Abstraktionsvermögen dazu nicht ausreicht. Das ist wirklich vollkommen egal, die werden ihren Job am Ende trotzdem gut machen.


    Es sind im jeden Jahrgang Pädagogik auch Schülerinnen und Schüler dabei, die problemlos hätten ans Gymnasium gehen können und die problemlos ein fachwissenschaftliches Studium an der Uni aufnehmen könnten. Das sind dann halt die, die mit den interessierten Kindern in irgendeiner coolen AG wurschteln. Wir hatten erst letztens eine Horde Primarschüler*innen von grad gegenüber bei uns im Schulhaus, die "Opfer" für unsere Fachmaturandinnen spielen durften. Ich finde das super, dass unsere angehenden Primarlehrpersonen eben selbst an der Schule schon so viel Gelegenheit haben, Berufspraxis zu sammeln.

  • sondern ein wissenschaftliches Studium

    Ja, das meint man an der Pädagogischen Hochschule Basel auch gerne mal. Deswegen nimmt die auch keiner so recht ernst, weil sie sich selber so gerne zu irgendwas aufblasen, was sie eben nicht sind.

  • Was helfen Ihnen die Titel und die Forschungserkenntnisse für den eigenen praktischen Unterricht?

    Der Titel bringt mir im Berufsalltag gar nichts, er hat aber gemacht, dass ich ohne weitere Auflagen das zweite Fach unterrichten darf. Tatsächlich profitiere ich aber von meiner Forschungstätigkeit bei der Unterrichtsvorbereitung, mir fällt es immer noch sehr leicht, mich in interdisziplinäre Themen einzuarbeiten aus denen sich oft sehr schöne Anwendungsbezüge ableiten lassen. Dass die Promotion dafür nicht nötig ist, zeigt sich an einer jungen Arbeitskollegin, die direkt nach dem Master in den Beruf eingestiegen ist. Die ist einfach enorm kreativ und interessiert an allem möglichen, die schafft es genauso sich jenstes Zeug anzulesen aus dem sie dann wieder tolle Unterrichtsreihen bastelt. Ich bin froh, bin ich diesen Weg genau so gegangen, mir einzubilden ich sei deswegen die bessere Lehrperson ist mir indes völlig fremd.


    Die Uni Basel hat übrigens eine sehr kluge Rektorin, die ich an der Stelle gerne mal sinngemäss zitieren würde: Es gäbe weniger Studienabbrecher, würden die jungen Leute sich besser überlegen, was sie *nicht* können als sich dafür einzuschreiben, was sie unbedingt wollen. Das kam mir beim Thema "wissenschaftliches Studium an der PH" gerade wieder in den Sinn. Wir sind Partnerschule der PH Basel, ich bin selbst Praxislehrperson und bilde Lehramtsstudierende aus. Ich unterrichte an der Fachmittelschule angehende Primarlehrpersonen. Mir ist an der Qualität dieser Ausbildung enorm viel gelegen. Genau wie allen meinen Kolleginnen und Kollegen, die sich in dem Bereich engagieren. Was uns aber allen unfassbar auf den Sack geht, ist das pseudo-wissenschaftliche Geschwätz der Erziehungswissenschaften an der PH. Es würde dem Ansehen der Ausbildung enorm helfen, wenn man dieses aufgeblasene Getue einfach mal stecken lassen würde. Da bin ich wieder bei Frau Schenker-Wicki: Die PH betreibt keine relevante Forschung, dessen müssten sich die Damen und Herren dort einfach mal bewusst werden und sich auf ihren eigentlichen Lehrauftrag besinnen, das ist die berufspraktische Ausbildung angehender Lehrpersonen.


    Es wird eben auch genutzt, um darzustellen, dass das Studium für die Grundschule minderwertig sei, dass Master nicht gleichwertig mit Master sei und dass diese Lehrkräfte im Studium weniger leisten und später auch weniger bezahlt sein müssten als Lehrkräfte anderer Schulformen.


    Leider hast du damit Recht und da sehe ich uns Sek-II-Lehrpersonen auch absolut in der Pflicht dem aufs schärfste zu widersprechen, Primarlehrpersonen würden in irgendeiner Weise "minderwertige" Arbeit leisten. Das Gegenteil ist der Fall. Aber: Rein objektiv betrachtet hast du mit einem Studium Lehramt Grundschule keine Möglichkeit dich in der Industrie/Wirtschaft zu bewerben. Wie erwähnt, ich hätte diese Möglichkeit gehabt. Danach richtet sich eigentlich die Bezahlung. Klar kannst du jetzt weiter argumentieren, dann müsste man am Gymnasium auch Deutsch- und MINT-Lehrpersonen unterschiedlich bezahlen. Ich erwähnte bereits mehrfach, dass das bei uns früher tatsächlich der Fall war. Das ist die rein ökonomische Sicht auf die Dinge, ich verstehe aber, dass dich als Primarlehrperson das ärgert. Meine gewerkschaftliche Einschätzung ist ohnehin, dass euch mit weniger Pflichtlektionen, kleineren Klassen, etc. erheblich mehr geholfen wäre als mit mehr Geld. Unsere kantonale Gewerkschaft hat es gerade geschafft durchzudrücken, dass den Klassenlehrpersonen an den Primarschulen endlich eine Entlastungsstunde gewährt wird. Der Berufsverband der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer bezieht ganz klar Stellung *gegen* eine Deprofessionalisierung der Lehramtsausbildung an den Volksschulen. Ich sehe aber, dass ihr in Deutschland leider bei weitem weniger Unterstützung habt, was sicher ein Nachteil des Beamtentums ist. Bzw. glaube ich, dass ihr euch mit "A13 für alle" selber ins Knie geschossen habt.


    Dann ist es eine Deprofessionalisierung, mit der verschiedene Länder gerade auf den selbst (durch die Länder) verursachten Mangel reagieren, siehe Vertretung/Betreuung durch gar nicht ausgebildetes Personal, „Bachelor reicht als Ausbildung“ und „ein 4-Tage-Kurs für Quereinsteigende tut es auch“.


    Der Punkt hierbei ist: Ein vernünftig organisierter Bachelor-Studiengang, eben auch an der Fachhochschule, ist eine adäquate Berufsausbildung. Was indes überhaupt nicht geht sind studierte Journalisten, Maschinenbauer oder irgendwas ... Hauptsache studiert ... die man mal auf kleine Kinder loslässt. Das muss man ganz klar unterscheiden. Genau das gelingt aber auch den verantwortlichen Politikerinnen und Politiker nicht wirklich, dafür haben sie zu wenig Vorstellung von den Ansprüchen an den Beruf. Wenn man den attraktiver machen wollte, müsste man eben nicht zuerst an der Ausbildung der Lehrpersonen drehen, sondern an den Bedingungen vor Ort an den Schulen. Trotz allem sehe ich aber sehr wohl Verbesserungspotential auch bei der Ausbildung.

  • Trotz allem sehe ich aber sehr wohl Verbesserungspotential auch bei der Ausbildung.

    Ja, sehe ich auch,

    dafür müsste man aber auch Geld in die Hand nehmen,

    - um Praktika besser einzubinden und eine Verzahnung zwischen Schule/ Seminar/ Uni zu erreichen,

    - um Mentor:innen in den Schulen zu entlasten, dafür, dass sie Praktika betreuen und angehende Lehrkräfte ausbilden, gleichzeitig selbst Zeit erhalten, sich selbst fortzubilden und mit allen Beteiligten in Kooperation treten zu können.


    Auch glaube ich, dass man die Standards besser festlegen sollte, was in jedem Fall mit ins Studium gehört ... und das bitte auch im Seminar.

    Gerade die Ausbildung am Seminar ist auch stark von den Seminarleiter:innen abhängig und ich kann nicht erkennen, an welcher Stelle sie klare Vorgaben haben, eine gemeinsame Ausbildung/ landesweite Absprachen erfolgen und letztlich transparente Kriterien gelten (für NDS, mag in anderen BL anders sein).


    Was Erziehungswissenschaften anbelangt, kämen wir zwei wohl nicht auf ein Brett, vermute ich,

    vielleicht habe ich auch einfach andere Vorstellungen der Disziplinen an der Uni und hinsichtlich der Inhalte, die zwingend notwendig sind.

    Das hat aber auch damit zu tun, dass dein Blickwinkel extrem durch deine naturwissenschaftliche Ausbildung geprägt ist, meiner durch anderes. Nicht zuletzt deshalb schreiben wir oft aneinander vorbei.

  • Es wird eben auch genutzt, um darzustellen, dass das Studium für die Grundschule minderwertig sei, dass Master nicht gleichwertig mit Master sei und dass diese Lehrkräfte im Studium weniger leisten und später auch weniger bezahlt sein müssten als Lehrkräfte anderer Schulformen.

    Wer behauptet das hier im Thread?


    Zitat

    Und das gehört zur Debatte dazu.

    Dann ist es eine Deprofessionalisierung, mit der verschiedene Länder gerade auf den selbst (durch die Länder) verursachten Mangel reagieren, siehe Vertretung/Betreuung durch gar nicht ausgebildetes Personal, „Bachelor reicht als Ausbildung“ und „ein 4-Tage-Kurs für Quereinsteigende tut es auch“.

    In Hessen studieren angehende Grundschullehrkräfte schon länger "nur" 6 Semester. Der Schwerpunkt liegt auf Pädagogik und Didaktik. Das funktioniert soweit ganz gut. Jedenfalls wäre mir micht bekannt, dass die schulische Bildung in Hessen besonders schlecht wäre. Auch die 5. Klässler, die bei uns ankommen haben keine besonderen Defizite. Vielleicht hängt die Länge des Studiums, nach einem Grundstock, gar nicht mehr mit der Lehrqualität in der Grundschule zusammen?


    Zitat

    Statt Arbeitsbedingungen zu verbessern und Bezahlung anzugleichen sucht man nun Personen, die die gleiche Arbeit für weniger Geld verrichten. Man wollte ja sparen, sieht sich aber nun genötigt, A13 für alle umzusetzen.

    Sechs Semester Studium + zwei Jahre Referendariat qualifizieren in Hessen für den höheren Dienst. Ist das in anderen BL nicht so?


    Zitat

    Für eine angestrebte Deprofessionalisierung spricht auch, dass man in anderen Berufen (Hebammen, Therapeut:innen, übrigens auch Berufe mit Mangel) inzwischen die Ausbildung an die Uni verlagert, während man bei Lehrkräften anders argumentiert.

    Hebammen: das ist ein komplexer Beruf, der ja gerade professionalisierter werden soll, indem er an die Uni verlegt wird. FHs wären sicher auch ein guter Ort dafür. Als duales Studium bliebe das Studium für angehende Grundschullehrkräfte an der Uni. Wo ist das Problem?


    (Psycho?)Therapeuten: Bisher mussten Menschen, um Therapeut zu werden, erst Psychologie studieren (für Kinder- und Jugendpsychotherapeuten hat auch ein Studium der Erziehungswissenschaften gereicht, allerdings dann ohne klinische Qualifikation) und danach noch eine private Ausbildung zum Therapeuten absolvieren. Selbst bezahlt. Das hat je nach Ort um die 10.000 Euro gekostet. Die neue Struktur kombiniert Studium und Therapeuten Ausbildung in einem Studiengang. Das ist eine vernünftige Entwicklung. Das Qualifikationsniveau wird dadurch weder höher noch niedriger.


    Zitat

    Und wieder sind es allein die Lehrkräfte für die Grundschule, die es betreffen soll, nicht SekII, nicht SekI, nicht FöS, nicht BBS.

    Und?


    Zitat

    Mit der Ausbildungsleistung an UnI und auch am Seminar sind immer wieder Menschen unzufrieden, quer durch alle Schulformen, und auch das Ref würde nicht überall die Ausbildungsnote 2 bekommen. Wenn es doch aber alle Schulformen betrifft, warum will man es nicht gleich für alle ändern? Und was will man ändern?

    Müsste man nicht erst einmal fragen, was negativ bewertet wird? Wer äußert sich da zum fachlichen Anspruch des Studiums (der Fächer und auch der Erziehungswissenschaften) und aus welchem Grund? Wer bemängelt den fehlenden Praxisbezug und warum ist es an anderen Unis anders?

    Haben Unis zu viele Freiheiten in der Umsetzung der Studiengänge und nutzen sie ebenso zum Sparen? An welchen Unis gelingt es besser, die Lehramtsstudiengänge gut verzahnt zu führen und die Praktika einzubinden?

    Woher weißt du, dass es solche Diskussionen nicht gibt? Bei uns in der Englisch Didaktik war und sind solche Überlegungen bei allen Lehrenden präsent und wird auch immer wieder von den Professoren in diversen Gremien, besprochen. Da kommt keiner und denkt sich, joa, das machen wir mal so. Solchen Änderungen gehen jahrelange Diskussionen voraus. Unter Umständen stehst du mit deiner dramatischen Darstellung mit wenig Gesellschaft da. Solche Änderungen sind einen Versuch wert.

  • Ich wäre dafür, dass den Bachelor alle Lehrkräfte gemeinsam studieren und sich im Master dann erst für eine bestimmt Schulform entscheiden, nachdem sie vorher schon in allen Schulformen Praktika durchlaufen haben.

    Also lineare Algebra und Analysis I und II studieren, wenn ich nachher Grundschullehrer werden möchte? Come on…das ist völlig praxisuntauglich. Dann hättest du sehr bald überhaupt keine Mathelehrer mehr an der Grundschule.

    Der Unterschied bei den fachlichen Anforderungen zwischen LA-Gym-Mathe und LA-GS-Mathe ist wirklich enorm.


    Für die allermeisten Fachrichtungen wäre das überhaupt nicht zielführend, da Inhalt und Abstraktionsniveau stark divergieren. Dann kann man das Lehramtsstudium doch gleich komplett abschaffen und einfach irgendwelche Fachwissenschaften studieren.


    So würde das Lehramt noch stärker entprofessionalisiert und zum Sammelbecken für diejenigen, die nach dem (versuchten) Berufseinstieg was Sicheres suchen.

    • Offizieller Beitrag

    Also lineare Algebra und Analysis I und II studieren, wenn ich nachher Grundschullehrer werden möchte? Come on…das ist völlig praxisuntauglich. Dann hättest du sehr bald überhaupt keine Mathelehrer mehr an der Grundschule

    In Grunde sieht man das in Musikstudium. Das Musikstudium für Lehramt GS ist megakomplex zbd anspruchsvoll. Grundsätzlich richtig, aber für das Lehramt Grundschule nicht wirklich zielführend, weil abschreckend. Da läuft es dann darauf hinaus, dass statt studierter Musikkehrer Musikunterricht mangels Musiklehrer ein "Klassenlehrerfach" ist. Passt auch, aber ob das im Sinne des scharfen Studiums ist?

  • Also lineare Algebra und Analysis I und II studieren, wenn ich nachher Grundschullehrer werden möchte? Come on…das ist völlig praxisuntauglich. Dann hättest du sehr bald überhaupt keine Mathelehrer mehr an der Grundschule.

    Der Unterschied bei den fachlichen Anforderungen zwischen LA-Gym-Mathe und LA-GS-Mathe ist wirklich enorm.

    Lass mich kurz überlegen, aber genau das haben wir getan, allerdings damals nur mit den Lehrern der Klassen 1-10 (und ja, damit darf ich auch ans Gymnasium) und angeblichen praktischen Tipps dazu. Nunja, der Didaktik-Prof hatte ja von Grundschuldidaktik keinerlei Ahnung mehr, aber trotzdem war das sehr sehr hilfreich diese Grundlagen zumindest zu haben und ja, auch Stochastik, nicht-euklidische Geometrie usw. haben wir gemacht.

  • Ich habe während des Studiums Tutorien für GS Mathe Studenten gehalten. Von denen wäre niemand in der Lage gewesen, der Analysis 1 Veranstaltung für Mathematik Studenten zu folgen. Vollständige Induktion mussten wir lange üben und in der Klausur wurde diese Aufgabe von fast niemandem überhaupt bearbeitet. Das ist prinzipiell in Ordnung so. Es gibt keinen Grund, von angehenden Grundschullehrern zu erwarten, dass sie mathematisch beweisen können.

  • Ich bin übelst entsetzt von den Einstellungen mancher hier, die sich gerne weit aus dem Fenster hängen, wer alles was nicht leisten könnte und wozu nicht in der Lage sei.


    Und tatsächlich halte ich genau diese Personen nicht geeinget dafür, Vorgaben für die Ausbildung anderer zu überdenken, die so gar nicht in dieses Lehrerbild passen wollen und sollten.

  • Hebammen: das ist ein komplexer Beruf, der ja gerade professionalisierter werden soll, indem er an die Uni verlegt wird.

    Aha.


    Lehrkraft, zumal an der Grundschule, ist ein komplexer Beruf.

    Ich wüsste nicht, warum man diesen deprofessionalisieren sollte, indem man ihn von der Uni an eine andere Ausbildungsstätte verlagert und die Ausbildungszeit verkürzt.

  • Aha.


    Lehrkraft, zumal an der Grundschule, ist ein komplexer Beruf.

    Ich wüsste nicht, warum man diesen deprofessionalisieren sollte, indem man ihn von der Uni an eine andere Ausbildungsstätte verlagert und die Ausbildungszeit verkürzt.

    Wer spricht denn davon, den Studiengang von der Uni zu nehmen? Drei Jahre vernünftig strukturiertes Uni Studium mit integrierter Praxis plus 18 bis 24 Monate Referendariat wären vernünftig. Also so ähnlich wie das in Hessen jetzt umgesetzt wird.

  • Ich bin übelst entsetzt von den Einstellungen mancher hier, die sich gerne weit aus dem Fenster hängen, wer alles was nicht leisten könnte und wozu nicht in der Lage sei.

    Wer an vollständiger Induktion scheitert, kann nicht Mathematik mit Hauptfachstudenten zusammen studieren. Das ist eine Tatsache. Wenn man das einfachste Beweisprinzip nicht versteht, kann man nicht Mathematik studieren. Das ist keine Schande, es geht vielen Studenten so.

    Warum du dich dadurch beleidigt fühlst, erachließt sich mir nicht.


    Zitat

    Und tatsächlich halte ich genau diese Personen nicht geeinget dafür, Vorgaben für die Ausbildung anderer zu überdenken, die so gar nicht in dieses Lehrerbild passen wollen und sollten.

    Wer passt nicht in welches Lehrerbild?

  • Der Unterschied bei den fachlichen Anforderungen zwischen LA-Gym-Mathe und LA-GS-Mathe ist wirklich enorm.

    Das ist korrekt, obwohl auch die Gym KollegInnen wahrscheinlich Analysis 2 und Lineare Algebra 2 nicht wirklich in der Schule brauchen, da könnte man auch einiges fachlich zusammenstreichen und den Schwerpunkt in der Ausbildung mehr auf Didaktik und Pädagogik verlegen. Vielleicht würden da tatsächlich auch 6 Semester Studium ausreichen.

Werbung