Hallo Community,
vorweg: wie der Name oben schon sagt, bin ich nur Vertretungslehrerin. An einer Grundschule, dass das kein Spaziergang wird, war mir vorher schon klar. Ich habe nur eine „feste“, verlässlich planbare Stunde im Stundenplan, ansonsten bin ich Zweitbesetzung und springe in allen Fächern und Stufen spontan ein, wenn jemand ausfällt. Meist gibt es maximal die Info „Mathebuch S.18“ per Whatsapp von erkrankten Kollegen, was ich verstehen kann, wenn jemand mit Fieber im Bett liegt. Da ich dummerweise Germanistik, Politik und Journalistik studiert habe (auf Diplom, ging damals an meiner Uni), ist ein echter Quereinstieg nicht möglich hier in NRW - mit Deutsch geht das in der Schulform nicht, auch meine DaZ-Qualifikation und viele Jahre Berufserfahrung in der Unternehmenskommunikation helfen da natürlich nichts.
Was mich wirklich schockiert, sowohl an der Schule als auch hier im Forum: das Desinteresse und zum Teil die Verachtung, die viele grundständig ausgebildete Lehrer uns entgegenbringen. Nicht alle, aber viele. Da kann man 1000 Mal anerkennen, wie viel ihr uns pädagogisch-didaktisch voraushabt. Die Bereitschaft, sich weiterzubilden in diesem Punkt, wird auch nicht anerkannt - ich darf ja als Vertretungskraft nicht mal an Fortbildungen teilnehmen.
Und das war in einer Zeit, in der viele Menschen sich beruflich umorientieren irgendwann im Leben. Und in der Ihr uns Lehrer zweiter Klasse ja eigentlich auch bräuchtet, damit nicht ständig Unterricht ausfällt. Mir sagen zwar die (wenigen, die überhaupt mal mit mir länger sprechen) Kollegen, dass mein Unterricht gut ist, für handwerkliche Verbesserungsvorschläge bin ich auch immer dankbar. Aber das Nicht-gegrüsst-werden, keine Antwort auf Fragen bekommen („das können dir dann die Kinder erklären“), das Desinteresse daran, dass ich überhaupt an Jahrgangs-Teams-Meetings teilnehme („das bringt dir doch nichts“) kotzen mich einfach nur an.
Deshalb werde ich den Ausputzer-Job jetzt auch wieder an den Nagel hängen. Klar, selbst schuld, mit meinem Hintergrund überhaupt an einer Grundschule anzufangen - dazu hat mich keiner gezwungen. Aber ich frage mich ernsthaft, wo unter solchen Bedingungen die Leute „aus der Wirtschaft“ herkommen sollen, die sich so was antun wollen.
Wenn Ihr uns so inkompetent und lästig findet, fällt halt noch mehr Unterricht aus. Sicher besser, als von Idioten unterrichtet zu werden, die sich frecherweise erdreisten, mitten im Leben noch den Beruf wechseln zu wollen.