Einstellung gegenüber Seiteneinsteigern

  • Ja, das haben wir in der letzten Gewerkschaftssitzung auch diskutiert. Man möchte meinen, unsere Verantwortlichen lesen zu viel in den deutschen Medien. Irgendwo müssen die irrsinnigen Ideen ja herkommen.


    Ein Kollege, der an der Sek I Französisch unterrichtet, schlug vor, er könne 3 Wochen die eine Klasse, dann drei Wochen die andere Klasse unterrichten, im Wechsel eben. Effektiv bedeutet das Stundenausfall und effektiv halten die Kolleginnen und Kollegen das wirklich für effizienter als eine schlecht qualifizierte Stellvertretung einzusetzen. Auch bei uns garantiert nota bene die Verfassung das Recht auf Unterricht bis einschliesslich Klasse 9. Dass wir das nicht mehr gewährleisten können, ist in der Politik immer noch nicht angekommen.

  • Sorry, aber über den Punkt sind wir schon lange hinweg. Die Alternative lautet vielmehr, die Klasse umsonst zu Deinem bestehenden Unterricht mitzuführen und zwischen den Klassenräumen hin und her zu springen.

    ...was wiederum - wie wir inzwischen hier im Forum mehrfach besprochen hatten - eine rechtswidrige Dienstanweisung wäre.

  • Übrigens gehört da die Einarbeitung zu den ganz normalen Aufgaben der Mitarbeitenden, die man nebenher macht. Da hat auch keiner extra Stunden dafür.

    Ja, das ist im Ref als Mentor*in auch so. Beim Quereinstieg wird aber soundsooft viel mehr von den Kolleginnen verlangt, weil sie den Quereinsteigenden alles erklären müssen, es ersetzt quasi das Ref. Ich weiß es von Oberschulen, an denen ich in der Diagnostik war, da ging es nicht mal um einen Menschen, den sie einarbeiten sollten, sondern um rund ein Drittel der Belegschaft. Da gibt's dann vor allem auch Disziplinkonflikte, die der Rest des Kollegiums ausbaden muss und viel Abbruch. Der Fehler liegt im System. Dass das schlimm ist, für die, die neu reinkommen, ist klar, aber es erklärt zumindest, warum viele Alteingesessene gefrustet sind.


    Bei uns kam hinzu, dass Ältere nicht verbeamtet wurden und Vertretungslehrkräfte mehr Geld bekommen und noch wie selbstverständlich gesagt haben: "hier bin ich, was soll ich machen?" und meine Kolleginnen dann für sie mit vorbereitet haben.


    Klingt hier übrigens auch an:

    Meist gibt es maximal die Info „Mathebuch S.18“ per Whatsapp von erkrankten Kollegen, was ich verstehen kann, wenn jemand mit Fieber im Bett liegt.

    Was erwartet die TE denn sonst und was von Kolleginnen, die kein Fieber haben? Sie ist als Vertreungsperson eingestellt worden, wird genau dafür bezahlt.


    Eine Möglichkeit wäre also zu schreiben, wie man sich damit fühlt, nicht dazuzugehören. Oder fragen, woran das liegen könnte, was man ggf. selbst ändern, wie damit umgehen kann. Dann könnte man gemeinsam hier darüber nachdenken. Stattdessen wird irgendwas angenommen und mehrfach pikiert betont, was alles studiert wurde. Das nutzt den Klassenlehrerinnen halt nichts. Es ist für ihre Arbeit schlicht egal, ob die Vertretende Germanistik oder Astronomie studiert hat.


    Ich erlebe hier übrigens eine große Hilfsbereitschaft bei neuen Anfragen. Aber nur so lange, wie die Leute sich selbst angemessen sozial verhalten. Mancher benimmt sich wie ein Troll, da weiß man am Ende nicht, was man noch beitragen soll, außer einer Prise Ironie.


    Betrifft nicht die TE, aber bezieht sich auf den Vorwurf, "immer würden Quereinsteiger herablassend behandelt." Dem ist nicht so, ansonsten bitte Beispiele liefern.

  • Nein, ist es nicht. Genau dafür gibt es ja die hier bereits angesprochenen Möglichkeit für OBAS. Dass dabei priorisiert Schulen mit dem höchsten Bedarf versorgt werden, liegt in der Natur der Sache und würde auch in der Privatwirtschaft nicht anders ablaufen.

    Belastet aber die Schulen noch mehr, die dank Brennpunkt und Standortnachteilen und unbeliebterer Schulform und schlechterer Bezahlung ohnehin schon Nachteile haben, also weit mehr Aufgaben und weit mehr Vertretung als andere Schulen und sich dadurch die Stammlehrkräfte eine Menge Aufgaben untereinander aufteilen müssen, da diese oft nicht an die Vertretungen gegeben werden (können).


    In NDS werden an Schulen mit Mangel u.a. Ref-Stellen gesetzt, damit die Statistik der Versorgung besser aussieht, also noch mehr Aufgaben für die Lehrkräfte.


    Insgesamt ein schlechtes System, das die Ausbildung nicht vernünftig mit Ressourcen versieht, sondern seit vielen Jahren Auszubildende und Aushilfen verheizt, um den Mangel zu kaschieren und am System selbst nichts ändern zu müssen oder zu wollen.

  • So, das ist mein letzter Post hier. Ich möchte mich noch einmal bei denjenigen bedanken, die erzählt haben, dass das Zusammenspiel zwischen Fachfremden, die sich engagieren, und voll für den Lehrberuf Qualifizierten durchaus auch funktionieren kann. Danke auch an diejenigen, die mich nach meiner Entschuldigung verteidigt haben. Der Rant zu Beginn war unbedacht und viel zu pauschal, das habe ich bereits geschrieben. Viele nennen daraufhin in ihren Posts selbst erlebte Beispiele dafür, dass Vertretungslehrer Mist machen etc. Diese „anekdotische Evidenz“ ist exakt das, was mir zu Beginn vorgeworfen wurde, durchaus zu Recht. Aber warum machen so viele genau das Gleiche - nur eben andersrum? Wo ist das besser?


    Zu den übrigen Vorwürfen, die noch kamen: es ist total ok, wenn ich die Info „Mathebuch S.18“ bekomme. Ich lasse kein Kind mit dem Handy spielen und mache jede Stunde vollen Unterricht. Wenn es mir auf die Schnelle noch gelingt, suche ich mir selbst ABs, überlege mir Aufgaben, nehme Kunst-Material von zu Hause mit. Es passiert aber andauernd, dass z.B nur ein Zettel auf dem Tisch liegt, auf dem „Gefühlskreis machen“ steht. Gehe ich dann in die Nachbarklasse und frage, was denn ein Gefühlskreis ist, schicken mich die Kollegen weg mit der Aussage „das erklären dir die Kinder“. Ich erwarte auch überhaupt keine Stundenvorbereitungen, um Gottes willen. Es geht um ganz banale Dinge: einen Sitzplan am Pult deponieren (muss nicht aktuell sein) den alle Vertretenden sehen können. Die Regeln für den Morgenkreis 1x aufschreiben für alle, damit man sich das nicht in jeder Klasse neu erklären lassen muss. 1,2 Stichworte per Whatsapp dazu, in welchem Schrank das Material ist, das benutzt werden soll. Das müsste drin sein, finde ich. Und wenn ich eine Kollegin frage, ob wir irgendwann kurz sprechen können, weil Kinder in der Vertretungsstunde einen Konflikt hatten, wünsche ich mir eine Antwort, statt ignoriert zu werden. Ich finde das normal. In meinem früheren Beruf (nein, ich bin da nicht gescheitert, finde ihn aber gesellschaftlich nicht mehr so sinnvoll wie mit Mitte 20) ist es auch Usus, Leuten basale Dinge kurz zu erklären. Könnt ihr das in jedem Fach so toll, spontan irgendwas aus dem Hut zaubem, wenn Ihr ein Fach vertreten müsst - und das 30 Minuten zuvor auf dem Weg in die Schule erfahrt?


    Mich erschreckt der Ton einiger Foristen wirklich (und nochmal: meiner am Anfang wae auch blöd, wofür ich mich ernstgemeint entschuldigt habe). Die Fehler liegen im System, das zb. VL-Lehrer ohne jegliche Vorbereitung ins kalte Wasser schmeisst. Sicher gibt es Leute, die wirklich Schrott machen und ungeeignet sind. Das sind aber nicht alle. Und wenn man auch die vergrault, die sich wirklich bemühen, aber sich halt auch irgendwie erwünscht fühlen wollen - dann ist es halt kein Wunder, dass auch die nach kurzer Zeit wieder aussteigen.


    Und zu meinem „pikierten“ Betonen der Studienfächer: mehrere Foristen schrieben, in der Wirtschaft würde man auch keine Leute ohne akademischen Abschluss nehmen. Ich habe aber einen. Und auf den Fachfremd-Einwand habe ich lediglich erwähnt, dass EINES meiner Fächer (Germanistik) auch für die Grundschule relevant ist.


    Hoffe nur, die hier addressierten Foristen verhalten sich den KuK und SuS im echten Leben gegenüber ein bisschen anders.

  • Es geht um ganz banale Dinge: einen Sitzplan am Pult deponieren (muss nicht aktuell sein) den alle Vertretenden sehen können. Die Regeln für den Morgenkreis 1x aufschreiben für alle, damit man sich das nicht in jeder Klasse neu erklären lassen muss. 1,2 Stichworte per Whatsapp dazu, in welchem Schrank das Material ist, das benutzt werden soll.

    Da glaube ich, dass Lehrkräfte zum einen betriebsblind sind, zum anderen gerade in der Grundschule eigene Gepflogenheiten sind und man wirklich am besten in den Klassen selbst fragen kann.

    Die Lehrkraft geht davon aus, dass das eingeführte Ritual von den Kindern geleitet wird und hat das auch entsprechend eingeübt.

    Wenn man länger in der Mangelsituation lebt und ständig eine andere Vertretung etwas übernimmt, von der man heute noch nicht weiß, dass sie morgen kommt, von der in NDS keine studiert sein muss und sie keine pädagogischen Kenntnisse braucht, dann sieht man schon in Klasse 1 schnell zu, dass die Klasse möglichst bald bestimmte Aufgaben relativ selbstständig erledigen kann oder es zumindest so gut eingeübt ist, dass darauf innerhalb der Vertretung zurückgegriffen werden kann.

  • Wenn ich mir alles von den Kindern erklären lassen muss, reduziert das erstmal meine Autorität. Ausserdem geraten in vielen Klassen die Kinder dann in Streit, welche Regeln denn jetzt die richtigen sind - das hält sinnlos auf. Und nochmal: ich rede nicht davon, dass ich stundenlange Einweisungen möchte. Sondern einen Zettel auf dem Pult oder sonstwo, auf dem die Basics stehen Stundenplan, Sitzplan, Morgenkreis-Ablauf, Klassenrat-Ablauf) Muss man nur einmal machen und hinlegen, nicht jeder VL-Kraft einzeln erklären. Dass das schon zu viel verlangt sein soll, kann nicht dein Ernst sein.

  • Nun, Du hast jetzt Deinen Frust abgelassen. Ist ok. Deine Schule scheint gebranntes Kind zu sein oder eben arschig. Wissen wir nicht und können wir auch nicht ändern. Du bist jedoch noch nicht voll im System Schule. Vielleicht siehst Du dann nach einiger Zeit die Dinge auch anders, denn so wie mit manchen Kollegien und Schulen umgegangen wird und wie das ganze System mit allen Beteiligten umgeht, das ist schlichtweg aktuell nicht mehr lustig. Es tut mir leid, dass Du so schlechte Erfahrungen machen musstest, aber wenn ich an Deiner Stelle solche Anweisungen bekäme, würde ich sie Schichtweg nicht ausführen, sondern meinen eigenen Stiefel durchziehen.

    Ehrlich: Kollegien sind ausgebrannt. Sie haben schlichtweg keine Power mehr, auch noch viele Anweisungen zusätzlich zu ihrem Job zu geben. Hab ein bißchen Verständnis. Die Lage ist aktuell an vielen Schulen prekär und am Schuljahresende ist eigentlich bei allen nicht nur die Luft raus, sondern sie laufen am Limit.

  • Ich glaube, dass manches auch durcheinander geworfen wird.

    Es ist ein Unterschied, ob man eine Vertretungskraft ist, die bei spontanen Erkrankungen in allen Klassen der Schule eingesetzt wird oder ob man Langzeiterkrankte o.ä. dauerhaft in den Klassen vertritt. Und dann gibt es noch die, die anstatt einer grundständig ausgebildeten Lehrkraft ganz normale Aufgaben einer Lehrkraft übernehmen, weil es keine LK gibt. Diese unterschiedlichen Konstellationen sind unterschiedlich zu bewerten und abhängig es sollten auch unterschiedliche Erwartungen an die jeweilige Person gestellt werden. Nichts desto trotz, sollte man wertschätzend miteinander umgehen. Genau so, wie man es von seinen Schüler*innen erwartet.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ach, und du weisst genau, wie freundlich oder unfreundlich ich im Kollegium bin? Glaub mir: mein Rant hat eine lange Vorgeschichte. Freundliche, mehrfach und über Monate vorgetragene Bitten, ob es vielleicht möglich wäre, dass, dass es natürlich Zeit hat, welcher Termin denn am besten passen würde etc. haben bei einigen etwas gebracht, bei anderen null. Irgendwann gebe ich dann auf, frage gar nichts mehr, weil ich niemanden nerven will - und mache mir (ja, in falschem Ton - wie viele Entschuldigungen möchtest do noch hören?) im einem Online-Forum Luft. Wahnsinn, was für eine Haltung…

  • Ach, und du weisst genau, wie freundlich oder unfreundlich ich im Kollegium bin? Glaub mir: mein Rant hat eine lange Vorgeschichte. Freundliche, mehrfach und über Monate vorgetragene Bitten, ob es vielleicht möglich wäre, dass, dass es natürlich Zeit hat, welcher Termin denn am besten passen würde etc. haben bei einigen etwas gebracht, bei anderen null. Irgendwann gebe ich dann auf, frage gar nichts mehr, weil ich niemanden nerven will - und mache mir (ja, in falschem Ton - wie viele Entschuldigungen möchtest do noch hören?) im einem Online-Forum Luft. Wahnsinn, was für eine Haltung…

    Ich glaube, dass du es vielleicht auch etwas zu persönlich nimmst. Es gibt einfach Menschen, die keine Teamplayer sind. Unter Lehrkräften ist das auch relativ verbreitet, da Sie im Grunde auf sich selbst gestellt sind. Dann sehen Sie nur noch Ihre Klasse und Ihre eigene ToDo Liste.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Und auf den Fachfremd-Einwand habe ich lediglich erwähnt, dass EINES meiner Fächer (Germanistik) auch für die Grundschule relevant ist.

    Es ist irgendwie "relevant", ja, aber du bist nicht ausgebildet um kleinen Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Lustigerweise sind sich diesbezüglich gerade Personen mit mir einig, die ansonsten mich ganz gerne mal angiften, wenn ich schreibe, eine vertiefte Fachausbildung sei für die Grundschule weniger wichtig als Fachdidaktik und Pädagogik. Dann heisst es immer, man müsse für die Grundschule das tollste Fachwissen überhaupt haben, was eben Quatsch ist.


    Du bist im Moment schlichtweg in der falschen Schulform unterwegs. Dass du aber selbst die Idee hattest, das könnte passen, sagt eben schon was über dich aus und genau diese schlechte Selbsteinschätzung bzw. Vorstellung davon, was man an der Schule dann wirklich zu tun hat, nervt mich an Leuten, die entweder aus der falschen Fachrichtung kommen oder tatsächlich Quereinsteiger aus der Industrie/Wirtschaft sind. Dass man auf der zwischenmenschlichen Ebene unfreundlich zu dir ist, ist nicht in Ordnung, da bin ich völlig bei dir. Du scheinst aber wirklich nicht zu verstehen, dass du für den Schulbetrieb nicht halb so "nützlich" bist wie die Politik, die dir diese Möglichkeit ja schlussendlich überhaupt erst bietet, es gerne hätte. Was dir gerade passiert ist symptomatisch für ein kaputtes System. Das ist nicht deine Schuld aber du wärst gut beraten auch wirklich mal die Perspektive zu wechseln um wenigstens versuchen zu verstehen, woher der Frust kommt. Du bist einfach nicht die "Heilsbringerin" auf die alle gewartet haben. Das System braucht keine kreativen Notlösungen, sondern stufengerecht qualifiziertes Fachpersonal.


    Ich arbeite selbst in der Sekundarstufe II und ich kenne es, seit ich in diesem Beruf arbeite, überhaupt nicht anders, als dass ich aus der Mittelstufe in meinen Fächern schlecht ausgebildete Jugendliche in den Unterricht bekomme. Das ist immer schon ein systemisches Problem. Chemie gibt es bei uns im Kanton in der Mittelstufe nicht als eigenständiges Fach, es heisst "Biologie mit Chemie". Im Idealfall unterrichtet eine Lehrperson, die für die Sek I ausgebildet ist und genau diesen Fachbereich im Studium auch vertieft hat. Häufig ist das aber nicht der Fall und es gibt auch immer schon gerade in diesem Fachbereich sehr häufig Lehrerwechsel und Stellvertretung, weil sich zu wenige Lehramtsstudierende dafür interessieren. Wenn es nicht ideal aber immer noch gut läuft, unterrichtet eine Lehrperson, der selbst bewusst ist, dass sie Chemie nicht so gut kann und dann eben nur phänomenologische Biologie macht. Das ist mir als Sek-II-Lehrperson, die übernimmt, tausend mal lieber als wenn sich da jemand abkrampft und irgendeinen Blödsinn erzählt. Dann lass es lieber bleiben, das macht wenigstens nichts kaputt. Die besten Erfahrungen mache ich eigentlich mit den Jugendlichen, die aus dem Leistungszug E übertreten, die hatten nämlich im NaWi-Bereich gar keinen Theorieunterricht sondern "nur" phänomenologische Laborarbeit. Die können immerhin alle einen Gasbrenner bedienen, Flüssigkeiten unfallfrei von A nach B umfüllen und einen Erlenmeyerkolben von einem Becherglas unterscheiden.


    Ich unterhalte mich oft mit den Jugendlichen über diese Probleme, die merken in der 1. Klasse bei uns sehr schnell selbst, dass irgendwas vorher nicht ganz rund gelaufen ist. Dann erkläre ich ihnen genau das: Das ist nicht die Schuld der Kolleginnen und Kollegen, die an der Sek I arbeiten. Von denen wird häufig irgendwas verlangt, wofür sie gar nicht ausgebildet sind, sie unterrichten zu viele Wochenlektionen und plagen sich obendrein noch mit unqualifizierten Aushilfskräften rum. Und die Politik wundert sich, warum sich immer weniger Studierende für die Primar und Sek I an der PH einschreiben bzw. nach kürzester Zeit wieder hinschmeissen. Es läuft überhaupt nur noch in der Sek II einigermassen OK, das ist bei uns halt eine modulare Ausbildung bestehend aus Fachstudium an der Uni + Fachdidaktik/Erziehungswissenschaften an der PH.


    Wie ich aber bereits weiter oben schrieb, wird es auch für uns zunehmend schwieriger, noch ausreichend qualifizierte Leute zu finden. Ich erwähnte diesen merkwürdigen Trend mit den Sportlern, die meinen so beiläufig noch dies, das und jenes unterrichten zu können. Wenn in "dies, das und jenes" die Not nur gross genug ist, dann nimmt man die halt und hofft, dass in 1 oder 2 Jahren wieder bessere Bewerbungen im Körbchen landen. Lustig ist das aber für beide Seiten absolut nicht, da sind bei uns schon mehr als einmal Tränchen geflossen bei Leuten, die wieder gehen mussten. Weil man ihnen leider ganz direkt sagen musste, sorry, deine Fachkompetenz ist nicht ausreichend.


    Aber auch das wird hier im Forum gerne mal ein bisschen lächerlich abgetan, Gymnasium sei ja immer noch fachwissenschaftlicher Kindergarten. Ich hab's nur wirklich nun mehr als 1 x schon erlebt, dass Leute mit nem halben Fachbachelor genau daran letztlich scheitern und ich bin überzeugt davon, an der Sek I könnten die sehr wohl noch einen guten Job machen. Sei also insofern beruhigt, die Selbstwahrnehmung scheint mir auch bei berufserfahrenen und regulär ausgebildeten Lehrpersonen nicht immer die beste zu sein.

  • Inwiefern reduziert das irgendwie die Autorität. Klassenregeln hängen meist irgendwo in der Klasse oder man lässt sich die Regeln und Rituale von Klassensprechern erläutern.

    Bei uns gibt es von der 1.-10. Klasse alles. Wenn ich ausnahmsweise mal in der Grundschule vertrete, kam es wegen sowas nie zu Problemen. Die Kinder waren stolz ihre Rituale zu zeigen und erklärten auch Reflexionssysteme. Diese können sich ja stark unterscheiden zu Ritualen etc der Sek 1.

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.:rose:

  • nd mache mir (ja, in falschem Ton - wie viele Entschuldigungen möchtest do noch hören?) im einem Online-Forum Luft. Wahnsinn, was für eine Haltung…

    Mal ganz wertfrei: Was hast Du Dir denn erwartet, was hier darauf geschrieben wird? Immerhin hast Du zum Rundumschlag gegen eine Berufsgruppe ausgeholt und erwartest, dass genau diese Berufsgruppe Dir beipflichtet? Wichtig im Lehrerdasein ist die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Ich rate Dir, das mehr zu trainieren.

    Es haben Dir auch schon viele beigepflichtet, dass das Verhalten an Deiner Schule blöd ist. Deswegen uns alle hier zu verurteilen, ist aber nicht der richtige Weg. Hier gibts übrigens ziemlich viele Quereinsteiger im Forum.

  • Interessanterweise ist dieser phänomenologische Fachunterricht dass was sich mein neuer Direktor von mir wünscht. Ich bin mal gespannt wie das wird. Die Bedingungen sind ja extrem gut mit den 12 Kindern beim Experimentieren. Wobei ich jetzt natürlich nur Physik und MINT unterrichten werde. Wenn du Lust hast, kannst du mir gerne sagen was ihr bei Absolventen sehen wollt

    Das mit der mangelnden Fachkompetenz kann ich unterschreiben. Ich hatte an meiner Ausbildungsschule eine extrem gut benotete Chemie Kollegin die nicht wusste, wie sie eine Konzentration berechnet. Oder einen Physik Kollegen der SuS 10M NaOH erhitzen lässt. Oder eine Kollegin die Bio studiert (und jetzt Sek2 Chemie unterrichtet) hat und mich um Nachhilfe für Ihre Tochter in Chemie gebeten hat die gerade mal in der 10. Klasse war. Und es lässt sich endlos so fortsetzen.

  • Gehe ich dann in die Nachbarklasse und frage, was denn ein Gefühlskreis ist, schicken mich die Kollegen weg mit der Aussage „das erklären dir die Kinder“.

    Ganz ehrlich? Das würde ich womöglich auch antworten. Weil ich auch nicht genau weiß, was das ist und selbst wenn, weiß ich nicht, wie die Kollegin das handhabt. Und je nachdem wann du dann mit deiner Frage kommst und welche zig Dinge ich gerade schon versuche gelichzeitig zu machen, käme meine Antwort evtl. auch wie "wegschicken" rüber.

    Davon abgesehen ist es in der Grundschule absolut üblich, die Kinder zu fragen, wie die Dinge bei ihnen laufen. Und wenn sie sich darüber nicht einig sind, breche ich das ab und mache es so wie ich denke, dass es Sinn gibt (oder auch gar nicht und dafür was ganz anderes). Und wenn sie dann meckern, dass das bei Frau XY aber anders ist, erkläre ich ihnen freundlich, dass ich nicht Frau xy bin und verschiedene Lehrer Dinge numal ganz unterschiedlich machen.


    Es geht um ganz banale Dinge: einen Sitzplan am Pult deponieren (muss nicht aktuell sein) den alle Vertretenden sehen können. Die Regeln für den Morgenkreis 1x aufschreiben für alle, damit man sich das nicht in jeder Klasse neu erklären lassen muss. 1,2 Stichworte per Whatsapp dazu, in welchem Schrank das Material ist, das benutzt werden soll. Das müsste drin sein, finde ich.

    Finde ich nicht. Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wozu ein nicht aktueller Sitzplan gut sein soll.... allein dass du glaubst, dass es banal ist, extra für dich alle Rituale und Abläufe die es in Grundschulklassen so gibt (und das sind viele!!!! Und noch dazu immer im Wandel...) zu verschriftlichen, zeigt wie sehr du den Aufwand unterschätzt und wie wenig du den Stress wahrnimmst, den deine Kolleginnen haben.

    Und nein, ich habe nichts gegen Vertretungslehrerinnen, Quereinsteigerinnen etc. Wir haben immer mehr davon und viele davon sind toll und wir sind froh, dass wir sie haben. Und im normalfall fühlen sie sich bei uns auch wohl. Und ich erkläre und erkläre und erkläre bis zum Abwinken und meist auch sehr geduldig. Ich mach das gerne, aber es ist nunmal auch anstrengend. Weil ich es ständig nebenher mache und dafür entweder meine Pause opfere oder im Unterricht durcheinanderkomme, weil ich meine Aufmerksamkeit zwischen Kindern und Fragestellerinnen aufteilen muss. Im Moment werden wir z.B. zusätzlich auch noch von Praktikantinnen aller Art geflutet. Ständig stehen fremde Erwachsene in meinem Umterricht. Und stellen Fragen. Und dann noch jede Menge Rückfragen, weil vieles eben doch nicht so banal und mal "eben so" zu erklären ist, wie du es dir offenbar vorstellst.

    Hinweise wo Material ist gebe ich immer, wenn es mir möglich ist, aber manchmal ist es das halt nicht (wenn ich z.B. dank Migräne nicht auf einen Bildschirm kucken kann).

  • Wobei ich jetzt natürlich nur Physik und MINT unterrichten werde.


    Ja, Physik ist eben ein eigenes Fach. Wenn es dann eine geeignete Lehrperson für Physik an der Schule gibt, merkt man das am Gym nachher schon, dass da mehr gelaufen ist als in Chemie. Du bist aber schon im Niveau P eingesetzt, oder? Ich bin gespannt, wie es dir geht und was du dann so zu berichten hast.

  • Zitat

    Ich glaube, dass du es vielleicht auch etwas zu persönlich nimmst. Es gibt einfach Menschen, die keine Teamplayer sind. Unter Lehrkräften ist das auch relativ verbreitet, da Sie im Grunde auf sich selbst gestellt sind. Dann sehen Sie nur noch Ihre Klasse und Ihre eigene ToDo Liste.


    Danke für deine Antwort - und ja, bestimmt nehme ich das auch zu persönlich (keine Ironie). Das System fördert das natürlich stark, das Alleinertum. Für mich sehr ungewohnt. Ich schaue mal nach einer anderen Schule mit besserem Klima (mit Probe-Arbeiten, OBAS-Option und nicht mehr GS) und wenn ich mich dort genauso fühlen sollte, kehre ich in den alten Beruf zurück, dann bin ich womöglich persönlich nicht resilient genug für einen Quereinstieg und natürlich zu wenig in der Lage, mich auf die Perspektive vieler grundständig ausgebildeten Kräfte einzustellen. Als „Heilsbringerin“, wie oben von anderen unterstellt, habe ich mich nie gesehen - und unter was für einem heftigen Arbeitsdruck Lehrer stehen, ist mir absolut bewusst.

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