Einstellung gegenüber Seiteneinsteigern

  • Ähm… das ich einen akademischen Abschluss in einem durchaus schul-relevanten Fach habe, hast du überlesen? Und ist es in Schulen wirklich eine Lösung, so viele Stellen dann unbesetzt zu lassen?

    Nein habe ich nicht überlesen, aber du bist in keinem deiner studierten Fächer für die Grundschule ausgebildet, daher fachfremd.

    Und nein, es macht für die Kinder keinen Sinn die Stellen unbesetzt zu lassen, darum der Quer- und Seiteneinstieg.

    Aber für einen gewissen Prozentsatz der Kinder einer Klasse würde es wahrscheinlich wirklich keinen Unterschied machen, ob jemand fachfremd unterrichtet oder kein Unterricht stattfinden würde, sie würden nur Bahnhof verstehen.

  • Doch, ehrlich gesagt kann ich das absolut nachvollziehen, dass Lehrpersonen sich über schlecht qualifizierte Stellverttretungen irgendwann mal nerven. Ich hatte selbst in der Chemie zwei schlecht qualifizierte Studis, hinter denen ich dann mühsam kehren musste, weil es ihnen an Fachkompetenz gefehlt hat. Wir hatten in der Biologie hintereinander mehrere schlecht qualifizierte Berufseinsteiger, die nach einem Jahr wieder weg waren und jemand anderes schlecht unterrichtete Klassen übernehmen musste. Wir hatten in der Physik über mehrere Monate eine Stellvertretung, die selber nicht verstanden hat, was im Buch drinstehst. Das wieder grade zu rücken kostet mehr Zeit als 3 Monate Unterrichtsausfall zu kompensieren. Das nervt unfassbar.


    Grundsätzlich ist das mal ein Fehler im System, das sollte gar nicht erst passieren. Aber mir gehen auch die Leute auf den Keks, die meinen mit nem Master in Sport könnten sie schon auch das bisschen Bio oder Physik an der Schule. Ne, da hab ich dann tatsächlich irgendwann keine Lust mehr, meine fertig ausgearbeiteten Unterlagen rauszudrücken nur um den Schaden durch Inkompetenz abzuwenden. Ich bin gegenüber Berufsanfängern mit entsprechender Fachausbildung immer freundlich und hilfsbereit. In machen Konstellationen ist es aber absolut vorhersehbar, dass man nur Ärger damit hat und nichts dabei rumkommt ausser Mehrarbeit, die man nicht gehabt hätte, hätte man selber gleich die Übetstunden übernommen.

  • Doch, ehrlich gesagt kann ich das absolut nachvollziehen, dass Lehrpersonen sich über schlecht qualifizierte Stellverttretungen irgendwann mal nerven. Ich hatte selbst in der Chemie zwei schlecht qualifizierte Studis, hinter denen ich dann mühsam kehren musste, weil es ihnen an Fachkompetenz gefehlt hat. Wir hatten in der Biologie hintereinander mehrere schlecht qualifizierte Berufseinsteiger, die nach einem Jahr wieder weg waren und jemand anderes schlecht unterrichtete Klassen übernehmen musste. Wir hatten in der Physik über mehrere Monate eine Stellvertretung, die selber nicht verstanden hat, was im Buch drinstehst. Das wieder grade zu rücken kostet mehr Zeit als 3 Monate Unterrichtsausfall zu kompensieren. Das nervt unfassbar.


    Grundsätzlich ist das mal ein Fehler im System, das sollte gar nicht erst passieren. Aber mir gehen auch die Leute auf den Keks, die meinen mit nem Master in Sport könnten sie schon auch das bisschen Bio oder Physik an der Schule. Ne, da hab ich dann tatsächlich irgendwann keine Lust mehr, meine fertig ausgearbeiteten Unterlagen rauszudrücken nur um den Schaden durch Inkompetenz abzuwenden. Ich bin gegenüber Berufsanfängern mit entsprechender Fachausbildung immer freundlich und hilfsbereit. In machen Konstellationen ist es aber absolut vorhersehbar, dass man nur Ärger damit hat und nichts dabei rumkommt ausser Mehrarbeit, die man nicht gehabt hätte, hätte man selber gleich die Übetstunden übernommen.

    Hätte ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht. Also dass der Mangel im Sek2 Bereich auch so groß ist. Naja

    Witzigerweise steckt in dem doch sehr merkwürdig vorgetragenen Rant der Thread Erstellerin ein bisschen Wahrheit. Es kommt meiner Erfahrung nach stark darauf an, wo man sich hin bewirbt. Je weniger Mangel, desto mehr Ablehnung. Aber andererseits ist halt auch niemand für mein Lebensglück verantwortlich. Wenn ich irgendwo nicht gut behandelt werde, dann gehe ich woanders hin. Und es gibt wirklich wundervolle Orte an denen Quereinsteiger herzlich willkommen sind

  • Je weniger Mangel, desto mehr Ablehnung

    Das erlebe ich auch aus der gewerkschaftlichen Perspektive nicht so. Wir haben sehr viele schlecht qualifizierte Stellverttretungen an den Volksschulen und das geht den Kolleginnen und Kollegen unfassbar auf den Sack. Weil es eben noch mehr Aufwand verursacht als Stunden ausfallen zu lassen. Da ist man gar nicht mal unbedingt unfreundlich zu den Leuten, die die Stellverttretungen übernehmen sondern vor allem wütend auf ein kaputtes System.


    An der Sek II ärgere ich mich in der Tat über die in der Industrie gescheiterten Biologen die meinen in der Schulchemie rumstümpern zu müssen. Oder eben die Sportler, die im Beifach eine Naturwissenschaft belegen weil sie genau wissen, mit Sport will sie eh keiner haben. 90 ECTS ohne Synergien sind leider ein bisschen mau fürs Gymnasium, insbesondere wenn man auf das Beifach sehr offensichtlich keine Lust hat. Wie erwähnt, die PH sollte solche Spässe gar nicht zulassen. Tut sie aber.

  • Es kommt meiner Erfahrung nach stark darauf an, wo man sich hin bewirbt. Je weniger Mangel, desto mehr Ablehnung.

    Meine Erfahrung sagt das genaue Gegenteil: je mehr Mangel und Vertreterei, desto mehr Ärger hat man als Lehrkraft und umso mehr Frust erleben viele. Der Unterrichtsausfall juckt einen als Kollege doch nicht, der interessiert allenfalls die Eltern. Und selbst da: manchmal ist Unterricht so schlecht, dass einem der Ausfall als das geringere Übel erscheint. Deswegen sollte man zur vertretenden Person natürlich als Mensch immer freundlich sein, das ist hoffentlich unbestritten. Sie kann nichts für die Zusatzarbeit der anderen, die durch die Situation entsteht. Aber umgekehrt anzunehmen, dass eine Kollegin automatisch dankbar wäre, weil jemand einen Job in der Nachbarklasse erledigt und dazu oft Hilfe braucht, ist ein bisschen naiv.

  • In unserer Schule werden seit einiger Zeit sehr sehr viele Vertretungsstellen ausgeschrieben, teilweise nur für wenige Stunden, die dann nach ein paar Monaten, spätestens im Sommer auslaufen und neu besetzt werden. Meist mit Seiteneinsteigern ohne GS Erfahrung.

    Und da merke ich schon , dass im Kollegium die Motivation stark nachlässt immer wieder von vorne anzufangen um diesen Menschen zu erklären, wie Grundschule läuft. Kaum sind sie halb angekommen, sind sie schon wieder weg.

  • Bei uns sind aktuell aufgrund von Mutterschutz und Erkrankungen sehr viele Vertretungslehrer.

    Die meisten davon machen ihr Ding (SuS dürfen mit dem Handy spielen, Unterricht findet so gut wie nicht statt) und die Lehrkräfte der Schule dürfen dann die ganzen Kämpfe ausfechten und Lernlücken füllen.

    Bei den Leuten handelt sich zu 90% um Leute ohne Studium oder Ausbildung im pädagogischen Bereich. Daher gibt es bei uns mittlerweile einiges an Skepsis.

    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.:rose:

  • Alles was ihr schreibt ist verständlich. Die TE ist aber nicht fachfremd und so, wie es sich liest, scheint sie sich die größte Mühe zu geben. Ob ein*e Junglehrer*in frisch aus dem Ref oder eine frustrierte Lehrkraft kurz vor der Pension, einen viel besseren Unterricht macht als eine engagierte Quereinstiegskraft, wage ich manchmal zu bezweifeln. Es kommt, wie immer, auf die Person an.


    An der Grundschule, an der ich viele Jahre war (nicht als Lehrkraft oder Vertretung), war man schon dankbar, dass es Vertretungskräfte gibt (und die waren weder studiert oder sonst was, sondern Hausfrauen aus dem Stadtteil, die paar Stunden Abwechslung brauchten, weil die eigenen Kinder schon groß waren). Ohne sie hätten die LK Mehrarbeit leisten müssen, worauf gar niemand Bock hatte. Stichwort Unterrichtsgarantie in der Grundschule. Obwohl man heilfroh über die Vertretungskräfte war, hat mit den in den Pausen auch niemand gesprochen. Es hat mir wirklich etwas Leid getan. Das war jedoch keine Böswilligkeit der Kolleg*innen, sondern die Bubble, in der sie waren. Sie sprachen miteinander über die Planung der Wandertage, Entwürfe von Klassenarbeiten, etc... Damit hatten die Vertretungslehrkräfte nichts zu tun. Und je mehr man über Berufliches miteinender spricht, um so mehr lernt man sich kennen und rutscht dann auch schneller ins Private. Das lag also etwas in der Natur der Sache.


    Dennoch merke ich hier im Forum schon, wie feindselig manche User*innen Quereinsteiger*innen gegenüber eingestellt sind. Ich habe das Gefühl, dass sich manche dadurch in Ihrer Profession extrem abgewertet fühlen. Das hat aber mit den einzelnen Quereinsteigenden nichts zu tun, sondern mit dem Konzept des Lehramtsstudiums und des Lehrerseins. Die Lehrkräfte, mit den ich gesprochen habe, und das sind sehr viele, haben mir versichert, dass sie aus dem Studium nichts für ihre pädagogische Arbeit mitgenommen haben. Vieles haben sie im Ref, wobei dieses ja tws. auch unter Laborbedingungen stattfindet, gelernt und das allermeisten on the job.Am wichtigsten ist die Unterstützung durch Kolleg*innen und Fortbildungen.


    Eine grundständig ausgebildete Lehrkraft kann sich überigens jederzeit in ihrer Branche in der freien Wirtschaft (ihr wisst schon welche ich meine-wobei die andere auch ginge 😉) bewerben. Man wird gucken, wie Sie sich macht und ihr nach und nach immer mehr zutrauen. Ie würde aufsteigen und ihr Gehalt nach oben verhandeln. Wenn jemand eingestellt wird, setzt erstmal voraus, dass die Person den Job hinbekommt. Die einen schaffen es, die anderen müssen weiter ziehen- unabhängig der grundständigen Ausbildung. Übrigens gehört da die Einarbeitung zu den ganz normalen Aufgaben der Mitarbeitenden, die man nebenher macht. Da hat auch keiner extra Stunden dafür.


    Anekdotische Evidenz: Am Gymnasium meiner Tochter gibt es viele Quereinsteigende. Am Anfang wusste ich als Mutter natürlich nicht, wer welche Ausbildung hat. Es gab eben LK die ich, von außen betrachtet, als "besser, pädagogisch wertvoller,..." befand und andere, da fragt man sich, warum Himmels willen so jemand Lehrkraft wird... Wie überall eben.


    Überraschung: Die beiden Quereinsteigenden, die meine Tochter unterrichten, sind nicht die von der zweiten Sorte.

  • Überraschung: Die beiden Quereinsteigenden, die meine Tochter unterrichten, sind nicht die von der zweiten Sorte.

    Es gibt sowohl auf der Seite der Grundständigen als auch auf der Seiteneinsteiger immer Graupen und engagierte tolle Lehrkräfte.


    Was man manchmal beobachten kann: Seiteneinsteiger haben manchmal Probleme in ihrem Job, denken, dass im Lehrerberuf alles besser wird, merken dann aber, dass sie selbst das Problem sind.

  • Was man manchmal beobachten kann: Seiteneinsteiger haben manchmal Probleme in ihrem Job, denken, dass im Lehrerberuf alles besser wird, merken dann aber, dass sie selbst das Problem sind.

    Stimmt. Viele merken es nicht mal dann.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ergänzend zu meinem Post oben sollte ich vielleicht ergänzen, dass sie alle Quereinsteiger, egal welche Ausbildung, Dauer des Vertrags etc vom Kollegium immer freundlich und aufgeschlossen aufgenommen werden. Natürlich sitzen sie in allen Konferenzen, sprechen wir im Lehrerzimmer und behandeln sie wie alle anderen. Es gibt da keine zwei Klassengesellschaft... aber die Motivation ihnen alles zu erklären , vom zeugnisprogramm bis zum Ablauf der Einschulung lässt halt deutlich nach, wenn man weiß, dass sie alle nach ein paar Monaten weg sind.

  • zeugnisprogramm bis zum Ablauf der Einschulung lässt halt deutlich nach, wenn man weiß, dass sie alle nach ein paar Monaten weg sind.

    Wieso sind sie nach ein paar Monaten weg? Vermischst du hier Vertretungen und Quereinsteiger?


    Vertretungen haben außer Unterricht wenig zu tun. Sie werden keine Zeugnisse schreiben oder sonst was. An Konferenzen müssen sie natürlich teilnehmen, denn sie geben Unterricht und sind Teil des Schullebens. Um nichts anderes geht’s in solchen Konferenzen.

    Quereinsteiger sind jedoch vollwertige Kollegen, die genauso auch arbeiten müssen und gleichzeitig berufsbegleitend ausgebildet werden. Jedenfalls ist das in NRW so. Ich sehe da doch einen deutlichen Unterschied.

  • Ergänzend zu meinem Post oben sollte ich vielleicht ergänzen, dass sie alle Quereinsteiger, egal welche Ausbildung, Dauer des Vertrags etc vom Kollegium immer freundlich und aufgeschlossen aufgenommen werden. Natürlich sitzen sie in allen Konferenzen, sprechen wir im Lehrerzimmer und behandeln sie wie alle anderen. Es gibt da keine zwei Klassengesellschaft... aber die Motivation ihnen alles zu erklären , vom zeugnisprogramm bis zum Ablauf der Einschulung lässt halt deutlich nach, wenn man weiß, dass sie alle nach ein paar Monaten weg sind.

    Kann ich komplett nachvollziehen. Für "die Neuen" ist es dennoch doof, wenn sie die zuletzt von die genannten Aufgaben ausführen sollen und niemand Lust hat zu erklären wie es geht. Am Ende fällt es auf sie zurück, wie unfähig sie seien, wenn sie es falsch machen. Grade ein Schulfest läuft an jeder Schule anders ab. Auch berufserfahrene, "echte" Lehrkräfte müssen da eingewiesen werden


    Eine wirklich interessierte Frage: Lernt man im Ref mit dem Zeugnisprogramm umzugehen? Und wenn ja, wo? Im Studienseminar oder bei der Mentorin?

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Eine wirklich interessierte Frage: Lernt man im Ref mit dem Zeugnisprogramm umzugehen? Und wenn ja, wo? Im Studienseminar oder bei der Mentorin?

    Was heißt denn „damit umzugehen“? Es gibt ganz unterschiedliche Programme. Jeder wird sicher eingewiesen, wie er seine Noten einzutragen hat. Das Zeugnis am Ende zu erstellen, ist meist Sache der Klassenlehrer. Wenn du willst, frag diese, ob du zusehen kannst, wie das funktioniert. Da hat jede Schule ihr eigenes System und eigene Vorgehensweise.

    Das Studienseminar hat damit gar nichts zu tun.


    Edit: ich schreibe für NRW. Mir fällt grad ein, dass du ein anderes BL bist, oder? Da kann sicher jemand andres qualifiziert antworten.

  • Eine wirklich interessierte Frage: Lernt man im Ref mit dem Zeugnisprogramm umzugehen? Und wenn ja, wo? Im Studienseminar oder bei der Mentorin?

    Lernt man nicht pauschal. Ich kann das heute noch nicht und mir ist es auch egal, weil ich keine Zeugnisse erstellen muss.


    Ich trage meine Note, wie auch den Unterricht, im Schulportal ein und das wars für mich. Das Schulportal wirst du sicher kennenlernen, denn damit sollen alle Schule arbeiten.

  • Die TE ist aber nicht fachfremd

    Germanistik, Journalistik und Politik klingt für mich nicht so, als könnte man das an der Grundschule besonders gut gebrauchen. Am Gymnasium wär's überhaupt kein Problem, im Gegenteil wäre das in unserem System gar kein Quereinstieg sondern eine regulär qualifizierende Ausbildung. Aber es geht ja um Grundschule.

  • Germanistik, Journalistik und Politik klingt für mich nicht so, als könnte man das an der Grundschule besonders gut gebrauchen. Am Gymnasium wär's überhaupt kein Problem, im Gegenteil wäre das in unserem System gar kein Quereinstieg sondern eine regulär qualifizierende Ausbildung. Aber es geht ja um Grundschule.

    Oh, ich hatte Germanistik und Anglistik im Kopf. Dann hab ich da wohl zwei Threads durcheinandergebracht. Sorry.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • dabei rumkommt ausser Mehrarbeit, die man nicht gehabt hätte, hätte man selber gleich die Übetstunden übernommen

    Sorry, aber über den Punkt sind wir schon lange hinweg. Die Alternative lautet vielmehr, die Klasse umsonst zu Deinem bestehenden Unterricht mitzuführen und zwischen den Klassenräumen hin und her zu springen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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