Verbeamtung- ja, nein?

  • Es gibt immer mehr Privatschulen, da immer mehr Eltern ihre Kinder lieber auf eine Privatschule schicken.

    Ist das tatsächlich so? Hier in der Region wüsste ich nicht, dass in den letzten zehn Jahren neue Privatschulen gegründet wurden. In meinem Umfeld gibt es zudem nur sehr wenige Eltern, deren Kinder auf eine Privatschule gehen oder gingen (spontan fallen mir nur drei Familien ein).


    Aber evtl. ist das in anderen Gegenden Deutschlands anders. Das kann ich nicht sagen.

    Wie aus dritter Hand? Mich betrifft es selbst, wie ich oben geschrieben habe. Ich habe rund 80€ mehr raus als als Beamter (angenommen sind 350€ Abzug für PKV).

    Oben schriebst du doch nur, dass "Bekannte" von dir an einer Privatschule tätig sind, nicht du selbst. Oder habe ich da was überlesen?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Brauchst du nicht, arbeite mit Planstelleninhaber-Vertrag an Ersatzschule. Bekomme neben normal A13 inkl. Familienzulage eine Zulage vom Schulträger.

    Ich auch. Und meine Kolleg_innen auch.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Und die exorbitanten Kinderzuschläge zahlt nur NRW, das gibt's woanders nicht.

    Ich weiß nun nicht, wie es in NRW aussieht, aber in Bayern sind die durch die Neuregelung der Tarifordnung mittlerweile auch enorm hoch.



    Bei uns hat sich die Zahl der Privatschulen in der letzten Zeit meines Wissens nach nicht verändert.

    Ich persönlich könnte mir die Arbeit dort definitiv nicht vorstellen, sähe nicht, welche Vorteile es hätte.

    Waldorf und co sowie kirchliche fallen schonmal aufgrund meiner Schwurbel-Aversion weg und bei vielen anderen hätte ich vermutlich das Gefühl, den Eltern gegenüber in einer Dienstleisterrolle zu sein.

    Ich kenne niemanden, der den Weg Staat-Privat gegangen ist. Andersrum ja, aufgrund von zunächst mangelnden Planstellenangeboten.

  • Und die exorbitanten Kinderzuschläge zahlt nur NRW, das gibt's woanders nicht.

    In Hessen sind es jetzt auch ab dem 3. Kind knapp 700€.


    Mein Kollege mit 6 Kindern freut sich.

  • Ich kenne niemanden, der den Weg Staat-Privat gegangen ist. Andersrum ja, aufgrund von zunächst mangelnden Planstellenangeboten.

    Bericht aus erster Hand: Bei uns im Kollegium gibt es vier Kolleginnen und Kollegen, die sich haben entbeamten lassen und bei uns angefangen haben. Anders herum gibt es auch einige Beispiele bei uns, also Kolleginnen und Kollegen, die aus dem Angestelltenverhältnis bei uns an eine staatliche Schule mit Planstelle gewechselt sind.


    Ansonsten habe ich nur noch Erzählungen von Bekannten aus einem anderen Bundesland, wo dieser Trend zunimmt, weil das Land Teilzeitoptionen einschränkt und Versetzungen vornimmt. Das wollen ein paar nicht mitmachen, lassen sich entlassen und heuern an einer Privatschule an. Wie gesagt, keine Berichte aus erster Hand. Bin mal gespannt, wie sich das entwickelt, wenn die Maßnahmen gegen den Lehrermangel weiter anziehen.


    Hier in der Umgebung gab auch keine Neugründungen von Privatschulen. Im Rhein-Main-Gebiet aber schon, glaube ich. Ich bezog mich aber auf das Dokument von destatis, das aufzeigt, dass die Anzahl an Privatschulen steigt.

  • In Hessen sind es jetzt auch ab dem 3. Kind knapp 700€.


    Mein Kollege mit 6 Kindern freut sich.

    Ich verstehe wirklich nicht, warum das 3. Kind 3x so teuer sein soll als das 1. oder 2. Eigentlich ist es doch genau anders herum. Beim Kindergeld wurde es doch angepasst. Hoffe, dass das an dieser Stelle auch noch passiert.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Dafür hat man oft ein angenehmes Arbeitsklima, flache Hierarchien und dadurch durchaus gute Möglichkeiten auch eher eine Beförderungsstelle zu bekommen.

    Könntest du das bitte noch erklären? Ich hätte gedacht, flache Hierarchien und Beförderungsämter schließen sich son bisschen aus.

  • Hier in der Umgebung gab auch keine Neugründungen von Privatschulen. Im Rhein-Main-Gebiet aber schon, glaube ich. Ich bezog mich aber auf das Dokument von destatis, das aufzeigt, dass die Anzahl an Privatschulen steigt.

    Für NDS habe ich nun nachgeschaut: Hier beträgt der Anteil der Privatschulen 8,1%, wobei von den 401 Privatschulen allein 96 im beruflichen Bereich angesiedelt sind (Privatschulen in Niedersachsen (privatschulberatung.de)). Viele davon bilden im Gesundheits- und Pflege- sowie im sozialen Bereich aus und führen Bildungsgänge wie die BFS Ergotherapie, die Fachschule Heilerziehungspflege u. ä. (siehe hier - auf der rechten Seite unten sind die Bildungsgänge und Bildungsangebote der nds. BBSn in freier Trägerschaft einzusehen: Schulen in freier Trägerschaft | Nds. Kultusministerium (niedersachsen.de)).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Könntest du das bitte noch erklären? Ich hätte gedacht, flache Hierarchien und Beförderungsämter schließen sich son bisschen aus.

    Hierzu mal eine kurze Anekdote: Eine Kollegin von mir hat an unserer Schule vor etlichen Jahren ihr Referendariat beendet, konnte aber mit ihrem Unterrichtsfach zum damaligen Zeitpunkt keine Planstelle bei uns bekommen. Da sie nicht weit zur Arbeit fahren wollte, hat sie eine Stelle an einer Privatschule im näheren Umkreis angenommen. Dort war es damals - so erzählt sie - sehr chaotisch und sowohl im Kollegium als auch in der Schulleitung gab es ständige Wechsel. Das führte dazu, dass sie nach einem Jahr an dieser Schule plötzlich zuerst zur stellvertretenden, dann sogar zur kommissarischen Schulleiterin aufgestiegen ist. Sie hatte dann aber kurze Zeit später ebenfalls die Nase voll von dieser Schule, hat gekündigt, ein paar Jahre gar nicht gearbeitet und ist - wie gesagt - mittlerweile wieder an unserer Schule.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das führte dazu, dass sie nach einem Jahr an dieser Schule plötzlich zuerst zur stellvertretenden, dann sogar zur kommissarischen Schulleiterin aufgestiegen ist.

    Ändert das was an der Tarifstufe (oder dem Bezahlungsäquivalent), in das man an einer Privatschule fällt?


    Mir ist noch ein Punkt eingefallen, der grade momentan durchschlägt und gegen die Arbeit an einer Privatschule spricht: Wenn es schon an staatlichen Schulen so einen großen Lehrermangel gibt und gleichzeitig immer noch die Mehrheit der Absolventen in den Staatsdienst möchte, wie eklatant muss dann der Mangel über kurz oder lang an den privaten Schulen sein.


    Eine Freundin war nach dem Ref einige Jahre an einer Schule in kirchlicher Trägerschaft, wo sie drauf gewartet hat, ein Planstellenangebot zu bekommen, das sie dann, als es da war, sofort angenommen hat. Und sie berichtete von zahlreichen gleichaltrigen KollegInnen, die dieselbe Einstellung hatten.

  • Ja, das ist natürlich keine schöne Geschichte, aber kein Phänomen nur an Privatschulen. Das haben wir am hiesigen staatlichen Gymnasium leider auch erlebt, drei Schulleiter in zwei Jahren, dann ewig vakant, jetzt endlich wieder besetzt und ich hoffe für die Kollegen und Schüler auch dauerhaft. In einem anderen Thread hier im Forum wird ja darüber diskutiert, wie schwierig es manchmal ist, SL-Posten zu besetzen.


    Liebes Quittengelee, ja, das kann ich für dich natürlich auch erklären:

    An Privatschulen gibt es eine Schulleitung und oft einen Träger, der durch eine Geschäftsführung repräsentiert wird. Das war‘s. An Privatschulen, deren Träger eine Stiftung ist, mag es noch ein Stiftungsgremium geben, wobei sich das eher um formale Aspekte der Stiftung kümmert.


    Das hat zur Folge, dass ein Großteil aller Entscheidungen auf Schulleitungsebene erfolgt und sollten größere Finanzen nötig sein, kommt die Geschäftsführung noch an den Tisch. Aber auch dieser Rahmen ist i.A. innerschulisch.

    Weder eine Lehrkräfteakademie, noch ein Schulamt oder gar Kultusministerium entscheidet bei diesen Fragestellungen mit.


    Wenn jetzt also eine Beförderungsstelle, A14, ausgeschrieben wird, so erfolgt die Bewerbung meist aus dem eigenen Kollegium (wie es an staatlichen Schulen ja auch oft ist). Der Unterschied bei der Besetzung ist aber, dass die Entscheidung innerschulisch erfolgt.


    Ich habe dagegen erst letztes Jahr bei einem ehemaligen Studienkollegen, der Beamter (A13) ist, erlebt: Es wurde eine A14-Stelle ausgeschrieben, für die er der Wunschkandidat der SL war. Letztlich gab es aber offenbar noch mehrere externe Bewerbungen. Das bedeutete: Dienstliche Beurteilungen und Bewerbungsverfahren im Schulamt. Das ist mittlerweile knapp ein Jahr her, eine Entscheidung war bei unserem letzten Telefonat noch nicht gefallen.


    Das gibt es an Privatschulen so nicht.


    Daneben finde ich es im Staatsdienst auch immer wieder überraschend, dass man trotz der Besetzung einer A14 oder A15 Stelle die entsprechende Besoldung erst nach einer Bewährungszeit erhält - zumindest in unserem Bundesland.


    Das gibt es an Privatschulen meiner Erfahrung nach auch nicht. Wenn die Stelle zu einem Datum ausgeschrieben war, gab es ab diesem Zeitpunkt auch immer das höhere Gehalt.

  • Mir ist noch ein Punkt eingefallen, der grade momentan durchschlägt und gegen die Arbeit an einer Privatschule spricht: Wenn es schon an staatlichen Schulen so einen großen Lehrermangel gibt und gleichzeitig immer noch die Mehrheit der Absolventen in den Staatsdienst möchte, wie eklatant muss dann der Mangel über kurz oder lang an den privaten Schulen sein.

    Das ist grundsätzlich richtig. Die Privatschulen kämpfen auch mit Lehrermangel, aber nicht mehr und nicht weniger als die staatlichen Schulen.


    Da aufgrund des Lehrermangels die Dienstherren jetzt aber mit Einschränkung der Teilzeit reagieren und es Versetzungen gibt, die nicht alle Kollegen akzeptieren, gibt es auch eine Bewegung raus aus dem Beamtenverhältnis und hin zu Privatschulen, die weiterhin Teilzeit ermöglichen und bei denen eine Versetzung ausgeschlossen ist. Ob sich dieser Trend verstärkt, wird maßgeblich davon abhängen, welche weiteren Maßnahmen an staatlichen Schulen getroffen werden.

  • Ich kenne niemanden, der den Weg Staat-Privat gegangen ist.

    Bei uns haben drei Kollegen versucht, sich an eine Privatschule beurlauben zu lassen, was wegen des Lehrermangels allerdings abgelehnt wurde. In einem Fall wäre die Bezahlung laut Kollegin sogar etwas besser gewesen. Ein anderer Kollege hat tatsächlich die Entlassung aus dem Dienst beantragt und fängt nächstes Schuljahr an einer Privatschule an.

    Als Gründe neben der Tatsache, dass man an meiner Schule einfach nur weg will und die SL ist, wie sie ist, wurden mir genannt: bessere Ausstattung, bessere Konzepte, anderes Schülerklientel. Jedenfalls wirkten die Kollegen recht angetan.

  • Bei uns haben drei Kollegen versucht, sich an eine Privatschule beurlauben zu lassen, was wegen des Lehrermangels allerdings abgelehnt wurde. In einem Fall wäre die Bezahlung laut Kollegin sogar etwas besser gewesen. Ein anderer Kollege hat tatsächlich die Entlassung aus dem Dienst beantragt und fängt nächstes Schuljahr an einer Privatschule an.

    Als Gründe neben der Tatsache, dass man an meiner Schule einfach nur weg will und die SL ist, wie sie ist, wurden mir genannt: bessere Ausstattung, bessere Konzepte, anderes Schülerklientel. Jedenfalls wirkten die Kollegen recht angetan.

    Danke - genau so kann ich das auch bestätigen.

  • Vielleicht sollte man auch erst einmal klären, was man unter Privatschulen versteht.


    Ich habe von 'echten' Privatschulen geschrieben - als Definition könnte man sehen, dass dort keine Beschäftigung im Beamtenverhältnis (auch nicht Kirchenbeamter) möglich ist.


    Alles andere sind ja quasi Mischformen

  • Vielleicht sollte man auch erst einmal klären, was man unter Privatschulen versteht.


    Ich habe von 'echten' Privatschulen geschrieben - als Definition könnte man sehen, dass dort keine Beschäftigung im Beamtenverhältnis (auch nicht Kirchenbeamter) möglich ist.


    Alles andere sind ja quasi Mischformen

    Privatschulen sind per Definition diejenigen Schulen, deren Träger kein öffentlicher, sondern ein freier Träger ist. Das kann die Kirche sein, eine Elterninitiative, eine Stiftung, eine gGmbH usw. Weiterhin muss man innerhalb der Privatschulen zumindest noch zwischen Ersatzschulen und Ergänzungsschulen differenzieren. Ersatzschulen sind Schulen, deren Besuch als Ersatz einer staatlichen Schule möglich ist, weil diese Ersatzschulen dieselben Lehrpläne unterrichten und entsprechend auch anerkannte Abschlüsse, z.B. das Abitur, verleihen können. Ergänzungsschulen hingegen bieten das nicht. Schüler dieser Schulen müssen also in der Folge Prüfungen an externen staatlichen Schulen ablegen, um einen offiziellen Abschluss zu erhalten. Daher werden Ergänzungsschulen auch nicht gefördert wie Ersatzschulen.


    Ob da jetzt beurlaubte Beamte tätig sind oder nicht, ist sekundär.


    Ich bezog mich bei meinen Ausführungen auch nicht auf beurlaubte Beamte, da für diese an einer Privatschule ja dieselben Regeln gelten wie an einer staatlichen Schule. Sondern mir ging es einfach darum, darauf hinzuweisen, dass es auch Privatschulen gibt, die dafür sorgen, dass ihre Angestellten Netto mindestens dasselbe bekommen, wie die Beamten. Es gibt auch Privatschulen, wahrscheinlich sogar die Mehrheit, insbesondere im Bereich der Ergänzungsschulen, bei denen ist das nicht so. Aber die Undifferenziertheit, mit der hier im Forum beim Thema Privatschulen um sich geworfen wird, ohne überhaupt eigene Erfahrungen zu haben ("Niemals erhält man an Privatschulen Netto genau so viel...") enttäuscht mich doch sehr - gerade von Lehrkräften.

  • Okay, ich halte fest: wer an einer nicht benannt werden wollenden Privatschule eine Stelle findet, die ohne Hierarchien A14-besoldete Beförderungsämter ausschreibt und besser bezahlt als das Bundesland, in dem sie sich befindet, der ist möglicherweise dort besser aufgehoben.


    Alle normalen Referendar*innen, die irgendein normales Fach für eine durchschnittliche Schulart studiert haben, sollten die Entscheidung nicht allzu sehr von dieser doch eher verschwindend geringen Möglichkeit abhängig machen. Denn wenn ihnen eine solche Schule tatsächlich eines Tages ein derartiges Stellenangebot unterbreiten sollte, können sie sich aus dem Beamtenverhältnis, wie schon mehrfach geschrieben, entlassen lassen.


    ...enttäuscht mich doch sehr - gerade von Lehrkräften.

    Mich enttäuschen solche Muttisprüche, so unterschiedlich kann das sein.

  • Okay, ich halte fest: wer an einer nicht benannt werden wollenden Privatschule eine Stelle findet,(...)

    Ich kann deine Skepsis verstehen. Was ich allerdings nicht verstehen kann: Wieso verlangst du, dass dotMPD seine Schule nennt? Wir sind ein anonymes Forum. Würdest du die Schule nennen an der du arbeitest? Und selbst wenn. Es wird hier häufig mit Erfahrungswerten der eigenen Schule argumentiert, aber die eigene Schule wurde dabei noch nie genannt.

  • Aber die Undifferenziertheit, mit der hier im Forum beim Thema Privatschulen um sich geworfen wird, ohne überhaupt eigene Erfahrungen zu haben ("Niemals erhält man an Privatschulen Netto genau so viel...") enttäuscht mich doch sehr - gerade von Lehrkräften.

    Echt traurig, dass mir das sowas von egal ist.

Werbung