Versetzung direkt schwanger

  • Hallo,


    Ich bin verzweifelt.

    In der Elternzeit habe ich einen Antrag auf Versetzung im Ländertauschverfahren gestellt und der wurde vor einem Monat bewilligt. Ich kann nun also ab August mit halber Stundentakt an meiner Traumschule (NRW) starten. Darauf habe ich mich nach einem Jahr Elternzeit sehr gefreut.



    Nun habe ich vorgestern positiv getestet und bin stand jetzt ab Dezember in Mutterschutz. Es ist mir unendlich unangenehm dem Schulleiter quasi beim ersten Kennenlernen diese Info zu überbringen. Meine Angst vor Stigmatisierung (die Kollegin, die nicht arbeiten will und das Beamtensystem ausnutzt) und der fehlenden Möglichkeit einen positiven Eindruck zu hinterlassen ist enorm.


    Gibt es Beispiele fur diese Situation? Positiv wie negativ? Auch gern aus Kollegensicht. Ich bin eine grundsätzlich sehr engagierte Lehrerin (Gymnasium), das ist mir sehr sehr wichtig. Außerdem werde ich wegen meiner Zusatzqualifikation dringen gebraucht.


    Ich freue mich über antworten!

  • Wenn deine neue SL vernünftig ist, dann beglückwünscht sie dich dazu und das war es. Ich habe es zum Glück noch nicht mit erlebt, dass es jemandem eine Schwangerschaft zum Nachteil wurde. Sollte es bei dir dann so sein, dann kann das keine Traumschule sein.

    • Offizieller Beitrag

    Herzlichen Glückwunsch!
    Zur Versetzung und zur Schwangerschaft!

    Ich werde ehrlich sein: Als Kollegin habe ich in einer solchen Situation sicher schon mal doof gedacht (nie laut und nie der Kollegin gegenüber, soweit ich weiß), und ich habe schon doofe Sprüche hinter dem Rücken der Person gehört.
    Aber: ich habe dazu gelernt und auch unter anderem, solche doofen (spontanen) Gedanken schnell zu vertreiben und gelassener und positiver zu denken.
    Und ernsthaft: das kann dir immer passieren. Ich hatte zwei Tage nach dem Antritt meiner Planstelle Rückenschmerzen wie noch nie, Verdacht auf Bandscheibenvorfall und lag gekrümmt auf dem Boden des Lehrerzimmers. Eine Kollegin schickte mich "genervt" nach Hause, dass ich noch 30 Jahre hätte, mich zu beweisen (ich war der Schule tatsächlich bekannt).


    Und so ist es auch: wenn du eine engagierte Kollegin bist, wird eine Elternzeit dazwischen nichts ändern. Es dauert halt ein bisschen länger, bis deine Kolleg*innen dich kennenlernen.
    Und was ist die Alternative (die es gerade eh nicht gibt): erst 1-2 Jahre an deiner neuen Schule sein, wo einige Menschen eh immer erwarten und abwarten, dass das zweite Kind kommt? (als Kinderlose kann ich auch von Sprüchen und Blicken berichten, die darauf deuteten, dass man es quasi jederzeit erwartet. Eine Kollegin war der Meinung, aus dem Grund dürfe ich bestimmte Klassen und Kurse nicht haben. also: einfach leben und arbeiten und die Schwangerschaft genießen!)

  • Danke für die empathischen Antworten! Ich würde einer Freundin sicherlich das gleiche sagen, selbst in der Situation sieht das irgendwie anders aus.


    Ich kann den Schulleiter leider noch gar nicht einschätzen und habe wirklich Angst vor diesem Getratsche hinter dem Rücken. Und die Angst, dass dieser Eindruck bleibt, auch nachdem ich wieder da bin. Optimal wäre es gewesen, wenn ich ein Jahr hätte arbeiten können. Dann hätte ich zumindest schon ein Standing und vielleicht einige engere Bekanntschaften im Kollegium gemacht.


    Es stimmt, ernsthafte Alternativen gibt es nicht außer die Flucht nach vorn. Also am besten schon direkt in den kommenden Wochen Bescheid geben auch wenn die 12 Wochen noch nicht verstrichen sind? Die kritische Zeit ist quasi mit Schulstart vorbei, aber das am ersten Schultag zu sagen sorgt sicherlich für noch mehr Unmut, oder?

    • Offizieller Beitrag

    Hättest du es in deiner ersten Schule jetzt schon gesagt?
    Auch wenn es für den Stundenplan vielleicht netter ist, ICH würde warten. Wenn deine Fächer im Profil stimmen: du kannst bis zum Mutterschutz ganz normal unterrichten (also kein Labor oder Sport), ich würde es nicht direkt nach dem ersten Test sagen. Lernst du deine Schule noch am Ende des Schuljahres kennen? Termin mit SL wegen Unterrichtsverteilung, Bücher, usw..? Kollegiumsessen? Da kannst du zumindest die Menschen selbst sehen und leicht besser einschätzen (auch wenn es dir egal sein sollte!)
    Aber jetzt bei vielleicht gerade erst 6 Wochen Schwangerschaft Wildfremden etwas sagen, die dich dann womöglich (!) anders sehen? Ich drücke natürlich die Daumen, dass weder Risiken in der Schwangerschaft noch doofe Reaktionen kommen, aber das würde ich in meine Reflexionen einbeziehen.

  • Wenn deine neue SL vernünftig ist, dann beglückwünscht sie dich dazu und das war es. Ich habe es zum Glück noch nicht mit erlebt, dass es jemandem eine Schwangerschaft zum Nachteil wurde. Sollte es bei dir dann so sein, dann kann das keine Traumschule sein.

    So wäre es bei uns auch. Deine Situation kam schon oft vor. War nie ein Problem. So ist das Leben eben! Herzlichen Glückwunsch!

  • als Kinderlose kann ich auch von Sprüchen und Blicken berichten, die darauf deuteten, dass man es quasi jederzeit erwartet. Eine Kollegin war der Meinung, aus dem Grund dürfe ich bestimmte Klassen und Kurse nicht haben

    Stimmt’s, Frauen brauchen gar keine Männer, um unterdrückt zu werden?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Hallo Karlottaa,


    Glückwunsch zu Versetzung und Schwangerschaft sowie alles Gute für das Letztgenannte.


    Ergänzend zu meinen Vorrednern (m/w/d) möchte ich noch meine Meinung kundtun.


    1. Wann sollte der SL Bescheid wissen?

    Am besten so früh wie möglich, damit das Schulamt ebenso davon erfährt und die Schule zum besagten Zeitpunkt (oder schon vorher?) Lehrerwochenstunden in Form einer Krankheitsvertretung erhalten kann. Denn es kann sehr ärgerlich sein, mit dem guten Gefühl, alles schon grob geplant zu haben, in die Ferien zu gehen, um dann etwas Unerwartetes zu erfahren, das eine Neuplanung verlangt. Das kann Stress erzeugen, der Stress hat folgen für das Kollegium und das kann wiederum die unerwünschten Folgen hervorbringen.


    2. Was haben wir aus Corona gelernt?

    Corona hat uns gezeigt, dass man zur Not auch im Homeoffice arbeiten kann. Biete der SL an, dich im Homeoffice und soweit es dein allgemeiner Zustand zulässt an der Schule einzubringen. Beispiele: Homepage, digitaler Förderunterricht, Überarbeitung von Prozessdokumentationen bzw. Stoffverteilungsplänen oder Erstellung von Unterrichtsmaterialien zu bestimmten Themen etc.

    Äußere deine Bereitschaft und dein Interesse, via Zoom oder MS Teams o. ä. an den Gesamtlehrerkonferenzen teilzunehmen.


    Freundliche Grüße

    Philipp

  • Natürlich kann man das, aber doch nicht während Mutterschutz und Elternzeit ohne Teilzeit. Auch wenn Schwangere nicht per se krank sind, hat die Mutterschutzzeit ihren Sinn und sollte nicht unterlaufen werden. Und auch während einer Elternzeit ohne Teilzeit wird hoffentlich kein Schulleiter so etwas zulassen.


    Edit: Den Zeitpunkt, wann du die Schwangerschaft bekanntgeben willst, musst du selbst wissen. Auch, ob du es vor den zwölf Wochen sagen möchtest. Mein alter Schulleiter hat aufgrund von bekanntgegebenen Schwangerschaften usw. jedenfalls sein Deputat nicht umgeschmissen.

    • Offizieller Beitrag

    Stimmt’s, Frauen brauchen gar keine Männer, um unterdrückt zu werden?

    Die eindeutigen und krasseren Diskriminierungen aufgrund meiner "noch" Kinderlosigkeit ("und bald werden Sie schwanger") war von Frauen. Noch nie habe ich was von Männern gehört (entweder sind sie alle perfekt, oder können besser den Mund halten.)

  • Denn es kann sehr ärgerlich sein, mit dem guten Gefühl, alles schon grob geplant zu haben, in die Ferien zu gehen, um dann etwas Unerwartetes zu erfahren, das eine Neuplanung verlangt. Das kann Stress erzeugen, der Stress hat folgen für das Kollegium und das kann wiederum die unerwünschten Folgen hervorbringen.

    Normales Dienstgeschäft. AM BK wird zB teilweise erst über die Sommerferien über die Klassenbildung entschieden. Betriebe melden sehr spät an. Auch Abordnungen etc kamen schon in den Sommerferien bzw. sind in den Sommerferien erfolgt.

    Ist blöd, finde ich auch, aber nicht zu ändern.

  • Natürlich kann man das, aber doch nicht während Mutterschutz und Elternzeit ohne Teilzeit. Auch wenn Schwangere nicht per se krank sind, hat die Mutterschutzzeit ihren Sinn und sollte nicht unterlaufen werden. Und auch während einer Elternzeit ohne Teilzeit wird hoffentlich kein Schulleiter so etwas zulassen.


    Edit: Den Zeitpunkt, wann du die Schwangerschaft bekanntgeben willst, musst du selbst wissen. Auch, ob du es vor den zwölf Wochen sagen möchtest. Mein alter Schulleiter hat aufgrund von bekanntgegebenen Schwangerschaften usw. jedenfalls sein Deputat nicht umgeschmissen.

    Mit den Arbeiten im Homeoffice habe ich mich wahrscheinlich undeutlich ausgedrückt. Ich meinte: Arbeiten im Homeoffice, wenn man vorzeitig (gesundheitsbedingt) den Dienst nicht mehr wahrnehmen kann/darf (Stichwort: Impfschutz).

    Normales Dienstgeschäft. AM BK wird zB teilweise erst über die Sommerferien über die Klassenbildung entschieden. Betriebe melden sehr spät an. Auch Abordnungen etc kamen schon in den Sommerferien bzw. sind in den Sommerferien erfolgt.

    Ist blöd, finde ich auch, aber nicht zu ändern.

    My heart goes out to you. Das sehe ich auch so: „normales Dienstgeschäft“. Leider gab/gibt es auch andere Fälle.

  • Ist bei uns an der BBS ähnlich. Zum einen melden Betriebe des Öfteren ihre Azubis erst nach Ausbildungsbeginn in der Berufsschule an, zum anderen ist es auch in den Vollzeitklassen teilweise ein "Glücksspiel", ob nach den Sommerferien auch wirklich alle angemeldeten SuS dort auftauchen (erfahrungsgemäß: nein - so manche/r hat sich noch umorientiert und vergessen sich wieder abzumelden...). Das führt dann teilweise dazu, dass es doch nur eine BFS-Klasse statt zweien gibt, im Berufsschulbereich aber auch mal eine zweite Klasse im ersten Ausbildungsjahr u. ä.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich meinte: Arbeiten im Homeoffice, wenn man vorzeitig (gesundheitsbedingt) den Dienst nicht mehr wahrnehmen kann/darf (Stichwort: Impfschutz).

    Impfschutz? Da stehe ich jetzt gerade auf dem Schlauch.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die eindeutigen und krasseren Diskriminierungen aufgrund meiner "noch" Kinderlosigkeit ("und bald werden Sie schwanger") war von Frauen. Noch nie habe ich was von Männern gehört (entweder sind sie alle perfekt, oder können besser den Mund halten.)

    Das finde ich wirklich übel. Sowas habe ich mir zum Glück noch nie anhören müssen, weder von Frauen noch von Männern!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Impfschutz? Da stehe ich jetzt gerade auf dem Schlauch.

    Ich hatte mal den Fall, dass eine Kollegin keine Antikörper gegen Krankheit X hatte und deswegen nicht mit Kindern arbeiten durfte. Sie musste bis zum Eintreten des Mutterschutzes zuhause bleiben.

  • 1. Wann sollte der SL Bescheid wissen?

    Am besten so früh wie möglich, damit das Schulamt ebenso davon erfährt und die Schule zum besagten Zeitpunkt (oder schon vorher?) Lehrerwochenstunden in Form einer Krankheitsvertretung erhalten kann. Denn es kann sehr ärgerlich sein, mit dem guten Gefühl, alles schon grob geplant zu haben, in die Ferien zu gehen, um dann etwas Unerwartetes zu erfahren, das eine Neuplanung verlangt. Das kann Stress erzeugen, der Stress hat folgen für das Kollegium und das kann wiederum die unerwünschten Folgen hervorbringen.

    Krankheitsvertretung bei einer Schwangerschaft? Sorry, aber eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, deshalb gibt es dafür auch keine Vertretung. Bis um Mutterschutz kann sie doch ggfs problemlos weiter unterrichten. Da das aber erst im Dezember der Fall sein wird, wird sie bis dahin normal eingeplant werden können. Wenn im Lauf der Schwangerschaft Probleme auftreten, werden auch diese nicht unbedingt dafür sorgen, dass Ersatz angefordert werden kann.

    Trotzdem würde ich den SL vertrauensvoll informieren, damit dir keine Klassenleitung gegeben wird, damit z.b. die Risikoanalyse usw. organisiert wird usw.

  • Stimmt’s, Frauen brauchen gar keine Männer, um unterdrückt zu werden?

    Da man Frauen in Seminaren raten muss, zu networken, statt sich stutenbissig die Aufstiegschancen zu verhageln... Ja, ich denke, sie können sich da auch schon gegenseitig viele kleine Steine in den Weg legen.

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es Beispiele fur diese Situation?

    Du: "Hallo, ich bin die neue Kollegin Karlottaa"
    SL: "Hallo, willkommen an unserer Schule."
    Du: "Ich bin schwanger und gehe im Dezember in den Mutterschutz."

    SL: "Herzlichen Glückwunsch. Dann berücksichtigen wir das bei der Planung. Haben Sie Unterlagen von Ihrem BAD-Besuch?"


    So würde ich reagieren. Aber zugegeben - ich spreche nicht für alle Schulleiter. Manche Schulleiter sind auch vom Sozialverhalten her eher unterdurchschnittlich begabt. Daher kann dir niemand (nur der betreffende Schulleiter) sagen, wie er reagieren wird.

    Trotzdem: herzlichen Glückwunsch und alles Gute in der Schwangerschaft.

  • Es stimmt, ernsthafte Alternativen gibt es nicht außer die Flucht nach vorn. Also am besten schon direkt in den kommenden Wochen Bescheid geben auch wenn die 12 Wochen noch nicht verstrichen sind? Die kritische Zeit ist quasi mit Schulstart vorbei, aber das am ersten Schultag zu sagen sorgt sicherlich für noch mehr Unmut, oder?

    Persönlich würde ich die 12 Wochen auf jeden Fall abwarten. Die Schulleitung muss sowieso einen neuen Plan ab Dezember machen, bis dahin arbeitest du ja voraussichtlich auch (wenn Impfschutz etc. fehlen würde, wüsstest du das ja vmtl. bereits durch dein erstes Kind?) und nach den Sommerferien startest du ja noch normal. Eine Bekannte von mir hat kürzlich ihr Kind in der 11. Schwangerschaftswoche verloren und hatte bereits die Schulleitung informiert, das Kollegium dann auch (wollte ihren Ausfall aufgrund von Schwangerschaft erklären bzw. natürlich können sie sich bei der Verteilung der neuen Pläne denken, worum es geht) und musste danach der Schulleitung erklären, dass sie das Kind verloren hat und danach wusste das natürlich dadurch, dass sie nach Krankschreibung wieder da war, auch das gesamte Kollegium. Das ist eine Situation, die ich persönlich an einer neuen Schule eher vermeiden wollen würde, vielleicht als Impuls auch mal darüber nachzudenken, wie es dir in einer solchen Situation gehen würde (und ich wünsche dir natürlich von Herzen, dass es nicht passiert!!!)

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