Arbeitszeit für nicht unterrichtliche Aufgaben - Recht der LuL

  • Was war denn die wichtigste Erkenntnis aus der Führungskräftefortbildung, wenn ich fragen darf?

    Auf die Arbeitszeit bewusst achten. Auch Schulleiter oder Abteilungsleiter haben eine 41 Stunden Woche. Das heißt nicht, dass dann direkt der Hammer fallen muss, aber eben eine Bewusstmachung. Seitdem führe ich Buch über meine Arbeitszeit.

    Als Abteilungsleiter habe ich 17 Stunden Unterricht und 8 Stunden für die Abteilungsleitung. Die 8 Stunden müssen mit dem Faktor 1,7 verrechnet werden, das ist dann die reale zur Verfügung stehende Zeit als Abteilungsleiter. Wenn diese nicht reicht, Aufgaben konsequent delegieren oder priorisieren.

    Konkreter Tipp: Zu Arbeitsbeginn einen Tagesplan erstellen, die Post und die Mails sichten, danach Outlook SCHLIESSEN.

    Bürotür zu bestimmten Zeiten für die Kollegen öffnen, ansonsten SCHLIESSEN.


    Zuvor arbeitete ich an meinem Schreibtisch, gleichzeitig sah ich im Augenwinkel eine neue Mail, gleichzeitig störte ein Kollege, in dem er "nur mal kurz" etwas wissen wollte. Und dann musste ich mich immer wieder in die eigentliche Tätigkeit reinfinden.

    Ebenso nur den Tagesplan abarbeiten, neue Probleme in den morgigen Tagesplan einbauen. Es sei denn, Zitat: Ein Schüler steht mit einem Messer im Rücken vor der Tür.

    Vorteil 1: Man wird mit dem Tagesplan fertig. Zuvor wurde ich nie fertig, weil immer neue Aufgaben dazukamen.

    Vorteil 2: Ganz viele Probleme haben sich bis zum nächsten Tag schon erledigt.

    In dem Seminar gab es zudem Tipps zur effizienten Gesprächs oder Konferenzführung etc.

    • Offizieller Beitrag

    Finde ich total toll, dass Menschen mit Funktionsstellen ihre Arbeit delegieren, damit sie selbst besser mit ihrer Arbeitszeit auskommen.

    Sie delegieren nicht zwingend ihre eigene Arbeit. Aber sie delegieren das, was sie nicht zwingend selbst erledigen müssen.

  • Finde ich total toll, dass Menschen mit Funktionsstellen ihre Arbeit delegieren, damit sie selbst besser mit ihrer Arbeitszeit auskommen.

    Das begegnet mir im Schulalltag auch oft, dass ich mein Kollegium aufklären muss, dass ich nicht alles selber mache, nur weil ich A15 bin. Ich plane, koordiniere, initiiere etc, aber ich mache doch nicht alles selbst. Wie genau soll das denn gehen, bei der wenigen Leitungszeit, die ich habe? Macht denn ein Chef in der Industrie tatsächlich noch alles selbst? natürlich nicht!


    Der große Unterschied: Ich bekomme einen auf den Deckel, wenn was nicht klappt. Nicht meine KuK.

  • Aber sie delegieren das, was sie nicht zwingend selbst erledigen müssen.

    An diejenigen, die keine Funktionsstelle haben und deren Deputat und weitere Aufgaben bekanntermaßen den Rahmen mehr als sprengen?

    Müssten nicht die Funktionsstellenträger:innen dank Entlastungsstunden und höherer Bezahlung den anderen den Rücken freihalten?

    Hatten die Funktionsstellenträger nicht davon gesprochen, dass sie qualifiziert sind und erwiesen hätten, dass sich Hochleister sind? Woran besteht die hohe Leistung, wenn man sie gar nicht erbringen kann oder will?

    Worin besteht die Leistung, wenn man an andere delegiert, an diejenigen, die nicht delegieren können, aber jeweils in der Zwickmühle sind, weil das Kümmern Zeit frisst, die nicht vorgesehen ist, sich nicht zu kümmern aber noch mehr Nachteile mit sich bringt, auch für die eigene Belastung und den nachfolgenden Aufwand?


    Dann sitzen "die da oben" im eigenen Schulhaus und verteilen Arbeit UND Tipps, man könne sich ja einen schlankeren Fuß machen, schaffen es aber selbst nur, indem sie Aufgaben an andere verteilen. Gleichzeitig schreiben sie davon, wie gut sie doch mit ihrer Arbeitszeit auskommen und auf eine Erfassung der Arbeitszeit verzichten können - läuft.


    Und dann schreibt ihr davon, dass Menschen mit zweierlei Maß messen?

    • Offizieller Beitrag

    Also ich bin Funktionsstelleninhaber und habe genau eine (!) Entlastungsstunde. Nur soviel dazu.
    Was Du mittelbar forderst, ist eine noch krassere Form der Selbstausbeutung - und nein, dazu bin ich nicht bereit.

    Was das mit zweierlei Maß zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

  • Also, das finde ich jetzt wirklich etwas anmaßend. Es gibt bei der Leitung einer Schule eine Vielzahl an Aufgaben, die andere Lehrkräfte schlicht und ergreifend nicht mitbekommen. Allein, was wir an Zeit in die Stundenplanung an einer Bündelschule mit 110 KuK und 2000 SuS stecken müssen, ist immens. Dazu kommen Planungen für Prüfungen, Außentermine usw usf. Das ist ein winzig kleiner Teil der Arbeit, die wir so erledigen.


    An welcher Stelle steht, dass Lehrkräfte außer Unterricht sonst nichts zu tun haben? Es ist doch eindeutig, dass auch bei diesen Lehrkräften Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung auf der Aufgabenliste steht.


    Ich mag das überhaupt nicht: Wenn sich andere über meinen Job auslassen, wie lau der doch ist. Das mag ich nicht bei Nicht-Lehrern ggü Lehrern, aber auch das Kollegium in sich steht sich da in nichts nach!


    Schade, dass es nur über Schuldzuweisungen geht, ohne sich mal genauer zu informieren.

  • An diejenigen, die keine Funktionsstelle haben und deren Deputat und weitere Aufgaben bekanntermaßen den Rahmen mehr als sprengen?

    Nein. In der BASS steht beispielsweise für NRW, dass alle Lehrkräfte an der Schulentwicklung und Organisation mitwirken. Funktionsstelleninhaber koordinieren diese Aufgaben lediglich. Deshalb spricht man von Koordinatorenstellen.

    Führungskräften (das trifft nicht auf alle Koordinatoren zu...) sind dafür da, Lehrkräfte zu führen, es sind keine Assistenten.

  • Also ich bin Funktionsstelleninhaber und habe genau eine (!) Entlastungsstunde. Nur soviel dazu.
    Was Du mittelbar forderst, ist eine noch krassere Form der Selbstausbeutung - und nein, dazu bin ich nicht bereit.

    Was das mit zweierlei Maß zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

    Ich stimme dir zu. Wenn das anders wäre, wer würde dann noch Karriere machen wollen? Meiner Einschätzung nach sollte mit der Besoldungsstufe die Verantwortung steigen, nicht zwingend die Arbeitszeit.

    • Offizieller Beitrag

    Schauen wir uns einmal die Behörde an. Auch die Gruppenleitungen (B4) und die Abteilungsleitungen (B6) haben offiziell eine Arbeitszeit von 41 Wochenstunden. Diese überschreiten sie regelmäßig in dreistelliger Höhe. Da ein Abfeiern aber bedeuten würde, dass die jeweilige Vertretung (also eine Referatsleitung (B2) oder eine Gruppenleitung dann die Vertretung übernehmen würden, verschöbe sich der Berg an Überstunden lediglich innerhalb des Systems.

    Die genannten Führungskräfte haben daher ihre Überstunden zum Teil verfallen lassen. Bei dieser Besoldungshöhe sei das "eingepreist", hieß es.

    Es ist völlig klar, dass ein volles Deputat plus Koordination - nehmen wir einmal die Oberstufenkoordination - selbst bei einem Höchstmaß an Effizienz und der von Palim angesprochenen Höchstleistung der Freifahrtschein in den Burnout wäre. Sprich: Die Arbeit muss machbar sein. Die höhere Besoldung geht mit mehr Verantwortung für das Gesamtgefüge des jeweiligen Aufgabenbereichs einher - und eben nicht damit, dass man die ganze Arbeit selbst macht. Das sollte aber eigentlich evident sein, denn so funktioniert Führung.

  • Auch ohne Funktionsstelle kann man deligieren: an Schüler und/oder Eltern (je nach Alter der Kinder) oder erweitertes Schulpersonal wie Schularzt, Schulpsychologe, Sozialarbeiter, Jugendamt,...

    Es ist Aufgabe der Eltern die Schüler auszustatten bzw zu erziehen und nicht meine. Meine Erziehungsaufgaben beschränken sich auf den Unterricht und den Schultag.

    Beispiel Schuhe binden, Pausenmehlzeit, Taschentücher, Fahrscheine, ...

  • Ich hätte nichts gegen 30 Tage Urlaub einzuwenden.


    Klingt grundsätzlich interessant, es fällt mir aber schwer, mir das in der Praxis konkret vorzustellen. Erstmal muss ich mir ja einen Überblick verschaffen, wo beim jeweiligen Schüler überhaupt der Fehlerschwerpunkt liegt (und ob man überhaupt einen finden kann - manche Leute beherrschen in der Fremdsprache einfach gar nichts, von der Wortstellung über Zeitformen bis hin zum Vokabular). Zweitens habe ich dann ggf. eine Klausur, in der (übertrieben gesagt) kaum was angestrichen ist, am Ende aber nur wenige Punkte für Sprache und Ausdrucksvermögen vergeben werden - wie ist das für den Schüler nachvollziehbar? Meldet eine "kaum rote" Klausur nicht fälschlicherweise erst einmal zurück, dass alles weitgehend in Ordnung ist? Individuelle Rückmeldungsgespräche sind ja schön und gut, aber wenn man bedenkt, was manchmal bei den Besprechungen von Noten zur Sonstigen Mitarbeit bei Schülern für verdrehter Inhalt hängen bleibt, habe ich Zweitel, ob auf der Empfängerseite immer ankommt, was mir wichtig ist. Schlussendlich: ist selektives Korrigieren rechtlich gedeckt? Mein Ex-Schulleiter lässt sich eine Auswahl von Korrekturen vorlegen und gibt Kollegen dazu einen Rückmeldebogen, auf dem explizit übersehende Fehler bemängelt werden (tatsächlich so Kram wie "übersehender Rechtschreibfehler auf Seite x in der Bioklausur"). Das ist natürlich übertrieben, aber grundsätzlich verstehe ich Richtlinien zur Korrektur auch so, dass Fehler anzustreichen SIND. Nicht optional oder selektiv angestrichen werden können.


    Ich finde den Ansatz aber wie gesagt wirklich interessant. Dass sich damit bei konsequenter und irgendwann auch routinierter Anwendung Zeit sparen lässt, glaube ich gerne.



    Persönlich hoffe ich ja, dass das ein Bereich ist, der perspektivisch durch KI erleichtert werden könnte. Zumindest die Sprachkorrektur und die Klassifizierung von Fehlern könnte man problemlos auslagern, so dass sich Korrekturen weitestgehend auf Inhalte beschränken ließen. Die Wiedereinführung des Fehlerquotienten wäre auch nicht schlecht, um zügig zu Punkten/Noten im Feld Sprachrichtigkeit zu kommen.

  • Ich sehe eine Mischung aus den Positionen der verschiedenen "Seiten" in diese Diskussion als Realität:

    In Bayern gibt es am Gym noch die Regelbeförderung auf A14 nach einer gewissen Zeit. Das kann man jetzt finden wie man will, aber in der Regel ist es in anderen BL ist ja doch auch so, dass man erst nach einigen Jahren realistischerweise die Chance auf eine A14 hat. Das liegt letzlich daran, dass man mit steigender Erfahrung auch effizienter im Umgang mit der eigenen Arbeit wird. Die ersten fünf Jahre war ich über die Maßen mit der Vorbereitung meines Unterrichts und mit der Korrketur beschäftigt. Jetzt kann ich auf einen breiten Materialfundus zurückgreifen, der nur leicht angepasst werden muss, was sehr schnell geht. Neue Themen erschließe ich mir schneller und habe einen breiten, in der Praxis erprobten Methodenfundus, mit dem ich meine neuen Stunden planen kann. Und ich habe größere Sicherheit bei der Korrektur, wenn es um Notenentscheidungen geht oder auch einfach darum, mir das Leben leichter zu machen: Ich lese Arbeiten (auch in der Oberstufe) nur noch einmal, ich korrigieren nicht mehr positiv, sondern biete diese Gespräche an (freiwillig), die German als KAVE-Gespräche erläutert hat. Das hat mir zeitliche Ressourcen geschaffen, die ich in weitere Aufgaben (Schulentwicklung) stecken konnte. An meiner Schule erwartet die SL von regelmäßig auf A14 Beförderteten, dass er/sie solche zusätzlichen Aufgaben übernimmt, was meiner Ansicht nach sachlogisch ist.

    Am Anfang braucht man hier wieder Zeit, sich einzuarbeiten. Inzwischen läuft auch der Einsatz für solche Aufgaben eher nebenbei, da ich Strukturen und Kontakte geschaffen habe, was zunächst sehr aufwendig war, jetzt aber eben die Arbeit deutlich erleichtert. Ich hätte jetzt also zeitliche Ressourcen für den nächsten Schritt. Genau genommen bin ich jetzt vermutlich, ebenso wie damals kurz vor der A14, eher unterhalb meiner Arbeitszeit, bzw. wähle ich halt jetzt immer mal wieder neue Aufgaben, die die Differenz ausgleichen.

    Entsprechend wäre es mein Selbstverständnis, dass ich natürlich mit A15 wieder mehr Aufgaben übernehme, da wieder mehr Zeit investiere, die mich aber (im Idealfall und langfristig) nicht über die normale Wochenarbeitszeit eines Beamten bringen, zumal ich ja wahrscheinlich andere Aufgaben, die ich vorher gemacht habe und die für die A15 nicht relevant sind (- alles hypothetisch, ich habe keine A15 -) nicht mehr mache. Dafür sind andere auf A14 nachgerückt und stehen somit für solche Aufgaben zur Verfügung.

    Somit hat in dieser Vorstellung der A15er mehr Aufgaben, gibt andere Dinge an A14er und evtl. an A13 in dem Maße ab, wie diese Ressourcen haben, so wie er selbst ja solche Aufgaben geleistet hat.

    Das ist eine Idealvorstellung und in Systemen, in denen jeder überlastet ist, funktioniert das so nicht 1 zu 1. Aber es liegt durchaus auch an jeder Lehrkraft, egal welche Besoldungsstufe, darauf zu achten, dass man eben nicht mehr leistet als man kann.

    Dazu gehört es für den einzelnen, den eigenen Perfektionismus abzuschalten, souverän mit Herausforderungen umzugehen und vor allem, auch mal "nein" sagen zu können. Und dazu gehört es von Seiten der Schulleitung aus, gut im Blick zu haben, wer eben noch Ressourcen hat, um Aufgaben in diese Richtung zu leiten, und wer alle Ressourcen ausgeschöpft hat, um diese Kollegen zu entlasten.

  • Tatsächlich gibt es dann schlechte Arbeiten, bei denen kaum etwas angestrichen ist. Das führte aber noch nie zu Problemen. Meine Stichworte zur Bewertung habe ich ja mündlich besprochen.

    Dass jeder Fehler anzustreichen ist, ist laut damaliger Info eben nicht so (außer bei Prüfungen) Knallrote Klassenarbeiten helfen dem Schüler selten konkret weiter. Und das ist ja der Sinn von Klassenarbeiten, aufzuzeigen wie die nächste besser werden kann und nicht, um einen Schüler bloßzustellen und zu zeigen, wie fehlerhaft er ist.

  • Maylin85

    Vielleicht wäre das mal eine Diskussion für die Fachkonferenz bei euch. Und die Ergebnisse legt ihr dann der SL vor, die wiederum, wenn sie nicht einverstanden ist, eben mal am Schul- und Dienstrecht ihre Erwartungen belegen soll.

    Im Zweifelsfall kann man auch eine Eingabe an die übergeordnete Behörde machen, mit der Bitte um Klärung. Aber das sollte gut überlegt sein: Wer viel fragt, bekommt viele Antworten

  • Vielleicht würde unsereins mit A12 auch gerne mal etwas delegieren.

  • Wie sieht das dann aus, verlierst du z.B. deine Besoldungsstufe?

    Nein. Hauptsächlich gibts einen ordentlichen Anschiss. Wahrscheinlich würde es irgendwann zur Bezirksregierung gehen. Und wie es dann weitergeht, Kann ich nicht sagen, denn ich mache meinen Job ordentlich 8)

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