Klatschen bei älteren Schüler um für Ruhe zu sorgen

  • Hallo zusammen,

    ich werde demnächst an einer weiterführenden Schule arbeiten.Von Klasse 5 bis 10.

    Ich weiß das es nicht immer einfach ist bei älteren Schülern für Ruhe zu sorgen.Aus der Grundschule kenne ich das Klatschen.Wie ist es mit älteren Schülern ? Bringt das Klatschen was ? Oder nur für bestimmte Jahrgänge ? Habt ihr Erfahrungen damit gemacht ? Oder welche Rituale macht ihr so, um für Ruhe zu sorgen?


    Bin auf die Antworten gespannt!


    VG

  • Ich unterrichte Klasse 10 bis 13. "Sind Sie bitte ruhig, Sie haben zu tun und schauen jetzt nach den Aufgaben." In der Regel hilft das. Ansonsten bin ich sehr fix mit einzelne Schüler*innen einfach umsetzten oder rausschmeissen. "Chiara packt bitte ihr Zeug zusammen und kommt nach vorne, da ist ein wunderschöner Platz für sie frei an dem sie nicht weiter belästigt wird."... "Chiara... Wenn Sie es heute nicht schaffen ruhig zu arbeiten, dürfen Sie gerne gehen." Ältere Jugendliche wollen ernst genommen werden, klatschen und sowas finde ich da nicht mehr angemessen.

  • In der SEK.I kann man die SuS nicht mal so eben komplett des Unterrichts verweisen, dennoch stimme ich Antimon dahingehend zu, dass Klatschen höchstens noch in Klasse 5 eine Option ist, danach aber bei zu vielen SuS dazu führt, dass diese sich nicht ernst genommen fühlen und einen umgekehrt auch nicht ganz ernst nehmen. Bei mir ist das ein bunter Strauß an Maßnahmen im Klassenmanagement, der je nach Gruppe bzw. Intensität der Störungen variiert wird. Das fängt an mit freundlichen Bitten, über klare Hinweise zu den zu erledigenden Aufgaben, eigener Raumbewegung, um während gemeinsamer Debatten in Schwätznestern zu stehen, die dadurch sofort beruhigt werden, Umsetzen/ Veränderungen an der Sitzordnung, viel positiver Rückmeldung für erwünschtes Verhalten, um kleine Veränderungen zu belohnen/ zu sichern, nicht nur beständig unerwünschtes Verhalten anzusprechen bis schließlich hin zu Sanktionen (Einzelarbeit vor der Tür, Strafarbeit, Vor- oder Nachsitzen, Klassenbucheintrag, Elterngespräch, Gesprächen mit KL/ SL oder ja, auch mal in besonderen Fällen die SuS aus dem Unterricht für den Rest des Tages ausschließen, wenn sie sich komplett daneben benehmen- je nachdem, was dann angemessen ist und wie weit die Sanktionen bereits gehen müssen).


    Insbesondere eine vertrauensvolle und konsequente Zusammenarbeit von KL und Fachlehrkräften ist hilfreich finde ich, um in der SEK.I nicht jeden Kampf alleine zu führen. Je nach Klasse kämpft man sonst schnell gegen Windmühlen auch schon in Klasse 6 (nicht alle Klassen sind bei uns so, aber mindestens eine pro Jahrgang, Tendenz steigend).


    Ansonsten: Beziehungsarbeit, Beziehungsarbeit, Beziehungsarbeit! In diese zu investieren ist entscheidend in der SEK.I, also nimm dir die Zeit dafür einerseits, sei aber andererseits sehr konsequent (das greift ineinander und schließt sich nicht aus) und vergiss dabei niemals, dass jeder neue Tag eine neue Chance sein sollte. Wer sich also gestern bei dir daneben benommen hat, braucht vielleicht heute nur deine Offenheit, nicht erneut mit dem Schlimmsten zu rechnen, um alles oder zumindest möglichst viel richtig machen zu können. Nachtragende Menschen kennen die SuS zur Genüge. Erwachsene, die Konflikte mit ihnen klären und diese dann einfach abhaken können kennen zu viele unserer SuS gerade in der SEK.I viel zu selten, benötigen diese Art Rollenvorbilder aber umso dringender.


    Abgesehen vom Klassenmanagement habe ich ergänzend noch bestimmte Methoden, die ich bei bestimmten Arten von Unruhe hervorhole oder bereits davor gezielt einsetze, damit es gar nicht erst unruhig wird. In der 1., 6. und 7. Stunde gibt es beispielsweise häufiger die Kombi aus Bewegung plus Austauschen über Arbeitsergebnisse/ Vorwissen, damit einerseits alle (wieder) wacher sind/ werden und andererseits einfach auch mal alle reden dürfen (solange dabei ausreichend über die Aufgaben gesprochen wird, sind diverse kurze Privatgespräche dann auch nebensächlich), 9er/ 10er bekommen für den Bewegungsteil dann auch mal Musik eingespielt von, die ihnen gefällt.


    Finde schrittweise heraus, was zu dir passt und für dich und bei dir funktioniert bzw. für deine neue Schülerschaft angemessen ist. Manches, was ich an meiner früheren Landschule, mit vielen SuS, die Respekt hatten vor Lehrkräften, hätte machen können, kann ich an meiner aktuellen Stadtschule so nicht einfach machen, weil es zu viele SuS gibt, die keinerlei Respekt haben vor Erwachsenen, die sie nicht nur nicht anbrüllen und zur Sau machen, sondern vor allem auch nicht Schlagen und zu viele andere, die sich von dieser Grundhaltung nur allzu gerne anstecken lassen. In manchen Klassen packe ich noch 1:1 das Repertoire aus, welches ich an meiner früheren Schule kultiviert habe, in den meisten Klassen muss ich das aber deutlich anpassen oder musste auch teilweise komplett andere Vorgehensweisen finden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Direkt zur Sache kommen und dabei leise sprechen hilft schon.

    Zur Not dabei noch auf den Tisch steigen.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • In der SEK.I kann man die SuS nicht mal so eben komplett des Unterrichts verweisen

    Das weiss ich. ;)

  • Das weiss ich. ;)

    Ich weiß, dass du das weißt. :) Ob der/die TE das weiß weiß ich aber nicht, deshalb meine erneute Einordnung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich unterrichte Klasse 10 bis 13. "Sind Sie bitte ruhig, Sie haben zu tun und schauen jetzt nach den Aufgaben." In der Regel hilft das. Ansonsten bin ich sehr fix mit einzelne Schüler*innen einfach umsetzten oder rausschmeissen. "Chiara packt bitte ihr Zeug zusammen und kommt nach vorne, da ist ein wunderschöner Platz für sie frei an dem sie nicht weiter belästigt wird."... "Chiara... Wenn Sie es heute nicht schaffen ruhig zu arbeiten, dürfen Sie gerne gehen." Ältere Jugendliche wollen ernst genommen werden, klatschen und sowas finde ich da nicht mehr angemessen.

  • Finde für die Unterstufe eine Klingel ganz praktisch zur Stimmschonung, wenn man z.B. eine wuselige Gruppenarbeit beenden will.
    Über Klasse 7 (und das auch nicht bei allen Klassen) würde ich aber dringend auf die schon genannten Methoden des Classroommanagement zurückgreifen und noch hinzufügen: Am eigenen Auftreten arbeiten hilft auch sehr.

  • Ich verstehe die Frage jetzt mal als Frage nach Ruhesignalen und nicht nach Classroom Management im allgemeinen.


    Ich klatsche - auch in der Grundschule - mit der Zeit immer längere und komplexere Rhythmen, die die Kinder dann nachklatschen. Ich habe früher auch bis Klasse 9 an der Gesamtschule unterrichtet und das hätte ich dort auch machen können.


    Gerne sage ich ganz leise „Wer mich hört klatscht dreimal“, „Wer mich hört schnipst fünfmal“ etc. Das kann ich mir auch vorstellen.


    Das Leisezeichen machen - ein Finger auf die Lippen und die andere Hand hochhalten … das dürfte dagegen eher was für die Grundschule sein. Klangschale, Klangstab oder Gong, das kenne ich sowohl aus der Grundschule als auch aus der Sek I.

  • Bei dem Titel dachte ich, es geht um körperliche Züchtigung. naja


    In der Sek1 würde ich als Schüler dann wahrscheinlich mitklatschen, bis die Lehrkraft das nicht mehr macht.


    Klangschale, Klangstab oder Gong, das kenne ich sowohl aus der Grundschule als auch aus der Sek I.

    womit ich mich als Jugendlicher auch immer völlig verarscht vorkam. Bitte hört damit auf.

  • Bei dem Titel dachte ich, es geht um körperliche Züchtigung. naja


    In der Sek1 würde ich als Schüler dann wahrscheinlich mitklatschen, bis die Lehrkraft das nicht mehr macht.


    womit ich mich als Jugendlicher auch immer völlig verarscht vorkam. Bitte hört damit auf.

    Und wie hat man dich ruhig bekommen? Das ist ja die Ausgangsfrage.

    • Offizieller Beitrag

    Das betrifft in meinen Augen nicht nur ältere Klassen.

    Bei mir hat sich eine Klasse über laute Signale/Geräusche meinerseits beschwert (natürlich nicht bei mir sondern direkt nach oben eskaliert), weil das wohl Panikattacken bei dem einen oder der anderen SchülerIn auslösen würde. OK, darauf kann man ja Rücksicht nehmen.
    Ich stelle/setze mich in lauten Klassen in aller Ruhe nach hinten, stecke meinen professionellen Gehörschutz in die Ohren, strecke die Beine von mir und warte. Manchmal dauert es an die fünf Minuten - aber für mich ist das die am wenigsten stressige Methode. Einige SuS' merken dann schnell, was das Problem ist und versuchen selber, für Ruhe zu sorgen. Einige andere brauchen halt etwas länger. Aber immerhin habe ich dann früher oder später die Ruhe und die Konzentration, die ich haben will.
    Falls sich irgendwann Eltern beschweren sollten, weise ich sie darauf hin, dass die Lautstärke nicht (mehr) mein Problem ist und die SuS' es selbst in der Hand haben, wie schnell es leise ist und wie schnell wir im Anschluss arbeiten können.


    Diese innere Entspanntheit hatte ich früher nicht in dem Maße. Aber als fast Fünfziger muss ich auch nicht mehr wie ein junger Wilder durchs Klassenzimmer toben. Der gesetztere, ruhigere, entspanntere und souveränere "Herr" gefällt mir als Lehrerbild dann mit zunehmendem Alter doch immer mehr.

  • In der Unterstufe habe ich so eine kleine "Rezeptionsglocke" am Pult stehen; die nutze ich auch als Signal, wenn z.B. eine Partner-/Gruppenarbeitsphase vorbei ist, aber eben auch, um die Stunde zu beginnen, klappt eigentlich immer gut. In der Mittelstufe finde ich es ehrlich gesagt fast am schwierigsten, weil die gern mal die Lehrkraft im Raum ignorieren oder den Gong zu Stundenbeginn, da sag ich dann meist recht laut GOOD MORNING EVERYBODY und spreche im Zweifel nochmal einzelne an, die so tun, als hätten sie mich noch nicht bemerkt und sage ihnen direkt nochmal "Good Morning, xyz", das reicht dann und sie werden still (bzw. antworten mir sogar). In der Oberstufe beginne ich den Unterricht meist mit einem sog. "Redeanlass" (Cartoon, Artikelüberschrift, Zitat, das ich an die Wand werfe), d.h. sie dürfen sogar quatschen, aber eben in der Fremdsprache und schon sind wir mittendrin im Unterrichtsgeschehen.

  • Um was für ein Klatschen geht es eigentlich? Ein einzelner lauter Schlag? Ein mittellauter, leicht schnippisch klingender Doppelschlag? Gleichmäßig moderates Dauerschlagen im Marschzeitmaß, auf dass alle mit einstimmen? Ein verloren wirkender Einzelapplaus?

  • Um was für ein Klatschen geht es eigentlich? Ein einzelner lauter Schlag? Ein mittellauter, leicht schnippisch klingender Doppelschlag? Gleichmäßig moderates Dauerschlagen im Marschzeitmaß, auf dass alle mit einstimmen? Ein verloren wirkender Einzelapplaus?

    Gute Frage, ernsthaft beantwortet:

    Wenn die Musiklehrerin in meine Klasse kommt (Stundenwechsel/lautere "Herumkramphase") klatscht sie einen Rhythmus, die Kinder reagieren sofort und klatschen ihn nach und sind schnell fokussiert. Das machen sie noch zweimal, dann beginnt der eigentliche Unterricht.

  • Das mache ich in Musik auch. Meist in der 5. und 6. Klasse. Manche Klassen wollen das später noch beibehalten.

    Aber der Threaderstellerin ging es, glaube ich, um ein allgemeines Signal in mehreren Fächern. Außerhalb des Musikunterrichts käme ich nicht auf die Idee, mit einem Rhythmus zu beginnen. Selbst wenn ich eine Klasse auch in anderen Fächern habe.

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