Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Wer bei uns nicht am Religionsunterricht teilnimmt/teilnehmen will, der macht praktische Philosophie.

    Wir bieten übrigens zur Zeit evangelischen, katholischen und islamischen Religionsunterricht bei uns in der Schule, zusätzlich haben wir regelmäßig Schüler:innen schulübergreifend im syrisch-orthodoxen Unterricht. Diejenigen Schüler:innen, die dort teilnehmen, nehmen bei uns dann auch entweder am Reliunterricht oder an PP teil, bekommen dort aber keine Note.

    Ich würde hier einen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht bevorzugen, der an den richtigen Stellen auf die Feinheiten dieser einzelnen Konfessionen eingeht. Ist aus meinen Augen sinnvoller als sehr viele kleine Lerngruppen zu haben.

  • Und wofür braucht es dann den konfessionellen Unterricht an staatlichen Bildungseinrichtungen?

    Das war schon immer so und soll auch so bleiben...

  • Ich würde hier einen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht bevorzugen, der an den richtigen Stellen auf die Feinheiten dieser einzelnen Konfessionen eingeht. Ist aus meinen Augen sinnvoller als sehr viele kleine Lerngruppen zu haben.

    Was bringt dich auf den Gedanken, die Gruppen für evangelischen /katholischen Unterricht seien besonders klein? Ist das bei euch so?


    Bei uns gibt es je nachdem, wie viele SuS im Jahrgang im evangelischen Unterricht , katholischen Unterricht, Islamunterricht oder in Ethik sitzen dann eben 1-2 Lerngruppen pro Konfession. Bei unseren 5ern sind das dann beispielsweise aktuell 2 Ethikgruppen, 1x Islamunterricht, 1x evangelisch, 2x katholisch. Bei rund 140 5ern sind das dann im Schnitt ganz normale Lerngruppen von der Größe her.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nicht alle religiöse Strömungen haben friedliebende Botschaften. Oder religiöse Botschaften werden für politische und gesellschaftliche Macht missbraucht. Ich wäre hier schon sehr vorsichtig, wenn man alles frei in die Religionsgemeinschaften übergibt. Beispiel: Zur Zeit des IS haben sich einige in Deutschland radikalisiert. (Hier nochmals eine kleine Erfahrung: Wenn der Iman lautstark über Lautsprecher aus der Moschee zum Gebet ruft, werden erstmal die Ungläubigen beschimpft. Der Reiseführer wollte uns das lieber nicht wortwörtlich übersetzen.)


    Z.B. hat man bei uns in Bayern erstmal als Experiment den islamischen Unterricht eingeführt. Der islamische Lehrer ist vom Land Bayern angestellt und diesem und dem Grundgesetz verpflichtet. Schön fand ich an unserer Schule gemeinsame Projekte, die in der gemeinsamen Religionszeit gemacht wurden.


    Wichtig finde ich auf jeden Fall, dass man sich in der Schule auf irgendeine Weise mit den wichtigen Religionsgemeinschaften beschäftigt, auch um hier nochmals einen anderen Blick darauf zu vermitteln.

  • Oder religiöse Botschaften werden für politische und gesellschaftliche Macht missbraucht.

    Das in diesem Thread zu lesen ist jetzt einfach nur noch urkomisch ... :rotfl:

  • Ich würde hier einen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht bevorzugen, der an den richtigen Stellen auf die Feinheiten dieser einzelnen Konfessionen eingeht. Ist aus meinen Augen sinnvoller als sehr viele kleine Lerngruppen zu haben.

    Findest du Lerngruppen mit Schülerzahlen zwischen 25 und 34 klein? Wir müssen teilw. zwei Gruppen kR anbieten, weil das 40 SuS oder so machen. Wir sind keine kleine Grundschule, sondern ein vierzügiges Gymnasium. Da ist jetzt die Einrichtung von 4 Reli/PP Gruppen doch wenig überraschend oder? Syrisch-orthodoxe Schüler:innen haben wir pro Jahrgang so 2 bis 3. Daher haben die ihren Unterricht nicht bei uns, sondern eben an anderer Stelle mit Schüler:innen anderer Schulen zusammengefasst.


    Dass ich persönlich eher einen Unterricht über Religion bevorzugen würde (dann aber über alle sog. "Weltreligionen"), ist eine ganz andere Sache.

  • Wichtig finde ich auf jeden Fall, dass man sich in der Schule auf irgendeine Weise mit den wichtigen Religionsgemeinschaften beschäftigt, auch um hier nochmals einen anderen Blick darauf zu vermitteln.


    Ich halte Ethik bzw. Philosophie für völlig ausreichend für diesen Zweck (Ich wäre generell für die Abschaffung von konfessions- bzw. auf eine Religion bezogenen Religionsunterricht an Schulen). Das einzige vernünftige Argument für islamischen Religionsunterricht ist für mich die Extremismusprävention. Aber ich bin mir nicht sicher, ob man im Hinblick darauf überhaupt maßgeblich einwirken könnte, wenn dann nachmittags mit dem Vater doch in die Moschee gegangen wird, wo u.U. sehr fragwürdige Personen in nichtdeutscher Sprache ihre Auslegung verbreiten.


    Wie man es auf jeden Fall nicht macht, kann man in Hessen sehen:


    https://www.faz.net/aktuell/rh…b-in-hessen-18137976.html

  • (Hier nochmals eine kleine Erfahrung: Wenn der Iman lautstark über Lautsprecher aus der Moschee zum Gebet ruft, werden erstmal die Ungläubigen beschimpft. Der Reiseführer wollte uns das lieber nicht wortwörtlich übersetzen.)

    Wo war das denn? Ich war bereits in mehreren islamisch geprägten Ländern, auch abseits des Massentourismus, dies ist mir jedoch nicht begegnet. Im Gegenteil wurde ich stets respektvoll und zuvorkommend behandelt. Die Gebetsrufe waren auch überall identisch. Diese sind ja quasi "vorgegeben".

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Bei uns sind es im Schnitt 2 Ethik, 2x evangelisch, 1-2x katholisch. Islamische Religionslehre wird bei uns nicht angeboten.

    Und, sind das dann Minigruppen von den Schülerzahlen her bei euch in evangelisch/ katholisch oder was lässt dich vermuten, dass es auf solche hinauslaufen könnte?

    Persönlich finde ich, dass wenn man anfängt evangelischen und katholischen Unterricht zusammenzufassen, man einfach direkt komplett auf Ethik umsteigen sollte. Alles andere würde von zu vielen Gläubigen als respektlos wahrgenommen werden sowohl angesichts der Unterschiede, als auch im Hinblick darauf, dass umgekehrt der Islamunterricht an immer mehr Schulen angeboten wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es geht nicht nur um die Gruppengröße bei uns.

    Um keine falsche Erwartungen zu wecken, betone ich an der Stelle noch einmal, dass ich nicht Religion unterrichte, kein Theologe oder Religionspädagoge bin. Dennoch ergab eine kurze Googlerecherche, die natürlich nur erste Anhaltspunkte liefern und nie vollständig Schulpraxis wiedergeben kann, dass das Prinzip des ökumenischen Religionsunterricht kein Hirngespinst ist, sondern scheinbar in einigen schweizer Kantonen und auch auch in NRW (stellenweise) praktiziert wird. So etwas sehe ich eher als Richtungsweisung als ein kompletter Umstieg auf Ethik.

  • Wo war das denn? Ich war bereits in mehreren islamisch geprägten Ländern, auch abseits des Massentourismus, dies ist mir jedoch nicht begegnet. Die Gebetsrufe waren auch überall identisch. Diese sind ja quasi "vorgegeben".

    Es war irgendwo auf dem Land in Äypten vor ca. 6-8 Jahren.

    Kannst du arabisch? Ich kann kein arabisch und musste mich auf die Aussage des ägyptischen Reiseführers verlassen, der uns den Ruf erklärt hat. Ich weiß das deswegen noch genau, weil ich hier schon gestutzt habe. Vielleicht war das ein Muslimbruder, wer weiß. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wie da gerade die politische Lage war, auf jeden Fall fuhren wir immer mit einem bewaffnenten Personenschutz.

    Ich habe auf deinen Einwand mal den Inhalt eines solchen Rufes gegoogelt - wenn ein Muezzin nur ausschließlich das ruft, was man so im Internet findet, ist das auch in Ordnung.

    ........ wurde ich stets respektvoll und zuvorkommend behandelt.

    Kann ich so bestätigen. Für mich besteht auch erstmal kein Zusammenhang zwischen dem Inhalt der Rufe und wie man sich in muslimischen Ländern (als Tourist) bewegen kann bzw. behandelt wird.

  • Es war irgendwo auf dem Land in Äypten vor ca. 6-8 Jahren.

    Kannst du arabisch? Ich kann kein arabisch und musste mich auf die Aussage des ägyptischen Reiseführers verlassen, der uns den Ruf erklärt hat. Ich weiß das deswegen noch genau, weil ich hier schon gestutzt habe. Vielleicht war das ein Muslimbruder, wer weiß. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wie da gerade die politische Lage war, auf jeden Fall fuhren wir immer mit einem bewaffnenten Personenschutz.

    Ich habe auf deinen Einwand mal den Inhalt eines solchen Rufes gegoogelt - wenn ein Muezzin nur ausschließlich das ruft, was man so im Internet findet, ist das auch in Ordnung.

    Kann ich so bestätigen. Für mich besteht auch erstmal kein Zusammenhang zwischen dem Inhalt der Rufe und wie man sich in muslimischen Ländern (als Tourist) bewegen kann bzw. behandelt wird.

    Es mag ja sein, dass es so gewesen ist. Es ist aber ein Einzelfall und das sollte man auch so dazu sagen.


    Ich kann auf arabisch einen Kaffee bestellen... Ich weiß aber, wie ein Muezzinruf klingt und was er bedeutet. Während meiner Reisen klang er bisher immer gleich. Von daher bin ich fest davon überzeugt, dass ich noch keine Beschimpfungen mitbekommen hätte.

    Was on manchen Ländern politisch so läuft, ist ja nochmal eine andere Baustelle. Und wie du seöbst so schön geschrieben hast: Leider wird Religion für politische Zwecke missbraucht. Gerade in weniger gebildeten gesellschaftlichen Kreisen, gelingt das auch eher. Insofern erachte ich es als wichtig, dass religiöse Bildung auch in die Schule gehört. Die Frage ist eben nur, wie dies dort verankert und umgesetzt wird. Leider schaffen es hier in Deutschland die meisten Menschen nicht zwischen Religion, Tradition und Politik zu trennen. Und da würde ich nach dieser Diskussion hier, auch Lehrkräfte nicht rausnehmen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Beim ökumenischen Unterricht gibt es zwei Probleme:
    1) Es müssen beide Fachschaften zustimmen und es liegt nicht in der Hand der Schulleitung / Behörde.
    2) Warum dann eine Unterscheidung zwischen christlich und islamisch und religionslos?

    Das größere Problem bin ich (also der Reli-Lehrer):


    Ich habe nämlich das Lehramt Katholische Religionslehre gewählt und nicht Ökumene

    und ich bin nicht einfach verfügbar.
    (Gibt's eigentlich ne Ökumenische Religionslehre?

    Wenn's die gäbe, dürfte sie auch nicht verwechselt werden mit sowas wie "Interreligiöser Religionslehre".)


    Schon ein einziger Versuch unserer Römisch-Katholischen Fachschaft, die Einheitsübersetzung in beiden Fachschaften einzusetzen, scheiterte an der Evangelischen Fachschaft.


    Es gibt sicher auch andere Erfahrungen; aber was ich von KuK von Beruf- und Weiterbildungskollegs so mitbekomme, muss das dort (meines Erachtens illegal) eingerichtete Fach "Religionslehre" für die meisten KuK der blanke Horror sein ob der Streitigkeiten gerade unter den muslimischen Student*innen unterschiedlicher islamischer Glaubensrichtungen.


    Und religionslosen Unterricht gibt's doch ganz selbstverständlich, Gott sei Dank!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    3 Mal editiert, zuletzt von Websheriff ()

  • Es geht nicht nur um die Gruppengröße bei uns.

    Um keine falsche Erwartungen zu wecken, betone ich an der Stelle noch einmal, dass ich nicht Religion unterrichte, kein Theologe oder Religionspädagoge bin. Dennoch ergab eine kurze Googlerecherche, die natürlich nur erste Anhaltspunkte liefern und nie vollständig Schulpraxis wiedergeben kann, dass das Prinzip des ökumenischen Religionsunterricht kein Hirngespinst ist, sondern scheinbar in einigen schweizer Kantonen und auch auch in NRW (stellenweise) praktiziert wird. So etwas sehe ich eher als Richtungsweisung als ein kompletter Umstieg auf Ethik.

    Ökumenischer Religionsunterricht wird auch in anderen Bundesländern unterrichtet, z.B. bei uns und die Schulgottesdienste kenne ich nicht anders als ökumenisch, ich meine, das war schon bei mir als Schülerin so.

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